WK I: Die ersten Panzer der Welt

Der Erste und Letzte: Der "Renault FT"


Ein "Leichter" zum Abschluss ...

Bereits früh im WK I wurde in der französischen Armee die Forderung nach einem "leichten Kampfwagen" laut, hatten doch die schwereren Panzer wie der Schneider CA1 und insbesondere der Saint Chamond ihre Schwächen deutlich gezeigt. Der bereits im Zusammenhang mit dem Schneider-Tank erwähnte spätere General Estienne hatte bereits im Jahr 1915 zur Unterstützung der Infanterie leichtere Panzer gefordert und mit diesem Letzten in unserer kleinen Serie stellen wir zugleich den Ersten mit neuen Eigenschaften in der Kriegsgeschichte vor.

Ende 1915 besuchte Estienne Louis Renault, einen der bekanntesten Unternehmer und Konstrukteure Frankreichs im Bereich des Automobilbaus. Dieser lehnte zunächst eine Mitwirkung bei dem Projekt wegen Auftragsüberlastung und mangelnder Erfahrung im Panzerbau ab.

2018 in den Argonnen: Vorn FT mit Girod-Turm, hinten Bisset-TurmIm Folgejahr nach einer erneuten Anfrage entschloss er sich aber zu einer Mitarbeit an dem Vorhaben und so wurde schließlich der Prototyp eines leichten Kampfwagens ("Maschinengewehr-Fahrzeug") bei Renault entwickelt. Als erster Panzer der Welt verfügte dieses Fahrzeug über einen um 360° drehbaren Geschützturm, der später zum Standard im Panzerbau werden sollte. Panzerplatten stammten aus England und der wesentliche Teil des Antriebs aus der Kraftfahrzeugproduktion, so auch der Renault 4-Zylinder 4-Takt Ottomotor.

Nach ersten Widerständen beim Militär ("hübsches Spielzeug") dauerte es bis Ende 1916, das Renault ein hölzernes 1:1-Modell des geplanten Panzers vorstellen konnte. Nach positiver Entscheidung für diesen kleinen Tank wurden zunächst 100 solcher Kampfwagen bestellt, die die Bezeichnung "Renault FT" erhielten. Dabei handelte es sich nicht um eine besondere Abkürzung, sondern um eine reguläre Serienbezeichnung beim Hersteller Renault. Der erste Prototyp des "Maschinengewehr-Kampfwagens" wurde im Januar 1917 fertiggestellt, weshalb der Renault FT auch oft in inoffizieller Abkürzung als "FT 17" bezeichnet wird.

Nach weiteren Verzögerungen durch die Militärbürokratie und anschließender Order hoher Stückzahlen des neuen Panzers gab es bis in das Frühjahr 1917 hinein Probleme bei der Planung der Prototyp-Erprobungsphase.

Während der bereits beim Schneider Tank erwähnten desaströsen Nivelle-Offensive im April 1917, bei denen die Mängel der größeren französischen Panzer offensichtlich wurden, gab es einen neuen Schub für die Entwicklung großer Stückzahlen der kleinen Tanks. Estienne überzeugte seinen neuen Vorgesetzten General Philippe Pétain, der Nivelle abgelöst hatte, von den Vorteilen: Der Schneider CA1 wie auch der Saint Chamond waren zu dünn gepanzert und dabei aber zu groß als Ziel für die deutsche Artillerie. Estienne war besessen von der Idee des "Bienenschwarms", bei dem kleine, wendige und schnelle Panzer in großer Zahl als schwierige Ziele eingesetzt werden und damit erheblich erfolgreicher sein sollten als die großen und mittelgroßen Tanks.

Massenproduktion geplant

Pétain kam zur Ansicht, dass der Verzicht auf die größeren Tanks künftige Stückzahlen von mehr als 1.000 der kleinen FTs ermöglichen würde und damit war der Bann endgültig gebrochen. Auch die 1917 in den Weltkrieg eingetretenen amerikanischen Verbündeten sollten diesen Panzer künftig einsetzen und so wurden bereits Pläne und Muster des Tanks in die USA verbracht. Bis zum Kriegsende sollte es aber nicht zu erheblichen Stückzahlen der in den USA gefertigten Versionen dieses Panzers kommen, die sich geringfügig von den französischen unterschieden, so dass amerikanische Truppen in Europa später überwiegend den französischen Renault FT einsetzten.

Kletterfähigkeit 60 cm?Nachdem Renault im Jahr 1917 entgegen allen Planungen nur weniger als 100 Exemplare des FT produzieren konnte, wurde der kleine Panzer erst ein Erfolgsmodell im letzten Kriegsjahr 1918. Ein wesentlich verzögernder Faktor waren Probleme beim Design des ersten drehbaren Turms: Sowohl die Größe war umstritten als auch die Ausstattung, bei der schließlich drei verschiedene Geschütze zum Einsatz kamen. Auch bei der Form wurden letztlich zwei verschiedene Designs umgesetzt: Der mit Platten eckig konstruierte "Omnibus-Turm" vom Hersteller Berliet sowie ein rundes Gegenstück vom Hersteller Girod, das sich später als anfälliger gegen Beschuss erwies. Beide Türme konnten alternativ mit MGs oder mit Kanonen ausgestattet werden (siehe unten "Spezifikationen").

Die Auslieferung des neuen Kampfwagens verzögerte sich weiter durch diverse Probleme auch in der Produktion, zwei scheinbar geringfügige Schwachstellen erwiesen sich bis Kriegsende allerdings als schwerwiegend: Zum einen die schlechte Qualität der Kraftstofffilter, zum anderen der unzulängliche Keilriemen, der nur bei äußerst vorsichtiger Fahrweise nicht ständig ausfiel.

Selbst noch im Februar 1918 waren kaum mehr als 100 Fahrzeuge im Schulungsbetrieb, erst in den Folgemonaten erhöhten sich die Stückzahlen. Die Tanks wurden in unterschiedlichen Einheiten strukturiert, die sich im späteren Verlauf häufig änderten. Der erste größere Kampfeinsatz an der Westfront wurde entgegen Planungen bereits im März 1918 durch die deutsche Frühjahrsoffensive erzwungen, die allerdings die Vorteile des FT bestätigten, da diese Fahrzeuge vor allem in dichtbewaldeten Regionen besser einsetzbar waren.

Enge Verhältnisse an Bord ... (Bild: Wikipedia)Der größte Einsatz französischer Panzer erfolgte einige Monate später bei der Gegenoffensive der Alliierten bei Soisson  (Schlacht an der Marne) im Juli 1918. Je rund 100 Schneider CA1 und Saint Chamond waren dabei gemeinsam mit über 250 Renault FTs im Einsatz, wobei sich letztere als der wesentliche Faktor des Erfolgs erwiesen. Bereits im August 2018 waren bei weiter zunehmender Produktion über 2.000 dieser Tanks ausgeliefert, womit sich die Lage auf den Schlachtfeldern erheblich änderte: Maschinengewehre und Artillerie waren nicht mehr länger allein entscheidend.

In abschließender Wertung auch dieses ersten Panzers in WK I ist allerdings insgesamt festzustellen, dass es sich bei diesem ebenfalls um ein noch recht unvollkommenes Produkt seiner Zeit handelte: Neben den bereits erwähnten nicht behebbaren Problemen bei Kraftstofffiltern und Keilriemen war die Anfälligkeit gegen Minen konstruktionsbedingt erheblich, auch die Fähigkeit, Schützengräben und größere Granattrichter zu überqueren, war äußerst begrenzt. Daran konnte auch eine auffällige, am Heck angebrachte "Kufenrutsche" (Stützgestell ähnlich wie beim Schneider Tank) nichts grundsätzlich ändern. Eine Überholung der Fahrzeuge war bereits nach wenigen Dutzend Einsatzstunden erforderlich, nach wenigen Tagen des Einsatzes waren sie mechanisch ausgelaugt. Ihre Reichweite von 45-60 km führten zu Problemen bei der Betankung; Treibstoffvorräte mussten z.T. auf "Schlitten" hinter speziellen Panzern hergezogen werden.

Insgesamt hatten also auch diese Fahrzeuge, von denen bis zum Ende von WK I rund 3.500 Stück produziert wurden und deren Einsatz auch nach dem Krieg noch in verschiedenen Staaten erfolgte, etliche der bereits von den anderen ersten Panzern bekannten Schwachstellen. Im Wesentlichen trugen sie überwiegend dazu bei, die französische Armee "wieder ins Spiel" zu bringen, das sie im Frühjahr 2017 fast verloren hätte. Sie machten damit vornehmlich die Bedeutung von Panzern für die Zukunft deutlich und kündigten das Ende des Schützengraben-Krieges an.

Und noch eine Anmerkung: Der Renault FT wurde (vergeblich) von den französischen Truppen sogar noch zu Beginn von WK II in geringem Umfang eingesetzt. Auch die Türme des FT erfreuten sich bis hinein in den WK II großer Beliebtheit: So wie z.B. auf Jersey wurden sie später noch als stationäre Geschütztürme auch in deutschen Stellungen eingesetzt ...

Spezifikationen des Renault FT

Wesentliche Spezifikationen des Renault FT sind: Länge ca. 4 m (4,95 m mit Hecksporn). Die Breite betrug ca. 1,75 m, Höhe 2 m, Gewicht 6,5 t, Besatzung: 2 Mann. Höchstgeschwindigkeit: 8 km/h, Reichweite: 45-60 km, Leistung: 39 PS. Bewaffnung: Alternativ MG Hotchkiss M.14  Kaliber 8 mm, Kanone Puteaux 37 mm, Kanone Howitzer kurz 75 mm. Panzerung von 6 bis 22 mm. Als Bodenfreiheit werden 41 cm, Watfähigkeit 70 cm und Kletterfähigkeit 60 cm aufgeführt. 1,35 m bis 1,80 m breite Gräben konnten überquert werden.

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Literatur

  • French Tanks of World War I, Steven J. Zaloga,
    © 2010 Osprey Publishing Ltd., ISBN 978-1-84603-513-5
  • Panzerkampfwagen im Ersten Weltkrieg, Wolfgang Fleischer,
    © 2017 Motorbuch-Verlag Stuttgart, ISBN 978-3-613-03972-8

Das Modell ...

Leider gibt es vom polnischen Verlag Modelik wie auch vom Schneider CA1 kein Kartonmodell, so dass wir uns anderweitig umschauen mussten. Das einzige 1:25 Kartonmodell, auf das wir bei unserer Suche stießen, war das Modell vom ebenfalls polnischen Verlag GPM, Nr. Kat. 193 Seria "E" Renault R 17, das offensichtlich ein Nachkriegsmodell darstellt und mit einem passenden Eisenbahnwaggon geliefert wird.

Fertig: Antiquarisches Modelarz-ModelllZu der Zeit waren wir noch in Kontakt mit Slawomir Wojcik von kartonmodellshop.de, da wir von diesem zuvor den MARK IV bezogen hatten. In der Folgezeit beförderte uns der Mann mitsamt unserer bezahlten Übersetzung der polnischen Bauanleitung in eine "Übersetzungs-Gemeinschaft", wie wir später auf Nachfrage von ihm erfuhren.

Zuvor fragten wir auch ein 1:25 Kartonmodell des Renault bei ihm an und erhielten u.a. das Angebot zu einem "Renault R17 7,00 EUR (es handelt sich um einen Bausatz aus dem Jahr 1986, also noch aus der "Vor-Lasercut-Ära" = keine LC-Zurüstsätze)." Als wir diesen Bogen dann gemeinsam mit einem 1,0 mm Nietensatz zu 3,50 EUR sowie dem Saint Chamond mit (später auf Reklamation nachgeliefertem) Zurüstsatz für insgesamt 20,- EUR bestellt hatten und die Lieferung eintraf, stellten wir fest, dass wir einem Irrtum aufgesessen waren: Ohne weitere Prüfung waren wir dummerweise davon ausgegangen, dass es sich bei dem Renault-Modell um das von GPM handelte, was rund doppelt so teuer war wie das bestellte.

Wir waren nicht schlecht erstaunt, als wir dann einen "Gebrauchtbogen" des wohl ehemaligen polnischen Verlags Modelarz aus dem Jahr 1986 (PL ISSN 0137-883X) in den Händen hielten, der mehr als "zerlesen" wirkte und überhaupt in keiner Weise das darstellte, was wir erwartet hatten: Grelle grüne Farben prangten auf einem extrem rauen Papier, das ganz offensichtlich aus anderen Zeiten stammte ...

Auf unsere Rückfrage bezüglich des Zustands vom Bogen und der Möglichkeit der Rückgabe teilte uns Hr. Wojcik mit:

"In der Tat ist der Renault R17 Bausatz in gebrauchtem Zustand. Er ist bestimmt durch unzählige Hände durchgegangen und einen ungebrauchten Zustand wäre eher nicht zu erwarten, wenn man berücksichtigt, dass der Bogen vor über 34 Jahren herausgebracht wurde ....

Selbstverständlich habe ich eine Verwendung für das Modell (es hört sich etwas abwertend an "Verwendung", so als ob er nicht mehr seine Rolle als Bausatz erfüllen könnte...). Ich werde ihn wieder in mein Shop einstellen und wieder verkaufen.

Eigentlich freute ich mich für Sie, dass Sie das Modell erworben haben, da Sie die Modelle so wie so z.T. anmalen, mit Nieten u.a. Teilen ergänzen und ich dachte, da Sie wieder mit Ihren Kenntnissen und Kreativität Bilder von einem interessanten 1.WK-Panzermodell für meinen Shop erstellen. Im Anhang füge ich Ihnen zwei Bilder dieses gebauten Modells bei als Beweis, dass das Modell baubar (und wie!) ist.

Sie dürfen mir das Modell gern zurückschicken, Sie haben doch Rückgaberecht, ohne sich dafür rechtfertigen müssen. Ich erstatte Ihnen den Kaufpreis (verpacken Sie bitte nur den Bogen stabil, so dass er nicht geknickt wird). Die Rücksendekosten kann ich aber leider nicht übernehmen, da ich das Modell nicht als fehlerhaft, bzw. unbaubar/unbrauchbar einsehe."

Modellbaubogen aus anderen Zeiten ... Durch unzählige Hände gegangen ..? (Schriftl. Anmerkungen von uns!) Bauanleitung verständlich ...

Wir verzichteten in Hinblick auf den Aufwand auf eine Rücksendung und bestellten stattdessen zusätzlich das eigentlich vorgesehene GPM-Modell.

Nachdem der deutlich angefledderte Bogen von Modelarz längere Zeit in der Schublade verschwunden war, kam dann doch eines Tages der Ehrgeiz hoch: Vielleicht könnte es doch möglich sein, aus diesem Kartonmodell eines zu machen, das in unsere kleine Sammlung passt? Nach starkem Einschmutzen ließ sich der unsägliche Grünton reduzieren, der auch mit frühen Exemplaren des FT nichts zu tun hatte. Wir beschlossen nun den Bau als Modell eines von den USA im WK I genutzten Panzers und wollten versuchen, zumindest annähernd den bisherigen Standard unserer Sammlung zu erreichen.

Leider erwiesen sich die bestellten Nieten ebenfalls als solche und damit als unbrauchbar. Auch die vom kartonmodellshop mitgeschickten angeblichen Bilder vom gebauten modelarz-Modell hatten nichts mit dem uns vorliegenden zu tun, sondern stellten eindeutig ein anderes von wesentlich besserer Qualität und Detailgenauigkeit dar.

Der Bau unseres "archäologischen" Kartonbau-Modells zog sich nun hin, doch wurde es schließlich fertiggestellt, wenn auch nicht ganz mit dem Standard unserer bisherigen Serie. Es handelt sich um das Modell eines Panzers mit dem runden Girod-Turm und einer Puteaux-Kanone. Immerhin ist es durchaus "ausstellbar" geworden und wurde auch ein wenig "gesupert" z.B. mit "offroad"-Schaufel vom GPM-Modell sowie Metallfedern. Es ist letztlich eher fertig geworden als das GPM-Modell.

Modell der Nachkriegszeit mit Eisenbahnwaggon Bauanleitung in Teilen unklar ...

Leider sieht es so aus, als ob dieses GPM-Modell bei uns vielleicht das Erste und Letzte seiner Art bleiben könnte: Obwohl es ein Modell ist, das erfreulicherweise viel mehr Details zeigt bis hin zur Inneneinrichtung des Panzers, ergaben sich doch teilweise Unklarheiten oder Ungenauigkeiten im Detail der Bauanleitung. Außerdem eine Komplexität in Bereichen, die u.E. nicht erforderlich wäre, aber den Bau extrem zähflüssig und langwierig machen. Auch verkommen die grafischen Darstellungen der Bauanleitung, die manchmal leider nicht ausreichend sind zum Verständnis, in einigen Fällen zu umfangreichen Suchbildern.

Erschwerend kommt hier noch hinzu, dass leider auch dieses wesentlich jüngere Modell ohne jeden Lasercut-Zurüstsatz daherkommt, was in Anbetracht der Unzahl von Klein- und Kleinstteilen eigentlich mehr als sinnvoll wäre. Insgesamt alles vermutlich kein Anlass für eine GPM-Wiederholung, jedoch ein deutlicher Beweis für die Qualität der empfehlenswerteren Modelik-Modelle!

Inwieweit bei diesem Modell auch der zugehörige Eisenbahnwaggon gebaut wird, ist derzeit noch nicht entschieden. Erste Bilder von diesem Modell im Bauzustand zeigen wir jedoch unten trotzdem bereits, im Nachtrag dann das fertige Modell.

Abschließend noch zur Frage, warum der Beitrag zum letzten WK I Panzer nicht der letzte der Reihe sein wird: Zum Abschluss folgt natürlich noch unser Diorama mit einigen Modellen in einer späteren Ausgabe!


Auch die US-Truppen fuhren diesen Panzer Auffälliger Hecksporn: Verbesserung Böschungswinkel? Runder Girod-Turm Auspuff rechts am Heck
"Supern" mit Federn selbstverständlich! ;-) Antriebszahnrad Schaufel unterwegs muss sein! GPM-Modell in Bau: Blick ins Innere wird möglich
Noch unvollständig: FT" Familie" ... Größenvergleich mit deutschem A7V Alle in Wartung ..? Einblick in Motorraum

© 2020  J. de Haas


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