Brennpunkt Fuerteventura: 
"Die Kette" ...

Ein Thriller von Wolfgang Kaes

 

Für Fuerte-Fans ein Muss: "Die Kette" ...

"Generalissimo Franco persönlich muss Gustav Winter sehr geschätzt haben. Sonst hätte er ihm wohl nicht die komplette Südhalbinsel Jandia geschenkt. 2300 Hektar Land. Erzähle ich dir tatsächlich etwas Neues? An der engsten Stelle war die Halbinsel sogar mit Stacheldraht vom Rest Fuerteventuras getrennt und streng bewacht. Bis in die frühen fünfziger Jahre. Die Bewohner der Südhalbinsel wurden in den Norden umgesiedelt und durften ihre Heimaterde nicht mehr betreten ..." 

Im Mittelpunkt: Die Villa Winter im Süden Fuerteventuras ...Das, was hier die Journalistin Iris Cronenberg auf der Fahrt zur Villa Winter ihrem Begleiter Max Maifeld erzählt, erstaunt nicht nur diesen. Auch der Rezensent ist bei derartigen Geschichten, von denen "Die Kette" jede Menge zu bieten hat, fasziniert: Schon lange hatte er nicht mehr das Gefühl, dass hier ein Buch ganz speziell nur für ihn geschrieben wurde ...

Für die Liebhaber von Polit-Thrillern ist dieses Buch von Wolfgang Kaes eine sehr gute Wahl - für solche, die auch Fuerteventura kennen und mögen, ist es mehr: ein Muss. 

Wie man weiß, finden sich im Explorer Magazin eine ganze Reihe von Berichten über die kanarische Insel, aber bereits die Karte unseres ersten Beitrags Fuerteventura ´98 zeigt etwas Verblüffendes: Die Schauplätze dort sind nahezu identisch mit denen der "Kette", die zu 80% auf Fuerteventura spielt. Und so führt uns dann das Geschehen im Norden auch in die Orte El Cotillo, Corralejo und La Oliva, im Süden dagegen auf die Halbinsel Jandia und dort vor allem zur Villa Winter.

Aber der Reihe nach ...

Wie fängt die Geschichte an? Der Auftakt: Ein kalter, verregneter rheinischer Karneval und eine Wasserleiche. Ein Waffenhändler wird gefesselt aufgefunden, nachdem man ihn von der Klippe eines ehemaligen Steinbruchs in einen See gestoßen hat. An dem Strick zwischen seinen Händen: Eine mit Steinen gefüllte Einkaufstasche. Alle Anzeichen deuten auf das organisierte Verbrechen hin. Der Kriminalhauptkommissar Josef Morian scheint auch prompt Hinweise auf die Russen-Mafia zu finden. Nur wird er das Gefühl nicht los, dass er noch nicht auf der richtigen Spur ist. Und dann stößt er auf eine geheimnisvolle Organisation, die offenbar die Angst vor dem islamischen Terror zu nutzen gedenkt. Und diese nur vage Spur entführt ihn nun aus dem winterlich-karnevalistischen Rheinland auf die sonnige Kanaren-Insel Fuerteventura ... 

Riu Hotel Tres Islas: Zentraler Ort spannender Geschehnisse ...Dort lebt sein alter Freund Max Maifeld, der nach üblen Erfahrungen mit dem organisierten Verbrechen eigentlich nur Ruhe sucht und seine Vergangenheit in der Abgeschiedenheit der einsamen Nordwestküste Fuerteventuras vergessen will. 

Doch mit der Ruhe ist es schlagartig vorbei, als dort unerwartet die oben erwähnte Journalistin Iris Cronenberg auftaucht - eine Frau aus seinem früheren Leben - und ebenso überraschend spurlos verschwindet. 

Max Maifeld folgt nun der Spur der ominösen Organisation "Kette" nach Amsterdam, Madrid, Granada, in den Süden Marokkos und schließlich, auf dem Weg von illegalen schwarzafrikanischen Flüchtlingen, zurück nach Fuerteventura ...

480 Buchseiten und zwei Wochen nach Beginn des Thrillers kommt es zum dramatischen Finale im Norden von Fuerte: Dazwischen gibt es eine Vielzahl von Szenenschnitten, die an den unterschiedlichen Schauplätzen spielen und sich schließlich wie von unsichtbarer Hand gelenkt zu einem Gesamtpuzzle zusammenfügen. Dabei wechseln nicht nur die Orte von Bonn bis Corralejo. Darüber hinaus werden auch Zeiträume beleuchtet, die im achten Jahrhundert mit der Besetzung Spaniens durch die Mauren beginnen und über die Zeit der faschistischen Diktaturen Deutschlands und Spaniens reichen bis hin zur Gegenwart mit den terroristischen Anschlägen in Madrid am 11. März 2004. All dies trägt wesentlich bei zur besonderen Faszination des Buches.

Die spannende Handlung erlaubt schließlich nicht nur einen Blick in die Gedankenwelt von Polit-Psychopathen und macht wesentliche Stücke spanischer Geschichte deutlich, sondern transportiert darüber hinaus noch jede Menge Lokalkolorit unserer kanarischen Lieblingsinsel und lässt auch die Touristenszene Fuerteventuras nicht zu kurz kommen.

Ganz egal, wo wir uns auf der Insel befinden während des Geschehens: Ob wir nun das bestens bekannte Riu-Hotel Tres Islas häufig besuchen und von dort sogar mehrfach den Ausblick vom sechsten Stock genießen, in die Provinzhauptstadt La Oliva fahren oder zu unserem Standort der letzten Jahre El Cotillo - immer bewegen wir uns in diesem Thriller auf vertrautem Gelände ...

Am Hafen von El Cotillo ... An der "Casa de los Coroneles", La Oliva ...

Dass der Schluss letztlich kein Happy-End, sondern ein vielmehr geschäftsmäßiges Ende liefert, spricht für dieses Werk und seinen Realitätsbezug. Unser Fazit nach 480 Buchseiten kann darauf hin nicht anders sein als schon anfangs erwähnt: Ein Buch, für das wir den Autor nur loben können und das wir jedem Freund von spannenden Krimis, von Polit-Thrillern, historischen Hintergründen und natürlich auch persönlich gefärbter Reiselektüre nur dringend empfehlen können. 

Der Autor: Wolfgang Kaes ...Man kann es übrigens auch bereits vor dem nächsten Fuerteventura-Urlaub lesen, vor allem, wenn man vorhat, sich dann die Spurensuche vor Ort als natürlichste Urlaubsbeschäftigung auszusuchen: So werden wir bei unserem nächsten Aufenthalt auf der Insel selbstverständlich auch direkt den sechsten Stock des Hotels Tres Islas ansteuern, um Hurls Fitnessstudio aufzusuchen, oder in die Calle Requena Nr. 16 in El Cotillo gehen, um uns die Behausung von Max Maifeld dann etwas genauer anzusehen (siehe dazu auch Nachtrag unten) ...


Näheres zum Buch: Wolfgang Kaes, "Die Kette", Rowohlt, März 2005, ISBN 3-499-23873-X, rororo-Taschenbuch, 480 Seiten, 8,90 Euro, ab sofort in allen Buchhandlungen und auch bei Amazon erhältlich.

Zum Autor: Geboren 1958 in Mayen (Eifel), Studium der Politikwissenschaft und Kulturanthropologie, lange Jahre als Polizei- und Gerichtsreporter u.a. für den Kölner Stadt-Anzeiger tätig, Reportagen für den Stern, u.a. Reise-Reportagen vorwiegend über Spanien, heute Leiter der Redaktion Panorama/Medien/Justiz beim Bonner General-Anzeiger.

Sein letzter Roman "Todfreunde" (Februar 2004, ebenfalls bei Rowohlt) wurde in Besprechungen u.a. im Hamburger Abendblatt, in Die Welt, in der Rheinischen Post Düsseldorf, im Kölner Stadt-Anzeiger und im WDR gelobt und ist inzwischen in der vierten Auflage auf dem Markt.


© 2005 J. de Haas, Bild Autor: Wolfgang Kaes


Nachtrag, März ´06: Und wir folgen den Spuren der "Kette" ...

Etliche Monate nach der obigen Besprechung des Thrillers von Wolfgang Kaes war es dann endlich so weit: Wir konnten wieder einmal aufbrechen zu unserer Insel und uns auf die Fährte von Max Maifeld, Iris Cronenberg, Josef Morian und den anderen Akteuren der "Kette" heften.

Und wir erlebten in der Tat Erstaunliches bei Fuerteventura 2006 - Auf den Spuren der "Kette" ..!