Winter Tipi Lager 2013:

Das fünfte Treffen in Munster Kreutzen ...


Inzwischen schon ein Klassiker in zweierlei Hinsicht: Vom 08. bis 10.02.2013 lud Albert Dörp von Absolut Canoe schon zum fünften Mal zum Zelten ein in der hoffentlich verschneiten Nordheide bei Munster Kreutzen. Und "the same procedure as every year"   - es wurde Winter und es lag Schnee!

Zunächst mehr als manchem lieb war, doch dann, wie schon die Jahre davor, war erst einmal Schluss mit lustig: Es wurde ein bisschen Frühling und der Schnee schmolz dahin. Kurz vor dem Termin des WTL wurde ein erneuter Wintereinbruch angekündigt. Ja ja, nach den Erfahrungen der letzten Jahre kam der Verdacht auf, dass Albert schamanische Fähigkeiten anwendet, um das "W" im WTL auch zu rechtfertigen. Die Aussichten waren somit kalt und es sollte schneien - also gute Nachrichten ..!

Da das Zelten mit Ofen und das WTL überhaupt einfach Spaß macht, hatte ich beschlossen, eine Nacht länger zu bleiben. So fuhr ich einen Tag früher los, also bereits am Donnerstagmorgen. Dieses Jahr sollte es kein Bogenschießen geben und ich brauchte somit auch keine 3D-Ziele mitbringen. Der Hänger konnte ebenfalls daheim bleiben und so musste ich nur das Auto packen. Es war mir ganz recht, denn bei der Abfahrt schneite es auf Teufel komm raus und ich war froh, ohne Anhänger unterwegs zu sein. Nach reichlich Schnee im Sauerland kam eine Strecke absolut ohne eine Flocke, und erst kurz nach Hannover sah man wieder ein bisschen weiß in der Landschaft - Alberts Vodoo begann zu wirken ...

Als ich am späten Vormittag ankam, betrug die Temperatur knapp unter 0°C und ein hauchdünner Schneefilm bedeckte die Landschaft um das Wäldchen herum. Der Waldboden selber war nur stellenweise weiß überhaucht - Albert, streng dich an ..!

Richtig Arbeit, nur was für Schwindelfreie ... ... und fertig: Das große Tentipi Stratos ...

Es waren schon einige noch früher angekommen, auch Albert werkelte bereits seit Montag, und Aufbauarbeiten waren überall im Wald im Gange. Einige Tentipi Lavvus standen ebenfalls bereits fertig aufgebaut mit rauchenden Kaminen und verbreiteten gemütliche Lagerstimmung. Dann eine Überraschung: Auf dem freien Platz vor dem Wäldchen stand ein Trum von einem Lavvu. Ein Stratos von Tentipi mit einer Höhe von acht Metern und einem Durchmesser von knapp über 10 Metern - ein Riesenteil, das bei unschönem Wetter uns allen Unterschlupf bieten könnte!

Nach kurzem Hallo an einige schon bekannte Gesichter begann ich schnell mit dem Aufbau meines eigenen Zeltes. Der eigentliche Aufbau geht inzwischen - gut eingeübt - immer recht schnell: Nach 15 Minuten stand das Bisontelt Tinde 3 und war fertig zum Einzug. Das hin und her zwischen Auto und Zelt mit der Schlepperei des Wohngeraffels dauerte dann noch einmal 30 Minuten. Nach gut einer Stunde war ich fertig, mein Ofen brannte und es wurde schnell angenehm im Zelt.

Auch diesmal gab es kein festes Programm und das offizielle Treffen begann ja auch erst am Freitag. Zeit also, um sich in aller Ruhe umzuschauen und die ersten Klönschnacks zu starten. Immer wieder kam es zu kurzen leichten Schneefällen und Schneegrieseln, langsam färbte sich der Waldboden weiß ...

Bisontelt T3 fertig zum Einzug ... Und jetzt erst einmal anheizen ... Der Waldboden färbt sich weiß und das Lager wächst ...

Mit Besuchen hier und da und immer wieder "festquasseln" verging der Donnerstag und in der Dämmerung saß ich schließlich am Hobo und brutzelte mir eine Paprikagemüsepfanne und dazu Hähnchenschnitzel. Natürlich alles frisch zubereitet, für mich ist das ein großer Spaß: Draußen im leichten Schneegriesel am wärmenden Feuer sitzen und zu brötscheln. Klar dass es besonders gut schmeckte. Und bald schon lag ich im noch leicht temperierten Zelt und harrte der ersten Nacht, nach langer Zeit wieder auf Liegematte und mit Schlafsack ...

Ich muss leider zugeben, für einen Wasserbettschläfer ist die erste Nacht auf allem, was kein Wasserbett ist, schon gewöhnungsbedürftig. Aber es war halb so schlimm. Nicht gefroren, halbwegs gut geschlafen und um acht Uhr erholt aufgewacht. Nach der Morgentoilette konnte ich mich dann den Frühstücksvorbereitungen widmen.

Das Aufstehen fiel mir diesmal trotz der Temperaturen unter 0°C im Zelt wesentlich einfacher als im letzten Jahr: Ein bisschen Vorbereitung am Abend, bevor ich in den Schlafsack krabbelte, wirkte Wunder. Nach den Zitterpartien am Morgen beim letzten WTL hatte ich mir in den Kopf gesetzt, eine Möglichkeit zu erdenken, den Ofen zu zünden ohne den warmen Schlafsack verlassen zu müssen. Das Ergebnis meiner Bastelei waren kleine pyrotechnische Anzünder, die mit 9 Volt auf Knopfdruck den am Abend mit Holz bestückten Ofen mit leisem Zischen entzündeten. Also einfach einen Arm raus in die Kälte, ein Druck auf den Zündknopf und dann noch 10-15 Minuten dösen. Mein kleiner Holzofen heizt recht schnell an und schon konnte ich bei deutlich angenehmeren Temperaturen den Schlafsack verlassen. Das funktionierte sehr gut und so waren die drei immer kälter werdenden Nächte bzw. Frühstunden kein Problem. Das alles übrigens gesetzeskonform mit frei käuflichen Elementen aus dem Raketenmodellbau ...

Der Freitag war ja der Hauptanreisetag der meisten Teilnehmer und so begann am frühen Vormittag ein andauerndes Gewusel von Ankommenden und ein ununterbrochenes Gelaufe und Geschleppe. Am Ende standen gut 55 Zelte im Wald: Am meisten vertreten waren die unterschiedlichsten Größen von Tentipi, dazwischen aber auch ein paar Hehlsport Lavvus, ein echtes Schwarzzelt, eine große Kothe, ein Snowtrekker Zelt, zwei Bisontelt Lavvus, ein paar andere nicht so bekannte Typen sowie eine große Lavvu von Nordisk.

Die Lavvus von Tentipi ... Lavvu von Helsport ...
Ein Schwarzzelt, die Pfadfinderkohte Zelt von Snowtrekker Das Sioux von Nordisk ... Ein Hammok, Hängematte mit Überzelt ...

Ich nutzte den Tag, um wie schon im Jahr davor, von Zelt zu Zelt zu schlendern und zu spinzen, was denn für Zeltöfen verwendet wurden. Daraus entwickelte sich so manches interessante Gespräch und wirklich niemand verwehrte den Einblick. Es folgte eigentlich immer die Einladung, zu einem Schwätzchen gleich ganz ins Zelt zu kommen. Selber erhielt ich natürlich auch Besuch, der sich über mein Zelt oder meinen neuen Ofen informieren wollte ...

Selbstbauofen ... Auch ein Selbstbauofen ... Käuflicher Zeltofen ...
Käuflicher Zeltofen Und wieder ein Selbstbauofen ... Interessante Variante: zerlegbare Esse über einer Feuerschale Und ein letzter Selbstbauofen ...

Das liebe ich so am WTL, diese Offenheit und keinerlei Geheimniskrämerei. Und so verging auch der Freitag wie im Fluge: Nach einer abendlichen kleinen Kocheinlage auf dem Hobo saß ich noch lange mit den Nachbarn an ihrer Feuerschale und wir vernichteten außer Holz auch die ein oder andere feuergefährliche Flüssigkeit, ohne sie zu entzünden ...  

Wer wollte, hatte wieder die Gelegenheit, sich am Abend in der Gaststätte des Campingplatzes einen Vortrag anzuhören - diesmal über eine Schneeschuhwanderung in Norwegen. Vortragende waren Mitarbeiter von Wildnissport, die die letzten beiden Jahre auch immer das Bogenschießen organisiert hatten.

Der Samstag kam nach kalter Nacht und auch immer wieder leichten Schneefällen bzw. Schneegrieseln langsam aber sicher in die Gänge: Überall wurde gefrühstückt, "normal" mit Brötchen, die Orga hatte wieder dafür gesorgt, dass man welche bestellen konnte. Andere liebten es der Witterung entsprechend deftiger und so brutzelten Spiegel- und Rühreier in den Muurikas und Pfannen. Dazu Würstchen, Leberkäse und mehr ...

Vorbereitungen für ein deftiges Frühstück ...

Der Tag konnte kommen: Als lockeres Programm waren diesmal zwei Lehrgänge im richtigen Umgang mit der bekannten Petroleum Starklichtlaterne "Petromax" geplant (zünden, löschen, kleinere Reparaturen und Wartung), die von zwei Mitarbeitern der in Magdeburg ansässigen Firma gehalten wurden. Die Unterweisung fand im stilecht durch einige Petromax HK 500 beleuchteten großen Tentipi Lavvu "Stratos" statt. Es gab Anschauungsmaterial und 4 Übungslaternen, um das gelernte gleich auch umzusetzen ...

Die Petromax Schulung ...

Ich hatte ebenfalls einen Platz ergattert und es war sehr interessant, das alte, schon fast steinzeitliche Wissen aus der Bundeswehrzeit wieder aufzufrischen. Meine eigene betagte HK 500 wartet nun auf die Generalüberholung ...

Ein angedachtes Schneeschuhtraining fiel dann mangels ausreichender Schneemenge aus. Und auch einige Unerschrockene, die ihren Canadier mitgebracht hatten, ließen die Boote auf den Autodächern festgeschnallt. Warum nicht gepaddelt wurde, weiß ich aber nicht ...

Weiter sollte in diesem großen Zelt dann am Abend ab 20:00 Uhr das große "Potlach" stattfinden: Ich glaube, an die 12 "Freiwillige" kochten dafür im "dutch oven" verschiedene Gerichte von Eintöpfen über Suppen bis Braten. Dafür mussten sie dann schon Stunden im Voraus an die Töpfe.

Für den Nachtisch sorgte ein Teilnehmer aus der Schweiz mit frisch "im Feld" zubereitetem Tiramisu und ich selber mit frischen, auf offenem Feuer gebackenen american pancakes mit Ahornsirup. Dann wurde alles auf einen Tisch gestellt, Schild mit Name des Kochs und des Gerichts daneben, und die Teilnehmer konnten alles kreuz und quer probieren. Das war richtig lecker! Und eine Wiederholung im nächsten Jahr ist schon so gut wie sicher.

Noch während des ausklingenden Gelages und danach dann weiter bis in die Nacht spielte eine Live Band. Da ich völlig unmusikalisch bin, kann ich leider nicht einmal sagen, was es für ein Stil war. Klang aber klasse ..!

Bis ich die Nr. 88 gebacken hatte, oder besser bis der Teig alle war, hatte das große Futtern schon ein Ende gefunden und ich saß als letzter noch da und brutzelte meine letzten pancakes zur Live Musik. Die Jungs von Wildnissport betrieben in der ganzen Zeit eine Bar im Zelt: Für das leibliche Wohl in alle Richtungen war also bestens gesorgt ...

Aufgetischte Köstlichkeiten des Potlachs ... Die Live Band bei der Probe ...

Die Nacht zum Sonntag war dann die kälteste mit beinahe -10°C. Kein Wunder, der Himmel war aufgeklart und der Sonntag überraschte mit blauem Himmel und Sonnenschein - Abreisetag für die meisten. Aber wie die letzten Jahre auch kam keine hektische Stimmung auf: So nach und nach fielen die Lavvus in sich zusammen und es wurde wieder geräumt und geschleppt.

Einige hatten es nicht so weit zu fahren und konnten gelassen erst einmal hocken bleiben und den Abbauern zuschauen. Ein paar Teilnehmer, die auch schon früher angereist waren und Albert beim Aufbau der großen Lavvu geholfen hatten, blieben auch noch bis Montag und halfen auch wieder beim Abbau. Kein Kindergarten, das ist mal sicher: Über zehn Meter lange Holzstangen und ein Planengewicht von über 80 Kg wollten gehändelt werden ...

Ich machte mich gegen Mittag, nachdem ich meine Abschiedsrunde gedreht hatte, auf den Heimweg. Wieder neue interessante Leute kennen gelernt und ich freue mich nun schon auf das Wiedersehen im nächsten Jahr.

Zum Schluss noch mein Dank an Rheinländer und Lytron für das Überlassen einiger ihrer Fotos für diesen Bericht. Und: Diesmal gibt es nicht nur Bilder, sondern wie man unten sieht, kann man sich nun auch auf YouTube einen etwas lebendigeren Eindruck der "Jecken" im Wald mit mehr oder weniger Schnee machen ...


© 2013 Bernd van Ooy (Lodjur)


Anm. der Red.: Weitere Berichte über vorherige WTL-Treffen:

Und natürlich die Übersicht der Beiträge von Bernd in unserer Autorenübersicht!