Ins wilde Gebirge ...

Wir treffen uns am Flughafen von Palma de Mallorca, wo Gerhild Burkard uns bereits mit einem Bus erwartet.

Die Weinreise startet Richtung Tramuntana-Gebirge auf einer wildromantischen Straße durch Oliven- und Pinienwälder. Unterwegs nehmen wir drei Tramper mit, denn noch ist Platz im Bus, weil die anderen Mitreisenden erst ab morgen an unserer Reise teilnehmen.

Unterwegs lohnen sich Zwischenstopps an kleinen Parkplätzen mit fantastischen Ausblicken auf die Küste und tollen Fotomotiven.

Unser erstes Ziel ist Banyalbufar mit den steilsten Weinbergen Mallorcas. Der Name des Ortes stammt aus dem Arabischen und bedeutet: Kleiner Weinberg am Hang ...

Steile Terrassen im Tramuntana ... Blick auf Banyalbufar ...

Seit Jahrhunderten wurde hier der berühmte Malvasia de Banyalbufar angebaut auf Terrassen, die einst die Mauren errichtet haben. Bis dann Ende des 19. Jahrhunderts schließlich die Reblaus den Weinanbau auch hier beendete. Der Malvasia galt daraufhin als ausgestorben. Aber in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurden einige Rebstöcke zufällig wiederentdeckt und in einem aufwändigen Verfahren daraus 250 hier angebaute Rebstöcke gewonnen. Seit den 90er Jahren wird nun hier wieder Wein produziert von einer Handvoll Winzern und nicht in großen Mengen - weniger als 10.000 Flaschen pro Jahr.

Gegenüber vom Ort halten wir inne, um den Blick darauf mitsamt seinen Terrassen und Wasserbecken sowie den mitgebrachten Auftaktwein zu genießen: Ein 2015er Malvasia vom ortsansässigen Winzer Can Pico, den uns Gerhild bestens gekühlt kredenzt. Ein köstlicher Auftakt!

Wir fahren weiter hinein in den Ort und erklimmen einen Hügel, um die Aussicht auf Weinberge, Land und Meer zu genießen. Die Weinberge wirken mit den vielen Gräsern und Blumen zwischen den Weinstöcken ein wenig verwildert, aber die "Begrünung" ist gewollt und dient der biologischen Bodenpflege. Die großen Wasserbecken, die sich auf den Terrassen befinden, wirken auf den ersten Blick wie Swimmingpools, aber es handelt sich um Auffangbecken für Regenwasser, die der Bewässerung dienen.

Wir fahren weiter in den berühmten Ort Valldemossa: Gut, dass wir in der Vorsaison unterwegs sind, so findet sich sofort ein Parkplatz und der Ort ist noch nicht von Touristen überlaufen. Hier haben Chopin und George Sand im Winter 1838/1839 in einem Kartäuserkloster einige Wochen verbracht, mussten aber den Aufenthalt abbrechen, da sich die Tuberkulose von Chopin verschlimmerte ...

Michael Douglas erwarb hier im Jahr 1989 das ehemalige Anwesen des Erzherzogs Ludwig Salvator von Österreich und gründete sein Projekt Costa Nord, ein Kulturzentrum, das er mittlerweile an die Autonome Regierung verkauft hat.

Ausblick aufs Meer und "verwilderte" Weinberge ... Valldemossa ...
... auf den Spuren von Chopin ... ... alte Olivenbäume und moderne Audioguides ...

Mit einem Eis auf der Hand schlendern wir durch den geschichtsträchtigen Ort, vorbei an den Audioguide-Säulen, wo man sich mittels des aufgedruckten QR-Codes eine App laden kann mit Infos zu Fréderic Chopin, George Sand und Rubén Darío, der sich einst ebenfalls vorübergehend auf Mallorca aufhielt ...

Nach dem kurzen Aufenthalt kehren wir zurück nach Palma, um im Tapaslokal La Bodeguilla den Abend ausklingen zu lassen mit hervorragenden Tapas und einem Gran Vinya Son Caules 2010 von Miquel Gelabert, der aus alten Callet Reben gekeltert wurde.

Nicht zu vergessen ist auch ein Muntaner Wermut als Aperitif, was uns hier zur lieben Angewohnheit wird: Dieser Wermut wird auf Mallorca hergestellt aus der Prensal Traube zusammen mit allerlei Kräutern. Und da Kräuter einfach gut tun, gibt es als Digestif noch einen Hierbas ... 

Da von Lokal zu Lokal immer andere Varianten von Wermut und Hierbas angeboten werden, gibt es auch immer wieder etwas Neues zu schmecken: Wieder mal ein gelungener Auftakt für eine Weinreise, und das alles noch bevor es "richtig" los geht ..!


© 2018 Sixta Zerlauth