Bodega Eguren Ugarte - der Patriarch

Auch diese Bodega blickt auf eine lange Geschichte zurück: Sie wurde 1870 der Region vom Schokoladenhändler Vitorino Eguren gegründet und ist immer noch in Familienbesitz. Der Antrieb für die Gründung war aber nicht das Ausnutzen des Booms aufgrund der Reblauskatastrophe in Frankreich. Die Weinberge wurden dem Schokoladenhändler vielmehr vom Heilpraktiker Pascasio Pangua vererbt. Er heilte einst seine Tochter Vitorinos, wurde aus Dankbarkeit in die Familie aufgenommen und im Alter gepflegt. Aus Dankbarkeit erhielt die Familie Eguren die Weinberge. Die Weinberge Ugarte wurden "angeheiratet".

Mittlerweile werden im Rioja ca. 100 ha Weinberge genutzt für Rot- und auch etwas Weißwein. Die Bodega ist aber auch noch nach Kastilien und Lanzarote expandiert.

Zur Zeit wird die Bodega in der 5. Generation betrieben, nun wieder von einem Vitorino, aber auch seine Kinder sind bereits schon eingebunden in den Betrieb. Da passt es gut, dass Sohn Koldo Architekt wurde und somit verantwortlich zeichnet für das Hotel mit dem auffälligen Aussichtsturm.

Willkommen in der Bodega Eguren Ugarte ... Restaurant with a View ...
Hinab in den Keller mit Nischen und Stuben ... Das könnte für Sie vorbereitet sein, falls auf dem Fass Ihr Name steht ...

Insgesamt ist die Anlage aber schon eine Inszenierung des Patriarchen: Vor dem Eingang zum Restaurant steht ein riesiger Gedenkstein mit seinem Namen und dem seiner Frau Mercedes. Am Eingang begrüßt er als Bronzeskulptur die Gäste. Auf dem Gedenkstein blickt sein Kopf als Tonskulptur hervor. Im Shop sind zahlreiche Fotos an den Wänden, die ihn mit prominenten Besuchern zeigen.

Auch diese Bodega hat den Geschäftsbereich erweitert und betreibt ein Restaurant sowie ein Hotel. Das Restaurant ist berühmt für den Grill, der mit dem Holz alter Rebstöcke betrieben wird. Obwohl wir ein wenig spät dran sind, werden wir herzlich willkommen geheißen. Das Restaurant besticht durch einen herrlichen Ausblick auf die Weinberge. Das hat der Architektensohn wirklich hübsch gestaltet ..!

Es gibt verschiedenste Salate, eingelegte Peperoni, allerlei geschmorte Vorspeisen, Kartoffelsuppe, Bohnensuppe und vom legendären Grill köstliche Lammkoteletts. Dazu einen 2013 Weißwein Ugarte aus 100% Viura und einen roten Cincuenta aus 2011 mit 100% Tempranillo. Das Datum 20.12.1957 auf dem Etikett und der Zusatz, dass die Familiensaga weitergeht, lässt vermuten, dass der Wein Cincuenta urprünglich anläßlich der Geburt des ersten Nachkommens des Patriarchen geschaffen wurde.

Nach dem ausgiebigen Mahl beginnt der Rundgang durch die Keller: Insgesamt sind 2 km Kellergänge mit zahlreichen Nischen hier unter der Erde. Auch hier kann man sehen, wie die Dauben alte Fässer aufgearbeitet werden. Mal als Treppengeländer, mal als Schranktür. Lange Gänge werden durch Gemälde gestaltet ...

Allerlei Blickfang auf dem Gelände ... Weiter Blick ins Land ...
Kunst in den Gängen ... Traubenlieferung ...

Die Bodega hat für ihre Kunden ein besonderes Angebot: Die Mitgliedschaft im Club der Nischen und Fässer.

Man muss für mindestens 600 EUR Wein im Jahr kaufen oder ein ganzes Fass, dann ist man für zwei Jahre Mitglied. Die Weinflaschen kann man hier im Keller in einer abgeschlossenen Nische lagern, das kostet nichts extra. Das Fass wird mit Namen beschriftet und zusammen mit den anderen Fässern in einem Fasskeller aufbewahrt, bis die Flaschen abgezogen werden. Man kann jederzeit seinen Wein besuchen und im Keller in einer der urigen "Stuben" trinken. Gläser und Kerzen werden gestellt, das Essen darf man selbst mitbringen oder aus dem Restaurant kommen lassen.

Eine nette Idee, wäre nur die Anreise nicht so weit - aber an den Beschriftungen der Fässer können wir sehen, dass trotzdem auch der eine oder andere Münchner hier Mitglied im Club ist ...

Im Anschluss an die Besichtigung lohnt sich ein Rundgang über das Gelände: Von der Terrasse aus hat man einen herrlichen Blick ins Land. Überall stehen Gebilde aus Steinen mit Windfahnen oder Winzergerät. Man spürt, hier hat jemand viel Spaß an seiner Bodega.

Es ist Erntezeit und gerade wird eine Ladung weißer Trauben herbeigefahren. Hier steht keine Table de Tri zur Selektion der Trauben, die Früchte werden mit Stumpf, Stiel und Schimmel in die Presse geschüttet. Ein kleiner Krug mit Schwefellösung gleich hinterher. Auch so wird Wein gemacht ...


© 2015 Sixta Zerlauth