Auf zum Balaton: Erholungstour und Offroad-Ausflüge ...

Natürlich  hatte ich schon etwas "Offroading" im Hinterkopf: Im Gegensatz zu den früheren Jahren, als Trial fahren noch im Vordergrund stand und wir das Gebiet zwischen Balatonlelle und Kaposvar förmlich durchpflügten, sollte diese Tour aber nicht mehr so extrem werden ...

Vor der Wende ...

... beim Ungarn-Trial 1988 ...

Die Fahrt verläuft problemlos trotz ständig steigender Temperatur, doch am späten Nachmittag und ca. eine Autostunde vor Wien ereilt uns das Schicksal mehrerer Wohnwagengespanne dieses Tages - ein Reifenplatzer bei einer Temperatur von ca. 33°C ...

Ein Reservereifen ist an Bord, so kann das Problem des Plattfußes schnell erledigt werden, allerdings hinterlässt der Platten ein größeres Problem in Form eines großen Loches genau im Kleiderschrank und Waschraum - nämlich da wo vorher mal ein Radkasten war! Dieser wird von Reifenteilen förmlich zerfetzt und verteilt sich mit Styroporkugeln, Plastikfetzen und Sperrholz über die Autobahn. Das Loch im Kleiderschrank gibt einen ungestörten Blick auf die Fahrbahn frei, da stand also wieder etwas Arbeit im Urlaub an! Heute und morgen aber nicht gleich, da der Wetterbericht weiterhin schönes Wetter meldet (Anm. der Red.: Da sieht man halt mal wieder, Walter, wo die Vorteile eines Takla-Makan liegen - der bleibt intakt, wo bei anderen nur die Deichsel hängen bleibt! ).

In Wien hatten wir uns den Campingplatz "Neue Donau" am Ölhafen ausgesucht. Hier wollten wir unbedingt mal übernachten, denn Wien kannten wir beide noch nicht, da wir sonst immer nur vorbei gefahren waren.

Die Temperatur steigt noch weiter und erreicht bereits die 36°C-Marke. Am Campingplatz angekommen finden wir kaum einen Platz - alles ist vollgestellt mit kleinen Zelten.

Später erfahren wir, dass auf der Insel an der Neuen Donau ein nächtliches Musikspektakel mit Feuerwerk stattfindet. Unser Kühlschrank im Wohnwagen schafft die Temperaturen nicht mehr, man kann sich an den Kühlrippen und der Wohnwagenaußenseite die Finger verbrennen. Zum Glück haben wir noch eine Kompressorkühlbox dabei, sodass uns die mitgebrachten Lebensmittel nicht verderben. Mit der Nachtruhe wird es nichts, da unsere Nachbarn mit viel Alkohol die Nacht zum Tage machen.

Wien: Stephansdom ... ... immer eine Reise wert: Die Wiener Burg ... ... und Palmengarten ...

Am nächsten Tag ist eine Omnibus-"Explorertour" in Wien geplant - das klappt auch prima, nur einen Fehler hat die Sache: Die Temperatur ist zwischenzeitlich auf 36°C gestiegen und bei dieser Hitze machen Citytouren und Fahrten im Minizug von Schönbrunn, bei dem sich keine Fenster öffnen lassen, wirklich keinen Spaß mehr.

Man erwischt sich dabei, dass Hassgefühle gegenüber wildfremden Mitfahrern aufkommen, nur weil diese tierisch schwitzen und die stehende Luft mit ihrem Schweißgeruch schwängern. Dies scheint so einer der Tage zu sein, an denen man nicht mal den Wasservorrat für sich selbst für einen Tag hätte mitschleppen können ...

Ausruhen angesagt ...Gegen Abend können wir dann aber am Campingplatz mit einem frischen Weizenbier die Strapazen des Tages wieder abstreifen.

Am nächsten Tag fahren wir weiter - es ist und bleibt unerträglich heiß! 

Über Sopron geht es Richtung Sümeg und Balatonfüred, wir kommen ausgeruht nach nur etwa 200 km gegen Nachmittag am Balaton an. Campingplätze gibt es unzählige und in  jeder Größe, wir entscheiden uns für Balatonlelle direkt am See. 

Platz im Schatten und am See gibt es ebenfalls noch ausreichend. Heute zeigt das Thermometer 41°C an: Wo soll das noch enden?? Zum Schutz gegen die große Hitze müssen wir noch das Vorzelt aufbauen, dann ist wieder Entspannen angesagt ...

Am Abend dann kommt ein mächtiger Wind auf und alles flüchtet ins Innere, bis schließlich ein kräftiges Gewitter die Temperaturen etwas senkt. Am nächsten Tag sieht jedoch alles wieder aus wie vorher und die Temperatur steigt erneut stetig an - so geht das Spiel dann weiter, bis alle 5 Tage wieder ein Gewitter den Temperaturen einen Schlusspunkt setzt.

... ist eben kein Takla-Makan! :-)))Erstaunlicherweise sind hier überhaupt nicht viele Leute, aber na ja, wahrscheinlich kommen die erst am Wochenende, wenn die großen Ferien in Bayern beginnen - denken wir.

Nachdem wir wenige Tage später zur Ruhe gekommen sind, fahren wir erst mal nach Siofok zum OBI - ja, richtig gelesen: zu OBI - dort kaufen wir Nägel, Leim und eine biegsame Hartfaserplatte, um den Radkasten vom Wohnwagen zu reparieren.

Die "Wende" hat selbstverständlich auch in Ungarn sehr viel verändert, zuerst natürlich alle Preise in der Touristengegend am Balaton. 

Sicherlich haben etliche Menschen in dieser Region einen Vorteil vom Tourismus, in anderen Regionen nur 20 km in südlicher Richtung vom See entfernt sieht es jedoch ganz anders aus - da leben die Menschen noch ärmlich und haben nur den Nachteil, dass die Preise ebenso angezogen haben.

Am Balaton selbst hat man den Eindruck, man will hier dem wohlbekannten Mallorca-"Ballermann" Konkurrenz machen - wir finden es grässlich, die schöne Natürlichkeit der früheren Jahre ist leider weg. Sicherlich kann man sie auch heute noch in abgelegenen Gegenden finden, aber bestimmt nicht mehr am See ...

Auf den ersten Blick erscheinen die Preise im Restaurant noch moderat - bezahlt man dann, so ist man doch ganz schön erstaunt über die für hiesige Verhältnisse hohen Preise: Dies erklärt sich dadurch, dass man nur den Preis für´s Hauptmenü sieht, doch alle Beilagen separat berechnet werden. Im Vergleich sind dadurch die Preise hier mittlerweile auf ähnlichem Niveau angekommen wie bei uns.

Wer ist die Sonnenblume in der Bildmitte?

Ich durchsuche meine alten Aufzeichnungen von 1988 und staune nicht schlecht: 1 DM entsprachen zu dieser Zeit noch 29,70 Forint und ein Campingplatzbeleg zeigt, dass eine Übernachtung für 2 Personen mit Auto und Wohnwagen rund 5 DM kosteten. Heute entspricht 1 Euro rund 239,- Forint und ein Campingplatz kostet je nach Saison zwischen 3.480,- und 4.560,- Forint: 14,50 bis 19 Euro sind nun fällig pro Tag ...

Trial 2002 ..?Mich interessiert brennend, wie das Offroad-Gelände bei Somogybabod aussieht: Auf dem war ich vor der Wende mit meinen Freunden häufig - jetzt ist allerdings kaum ein Mensch hier in dieser Einsamkeit zu finden, wie wir feststellen, als wir die Abfahrt in der Ortschaft Somogybabod Richtung Kaposvar nehmen. 

Ich finde das Gelände problemlos wieder und wie wir an einigen Plakaten und Dixi-WC´s sehen können, herrscht hier gelegentlich noch Betrieb. Ich muss mich dieses Mal etwas vorsichtiger im Gelände bewegen, denn leider war auf unserem Campingplatz niemand mit Geländewagen zu finden, der dann als Begleitfahrzeug hätte mitfahren können.

So entschließen wir uns, kleine Offroad-Tagestouren querfeldein zu machen. In Ungarn gibt es riesige Wälder und Felder und man kann quasi überall querfeldein fahren, irgend wann und irgend wo erreicht man wieder einen Feldweg, von wo aus man dann nach einiger Zeit auf einen Wasserturm und auf Menschen trifft. 

Ich habe meinen GPS-Empfänger eingeschaltet und zeichne die Strecke auf. Sollten wir tatsächlich in den ausgedehnten Wäldern und dem ausgewiesenen Sumpfgebiet irgend wo stecken bleiben, können wir auf diese Weise den Weg zurück wieder auf der selben Spur nehmen, ohne uns im Wald an einer der unzähligen Gabelungen zu verfranzen.

Die Wege in den Wäldern sind manchmal sehr tief aus dem Sandboden ausgewaschen und eng - an einigen Stellen sind auch dünne Bäume und Äste im Weg, die mit dem Beil oder einer kleinen Baumsäge (hat ein Offroader üblicherweise dabei ) zerteilt werden, da muss auch die Beifahrerin öfter mal ins Geschehen eingreifen. Die Brückchen erscheinen kaum besser als die aus den Afrika- und Australienberichten - es ist natürlich nicht wirklich gefährlich, aber Bauchkribbeln verursacht die Überfahrt allemal - ob die Brettchen den Wagen tragen ..?

Anmerken möchte ich, dass wir nicht in zerstörerischer, sondern vor allem genießerischer Absicht unterwegs waren. Zu vielen Dörfern kommen die Leute wirklich nur offroad, das heißt, es gibt keine Straßen, sondern nur ein Pferdefuhrwerk und den ungeteerten Weg. Man muss allerdings wissen, dass man auf trockenen Wegen wie in einer Schicht aus Puderzucker fährt - regnet es allerdings, bekommt man selbst mit dem Geländewagen die größten Probleme - dann gibt es keinen Reifen mehr, der hier noch Traktion hätte - das haben schon viele zu spüren bekommen.

In den kleinen Städtchen abseits des Sees bekommt man auch sein Kesselgulasch und ein gutes, würziges, frisches ungarisches Bier recht preiswert. Die Ausflüge sind sehr abwechslungsreich, so kommen wir auf unserer obigen Tour durch ein Dorf, in dem nur ungarische Zigeuner leben, die Leute sind extrem arm - was einem unvermittelt ins Auge sticht. Wir werden genauso interessiert und misstrauisch beäugt wie umgekehrt ...

Das Brückchen hält ...

Übrigens: An den bayerischen Schulferien lag es nicht allein, dass kein Betrieb am Campingplatz einsetzte - wären da nicht die treuen Camper aus den neuen Bundesländern, die früher schon hier campierten, dann wäre fast niemand mehr hier gewesen. Wahrscheinlich fahren die Urlauber für gleiches Geld doch lieber ans Meer!

Fazit: Für denjenigen, der mal nicht das große Geld für lange Anfahrten im Urlaub ausgeben und trotzdem seinem Geländewagen artgerechte Haltung bieten will, für den also ist die Gegend um den Balaton schon richtig ...


Hinweise zur Route: Fahrtstrecke Würzburg - Balatonlelle ca. 850 km. 

Die Strecke ab Würzburg, von wo aus wir aufgebrochen sind, ist leicht an einem Tag mitsamt Wohnwagen zu erreichen und als Mautgebühr ist in Österreich z.B. nur ein Urlaubspickerl notwendig.

Angebote für Folklore, Weinproben, Tagesausflüge und Thermen gibt es überall vor Ort. Die Verständigung ist einfach: Es wird überall deutsch gesprochen.

GPS-Track Offroad-Strecke:

Wer sich die Freeware-Softare GPS TrackMaker® aus dem Internet herunter geladen oder von unserer CD-ROM installiert hat (siehe Bericht), kann diese und andere Touren direkt in sein GPS einspielen und so exakt nachfahren. 


© Text/Bilder 2003 Walter Troll


Nachtrag, Dezember ´05: Weitere Ungarn-Berichte im Explorer Magazin

Dass Ungarn mehr zu bieten hat als den "Mallorca Ballermann", zeigen uns die weiteren Berichte zu diesem Land im Magazin: