WK I: Die ersten Panzer der Welt

Die Deutschen unterschätzten sie vollkommen: Der "A7V" als zögerlicher Beginn


Von der militärischen Führung nicht ernstgenommen ...

Im Teil 1 unserer Serie haben wir uns mit dem MARK IV befasst, angeregt durch unseren Abstecher in Frankreich nach Verdun und der damit verbundenen Beschäftigung mit dem Ersten Weltkrieg. Dieser kennzeichnet den Anfang der Entwicklung von Panzern in der Neuzeit durch die Briten. Die deutsche Militärführung hielt demgegenüber lange Zeit wenig bis gar nichts von der Entwicklung solcher Waffensysteme: So kam im September 1914 die "Verkehrstechnische Prüfungskommission (VPK)" u.a. zu folgender Einschätzung von Straßenpanzerwagen: "Mit gepanzerten Kraftwagen ... haben eingehende Versuche sowohl mit französischen wie deutschen Erzeugnissen stattgefunden, auch in Manövern. Sie haben ergeben, daß solche Wagen ohne wesentlichen Wert, da sie an die feste Straße gebunden sind. ..."

Abteilung 2, A7V "Wotan"Bis zum Sommer 1917 war die Entwicklung von "Panzern" oder "Landpanzerkreuzern" im Wesentlichen ein echter Nebenkriegsschauplatz. Auch wenn einzelne Entwickler bereits teils abstruse Gebilde konzipierten wie z.B. einen Panzerwagen, der nur auf einer einzigen Kette (in voller Fahrzeugbreite) fuhr oder aber mehrrädrige Fahrzeugmonster in Schildkrötenform o.ä., gab es in diesem Bereich in Deutschland lange Zeit keinen Durchbruch, während die Briten bereits intensiv an "gepanzerten Maschinengewehr-Zerstörern" oder "Land-Torpedobooten" und schließlich den ersten "Landschiffen" arbeiteten.

Selbst auf das Erscheinen erster britischer Tanks auf den Schlachtfeldern im Jahr 1916 reagierte die deutsche Militärführung zunächst noch wenig beeindruckt, was vielleicht nachvollzogen werden kann wegen der technischen Anfälligkeit dieser Gerätschaften, ihrer hohen Ausfallraten und den zunächst erfolgreichen Abwehrmaßnahmen.

Nach und nach wurde aber die Bedeutung dieser Waffe auch der deutschen Militärführung bewusst, so dass schließlich im weiteren Kriegsverlauf sogar "Beute-Panzerwagenabteilungen" entstanden, in denen z.B. der bereits oben erwähnte und von uns schon vorgestellte britische MARK IV zum Einsatz kam sowie auch erste deutsche Eigenentwicklungen. Die wichtigste deutsche Panzer-Eigenkonstruktion war dabei der A7V, ein in sehr geringer Stückzahl (rund 20 Fahrzeuge) hergestellter Kampfwagen, der aufgrund seiner Exotik ebenfalls von großem Interesse für Militärhistoriker ist.

Die Entwicklung dieses Panzers wurde angestoßen, als die Oberste Heeresleitung (OHL) das Preußische Kriegsministerium schließlich zum Bau eines Panzerwagens drängte und anschließend die oben bereits erwähnte VPK gemeinsam mit deutschen Industrie- und Autofirmen Entwicklungsmöglichkeiten prüfte. Ein Prototyp des Panzers wurde nach einem Entwurf des Oberingenieurs Joseph Vollmer (1871–1955) gebaut und im Januar 1917 bei der Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) in Berlin-Marienfelde vorgeführt. Er erhielt seinen Namen in Anlehnung an das Amt der "Abteilung 7 Verkehrswesen (A7V)", die bereits im November 1916 mit dem Bau eines "Panzerkampfwagens" mit dem  Codename "A7V" beauftragt wurde.

Verschiedene Entwicklungsstadien wurden danach durchlaufen, wobei natürlich auch die bereits existierenden Panzer Frankreichs und Englands untersucht wurden, also Schneider CA1, Saint Chamond, Renault FT, MARK und Whippet.

A7V im Einsatz ...Misserfolge wie auch der übliche deutsche Perfektionsdrang samt Parallelentwicklungen wie der mit rund 13 m Länge und geplanten 27 Mann Besatzung größte Panzer der Welt "Großkampfwagen K" machten sich als Hindernisse bemerkbar. So wie später im WK II ein erster deutscher Flugzeugträger gleichzeitig auch Schlachtschiff sein sollte, so wurde vom ersten deutschen Panzer im WK I natürlich verlangt, dass dieser auch Artilleriebeschuss standhalten sollte. 

Im Ergebnis verzögerte alles schließlich den ersten Prototypen des zuletzt gebauten A7V bis zum September 1917, als wenigstens ein ungepanzerter Fahrschulwagen zur Verfügung stand. Die ersten fertigen A7V-Panzer waren erst Ende Oktober 1917 verfügbar.

Insgesamt standen 1918 in den "Schweren Kampfwagen-Abteilungen" bis zum Kriegsende nur rund 20 Panzer vom Typ A7V bereit, die meisten davon mit Namen versehen wie "Schnuck", "Cyklop", "Siegfried", "Hedi", "Lotti", "Hagen", "Heiland", "Elfriede", "Nixe" oder "Wotan" ... 

Wichtige Spezifikationen des A7V: Länge 7,35 m, Breite 3,30 m, Höhe 3,35 m, Gewicht 32 t, Besatzung: 18 Mann (!), Höchstgeschwindigkeit: 16 km/h, Reichweite: 35-70 km, Panzerung: 7-30 mm. Bewaffnung: Eine 5,7 cm Kanone + sechs 7,92 mm MGs (MG 08 bzw. 08/15 wie auch beim Ehrhardt E-V/4 sowie dem K-Wagen). Die Panzer waren in der Lage, rund zwei Meter breite Schützengräben zu überwinden.

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Der erste Kampfeinsatz erfolgte im März 1918 durch die "Sturmpanzer-Kraftwagenabteilung Nr. 1" bei St. Quentin. Lediglich zehn deutsche Panzer unterstützten hier die "Michael"-Offensive", fünf A7V Tanks und weitere fünf britische "Beutepanzer" Mark IV. Zwei A7V fielen bereits bei der Bereitstellung aus, die übrigen taten sich schwer, den Sturmbataillonen zu folgen. Die Mark IV scheiterten schließlich an Treibstoffmangel oder wurden zerstört.

Alles in allem setzte die kaiserliche Armee im Jahr 1918 bei nur 13 Einsätzen ihre wenigen Panzer ein, die Alliierten dagegen z.B. im Sommer desselben Jahres über 600 Panzerfahrzeuge. Dieses Missverhältnis kommt u.a. auch bei Varianten der späteren "Dolchstoßlegende" zur Sprache.

Literatur

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  • German Panzers 1914-1918,
    Steven J. Zaloga, © 2009 Osprey Publishing Ltd., ISBN 978-1-84176-945-5
  • Mark IV vs. A7V Villers-Bretonneux 1918, David R. Higgins,
    © 2013 Osprey Publishing Ltd., ISBN 978-1-78096-005-0
  • British Mark IV Tank, David Fletcher,
    © 2007 Osprey Publishing Ltd., ISBN 978-1-84603-082-6
  • Die Bayerische Sturm-Panzer-Kraftwagen-Abteilung 13, Thomas Müller,
    Scherzers Militaer-Verlag 2013, ISBN 978-3-938845-45-5
  • Panzerkampfwagen im Ersten Weltkrieg, Wolfgang Fleischer,
    © 2017 Motorbuch-Verlag Stuttgart, ISBN 978-3-613-03972-8

Das Modell

Auch dieser Kartonmodellbausatz - Rok XII (XIX) Nr. 21/08 ISSN 1428-3840 - vom polnischen Verlag Modelik im Maßstab 1:25 stellt für Anfänger die bereits beim MARK IV erwähnte Härte dar: Zum einen handelt es sich um ein recht kompliziertes Modell mit unendlich vielen Einzelteilen einschließlich Kettengliedern, zum anderen ist die Bauanleitung in polnischer Sprache.

Natürlich würde auch hier selbst die übersetzte Anleitung vieles im Unklaren lässt, was die beim Bau offenen Fragen und Probleme betrifft. Deshalb waren wir erneut sehr erfreut, als wir im Netz wieder eine äußerst hilfreiche Bauanleitung fanden, die wir nur empfehlen können. Unser Dank gilt wieder dem selben Autor, der uns bereits beim MARK IV so geholfen hat - leider können wir ihm auch diesmal wieder nicht danken!

Modelik Bausatz A7V Geschafft: Auch der A7V ist (fast) fertig!

Auch dieses Modell (Baubogen ca. 14,- EUR, Lasercutsatz 12,- EUR, Kettensatz 14,- EUR bei fentens HMV) erweist sich wieder als äußerst stabil und ist diesbezüglich im Endausbau ebenfalls fast mit einem Plastikmodell vergleichbar. Der für Militärmodelle nicht unbedingt übliche Maßstab 1:25 führt allerdings auch hier dazu, dass Zubehör etwa für Dioramen nicht in ausreichendem Umfang - wie vielleicht gewünscht - zu finden ist. 

Unser Modell stellt den "Schnuck" dar, der mit Nr. 504 (wie z.B. auch "Nixe", "Elfriede" oder "Wotan") zur Schweren Kampfwagen-Abteilung Nr. 2 gehörte und später irrtümlich durch eigene deutsche Artillerie (!) ausgeschaltet wurde, wie der folgende Wikipedia-Auszug berichtet:

"„Schnuck“ (504) und „Hagen“ (528), kamen am 31. August 1918 bei Frémicourt schneller voran als die Infanterie, mit der sie den Angriff durchführten. Der Kontakt zur Infanterie brach ab. Bei einem darauf folgenden Gegenangriff britischer Tanks feuerte die deutsche Artillerie nicht nur auf diese, sondern auch auf die zwei eigenen Panzer. „Hagen“ wurde dabei nur leicht beschädigt, fuhr sich aber fest, während „Schnuck“ so schwere Treffer erhielt, dass beide Panzer aufgegeben werden mussten. Beide wurden von Soldaten der New Zealand Expeditionary Force geborgen und der britischen Armee übergeben. Nach einer Untersuchung im Depot des Royal Tank Corps wurden sie Ende November nach London gebracht. Dort wurden sie 1919 auf Horse Guards Parade, „Hagen“ zuvor im Regent’s Park, ausgestellt. Ende 1919 kam „Schnuck“ in das Imperial War Museum. Als dieses Anfang 1922 umzog, war nicht ausreichend Platz für den Panzer, woraufhin er verschrottet wurde. Lediglich ein Teil der Lafette sowie die Kanone befinden sich noch in der Außenstelle des Museums in Manchester."

Ein interessanter Aspekt dieses Modells: Die 4 Wartungsklappen des A7V vorn und hinten können geöffnet werden. Zusätzlich von uns ausgestattet mit kleinen Metallstäben, die ebenfalls ausgeklappt werden können, ergibt sich die Möglichkeit, unter den geöffneten Klappen einen Blick auf den Kettenantriebsteil hinten und die Kettenumlenkung vorn werfen zu können.

Auch diesen großen Vorteil hat unser Modelik-Modell vom A7V: Wieder mal können wir es wunderbar "einschmutzen", so dass es aussieht wie man sich ein derartiges Gerät im Einsatz vorstellen muss. Und das wurde in ausreichendem Umfang auch gemacht!


A7V: Noch ohne "Nieten" ... Wartungsklappen offen ... "Schnuck" mit "Nieten" ... Wenig einladende Vorderseite ...
Fahrer- und Kommandantenluke geöffnet ... Erstmalig im Einsatz erst 1918 ... Sehr stabiles Kartonmodell ... Seitlich zwei MGs sowie Auspuff
Vorne 5,7 cm Kanone, Bodenschutz und Abschlepphaken  Wartungsklappe vorn Hinten Kettenantriebs-Zahnrad Aufgebockt: Blick auf den Unterboden ...

© 2018  J. de Haas


Anm. der Red.: Weitere Beiträge von Jürgen finden sich in unserer Autorenübersicht!