Offroadvideos-Filmabenteuer (2):

Albanien - Das vergessene Land ...

Neuer Film aus der Serie: "Unsere Abenteuer in Europa" 


Auf in ein vergessenes Land ..."Die Filmemacher und Abenteurer, Horst Fischer und Karin Drews, präsentieren ihren Film über ein vergessenes Land mitten in Europa. In ursprünglicher Form hält dieses Land atemberaubende Natur und spektakuläre Straßen bereit.

Mit ihrem Unimog sind sie auf den Wegen Albaniens unterwegs. Die Reise führt über geschichtsträchtige Straßen, kaum befahrene Pisten, durch kleine Dörfer und an einsame Kiesstrände. Dabei begegnen ihnen fröhliche, aufgeschlossene, interessante und vor allem gastfreundliche Menschen dieses Balkanstaates." 

Wieder haben wir eine DVD mit einem neuen Film von Horst Fischer und Karin Drews von offroadvideos.de vor uns: Nach den beeindruckenden Filmen über die Pyrenäen und andere Reiseziele, über die wir bereits berichteten, hatten wir uns zwischenzeitlich bereits TUNESIEN angeschaut - auch dieser Film aus 2005 ein mehr als sehenswertes Werk. 

Nun also auf nach Albanien - der Balkanstaat wird seit seiner Öffnung für westliche Besucher derzeit noch allgemein als exotisches Reiseziel eingestuft. Und so ist auch der Einstieg in den Film entsprechend - Denkmäler am Wegesrand zeigen, mit was für einem wilden Land wir es hier zu tun haben - nicht nur politisch und zwischenmenschlich, sondern auch verkehrstechnisch: Hier liegen überall Verkehrstote - ein Tribut an die neue Zeit ... 

Wieder geben uns die Macher von offroadvideos.de viele Informationen über Politik, die Landschaft und die Menschen. Die Reise durch das Land der Skipetaren, also der "Gebirgsleute", wie wir lernen, erweist sich als recht spannendes Abenteuer auch für diejenigen, die ihren Karl May bereits vergessen haben. Vorbildliche Karten zeigen bei diesem Film wieder, wie und wo wir uns bewegen, und ein neuer Sprecher beweist, dass es nun ganz professionell in Richtung Fernsehen geht - sicherlich kein Fehler, auch wenn ein ganz klein wenig Gemütlichkeit und Authentizität nun fehlen mögen, die Horst Fischer und Karin Drews auch als Sprecher in ihre früheren Filme bringen konnten.

Wieder geht es durch malerische Landschaften ... ... und zu historischen Stätten: Blick auf Skoda ...

Die Filmreise findet 2005 statt und führt zu einer freundlichen, aufgeschlossenen Bevölkerung, die sehr viel Anteil nimmt an der Gruppe, die zu ihnen aufgebrochen ist: Neben dem vertrauten Unimog von Horst und Karin diesmal dabei ein Mazda Pickup (über dessen neue Wohnkabine wir in einem anderen Beitrag berichten), ferner zwei Motorräder - ein kleiner Konvoi, der die oft bizarren Höhenzüge und die malerischen Landschaftspassagen kreuzt.

Und die Menschen in Albanien haben es tatsächlich in sich: Zunächst trifft die Gruppe zwei Ordensschwestern aus dem Allgäu, die dort Hilfe für die Ärmsten der Armen in einer Sozialstation bringen: Gracias und Bernadette in Fushes Arres verteilen Medikamente und kümmern sich um Ernährungsprobleme bei den oft unterernährten Kindern - die Stiftung Hilfswerk Deutscher Zahnärzte in Göttingen ist hier ebenfalls beteiligt. Lustig ist es dann schon zu sehen, wie das Allgäuerisch der beiden Ordensschwestern im Film mit Untertiteln versehen wird - für ein Publikum, das diesen Dialekt so wenig versteht wie das Albanisch der Einwohner ..?

Die Schwestern warnen vor Raubüberfällen im gebirgigen Norden des Landes und erzählen einiges über die nicht ganz einfachen zwischenmenschlichen Beziehungen. Ein Dorf wird besonders erwähnt, in dem keine Familie in Blutrache lebt - etwas ganz besonderes in diesem Lande, das komplizierte Familienverhältnisse hat und in dem Verhaltensregeln von vor 500 Jahren befolgt werden - und deren Leben nach dem "Kanun" kein Vergeben und kein Verzeihen kennt, sondern nur die Rache, und wenn es nach Jahrzehnten ist ...

Kann man der Brücke trauen ..? Gastfreundschaft allerorten ...

Dennoch funktioniert aber die Völkerverständigung mit unseren filmenden Reisenden ganz hervorragend: In der Kneipe sitzt man bei selbst gebranntem Schnaps zusammen mit Bürgermeister und Pfarrer; auch unterwegs darf man hier keine Einladung ablehnen, es wäre eine Beleidigung. Und wer würde sich das schon trauen im Land der Blutrache? Also wird man die Einladung annehmen, sei es zum Kaffee oder zum Raki - auch ein Schnaps, der den Reisenden sichtbar mundet.  

Historie und Politik: Viele Infos gibt der Film wieder, so erfahren wir zum Beispiel die Geschichte von Skoda und seiner Festung; wir erfahren von der osmanischen Herrschaft, von Skanderberg, von Enver Hoxha und seinen angeblich bis zu 700.000 Bunkern, die jeden Grad und jeden Höhenzug des Landes zu übersähen scheinen ...

Das Erbe von Enver Hoxha: Rund 7.000 Bunker im Lande ... Selbst der Badestrand sollte verteidigt werden ...

Auch die "Straßen" haben es in sich, auf denen das Team oft nur mühsam voran kommt: Man stelle sich vor, auf einer solchen Hauptstraße mit Pistencharakter den Luftdruck verringern zu müssen, um dann zwischen LKW´s in Richtung Kosovo zu holpern - undenkbar? Nein, hier nicht!

Wir sehen im Film Ortschaften, die uns an unsere Reise Baltikum 04 erinnern: Auch in Lettland waren wir durch Städte gefahren, wo Pisten die Hauptstraße darstellen und Riesenschlaglöcher mit seengleichen Pfützen den Fußgänger erwarten.

Da private PKW´s während der kommunistischen Herrschaft in Albanien verboten waren, ist das heutige Verkehrsnetz dementsprechend: Sehr viele übelste Pisten erwarten den Reisenden, der sich ohne Geländefahrzeug vielerorts schwer tun wird. Aber das gibt auch schöne Bilder: Und wieder schwankt der Unimog, man muss schon mal umkehren im Bach, der die Ortspiste darstellt, und wenn man bei LKW-Gegenverkehr mal eine längere Pistenstrecke rückwärts zurücksetzen muss, erhält man dafür wenigstens zum Dank minutenlanges Winken der Besatzung ...

Wir lernen im Film historische Straßen kennen oder mit dem Ohrit-See einen der ältesten Seen der Welt, wir erfahren viel über die Möglichkeiten, sich in der Abgeschiedenheit der menschenleeren Bergregionen oder an leeren Kiesstränden erholen zu können, ebenso sehen wir aber auch die vielerorts ganz einfach angezündeten Mülldeponien mitten in der Landschaft, die darauf hinweisen, dass hier europäische Standards noch weit entfernt sind.

Und wenn wir schließlich noch Zeuge werden, wie gemütlich es dann werden kann, wenn man irgendwo in der Einsamkeit noch ein (!) Expeditionsmobil anderer Reisender trifft, dann kann man schon verstehen, wenn man mit diesen direkt Bekanntschaft schließt. Am Ende der Reise wird man womöglich ebenso wie die Filmemacher feststellen, dass es bedauerlich ist, dass dieses Land so in Vergessenheit geraten konnte - und vermutlich noch eine ganze Zeitlang bleiben wird.

Wer aber dennoch heute schon zu diesem in der Tat noch recht exotischen Reiseziel vor unserer Haustür aufbrechen will, dem sei der neue Film von Horst Fischer und Karin Drews wärmstens empfohlen - eine bessere Reisevorbereitung, als sich diese DVD zusätzlich zu aller Reiseliteratur anzuschauen, können wir uns kaum denken ...


© 2006 J. de Haas, Bilder: offroadvideos.de     


Nachtrag, Juni ´06: Reisebericht

Aufgrund des derzeit großen Interesses an Albanien weisen wir an dieser Stelle noch einmal auf den Reisebericht aus dem Jahr 2003 in unserem Magazin hin, der schon damals viele Leser fand und zeigte, dass das Balkanland ein spannendes Reiseziel sein kann: