Drachen: Wieder ein Start an der Westküste ...


Februar 2004: Die Fahrt zu unserem langjährig bekannten Punkt "Kite02" (N28°42,63962´ W013°53,66791´) soll er schon schaffen am heutigen Tag, der gute Opel Astra - er kann ja schließlich auch nichts für die Panne bei der Reservierung, die uns diesmal um den sonst üblichen Geländewagen bringt.

Und diese Fahrt erweist sich auch nicht als das Problem: Zu fest ist der Pistenuntergrund trotz einiger Sandpassagen auf dem ersten Stück hinter dem Leuchtturm von El Cotillo in Richtung Corralejo, als dass selbst unser Notvehikel hier Probleme bekommen könnte. 

Und so ist auch diesmal hier eine "Fiesta de Cometas" angesagt, ganz so wie wir es uns bereits beim letzten Start an dieser Stelle gewünscht hatten - viele unserer Drachen kommen bei diesem Aufenthalt wieder zum Einsatz ... 

Quad-Meisterschaft in den Dünen von El Cotillo?

Auffällig diesmal, dass trotz des fehlenden Schiffs des Nordens ein reger Verkehr an diesem Pistenabschnitt herrscht, der stärker zu sein scheint als noch vor Jahren: Nicht nur Quadfahrer, sondern auch viele Touris mit Geländewagen fahren vorbei oder halten in der Nähe wegen unserer Drachen-Fiesta.

Und auch diesmal wieder dabei: Ein Leser, der unseren Drachenplatz aus früheren Fuerte-Berichten offenbar bestens kennt und mitsamt seinem Mountainbike bei uns eine Pause einlegt. Werner Baches hat uns erkannt, er macht gerade Urlaub auf der Insel und berichtet uns von seinem ausgefallenen Hobby, das sich ebenfalls um Drachen und Windspiele dreht: Auf seiner Webseite ColorMotions kann man mehr zu diesem Thema lesen - wir wünschen ihm viel Erfolg bei seinen weiteren Experimenten in dieser Richtung, vielleicht trifft man sich ja auch woanders einmal wieder!

Angeln am Faro de Toston ... Es geht auch ohne Geländewagen ... Fiesta vor dem Maravilla - es geht auch in El Cotillo ...
Auch für Hunde hochinteressant: Das Jumping Wheel ... El Cotillo Touristen informieren sich ...
Touri-Aufmarsch an unserem Drachenplatz am Leuchtturm ... Auch ein Leser kommt vorbei: Werner Bache berichtet von ColorMotions ...

Ganz klar, dass wir während der kommenden Tage mit unserem Opel Astra zunehmend mutiger werden: Im Gegensatz zu den vielen Fremden, die wir vor Jahren noch mit dem Geheimnis des Festfahrens vertraut gemacht haben, können wir diesmal die Schaufel ganz für uns allein einsetzen. Den Astra frei zu schaufeln, ist ein wahres Vergnügen: "Dauer der gesamten Befreiungsaktion: ca. 5 Minuten ..."

Immer tiefer geht es hinein in die Dünen und schließlich wird das "Jumping Wheel" ausgepackt, das auch viel Freude für plötzlich herrenlose Hunde am Strand bereitet: Da die Windrichtung passt, wird es an der Abschleppöse des Opels befestigt, eine Windböe abgewartet, der Rückwärtsgang eingelegt und frei ist unser "Geländewagen" - warum schaufeln eigentlich Sahara-Fahrer immer so viel ..?

Warum nicht auch mal das eigene Auto freischaufeln ..? ... wie immer hilft das Jumping Wheel beim Abschleppen ...

"Cometas Nico" und wie alles anfing ...

Nicht nur in den Bereich von El Cotillo und seinem Leuchtturm treiben uns die Drachen bei diesem Aufenthalt auf der Insel, sondern selbstverständlich auch wieder nach Corralejo - hier lag schließlich Ende der achtziger Jahre der Ursprung für die Begeisterung des Explorer Teams für alles, was mit Drachen zusammen hängt. 

Und nicht nur die Plaketten von den frühen Drachenfesten auf Fuerte, die wir bereits in unserem Beitrag vor 4 Jahren über Drachenläden und Drachenfeste erwähnt haben, sind auch heute stets dabei. Ebenso ist es die Erinnerung an einen Mann, der großen Anteil daran hatte: Cometas Nico, der legendäre Holländer, der einst seinen Drachenladen "Via Col Vento" hier an der Plaza Chica hatte ...

Noch heute immer dabei: Erinnerungen an Drachenfeste ... ... und an die Via Col Vento ...

Wieder machen wir unseren regelmäßigen Besuch bei dem Nachfolger von Nico: Auch heute sitzt Claudio in seinem nach wie vor noch "Via Col Vento" benannten Laden an der Avda Generalissimo Franko. Wie schon früher erzählt er uns auch diesmal, dass sein Geschäft seit November des letzten Jahres rückläufig ist - allerdings kommen nun tatsächlich massenhaft Engländer, die deutsche Kundschaft weitgehend ersetzt hat. Auch die November-Drachenfeste finden immer noch statt - auch die nun dominiert von britischem Einfluss.

Und dann kommt die Sprache auf den ehemaligen "Cometas Nico", womit wir bei einem tragischen Kapitel unserer Nachschau angelangt sind. Nur allzu gut erinnern wir uns noch an Nicos Worte, als er plante, in seinem Fischrestaurant Sotavento 10 Jahre lang hart zu arbeiten und sich dann zur Ruhe zu setzen. Dieses Ziel hat er auch erreicht: Nach 10 Jahren verkaufte er im Oktober 2000 das Lokal und trat seinen erwarteten Ruhestand an. Nur leider konnte er ihn nicht lange genießen: Im März 2001 hatte Nico bei einem Überholmanöver einen tödlichen Verkehrsunfall ... (siehe dazu auch unseren Nachtrag unten).

Im Laden  Via Col Vento: Auch 2004 zu Besuch bei Claudio ... Nicos Tochter hat einen neuen Laden aufgemacht: Cometas Nico ist wieder da ...

Wir verabschieden uns ein weiteres Mal von Claudio und machen uns erschüttert wieder auf den Weg zum Hafen: Noch im Jahr vor seinem tödlichen Unfall hatten wir Nico in El Cotillo an einem Sonntag zum letzten Mal getroffen - wer hätte das damals geahnt und was hätte man ihm seinerzeit noch als letztes sagen können ..?

Wir staunen nicht schlecht, als wir am Restaurante Sotavento vorbei gehen und an der Uferpromenade ankommen: Ein uns noch unbekannter Drachenladen namens "Cometas Nico" hat dort eröffnet! Klar, dass wir hier im Laden nachfragen: Die Ladenbesitzerin stellt sich als die Tochter von Nico vor - Ende der achtziger Jahre war sie eines der Kinder, das von Nicos Frau zu uns an den Strand südlich vom Oliva Beach gebracht worden war, wo wir mit Nico neue Drachen ausprobierten ...

Wir verabschieden uns auch von der jungen Frau und wünschen ihr alles Gute mit diesem so traditionsreichen neuen Drachenladen - wer weiß, ob und wann wir hier noch einmal vorbei kommen ...


Nachdenkliches ...

Zwei Tage später sitzen wir nachdenklich wieder im Flieger nach München: Vieles hat sich geändert in den letzten vier Jahren auf der Insel - der Niedergang durch den Massentourismus scheint kaum noch aufzuhalten. 

In einer Zeit, da Corralejo zur Hauptansiedlung für Fuerte-Touristen geworden ist und nun auch El Cotillo vom ehemals gepriesenen Zustand der Ursprünglichkeit weiter denn je entfernt ist, bleibt vor allem noch die Einsamkeit auf Pisten und an abgelegenen Küsten und Stränden. Vorbei erscheint allerdings die Zeit, in der die Insel noch eine extrem starke Anziehungskraft auf solche Reisende ausüben konnte, die weitab vom kanarischen Trubel die Vorteile genießen wollten, die einst der Norden Fuerteventuras bot.

Trotz alledem wird sicher in diesem Magazin eine weitere Nachschau folgen, und wenn es nur für einen Besuch bei der American Star ist ... 


1. Nachtrag, Ende Mai ´04: Mehr zum Verkehrsunfall von "Cometas Nico"

Wir erhielten zum tödlichen Verkehrsunfall von "Cometas Nico" die folgende Nachricht von seiner Schwester, die den Ablauf des tragischen Vorfalls aufklärt, der uns vorher in Corralejo nur ungenau und wohl teilweise falsch berichtet worden war. Wir danken Judith de Heer für diese Mitteilung! 

Nico hat sein Restaurant Sotavento im Oktober 2000 verkauft. Am Dienstag, den 20. März 2001, hatte er den Verkehrsunfall, es war nach der Karnevalszeit.

Zuerst hatte er an diesen Tag seinen Sohn in die Schule gebracht und danach war er auf dem Weg nach Puerto del Rosario über La Mantilla. Von Alkoholeinfluss war keine Rede, das wurde uns am 21. März von einem Arzt in dem Krankenhaus von Porto del Rosario bestätigt, wo Nico aufgebahrt war, ebenso am 22. März im Gericht von Porto del Rosario von dem Gerichtsarzt, der Nico nach dem Unglück untersucht hat. ...

Einnerungen ans Jahr 1990: Unterwegs mit Nico und Claudio in der Nähe vom Oliva Beach Hotel ... In Erinnerung an "Cometas Nico" ...

Zum Unfallhergang selbst: Es war kein Frontalzusammenstoß, aber er hatte ein Überholmanöver gestartet, dann ein anderes Auto in der Kurve gesehen und wollte zurück nach rechts. Da das Auto neben ihm bremste, prallte er auf dieses Fahrzeug und fuhr dann mit der linken Seite vor einen betonierten Wasserabfluss.

Er war wohl angeschnallt, wie er es immer war, aber wie Sie wissen, sind die Spanier auf den Kanarischen Inseln und dem Festland in einem Dorf oder einer Stadt dazu nicht verpflichtet. Der Airbag seines Fahrzeugs funktionierte wohl deshalb nicht, weil das Fahrzeug nicht frontal auf den Beton aufprallte.

Am Freitag, den 23. März, haben wir Nico auf dem Friedhof von La Oliva beerdigt und wirklich Hunderte von Leuten standen auf dem Platz vor der Kirche in Corralejo. Er war sehr beliebt bei der einheimischen Bevölkerung und noch immer öffnen sich alle Türen, wenn ich sage, dass ich die Schwester von Nico bin.

Mit freundlichen Grüßen,
Seine Schwester Judith de Heer und Schwager Piet Koets


2. Nachtrag, März ´06: Steinbarrieren bei "Kite02" - Gegenschlag vom "Medio Ambiente" ..?

Nur wenig erstaunt sind wir bei unserem jüngsten Aufenthalt Fuerte 2006 in Corralejo, dass Cometas Nico´s Tochter (siehe oben) mittlerweile überwiegend nur noch Schmuck in ihrem Laden anbietet - die Zeit der Drachen, der "Cometas" wie noch bei ihrem Vater, ist hier in diesem Ort nun wohl endgültig vorüber ...

Nicht schlecht dagegen staunen wir allerdings, als wir ebenfalls bei diesem Aufenthalt auch wieder bei dem schon seit vielen Jahren von uns erwähnten Punkt "Kite02" vorbeifahren: Gleich mehrfache Steinbarrieren sollen nun verhindern, dass Fahrzeuge an diesen von uns mittels GPS-Koordinaten genau bezeichneten Punkt gelangen können - nach unserem damaligen Bericht ein seit langem vom "Medio Ambiente" geplanter Gegenschlag ..?

Steinbarrieren bei "Kite02" - ein Gegenschlag ..? :-))

Auffallend natürlich, dass im Gegensatz zum gesamten anderen Bereich des Strandes, wo nun mittlerweile einfache Steinbarrieren aufgeschichtet wurden, gerade an diesem Punkt eine mehrfache Barriere zu finden ist - Zufall ..?

Auf jeden Fall ließen wir uns nicht beirren: Da auf der gegenüber liegenden Seite der Piste noch keine Absperrung besteht, parkten wir diesmal halt dort und veranstalteten genau an der üblichen Stelle wieder eine eine neue "Fiesta de Cometas" - eigentlich für uns nun noch besser, da die Wahrscheinlichkeit von dort gegen unsere Leinen fahrenden Fahrzeugen durch die Barrieren deutlich reduziert wurde. Gegenschlag also voll gescheitert!? Aber was mag nun folgen ..?

Fiesta muss sein - auch 2006 ...


3. Nachtrag, März ´07: Kunst an allen Orten ...

Selbstverständlich haben wir auch bei unserem diesjährigen Aufenthalt wieder so einiges ausgepackt - eine "Kunstdarbietung" von uns gegen "Kunst" in unmittelbarer Nähe: Als Verantwortliche für die Bausünden der Vergangenheit rund um den "Geister-Kreisverkehr" wurden im Rahmen dieser Aktion u.a. deutsche Einwanderer genannt, die die einheimische Bevölkerung überfremdet haben!

Nun ja, von diesem Humbug hatten wir noch keine Kenntnis, als wir nur wenige Tage vor Aufstellung dieser Schilder unsere Drachen hier und in El Cotillo steigen ließen - nach wie vor ein angenehmer Zeitvertreib, und wie man sieht kann man ja in diesen Tagen nicht genug Kunst ansammeln ...

Wieder vor Ort ... ... und Kunst wohin man schaut ...

4. Nachtrag, Januar ´08: Privates Drachenfest ...

Und hier noch ein Fuerte 07-Filmausschnitt, den wir ganz zeitgemäß natürlich bei YouTube hochgestellt haben ..!


5. Nachtrag, Februar ´10: Wieder im Westen ...

Wie schon in unserem Beitrag Auf den Spuren der Blasenindustrie geschildert wurde (), hatten wir nach mehr als einem Jahrzehnt wieder einmal Kontakt mit der Operettenarmee des "Medio Ambiente", der hier vor Ort Garant für eine naturbelassene Insel ist, die sich voll dem Umweltschutz unterordnet

Da sich diese Truppe zum Glück nicht mit täglichen Bausünden befassen und der Realität Fuerteventuras widmen muss, hat sie erfreulicherweise nach wie vor Zeit, sich vom europäischen Steuerzahler gestützt damit zu beschäftigen, dass ein Fahrzeug zehn Meter auf eine Piste zurückgesetzt wird - die Umwelt der Insel wird es diesen Helden danken! 

Bevor sie uns wieder wie damals das Steigenlassen von Drachen verbieten konnten, haben wir dann unseren Standort für den Rest des Aufenthaltes auf der Insel verändert - "der Punkt "Kite02" ist damit nun auch Geschichte. GPS-Koordinaten unseres neuen Punktes "KiteGeheim" gibt es diesmal nicht - schließlich muss man davon ausgehen, dass auch die Umwelthelden mittlerweile problemlos mit so einem Gerät umgehen können ...

Der Rest war dann ein voller Erfolg: Neben schon bekannten Drachen auf der Insel hatte diesmal auch ein Neuling Premiere und selbst ein paar ganz alte kamen endlich wieder einmal an den Start ...

Erneut vor Ort in 2010 ... Bei Touristen gern gesehen ... ... wieder ein voller Himmel bei El Cotillo ...

© 2004-2010 J. de Haas