Der lange Weg zurück ...

Sonntag, 24. November: Es ist soweit! Unser "Bed & Breakfast" erwies sich bereits am Vorabend als echtes solches, der freundliche Besitzer empfing uns natürlich persönlich an der Haustür. Und auch an diesem letzten Morgen in Neuseeland ist er es, der sich persönlich und allein um alles kümmert: Es gibt zwar nur so etwas wie ein Continental-Frühstück (Man weiß, das ist das vom alten Reifenhersteller! ) und kein Kiwi-Frühstück oder ein irisches wie vor Jahrzehnten, aber alles erinnert tatsächlich an vergangene Zeiten in Irland, als wir hier an diesem Morgen beim Bed & Breakfast-Smalltalk sitzen, außer uns ist nur noch eine einzelne Reisende im Frühstücksraum, und wir alle einschließlich unseres Gastgebers führen die unter solchen Umständen übliche Plauderei, für die man auch am Morgen aufgelegt sein sollte ...

Irgendwann lässt es sich dann aber nicht mehr länger hinauszögern: Ein Taxi muss gerufen werden, das uns endgültig zum Flughafen bringt, man müsste lügen, wenn man sich heute morgen auch nur geringstes Wohlsein bestätigen würde - aber was sein muss, muss wohl sein!

Singapore Airlines ist bereit ... Reger Schiffsverkehr bei Christchurch ...

Der Flughafen ist nur zwei Kilometer entfernt, aber der Taxifahrer ist freundlicher als manche in der "Heimat" bei solchen Entfernungen. Der Rest und das weitere Geschehen bieten keine angenehmeren Dinge mehr als bereits im Kapitel Flüge berichtet: War bereits die Hinreise auf die andere Seite des Planeten eine Strapaze, kann man die Rückreise nur als "Tortur" einstufen, was nicht nur dem Ziel bei dieser Richtung geschuldet ist. Die gesamte Rückreise erweist sich als gigantischer Nachtflug, wobei man bei diesem allerdings keinen Schlaf finden kann ...

Der erste Abschnitt beginnt um 12:00 Uhr mittags und führt in mehr als 10 Stunden nach Singapur, schon allein der Überflug Australiens scheint in der von der Singapore Airlines Besatzung eingerichteten  "Dunkelkammer" im Airbus A350 keine Ende nehmen zu wollen. Der Zustand des Reisenden ist nach Ankunft in Singapur entsprechend: Wir müssen erneut einreisen, was aber relativ schnell vonstatten geht. Die folgenden fast 7 Stunden Aufenthalt bis zum Weiterflug werden nicht nur für ausgiebige Rundgänge im Flughafen und eine Mahlzeit genutzt, die allerdings nicht so richtig schmecken will, sondern auch für den Besuch einer Massagestation hier: So etwas braucht man ganz einfach bei solch einem Trip ...

Schon der Weg nach Singapur zieht sich ... Skytrain-Anlage ... Diese Bahn fährt auf Reifen ...
Sollen hier nicht irgendwo Schmetterlinge sein? Gediegenes Ambiente im Flughafen Changi ... Massage muss jetzt sein!
Reger Verkehr auch im Changi Airport ... Irgendwann bleibt nur noch die Wartehalle
Changi-Impressionen (1) ... Changi-Impressionen (2) ... Changi-Impressionen (3) ...
Gleichschritt angesagt ... Selten solch diskrete Pissoirs gesehen ...

Der Changi Airport bietet aber noch mehr: Eigentlich steht auch eine Besichtigung des dortigen Schmetterlingsgartens auf dem Programm, aber der fällt aufgrund schlafend versteckter Tiere nur sehr kurz aus. Auch vom ganz besonderen Sonnenuntergang hier fast am Äquator mit blitzschneller Dämmerung bekommen wir so gut wie nichts mit und so wird schließlich die restliche Zeit bis zum Weiterflug nur noch in der Wartehalle verbracht.

Das Gepäck wurde bereits durchgecheckt nach München und gegen 0:30 Uhr Ortszeit geht es weiter: Es folgen nach den rund 8.500 Kilometern von Christchurch nach Singapur erneut rund 10.300 Kilometer von dort nach München mit weiteren 13 Flugstunden. Und speziell diese werden schließlich durch besonders wenig Licht begleitet, was nicht nur an der Reiseroute und der Uhrzeit liegt: Die Besatzung auch dieses Fliegers der Singapore Airlines scheint es ganz besonders darauf anzulegen, dass wir einen großen Teil des Fluges in einer nahezu stockdunklen Maschine zurücklegen - eine echte Zumutung!

Unsere Sitzposition ist nahezu identisch mit der im vorigen Flieger, erneut bleibt der Mittelplatz in der Dreierreihe leer, nicht auszudenken, wie es gemeinsam mit einem weiteren Passagier gewesen wäre, der in der finsteren Maschine und zwischen den mit Decken und jeder Menge Gerümpel bedeckten Sitzen sowie den Kabeln von Kopfhörern und anderen Utensilien während des Nachtfluges auf dem Weg zur Toilette oder nur in den Gang herumgestolpert wäre. Eine einfach "großartige" Vorstellung (auch ohne sich dabei noch eine die Reisezeit ergänzende "Mund-Nase-Bedeckung" vorstellen zu müssen, so viel als Anmerkung aus dem Jahr 2020 ..!).

Nachtflug gestartet ... Nochmal 10.000 Kilometer ... Der Bordservice kann in der Dunkelheit verschwinden ...
Gemütlichkeit geht anders ... Fast angekommen ..? Rettung naht, Wien in Sicht!

Irgendwann nähert sich selbst dieser Flug seinem Ende und man beginnt sich wieder besser zu fühlen, als am Monitor unten ein "Vienna" sichtbar wird, was aber ausschließlich dem absehbaren Ende des Fluges und nicht der Ankunft am Flughafen München am frühen Morgen gegen 06:30 Uhr Ortszeit geschuldet ist. Eine Rückreise von gut 30 Stunden Gesamtdauer geht zumindest erst einmal am Flughafen zu Ende, bevor wir von dort aus von unserem Taxiservice, der schon die Hinfahrt übernommen hatte, wieder nach Hause chauffiert werden - ein lange Reise ist zu Ende ...


Epilog

Mittlerweile sind bereits Monate vergangen, aber diese Reise wirkt immer noch nach. Und das nicht nur wegen der Erstellung eines vielteiligen Reiseberichts, den wir deshalb so ausführlich angelegt haben, weil vielleicht der /die / das Andere unter unseren Lesern auch einmal Ähnliches vorhaben könnte. Auch ist seit unserem letzten Bericht über eine Reise in das Land unserer Antipoden doch schon mehr als ein Jahrzehnt vergangen.

Das Explorer Team hatte sehr viel Glück mit dem gewählten Zeitpunkt der Reise, was nicht nur die großartige Jahreszeit im November auf der anderen Planetenseite betrifft, sondern vor allem auch die Ereignisse nach jenem November: Noch im Dezember desselben Jahres 2019 gab es die ersten (bekannt gewordenen) Erkrankungsfälle der folgenden weltweiten CORONA-Pandemie. Und zu diesem Zeitpunkt waren wir gerade wieder zurückgekehrt, konnten sogar im darauffolgenden Februar noch einmal in Richtung der Kanarischen Inseln aufbrechen - beim Rückflug allerdings schon mit gemischten Gefühlen im Reisegepäck.

Seitdem erfolgte im Jahr 2020 von unserer Seite aus keine Reise mit dem Flugzeug mehr, weil wir bislang weder die Rahmenbedingungen noch die eventuellen Probleme in möglichen Zielländern ohne zwingende Notwendigkeit in Kauf nehmen wollten. Insofern würde eine aktuelle Reise nach Neuseeland auch aus diesen Gründen keinesfalls in Frage kommen, abgesehen davon, dass sich das Land bei Einreisefragen ohnehin besonders rigoros zeigt, wie wir bereits bei unserer Reise feststellen konnten. Derzeit (Stand September/Oktober 2020) sind die Grenzen dort für "normale" Touristen vollkommen geschlossen, lediglich bestimmte Personengruppen, die entsprechende Nachweise erbringen müssen, sind vom Einreiseverbot nicht betroffen ...

Neuseeland: Natur pur ... Noch weites Land oder schon das Paradies ..? Was bleibt: Nebel der Erinnerung ..?

Nichtsdestotrotz ist dieses wunderbare Land jederzeit - wenn möglich - wieder eine Reise wert, wenn jemand die traumhafte Natur dort und auch das angenehme Umfeld erleben möchte und die Beschwernisse einer solchen Reise auf sich nehmen kann und will. Dem, der vor Ort war wird klar, warum bereits seit Jahrzehnten Neuseeland nicht nur als traumhaftes Reiseziel, sondern vor allem auch als Traumziel für viele Auswanderer gilt.

Und dass es das tatsächlich wäre, kann man nun mittlerweile auch selbst beurteilen, sowie noch etwas: Sollte erneut eine Reise dorthin erfolgen und in diesem Sinne möglich sein, wird es auf alle Fälle eine Reise ohne Rückflugticket, denn von dort aus wieder in der "Heimat" anzukommen, muss bei dem Betroffenen nicht zwingend auch Heimatgefühle auslösen, sondern kann sich gerade in diesen Zeiten aus verschiedenen Gründen in genau das Gegenteil umkehren ...  


© 2020 J. de Haas