Britannien & Schottland 2023
oder: Die Whiskytour ...
Leidenschaften ...
Irgend etwas in mir weigert sich "Groß"Britannien zu sagen. England ist aber sicher auch völlig falsch. Die Zeiten des Empire sind zum Glück vorbei und der Commonwealth hat auch viel anachronistisches Gehabe. Liebenswerter ist Britannien allemal ohne den Empiredünkel, auch wenn sich die reale Politik noch so sehr an das noch bestehende Imperium anbiedert.
Meine erste Reise war 1986 zur Isle of Man Tourist Trophy vor
Jahrzehnten: Dieses Motorradrennen ist ein Vorgeschmack auf die
typisch britische Art von Leidenschaft, die auch mal völlig
unvernünftig und gerade deshalb sehr liebenswürdig sein kann. Vieles
mag einem bedrohlich und verrückt erscheinen, aber man sollte nie
vergessen, dass es erwachsene Menschen sind, die für ihre
Leidenschaften Rennunfälle, Dampfkesselexplosionen und
Flugzeugabstürze in alten Kisten in Kauf nehmen. Alle wissen was sie
tun und ihre Leidenschaften sind es ihnen wert. Meine eigene Meinung
ist auch, dass Menschen ohne Leidenschaften schnell langweilig
werden. No risk, no fun ...
Links Auto zu fahren fällt einem in Bezug auf Britannien
unwillkürlich als erstes ein. Es ist halb so wild, aber
Ausnahmesituationen sind gefährlich. Ich erinnere mich an eine
Umkehrsituation im Verkehr auf der Isle of Man vor vielen Jahren,
als ich etwas einkaufen wollte und mir klar wurde, dass das Geschäft
gar nicht geöffnet sein würde. Ich bin nach dem Umkehren in einem
Feldweg auf der falschen Seite gelandet. Routine verhindert
Aufmerksamkeit und darum war es diesmal gut, eine aufmerksame
Beifahrerin zu haben. Vier Augen sehen mehr als zwei. Eigentlich
wäre es nicht unpfiffig, wenn das Navi registrieren würde, dass man
in einem Land mit Linksverkehr unterwegs ist und dann immer wieder
mal unmotiviert sagt "britisch fahren!", nur um es so oft wie
möglich ins Gedächtnis zu rufen. Das Navi oder Beifahrende (haha …
gegendert!
)
sollten auf keinen Fall sagen "links fahren!". Man könnte meinen,
dass es das Gleiche wäre, aber es führt vielleicht zu ungeplanten
Richtungswechseln, denn gibt es einen Unterschied zwischen "links
fahren" und "links abbiegen" ..?
Hier im Explorer Magazin gibt es ja bereits ältere, aber trotzdem
ausführliche Stellungnahmen zu
Kreisverkehren und ihren Gefahren. Jetzt endlich gibt es nun
doch noch eine Destillerietour nach Schottland (auch wenn ich das
vorsichtshalber noch nicht so offen formulieren möchte
),
denn der Bayer fühlt sich mit den Schotten verwandt. Was der Bayer
in Deutschland, ist der Schotte in Britannien. Separationsgelüste
angeblich inklusive. Whisky Liebhaberei verbindet, denn der
Whiskyprozess ist im Prinzip das Gleiche wie der Bierprozess ... nur
ohne Hopfen. Darum machen inzwischen viele Brauereien hierzulande
auch Whisky (und nicht mal schlechten), denn das Equipment ist ja
schon fast komplett da. Nicht zu verwechseln ist Whisky mit
amerikanischem Whiskey! Dieser eine zusätzliche
Buchstabe macht einen enormen Unterschied. Whiskey ist für mich nur
ordinärer Maisschnaps. Der ist nur interessant, weil er oft die
Fässer für den "richtigen" Malt Whisky in Schottland liefert
... (siehe dazu auch Anm. der Red.!)
Meine Freundin betrachtet zwar mehr die Schlösser und Burgen als
Kern der britischen Kultur, aber wir werden sicher Gemeinsamkeiten
finden, auch wenn ich für derlei aristokratischen Krempel und
Snobismus eigentlich nichts übrig habe. Für mich sind sie immer noch
Ausdruck der Ausbeutung von Kolonien und der Menschen dort.
Aristokratischer Rummel steht überwiegend für diese Ausbeutung und
nicht für den Willen und die Selbstbestimmung eines Volkes. Aber wie
gesagt: ... pssst ... bloß noch nicht über Destillerien sprechen ...
Reiseübersicht
- Spinnereien ...
- Los geht's: Ankunft mit der Fähre in Hull
- Peak District
- Liverpool & Lake District
- Richtung Edinburgh
- Coastal Trail West
- Speyside
- North Coast 500
Fortsetzung folgt!
© 2023 Sigi Heider
Anm.
der Red. zum Whiskey:
Da es in der Redaktion auch bekennende Liebhaber von
Bourbon Whiskeys
und natürlich auch irischem Whiskey
gibt, müssen wir dazu selbstverständlich was sagen! So wissen wir, dass es
nicht nur "Maisschnäpse" mit "e"
in den USA gibt: Die Zusammenstellung der Getreidesorten
unterscheidet sich dort regional gemäß den Standards of Identity for
Distilled Spirits (US-Verordnung). So können diese aus Mais (Corn),
Roggen (Rye), Gerste (Barley) oder seltener auch Weizen (Wheat)
hergestellt werden. Beim "Corn Whisky" sind 80% Mais vorgeschrieben,
nur beim "Bourbon Whisky" können es 51-80% Mais sein. Witz der
US-Verordnung: In der Realität werden im Gegensatz zur Verordnung
alle "Whiskeys" bzw. "Whiskies"
mit "e" geschrieben!
Übrigens: Während sich kanadischer Whisky generell ohne "e”
schreibt, ist das beim irischen Whiskey
genau andersrum, der immer mit "e"
geschrieben wird. Und nur der dortige
Connemara Whiskey wird übrigens "rauchig" unter Beteiligung von
Torf erstellt. Aber zum Torf und sogenanntem "Mädchenwhisky" später
mehr im Bericht!