Die neue Wohnlichkeit auf Rädern ... 

- Wieder mal ein Neuanfang -


Vorgeschichte ...

Wer die Vorgeschichte noch nicht kennt: Im Jahre 1991 baute ich mir nach einigem Hin und Her einen Aero-Plast Freizeitanhänger zum Geländewohnwagen aus. Das liest sich lapidar, war aber eine monatelange Aktion, die mich an die Grenzen meiner bastlerischen Möglichkeiten brachte. Der Umbau gelang aber trotz aller auftauchender Probleme hervorragend, wir hatten damit für Jahre eine für unsere damaligen Bedürfnisse perfekte Reisewohnung.

Der Erwerb eines Hauses in der värmländischen Wildnis in Schweden band uns dann ab 1995 für gut acht Jahre quasi an Ort und Stelle. Es war da so schön, es gab einfach keinen Bedarf an Touren mit dem Wohnanhänger mehr. Auch die Anreise nach Schweden machte eine Zwischenübernachtung unnötig, wir waren in 12-14 Stunden schon am Ziel und ein großer Anhänger hätte auf der Fähre nur unnötige Kosten verursacht.

Da unser Hänger nun die meiste Zeit nur noch herumstand, verkaufte ich mein "Meisterstück" schließlich schweren Herzens. Ein Fehler, den ich wie ich leider zugeben muss, und noch heute sehr bereue ...

Aber er ist nun mal Geschichte und wir hatten inzwischen auch keinen ausgebauten VW Bus mehr. Ein als Langstrecken- Reisewagen viel besser geeigneter Van und die Steuerpolitik unserer Regierung hatte das Alterchen in die Rente geschickt. Dank Allrad war mit dem Van auch die Anfahrt zum Haus in Schweden im Winter kein Problem mehr. Nur wenn nun einmal eine Übernachtung anstand, sei es eine kleinere Tour in Schweden, oder zu Hause mal ein Wochenende mit Hobbyaktivitäten, es wurde wie früher nun gezeltet. Da hatte ich ja inzwischen auch etwas herumgebastelt und aufgerüstet und mein Zelt mit einem Ofen versehen. Was aber blieb, trotz des Wohnkomforts eines beheizbaren Zeltes, war das lästige Auf- und Abbauen wenn es sich nur um ein oder zwei Nächte handelte. 

Das Haus in Schweden ist inzwischen leider auch Geschichte und ich stand nun vor dem Problem, dass meine wieder weitere Kreise ziehenden Touren im bevorzugten Reiseland Schweden wohl oder übel wieder nur mit dem Zelt stattfinden müssen. Nicht dass ich nicht gerne zelte, bei Kanutouren sowieso, aber wie gesagt: Die häufige Aufstellerei ist schon etwas lästig. Auch wenn man es sich selbst nicht gerne eingesteht, ich bin nun auch keine zwanzig mehr und ein klitzekleines bisschen "Luxus", wenigstens beim schlafen, wäre schon recht angenehm - was also tun? 

Überlegungen ...

Einige Zeit vor dem Umbau des Wohnanhängers hatte ich mit dem Gedanken gespielt, mir einen Syncro VW Bus Doppelkabiner zusammen mit einem Dachzelt zu einem Reisefahrzeug auszubauen. Daraus resultierte dann aber nach heftiger Intervention meiner damaligen Lebensgefährtin doch ein richtiger Geländewagen und eben der Vorläufer des Takla Makan von Aero-Plast.

Dachzelte waren auch damals nicht besonders weit verbreitet, aber sie haben sich die ganze Zeit immer am Markt gehalten und sind wohl hauptsächlich für Fernreisende, die nie lange an einem Platz verweilen, eine beliebte Möglichkeit des schnellen Nachtlagerbaus. Auch heute sind sie eher selten auf Campingplätzen zu sehen. Inzwischen gibt es etliche Modelle von verschiedenen Herstellern, man sieht sie immer wieder auf Bildern von Touren überall auf der Welt. In der Regel sind sie auf Geländewagen montiert.

Ein Dachzelt schien mir nun auch für mich die richtige Lösung zu sein: Die Vorteile liegen auf der Hand, je nach Ausführung wirklich schneller Aufbau des Zeltes, mehr oder weniger also aufklappen, hineinklettern und schlafen. Der Untergrund ist fast egal, solange das Trägerfahrzeug nicht darin versinkt. Für viele auch noch ein weiterer guter Grund: Man ist so hoch vom Boden weg und kaum ein Getier schafft es, einen Zeltbesuch zu machen, zumindest nicht in unseren Breiten ...

Das Fahrzeug aber war nun mein Problem: Da im Urlaub das Autodach immer für meinen Canadier reserviert ist, findet ein Dachzelt da natürlich keinen Platz mehr. Aber, und das war die Idee, die so langsam Gestalt annahm, auf meinem Hänger, den ich im Urlaub in der Regel dabei habe, war sehr wohl Platz dafür: Ich hasse es nämlich, ständig in einem vollgestopften Auto herumzuwühlen - nach ein paar Tagen sieht es dann darin garantiert aus wie nach einem Meteoriteneinschlag. Also ist mein Kastenhänger mit festem und abschließbarem Deckel im Urlaub als rollender "Kofferraum" mit von der Partie.

Es ist ein 1-Achser mit 1.000 kg zulässigem Gesamtgewicht. Der Hängerkasten ist 175 cm lang und 110 cm breit bei einer Bordwandhöhe von 38 cm. Dicht verschlossen mit einem 16 cm hohen Deckel aus Aluminium. Auch große Zarges Boxen passen in diesen Hänger. Meine komplette Ausrüstung passt hinein, und es ist übersichtlich und einfach, an alles heranzukommen.

Das Fahrzeug bleibt so mehr oder weniger frei, was den Fahrkomfort deutlich erhöht. Noch ein Vorteil: Bei Touren, wo der Wagen länger unbewacht herumsteht, ist er nicht angefüllt mit dem gesamten Urlaubsgepäck. Da könnte ein Aufbruch fatal sein. Der Hänger steht dann halbwegs sicher auf einem Campingplatz. So ist mir jedenfalls noch nie etwas abhanden gekommen.

Ein Dachzelt ging mir nun also wieder im Kopf herum und ich grübelte schon geraume Zeit, wie ich das nun angehen sollte. Nicht dass die Grundidee ganz neu wäre: Es gibt verschiedene Ausrüster, die bieten so genannte "Extremhänger" an. Das sind Hänger mit einem großen festen Kastenaufbau mit rundherum Luken und auf Wunsch auch schon Einbauten wie Wassertank, kleiner Küchenblock und Generator usw. Auf diesen Hängern kann man auch ein Dachzelt montieren. Teilweise ist es sogar ein Mitbestandteil des Hängers. Aber knapp 5.000 bis 6.000 Euro und das ohne Dachzelt - da kann man sich schon nach einem "richtigen" kleinen neuen Wohnwagen umsehen.

Das war keine Alternative für mich, ich wollte meinen vorhandenen Hänger benutzen und der hat nun mal einen Deckel und keine seitlichen Luken. Auch fand ich in diversen Geländewagenforen verschiedene Hänger beschrieben, die mit einem Dachzelt aufgerüstet wurden (Anm. der Red.: Auch wir haben bereits einen derartigen Hänger vorgestellt, und zwar den umgebauten Sankey von Kurt Ohlendorf). Aber alle diese Hänger hatten entweder gar keinen Deckel, einen Spriegel/Plane-Aufbau oder das Zelt war auf dem Deckel befestigt und der Hänger konnte mit aufgebautem Zelt nicht mehr geöffnet werden.

Ich machte mich nun also über mein Alterchen her. Lohnte es noch da zu investieren? Wie sieht der inzwischen von unten aus? Die TÜV Prüfung hatte er im letzten Frühjahr noch bestanden, aber das hatte mich schon ein neues Zugmaul und neue Reifen gekostet. 

Also nahm ich ihn noch mal genauer unter die Lupe um zu prüfen, ob sich eine Aufarbeitung wirklich lohnt, immerhin hatte der Hänger schon 30 Jahre auf der Achse. Aber ich fand auch den Unterbau und die Radaufhängungen in gutem Zustand. Das Deichselrohr und die Bodenträgerprofile waren quasi rostfrei, ich spendierte neue Stoßdämpfer und neue Radlager, ein paar Kabel wurden vorausschauend ersetzt und ansonsten war er in einem für das Alter passablen Zustand. Überschaubarer Rost an den Aufbauprofilen, viele Jahre hatte der Hänger auch trocken untergestanden. Also konnte es losgehen.

Es geht ans Werk ...

Die Idee, die ich nun verwirklichen wollte, sah etwa so aus: Das Dachzelt sollte auf dem Hänger montiert werden, aber es würde dann den Deckel blockieren. Es musste also eine Möglichkeit gefunden werden, das Zelt schnell und ohne größeren Kraftakt soweit vom Hänger wegzubekommen, dass sich der Deckel wieder öffnen ließe.

Das Dachzelt - ich hatte nach etwas Suchen ein relativ leichtgewichtiges gefunden - war mit etwa 38 kg deutlich leichter als die häufig um die 50 kg oder mehr wiegenden Zelte. 

Es konnte nicht direkt auf dem Deckel bzw. auf der Reling des Deckels befestigt werden. Das widersprach ja auch meiner Intention, den Deckel trotz Zelt öffnen zu können. Außerdem, die nötige Stabilität wäre da gar nicht gegeben. Es wäre auch nicht möglich gewesen, den Deckel ohne größere Umbauten mit einem solchen zusätzlichen Gewicht aufzuklappen. Die Scharniere und die gesamte Konstruktion waren ja für ein solches Gewicht nie gedacht. 

Ich hatte auf dem Deckel vor vielen Jahren eine Reling montiert, auf der zeitweise ein Fahrradträger befestigt war. Dazu noch eine Halterung, auf der das Reserverad des Geländewagens befestigt werden konnte, um am Wagen einen Heckträger zusätzlich zu befestigen. Mit der Zeit bemerkte ich aber, dass der Deckel rund um die Verschraubungen der Reling etwas "gearbeitet" hatte. Das Aluminiumblech hatte sich um die Bohrungen, trotz großzügig dimensionierter Unterlegplatten, teilweise schon leicht verformt und ein paar feine Risse hatten sich auch gebildet. 

Der Deckel sollte also schon aus diesem Grund nicht mehr belastet werden. Die einzig sinnvolle Möglichkeit war die Lastaufnahme für das Zelt am Hänger direkt anzubringen. 

Ich montierte die Reling komplett ab und verschloss alle Bohrungen. Positiver Effekt dieses Rückbaus war ein plötzlich wieder ganz leicht zu öffnender Deckel. Das ganze Geraffel hatte doch mit gut 8 kg den Deckel beschwert und, wie sich gezeigt hatte, mit der Zeit ja auch beschädigt.

Mein Plan sah nun folgendes vor: An beide Längsseiten des Hängers sollte ein paar Zentimeter unter dem oberen Rand, über fast die ganze Länge des Aufbaus, ein 5 x 40 mm Flachprofil mit 3 cm Abstand zur Wand des Hängers angeschraubt werden. Die dazu benötigten Abstandshalter stellte ich mir selber her. Dafür nutzte ich M10 Edelstahlkarosseriesscheiben von 3 cm Durchmesser und 3 cm lange M10 Edelstahl-Gewindemuffen, wie man sie zum Zusammenfügen von Gewindestangen benutzt.

Jeweils eine der Scheiben wurde mit einer der Muffen hart verlötet. Das ergab dann ein Röhrchen mit einem durch die Scheibe gebildeten Fußteil. Ein 4 cm breites und 4 mm starkes Aluflachprofil dient zusammen mit weiteren 30 mm Karosseriescheiben dann auf der Innenseite als Gegenlager. Da diese Profile das Gewicht des Zeltes zusammen mit der Unterkonstruktion tragen sollten, war geplant, sie mit wenigstens sechs 8 mm Schrauben pro Seite zu befestigen. Zum geplanten Halte- bzw. Schiebe-Mechanismus des Zeltes später mehr.

Um den Hänger und besonders die Seitenwände stabiler zu machen, war geplant, die alten klobigen schweren Radläufe aus dickem Stahlblech zu entfernen, und auf die 20 mm starken vorhandenen Seitenwände aus Tischlerplatte von außen nochmals je eine 9 mm starke wasserfeste Siebdruckplatte aufzuschrauben. Leider verlief diese Aktion dann doch nicht so reibungslos wie ich mir das vorgestellt hatte: Als die alten Radläufe demontiert waren - sie besaßen zur Hängerseite ein durchgehendes Blech, das die Holzwand des Hängers schützen sollte - zeigte sich, dass das Holz hinter dem Blech an der Oberfläche feucht und auch etwas mürbe war. 

Mir blieb nichts anderes übrig als die Holzoberfläche soweit es ging vom Anstrich zu befreien und das Holz zuerst völlig austrocknen zu lassen. Dazu stellte ich den Hänger, wann immer es ging, ohne Deckel in die Sonne und ansonsten in die Garage. Der Winter 2006/2007 war natürlich nicht gerade die beste Zeit für eine solche Aktion: Bis das Holz trocken war, vergingen fast vier Wochen ...

Vor dem Anbringen der Siebdruckplatten versiegelte ich dann das alte getrocknete Holz von außen mit Bootsklarlack. Vorher hatte ich die obere mürbe Holzschicht entfernt. Nun, nachdem ich den Hänger zum Teil zerlegt hatte, wurde mir auch wieder das Designproblem bewusst, das ich schon länger hatte: Die Hängerflächen waren grün gestrichen, davon schwarz abgesetzt der Stahlrahmen. Meine drei Geländewagen, die ich früher fuhr, waren auch grün und das hatte farblich gepasst. Nun war mein neuer Kombi aber petrolfarben und diese Farbkombination war nicht sehr ansehnlich.

Ich hatte nun ja die Gelegenheit, da etwas zu ändern. Die Frage aber blieb, was für eine Farbe sollte ich denn nun wählen? Ein neuer Anstrich wäre nach der Bastelei am Hänger ja fällig. Nach einigem Hin und Her entschloss ich mich dann, den schwarz gestrichenen Stahlrahmen aufzuarbeiten und auch wieder schwarz zu streichen. Als ich begann die alte Farbe zu entfernen, zeigte sich, dass die Metallteile zum Teil doch angegriffener waren, als es oberflächlich den Anschein gehabt hatte.

Unter der Farbschicht hatte sich unbemerkt über die lange Zeit hinweg doch so manche Rostunterwanderung entwickelt, es dauerte somit länger als gedacht, auch hier wieder alles in Ordnung zu bringen. Zum Glück war es aber nur sehr geringer Rostfraß mit wenig Materialverlust, zumeist nur oberflächliche Korrosion. Richtig fies wurde dann aber die Aktion, alle Beschläge der Heckklappenverriegelung und die Scharniere abzubauen: Nach 30 Jahren ließ sich keine einzige der Eisenschrauben mehr lösen. Entweder sie rissen bei dem Versuch gleich ab, oder die Köpfe der Schlossschrauben drehten im Holz durch: Also mussten diese Schrauben abgeflext werden. 

Die demontierten Eisenteile wurden dann sandgestrahlt, danach grundiert und neu lackiert. Alle für die Restauration verwendeten Schrauben waren nun aus Edelstahl. Rost war in Zukunft hier kein Thema mehr. Außerdem eine echte Geldanlage, wie sich noch zeigen sollte ...

Ich konnte mich beim Hänger für keine Farbe erwärmen und beschloss, die großen Flächen von Front, Heck und den Seiten mit Riffelaluminium zu beplanken. Dazu wurden die umlaufenden Kanten der aufgesetzten und dadurch etwas vorstehenden Siebdruckplatten zuerst mit Bootsklarlack versiegelt und dann schwarz lackiert. Um das Gewicht nicht unnötig in die Höhe zu treiben, nahm ich nur 1,5 mm dickes Blech. Es ging hier ja nur um Design und nicht um Panzerung. 

Die Bleche wurden vor dem Anschrauben mit einer umlaufenden dünnen Silikonkleberwulst versehen, um zu verhindern, dass Wasser zwischen Blech und Holz sickern kann. Um auch die Schraubenlöcher abzudichten, kam in jede Bohrung vor dem Eindrehen der Edelstahl-Holzschraube auch ein Klecks Silikondichtmasse ...

Damit die aufzuschraubenden Alubleche völlig plan auf den glatten Siebdruckplatten aufliegen, musste ich die für die Befestigung der Platten verwendeten Schlossschrauben versenken. Natürlich bekommt man einen Zylindersenker mit 13 mm Durchmesser zu kaufen, als ich den aber benötigte, waren gerade die Weihnachtsfeiertage und ich hatte keine Möglichkeit einzukaufen. Warten wollte und konnte ich aber auch nicht (), und so fertigte ich mir den Senker eben selber an. Auch diese Senkungen wurden nach dem Verschrauben mit Silikon ausgefüllt.

Der Stahlrahmen bekam nach dem Grundier- und dem folgenden Endanstrich auch eine partielle Verblendung aus Riffelalu Winkelprofil. Zum einen als Schutz vor Steinschlag, hauptsächlich aber dann wohl doch für die Optik ...

Dann wurden neue, nicht so wuchtige, sehr viel leichtere und auch optisch ansprechendere Kotflügel aus Kunststoff angeschraubt. Da ich keine Radläufe in der selben Breite wie die alten Blechteile gefunden hatte, musste ich die neuen mit 20 mm Vierkant-Aluprofilrohr verbreitern. Nun sah der Hänger schon sehr gut aus ... 


© 2007 Bernd van Ooy (Lodjur)