Globetrottertreffen in Zellerreit

29.05. - 01.06.97


Wie bereits in den Vorjahren pilgern auch diesmal Hunderte von Globetrottern zur GPS-Koordinate N48° 01.7501' E012° 08.63334', einer Campingwiese in einem Tal kurz vor Zellerreit, zu der vom Därr Expeditionsservice organisierten Veranstaltung.

Gute alte Campingwiese - buntes Gemisch aus Expeditionsfahrzeugen ...

Bereits ab den frühen Morgenstunden füllt sich die Wiese mit allem, was man sich als Globetrotter vorstellen kann ... 

Es kommen Radfahrer, Motorradfahrer und Cabriofahrer mit Zelten, weiterhin Pickups mit campingfähigen Hardtops und vielen Varianten von Expeditionskabinen sowie um- und ausgebaute geländegängige LKW's, die teilweise wahre Bollwerke des Expeditionstourismus darstellen. 

Auch die alljährlich in Zellerreit zu sehenden Fahrzeugkuriositäten sind auch diesmal wieder zahlreich vertreten ...

Alljährlich zahlreich vertreten ... ... auch jede Menge Fahrzeugkuriositäten ...

Inmitten der Wiese entsteht das exklusive "Fort Langer & Bock" unter (geplanter?) Mitwirkung einer Vielzahl von Inhabern dieser Kabinen.

Schnell entsteht Flohmarktstimmung, denn viele packen Sachen zum Verkauf aus. Wir sehen uns mehrfach um und müssen aber leider feststellen, daß die Mehrzahl der dargebotenen Artikel ein Fall für den Sperrmüll sind. Aber, so trösten wir uns, es kommt ja noch "der Därr" mit seinem Sonderverkauf.

Kaum ist Klaus Därr angekommen, schon eilt er von Besucher zu Besucher, um das Programm zu verteilen. Freund Kurt ("Kranich") fragt nach, ob es möglich wäre, ein GPS zu kaufen und auszuwählen zwischen dem Garmin II und dem Garmin 12. Herr Därr wird fast heftig, ja geradezu temperamentvoll und meint sinngemäß: "Also ein GPS zum Anschauen, Vorführen oder gar zum Ausprobieren gibt es nicht. Nur bei fester Kaufzusage wird ein GPS zur Verfügung gestellt. Zwei GPS zur Auswahl werden nicht mitgebracht, auch wenn man sich verpflichtet, eines der beiden zu erwerben." Bei soviel Elan und Engagement im Vertrieb ist es Kurt nicht zu verdenken, daß er sein GPS später woanders kaufen wird ...

Wir hören auch von anderen Besuchern, daß die Drohung, ein GPS kaufen zu wollen, in diesen Tagen noch mit etlichen Argumenten abgeschmettert wird - das GPS als absoluter Verkaufsschlager wird allerdings bereits in wenigen Jahren solche Sprüche ad absurdum führen:

  • Das ist zu beratungs- und reklamationsintensiv,
  • Nach Bearbeitung einer (unbegründeten) Reklamation werden DM 70,- verlangt, was nur Ärger erzeugt,
  • Der GPS-Verkauf lohnt sich nicht, da nur DM 20,- Handelsspanne bestehen,
  • Die Leute können damit nicht umgehen,
  • Der Verkauf von Benzinkanistern sei angenehmer wegen höherer Handelsspanne und geringerem Beratungsbedarf.

Windturbinen und -räder warten auf die nächste Böe ...Auch ich wurde vor einigen Monaten bei einer berechtigten Reklamation darauf hingewiesen, daß ein GPS kein Handy sei - nun Herr Därr, Frauen gehören Ihrer Meinung nach wohl an den Kochtopf, aber nicht an ein GPS?!

Aber wie dem nun mal sei, Klaus Därr verkauft in diesen Tagen nun anscheinend mal lieber beratungsarme Benzinkanister und teilweise durchgerostete Sandbleche, wie man sehen kann. Jedoch hat der Stand am ersten Tag dieses noch nicht anzubieten, nur einige Plastikkisten, Kataloge und vereinzelte Reiseführer tummeln sich auf dem Verkaufsregal. Aber eigentlich sind sich alle einig, man kommt ja schließlich nicht wegen "dem Därr" zum Treffen.

Wir besuchen am ersten Abend den Vortrag über Oman von Peter Franzisky - sehr informativ und mit schönen Bildern zu den arabischen Städten. Uns wäre weniger Stadt und Kultur und mehr Wüste und Natur lieber gewesen, aber das ist Geschmacksache.

Nach unserer Rückkehr zum Camp sind es nur noch 5°C, was uns nicht davon abhält, draußen zusammen zu sitzen. Wir kochen bis weit nach Mitternacht heißen Karawanentee (mit Rum) und lauschen im Schein der Fackeln, Windlichter und Benzinlampen Geschichten aus Arabien, Jordanien und Lappland ...

Expeditions-LKW mit Windgenerator ...Am nächsten Tag meint es das Wetter weiterhin sehr gut mit uns. Die Sonne scheint und leichter Wind läßt uns unsere Windräder und -turbinen auspacken. Wegen der Stromleitung über der Wiese können wir unsere Drachen aber leider nicht starten.

Einige Meter weiter entfernt wird uns vorgeführt, daß der Wind nicht nur zum Spaß dient. Ein Windgenerator auf einem Expeditions-LKW zeigt, daß alternative Energiegewinnung nicht nur der Sonne vorbehalten ist. 

Fasziniert lassen wir uns Aufbau und Funktionsweise des Generators von einem begeisterten Anwender und Vertriebler vorführen: sofort nimmt Rolf Heckmann unser Gefährt in Augenschein, um Möglichkeiten eines Einbaus zu prüfen. Leider ist unsere Batterie zu klein - der Windgenerator wäre permanent unterfordert. 

Dennoch für alle, die sich hierfür interessieren (mit Batterien ab 80 Ah 12V/24V), haben wir seine Adresse: Tradewinds AIR Windgeneratoren Rolf Heckmann, Sperlingweg 3, 89542 Herbrechtingen-Bolheim.

Schon bald gesellt sich ein IFA W50 aus Quedlinburg zu uns: Es ist Nicol, der bereits nach kurzer Zeit mit uns eine "Wagenburg" errichtet - wobei sich der Explorer allerdings ziemlich klein macht neben seinem ausladenden Gefährt: Ein echtes Entdeckerfahrzeug. 

Zuerst wird der ca. 12 m hohe Antennenmast ausgefahren und wir befestigen an der Spitze einen Windsack - soll doch niemand sagen, wir hätten unser ganzes Drachen-Equipment völlig umsonst nach Zellerreit gekarrt!

Dann wird das Cockpit des IFA erklommen, der Überblick ist ebenso beeindruckend wie der Copilotenplatz für Leo: Auf der Mittelkonsole weich gepolstert ein Lagerplatz für die riesige schwarze deutsche Dogge, einem offensichtlich begeisterten Expeditionshund, der uns nach und nach mit seinem "umwerfenden Charme" ins Herz schließt (man beachte nur die Einstiegsrampe für Leo an der Rückseite des IFA) ...

Wagenburg mit IFA W50 ... ... und Dogge Leo als Wachposten für Karsten ...
Gelungene Kombination: Antenne, Windturbine und Leo-Laufsteg  ... Grillrunde am Nachmittag: Treff künftiger Autoren ...

Wir beschließen die Gunst des Wetters zu nutzen und veranstalten einen Grillnachmittag, an dem sich - wie man später wissen wird und das Bild oben rechts zeigt - offensichtlich jede Menge künftiger Autoren des Explorer Magazins treffen, die offenbar auch alle Besitzer eines CB-Funker QRZ (Rufzeichens) sind. Im Bild von links nach rechts, unseren Lesern bereits bekannt:

Der Grillabend geht nahtlos in den restlichen Abend über und ist so gemütlich ist, daß wir den Vortrag von Marianne Sutter und Andreas Dostmann über den Tschad verpassen. Die zurückkehrenden Besucher berichten, daß der Vortrag sehr schön war. Schade!

Die Temperatur fällt wieder auf 5°C, Tee und Kaffee sind willkommene Ergänzungen zur Fachsimpelei am Lagerfeuer. Schließlich montieren wir am IFA noch die Tarnabdeckung für die Scheinwerfer und probieren sie aus. Sie funktioniert!

Diese Nacht wird mit 1°C die kälteste, aber wen kann das im Daunenschlafsack schon erschüttern ...

Auch der dritte Tag vergeht wie im Flug. Einige sind bereits wieder abgereist, neue sind hinzugekommen. Ein stetes Kommen, Aufbauen, Schauen, Ratschen, Abbauen und Gehen verschafft dem Treffen eine rege Dynamik.

Den ganzen Tag freuen wir uns schon auf den Islandvortrag am Abend, schließlich sind wir selbst echte Islandfans. Der Vortrag verspricht einen erfrischenden Kontrast zu den ständigen Themen Afrika und Vorderasien. Doch man ahnt es schon: Der Islandvortrag beginnt mit einem halbstündigen Bericht von Klaus Därr über die Grenzen in Afrika und Vorderasien. Wären diese Ausführungen nicht bei den Vorträgen zum Tschad und Oman besser plaziert gewesen?

Bald geht es los - die Erwartung, was uns die Reisebuchautoren Barbara und Jörg-Thomas Titz berichten werden, ist groß.

Es wird dunkel, die ersten Bilder erscheinen. Auf den hinteren Plätzen erkennen wir nichts. Jedes Recken des Kopfes wird mit wütenden Ausbrüchen der noch weiter hinten sitzenden kommentiert. Der Vortrag wird monoton vom Blatt abgelesen, die Leserin kennt scheinbar Teile des Vortrags nicht, sie kommt oft ins Stocken, die Ortsnamen werden falsch ausgesprochen, Geschichten unvollständig erzählt, Zwischenfragen und Kommentare aus dem Publikum ignoriert, die Bilder passen nicht immer zum Text, sind unscharf und auch die Bildausschnitte lassen zu wünschen übrig ...

Da wird z.B. hingewiesen: "Hier sehen Sie einen Gletscher" - Das Bild ist im Hochformat und besteht zu 98% aus Himmel - am unteren Rand ist für die vorne Sitzenden ein kleiner weißer Streifen zu sehen.

Wir sind enttäuscht - die Faszination der Insel bleibt den Zuschauern und Hörern verborgen. Aber wir sehen auch die positive Seite - wer in diesem Vortrag war, wird kaum Lust verspüren, Island zu besuchen - wieder einige Touristen weniger, die durch das Hochland irren ...

Trotz der kalten Nacht sitzen wir wieder zusammen und lassen den Tag ausklingen.

Am letzten Tag herrscht rege Aufbruchstimmung, schnell werden noch die letzten Adressen ausgetauscht.

Alles in allem war das Globetrottertreffen eine nette Veranstaltung für jung und alt, um sich mit Gleichgesinnten auszutauschen über Fahrzeuge, Expeditionsausstattungen und Reiseziele.

Treffpunkt für jung und alt ...

Wir werden es auch im nächsten Jahr sicher wieder besuchen und vielleicht gibt es dann auch mal spannende Vorträge zu Südamerika, Australien oder Fernost ..?


© Text/Bilder 1997-2002 Sixta Zerlauth


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