In die sonnige Ebene ...

Heute wird unsere Reisegruppe komplett, die restlichen Mitglieder werden morgens am Flughafen abgeholt und sofort geht es weiter in die Nähe von Santa Maria del Cami zu Angel Bodegas: Der Winzer Andres Gelabert wanderte mit seinen Eltern als Kind in die USA aus, kehrte im Jahr 2000 von Kalifornien hierher zurück und übernahm schließlich die Bodega.

Obwohl wir hier auf geringerer Höhe sind als gestern in Banyalbufar, haben die Weinstöcke noch deutlich weniger ausgetrieben als dort.

Angel Bodegas bieten Führungen und Verkostungen für jedermann an und haben dafür einen deutschen Auswanderer als Führer abgestellt, der für die Besucher und für den Vertrieb zuständig ist. Als unsere Führung beginnt, kommt noch eine weitere Gruppe Touristen hinzu, die darum bittet, mit uns gemeinsam daran teilzunehmen. Kein Problem für uns, für den Führer aber stellenweise schon, denn einer der Touris erweist sich als Winzer aus der deutschen Weinregion Saale-Unstrut und so will er auch ganz genau alle Details wissen, wie hier geerntet und gekeltert wird. Da der Führer kein Winzer ist, müssen etliche Fragen allerdings unbeantwortet bleiben ...

Uns wird der gesamte Produktionsablauf präsentiert, von der Traubenanlieferung über die Lagerung in Edelstahltanks und Barriques bis zur Abfüllung und Etikettierung. Im schönen Hof der Bodega warten auf uns Brot, Olivenöl, Käse, Flor de Sal mit allerlei Gewürzen und natürlich eine Auswahl der produzierten Weine zur Verkostung. Sogar der Inhaber Andres Gelabert findet noch Zeit für eine kurze Fachsimpelei mit Gerhild, der Sommelière.

Angel Bodegas mit Blick auf die Sierra Norte Mallorquina ... ... Führung durch die Bodega ...
... Was wurde hier verkostet ?Ausblick aufs Meer und "verwilderte" Weinberge ...

Die Weine von Angel Bodegas sind solide, süffige Weine, aber wir wissen und vertrauen auf unsere Reiseleitung: Da gibt es sicher noch Steigerungsmöglichkeiten. Und in der Tat, es wird sich noch steigern ...

Unweit von Angel Bodegas befindet sich der Hauptweinproduzent der Insel: Macià Batle, ein Weingut, das seit dem 19. Jahrhundert besteht. Nicht immer war dieses Weingut erfolgreich: Im Jahr 2003 wurde es für einen Euro von einem mallorquinischen Unternehmer aufgekauft und seitdem systematisch erneuert. Auch die Qualität wurde dabei verbessert, so dass in der Zwischenzeit schon zahlreiche Preise gewonnen wurden.

Geschicktes Marketing, Einbindung von Künstlern bei der Gestaltung der Etiketten, Musikveranstaltungen, Touren mit einer Holzbahn durch die Weinberge, ein eindrucksvoller Shop und Showroom mit den Etikettenentwürfen, Führungen für Touristen usw.: All das brachte das Weingut auf Erfolgskurs und gehört zu den "touristischen Attraktionen der Region". Da reicht für uns hier ein kurzer Aufenthalt auf dem Weg zum Restaurant Moli des Torrent, das von den deutschen Auswanderern Himbert geführt wird.

Die alte Mühle wurde liebevoll restauriert und das Lokal ist für seine hervorragende Küche berühmt. Für uns wurde schon im Freien eingedeckt, die Sonne brennt vom Himmel und es ist weit und breit kein Sonnenschirm zu sehen. Aber da gibt es eine Lösung: Schnell wird ein Stapel Sonnenhüte herbeigebracht und so können wir hübsch gestylt und vor der Sonne geschützt unseren Mittagsimbiss mit Weinbegleitung genießen - Ribas Blanc 2016 und als Roten den Carmesi von Jaume de Puntiro 2016.

Schnell vorbei bei Macià Batle ... ... zur Moli des Torent ...

Doch die Pause vergeht wie im Flug und so brechen wir schon bald wieder auf zur Bodega Biniagual im Weinanbaugebiet Binissalem. Die Bodega gehört zu einem kleinen Dorf mit 14 Häusern. Bereits zur Zeit der Mauren wurde hier Ackerbau betrieben. Im 13. Jahrhundert erfolgte dann die Umstellung des Anbaus auf Wein, Oliven und Getreide. 1968 erwarb der jetzige Besitzer das verlassene und halb verfallene Gebäude-Ensemble und renoviert seitdem Haus für Haus.

Der Anbau ist weit gefächert: Zitrusfrüchte, Granatäpfel, Oliven, Mandeln, Johannisbrot und Feigen. Seit 1999 wird auch wieder Wein angebaut, alles so natürlich wie möglich, der Dung der Schafe versorgt die Weinstöcke mit wichtigen Mineralien, dafür fressen sie das Unkraut. Die Halle mit den Stahltanks und Barriques ist modern, einige riesige uralte Holzfässer erinnern an die Weingeschichte der Finca. Nach der Führung dürfen wir die Weine auf der wunderschönen Terrasse verkosten. Außer dem Wein sollte man unbedingt auch die köstliche Orangen- und Zitronenmarmelade mitnehmen ...

Bodega Biniagual ... ... Moderne trifft Historie ...
... ein malerischer Ort ... Was wurde hier verkostet?

Wir fahren weiter ins Landesinnere nach Selva zu unserem Agrotourismus-Hotel S’Hort de Cas Missèr, wo heute die Saison beginnt. Wir sind die ersten Gäste. Großzügige Zimmer mit mallorquinischem Flair erwarten uns. Das Hotelgebäude ist schon mehr als 300 Jahre alt, hat sogar eine Hauskapelle für die Gäste und steht inmitten von Mandel- und Zitrusbäumen. Man merkt, dass nach der Winterpause hier noch Anlaufschwierigkeiten bestehen. Die junge Managerin ist neu hier und delegiert lieber mit viel Aufwand anstatt vielleicht mal selbst anzupacken ...

In der stilvollen kleinen Lounge weist uns Gerhild in die Besonderheiten des Weinanbaus und die Weinregionen Mallorcas ein, denn etwas Theorie muss sein, um besser zu verstehen, wie und was hier gekeltert wird.

Am Abend wird uns ein Menü serviert und man merkt, Koch und Küche sind auch etwas aus der Übung: So sind z.B. die Kartoffeln teilweise kalt. Die - wie üblich - hervorragende Weinbegleitung macht allerdings alles wett und der Abend klingt lustig und harmonisch aus wie immer ...

Hotel S’Hort de Cas Missèr

© 2018 Sixta Zerlauth