WK I: Die ersten Panzer der Welt

Die Briten machten den Anfang: Vom "MARK I" bis zum "MARK V"


Unsere neue Serie

Wie schon in der Übersicht zu unserer kleinen Serie erläutert, sind die bizarren Konstruktionen der Panzer des Ersten Weltkriegs für den Modellbauer ein Leckerbissen. Ist er zugleich noch ein Sammler, wird er zusätzlich noch dadurch angeregt, dass es sich um eine sehr übersichtliche Anzahl von Fahrzeugen handelt, so dass man hier eine Vollständigkeit in der Übersicht bekommen kann, die in anderen Fällen kaum möglich ist. MARK IV (Version "Tadpole")Wollte jemand ähnliches bei den Panzern des Zweiten Weltkriegs versuchen, so würde er vermutlich selbst in jahrelanger Arbeit so etwas nicht bewerkstelligen können ...

Diese geringe Anzahl hat uns also durchaus zur Vollständigkeit motiviert und die besteht somit in zwei britischen, drei französischen und nur einem deutschen ersten Panzer. Neben dem berühmten britischen "MARK IV" samt seiner Familie, mit der alles begann, werden wir also in der Folge noch ein weiteres britisches Fahrzeug, den "MARK A Whippet" vorstellen.

Die ersten französischen Panzerwagen, der "Schneider CA1" (Leider nicht als Maßstab 1:25 Modell erhältlich, wir haben das Problem aber trotzdem inzwischen gelöst ) und der größere, nur in sehr geringer Stückzahl produzierte "Saint Chamond", erwiesen sich nicht als sehr erfolgreich im Einsatz. Vor allem der letztere entpuppte sich bereits kurz nach Indienststellung als völliger Versager und spielte somit später keine Rolle mehr.

Ein weiterer französischer Kleinpanzer hingegen, der "Renault FT", wurde in den letzten Kriegsjahren ein Erfolgsmodell, das auch von den zu der Zeit ebenfalls in Europa beteiligten Amerikanern gern eingesetzt wurde. Die Deutschen waren in WK I von der Panzerwaffe noch nicht wirklich überzeugt, so dass von ihrem einzigen ersten Panzer, dem "A7V" lediglich rund 20 Exemplare produziert wurden und darüber hinaus nur "Beutepanzer" zum Einsatz kamen.  

Da es sich bei diesen ersten Fahrzeugen um diejenigen handelt, die eine grundsätzliche Neuausrichtung der Waffentechnik zu Anfang des 20. Jahrhunderts mit sich brachte, wollen wir diese "Hinterlassenschaften" von WK I also etwas genauer auch in unserem Modellkeller betrachten - unabhängig von ihrer wenig friedlichen Bestimmung echte "Leckerbissen" für modellbauende Militärhistoriker.

Dass wir das Ganze im Laufe unserer Serie natürlich auch noch mit einem passenden Diorama anreichern wollen und einem "Ausblick" am Kriegsende, versteht sich dabei von selbst.


Die Anfänge des ersten Panzers ...

Als wesentliches Merkmal von WK I entpuppte sich schon bald nach Beginn der "Stellungskrieg": Der Faktor "Feuer" mit Maschinengewehr und Artillerie hatte den militärhistorisch wichtigen anderen Faktor "Bewegung" nahezu ausgeschaltet. Schützengräben, Stacheldraht und fast unüberwindbare moderne Feuerwaffen dominierten die nahezu unbeweglichen Fronten.

Schon vor Beginn des WK I hatte der Österreicher Gunther Burstyn, der als der eigentliche Erfinder des Panzers gilt, um das Jahr 1911 ein "Motorgeschütz" konstruiert und patentiert, das wie später auch die ersten Panzer u.a. auf dem Holt Tractor als Basis beruhte und sich auf "Gleisketten" fortbewegte. Produziert wurde jedoch nur ein Prototyp, da die Kriegsministerien in Wien und Berlin die Entwürfe letztlich ablehnten.

Bereits früh nach Kriegsbeginn war auch in Großbritannien seitens des Oberleutnants Ernest Swinton die Idee eines "gepanzerten Maschinengewehr-Zerstörers" aufgekommen, aber erst im Februar 1915 wurde von Winston Churchill ein Projekt angestoßen, das seinen Ursprung in der Admiralität hatte und so zur Gründung eines "Landships Commitee" führte.

Inspiriert von Kriegsschiffen hieß es dabei ein gepanzertes "Landschiff" zu entwickeln, das in der Lage sein sollte, wieder Bewegung in die erstarrten Fronten zu bringen durch seine Panzerung, Feuerkraft und die Fähigkeit, Schützengräben und Stacheldrahtverhaue zu überwinden. Um den Gegner so lange wie möglich über diese neue Entwicklung im Unklaren zu lassen, wurde dem geplanten Fahrzeug der Tarnname "Tank" gegeben, ein Begriff, der sich bis heute für den Panzer gehalten hat.

Ausgehend von der seinerzeit vorhandenen Traktorentechnik, bei der bereits der Kettenantrieb zum Einsatz gekommen war, entwickelten in der Folge die beiden maßgeblichen Erfinder des ersten Panzers, Walter Wilson und William Tritton, die frühen Versuchsfahrzeuge.

Wesentliche erste Entwicklungsstufen der von den beiden konstruierten Fahrzeuge waren die "Lincoln Machine", umgebaut zu "Little Willie" und schließlich "Big Willie", auch "Mother" genannt: Die "Mutter" (MARK I) aller folgenden Panzer der MARK-Familie. Wichtige Spezifikationen des MARK I: Länge ca. 9,90 m, Breite 4,17 m, Höhe 2,44 m, Gewicht 28 t, Besatzung: 8 Mann. Höchstgeschwindigkeit: 5,9 km/h, Reichweite: 36 km, Bewaffnung: Zwei 5,7 cm Kanonen + zwei 7,62 mm MGs (Version "Male") oder 4 MGs (Version "Female") in seitlichen erkerförmigen Kasematten sowie ein weiteres MG am Bug. In Anlehnung an die Marine wurde bei diesen "Landschiffen" auch von Backbord- und Steuerbord-Geschützen gesprochen. Die Panzer waren in der Lage, gut 3,50 m breite Schützengraben zu überwinden.

MARK IV in Frankreich 1917Der MARK I war schließlich auch der erste "Tank", der zum Fronteinsatz kam: Nach dem Training mit neu aufgestellten Panzerbesatzungen in Großbritannien und dem Transport von rund 60 dieser Fahrzeuge nach Frankreich erfolgte deren erster Einsatz während der Schlacht an der Somme im September 1916.

Obwohl die 10 Meter langen Kolosse zunächst Panik bei den deutschen Truppen auslösten, war der Einsatz insgesamt nicht sonderlich erfolgreich, da viele der Panzer durch technische Mängel oder erfolgreichen Artilleriebeschuss ausfielen.

Die weitere Entwicklung dieser Tanks ging über viele Variationen bis hin zum in verschiedenen Bereichen deutlich verbesserten MARK IV, der als der bekannteste Panzer dieser Familie gilt. Bei diesem Modell gab es auch nicht mehr die aufwändigen Spornräder der früheren Versionen, die hinter dem Heck seitenruderähnlich hergezogen wurden und eine verbesserte Lenkung ermöglichen sollten. Die seitlichen Kasematten mit den Geschützen waren nun verkleinert worden und einschiebbar in den Panzer, so dass diese auch auf Eisenbahnwaggons transportiert werden konnten.

Bedeutende Einsätze dieses Typs erfolgten in der Schlacht von Flandern im Juli 1917, wo viele Fahrzeuge im Schlamm versanken. Insbesondere die spätere Schlacht von Cambrai und einer der Angriffe auf die Siegfriedlinie im November 1917 ist mit einem Masseneinsatz von Tanks des Typs MARK IV eng verbunden.

Zu erwähnen ist noch, dass viele MARK IV als "Beutepanzer" in deutsche Hände fielen. Dies führte zum einen dazu, dass britische Panzer daraufhin zur besseren Unterscheidung von den deutschen Beutepanzern mit einer anderen (rot-weißen) Teilbemalung versehen wurden. Auf der anderen, der deutschen Seite, entstanden dadurch ganze Beutepanzerabteilungen, wie z.B. die "Bayerische Sturm-Panzer-Kraftwagen-Abteilung 13".

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So gab es schließlich auch bei den Deutschen, die nur über eine geringe Anzahl der oben bereits erwähnten eigenen A7V-Kampfwagen verfügten, eine freiwillige Elitetruppe, die in den glühendheißen, mit Abgasen gefüllten, zermürbend langsamen und hochgradig reparaturanfälligen britischen Fahrzeugen ins Gefecht zog ...

Erst gegen Ende von WK I im Jahr 1918 kam der letzte Tank der Panzerfamilie, der MARK V zum Einsatz. Spätere Experimentalversionen des Tanks, z.B. versehen mit dem Zusatz MARK V* bzw. V** u.a. wurden auch nach Kriegsende im Jahr 2019 und später noch betrieben, darunter auch das "Kriegsende-Monster" MARK VIII..

Literatur

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  • British Battle Tanks, World War I to 1939,
    David Fletcher, © 2016 Osprey Publishing Ltd., ISBN 978-1-4728-1755-6
  • British Mark I Tank 1916, David Fletcher,
    © 2004 Osprey Publishing Ltd., ISBN 978-1-84176-689-8
  • British Mark IV Tank, David Fletcher,
    © 2007 Osprey Publishing Ltd., ISBN 978-1-84603-082-6
  • Die Bayerische Sturm-Panzer-Kraftwagen-Abteilung 13, Thomas Müller,
    Scherzers Militaer-Verlag 2013, ISBN 978-3-938845-45-5
  • Panzerkampfwagen im Ersten Weltkrieg, Wolfgang Fleischer,
    © 2017 Motorbuch-Verlag Stuttgart, ISBN 978-3-613-03972-8

Das Modell

Der Kartonmodellbausatz Rok IX (XVI) Nr. 16/05 ISSN 1428-3840 vom polnischen Verlag Modelik im Maßstab 1:25 stellt wohl für Anfänger (auch mit diesem Verlag) eine ziemliche Härte dar: Zum einen handelt es sich um ein recht kompliziertes Modell mit unendlich vielen Einzelteilen einschließlich Kettengliedern, zum anderen ist die Bauanleitung in polnischer Sprache.

Deshalb baten wir seinerzeit Slawomir Wojcik vom kartonmodellshop.de um eine bezahlte Übersetzung, die wir dann auch (nur für unseren Gebrauch) erhielten. Da er derartige Aktionen allerdings als Vorhaben "Übersetzungs-Gemeinschaft" versteht, wie er uns später wissen ließ, wird diese "unsere" Übersetzung nun allen MARK IV Bausätzen des Shops auf Wunsch kostenlos beigelegt ... so machen wir uns also um die Allgemeinheit verdient ..!

Nun muss man dazu aber auch wissen, dass selbst die übersetzte Anleitung vieles im Unklaren lässt, was die beim Bau offenen Fragen und Probleme betrifft. Deshalb waren wir mehr als erfreut, als wir im Netz eine wirklich hilfreiche Bauanleitung fanden, die wir nur empfehlen können (Diese Hilfe ist derzeit - ähnlich - auch noch an anderer Stelle im Netz zu finden).

Unser Dank gilt dem geheimnisvollen Autor, der später auch mit einer ebenso gefundenen, ähnlichen Anleitung beim A7V äußerst hilfreich war. Dieser Autor gibt sich allerdings leider nicht für eine Dankadresse zu erkennen!

Modelik Bausatz Mark IV Geschafft: Unser Modell steht!

Das preiswerte Modell selbst (Baubogen ca. 14,- EUR, Lasercutsatz 9,- EUR, Kettensatz 6,- EUR) erweist sich als äußerst stabil und ist diesbezüglich im Endausbau fast mit einem Plastikmodell vergleichbar. Der für Militärmodelle nicht unbedingt übliche Maßstab 1:25 führt allerdings dazu, dass Zubehör etwa für Dioramen nicht in ausreichendem Umfang - wie vielleicht gewünscht - zu finden ist. 

Unser Modell stellt den tatsächlich seinerzeit vorhandenen F 56 "Fan Tan" dar, der eine lange Geschichte in WKI hatte und diesen wohl auch "überlebte". Ein weiterer anderer Name und unterschiedliche Bemalung gehören offensichtlich ebenfalls zur Geschichte dieses Panzers. Eine kleine Abweichung zur originalen Serie IV ist beim Modell jedoch zu bemerken, die aber wohl erstmalig auch in dieser Reihe getestet worden sein dürfte, wie manche alte Fotos nahelegen: Die erst beim MARK V serienmäßig vorhandenen hinteren seitlichen Lamellen zur Motorenentlüftung.

Als hübschen "Gimmick" haben wir unserem Modell selbstverständlich auch den hölzernen "unditching beam" hinten oben spendiert - jenen großen Holzbalken, den die Panzer für den Fall mitführten, dass sie im Schlamm stecken blieben wie z.B. bei der oben erwähnten Schlacht von Flandern. In einem solchen Fall musste der Balken mit den anhängenden Ketten beidseitig an den Panzerketten befestigt und dann über die oben angebrachten Gleitschienen über den Panzer hinweg nach vorne und unter das Fahrzeug gezogen werden, um sich damit wieder frei zu "winchen", wie ein Offroader vielleicht sagen würde.

Verzichtet haben wir (im Gegensatz zum Bauanleitungs-Modell) auf die Anbringung sogenannter "Faschinen", rund eineinhalb Tonnen schwere Bündel von Holzstangen und -ästen vorn oben auf dem Panzer, die z.B. bei der Schlacht von Cambrai 1917 vor großen Schützengräben abgerollt wurden, um sie mit dieser provisorischen "Brücke" besser überqueren zu können.

Einen großen Vorteil hat das Modelik-Modell dieses Panzers für uns: Man kann es wunderbar "einschmutzen", so dass es aussieht wie man sich ein derartiges Gerät im Einsatz vorstellen muss. Und das wurde in ausreichendem Umfang auch gemacht, selbst mit einer Anhäufung von Geröll auf den beiden auffälligen seitlichen "sponsons", den erkerförmigen Kasematten für die Geschütze, die vom oberen Kettenlauf regelmäßig "eingedreckt" wurden im entsprechenden Gelände. Ein wirklich spannendes und attraktives Kartonmodell, das in seiner bizarren Erscheinungsform der passende Auftakt unserer kleinen Serie darstellt!


Bizarre Erscheinung: Der F56 "FAN TAN" Mark IV "male" mit zwei Kanonen und 3 MGs Heck von oben mit "unditching beam" Heckzugang für die Besatzung
Kommandanten- und Fahrerplatz am Bug mit MG 5,7 cm Kanone und MG in seitlicher Kasematte "unditching Beam" auf Gleitschienen ... Beim Festfahren: Balkenketten an die Panzerketten
Erst bei Mark V serienmäßig: Seitliche Motorenentlüftung Aufsicht auf Auspuffanlage Geröll auf seitlichen Kasematten Luken dicht: FAN TAN einsatzbereit ...

© 2018  J. de Haas


Anm. der Red.: Weitere Beiträge von Jürgen finden sich in unserer Autorenübersicht!