Telemark

Am nächsten Vormittag fahren wir in Richtung Heddal: Das Bauernhofmuseum hat noch keine Saison, aber die Stabkirche mit dem kleinen Museum ist wirklich sehenswert. Anschließend fahren wir weiter nach Seljord an den gleichnamigen See. Dank ACSI-Card kostet uns hier die Übernachtung nur 17 EUR. Wir campen zwischen Dauerplätzen und erkunden den Ort und die nähere Umgebung.

Am nächsten Vormittag fahren wir ohne Wohnwagen eine Mautstraße ins Grunningsdal, das wir zufällig auf der Landkarte entdeckt haben. Der hintere Teil der Piste ist grober Schotter und die Straße endet nach fast 15 Kilometern abrupt an einer einsamen Hütte. Nach einer Wanderung mit Picknick legen wir auf dem Rückweg einen Badestopp ein: In Norwegen auf 700 Meter Seehöhe im Mai bei 25°C an einem Gebirgssee zu baden, das hat schon etwas! Das Wasser ist frisch, aber alles andere als eiskalt und wir sind die einzigen Menschen weit und breit ...

Tourbereich Südnorwegen 2018 ... Stabkirche Heddal: Malerische Lage und kleines Museum Seljord: Lohnender Besuch der alten Kirche
Grunningsdal Piste: Ende nach 15 Kilometern an einer kleinen Hütte Grunningsdal: Wanderung am See zum Picknick

Der Fjord ruft

Am ersten Junitag geht es weiter an den Hardangerfjord und wir haben ein paar Stunden Fahrt vor uns. Im Haukelifjell sind wir begeistert von der Landschaft und den Kontrasten. Berge, Schneeflächen, Seen mit Eisplatten und und und ... Die Straße ist auch mit Wohnwagen problemlos zu fahren und nach der Bergetappe geht es am Latefossen vorbei nach Odda. Danach unterquert der Folgefonntunnel den gleichnamigen Gletscher auf einer Länge von fast 12 Kilometern. Wer jetzt im reichen Norwegen einen Tunnel wie in Österreich oder der Schweiz erwartet, wird schwer enttäuscht: Eine Röhre mit einer engen Spur für jede Richtung. Schlechte Beleuchtung und ein schwer einschätzbarer Tunnelrand fordern die ganze Aufmerksamkeit des Fahrers.

Unser Ziel ist Aenes am Hardangerfjord und auf der schmalen Straße queren wir bei Sundal auf einer hölzernen Brücke einen Wasserfall, der nicht mindere Qualitäten als der Latefossen hat. Am Camping in Aenes kommt gleich der Platzchef auf uns zu: Ein etwa 90jähriger Mann mit krummem Rücken und Hörgerät preist uns seinen Campingplatz an und verspricht uns einen "Wonderful Place". Wir stellen unseren Eriba an die Geländekante mit Blick auf den Fjord und lassen bei 29°C und Sonnenschein die Seele baumeln ...

Haukelifjell Hütte: Über das malerische Fjell führt die Straße in Richtung Odda Bei 20°C und Sonnenschein genießen wir den Blick auf das Fjell ... Latefossen Fotostopp: Mt dem Wohnwagen halten geht nur in der Nebensaison ...
Aenes Camping: Nicht zu viel versprochen - Wonderful Place! AIDAcara vor Rosendal - und wir machen Picknick ... ... in herrlicher Natur, nur wenige Kilometer entfernt Rosendal Baroniet: Bei letzter Führung fast allein ...
Am Abend: AIDAcara passiert Aenes Camping ... Mit der Fähre über den Hardangerfjord nach Gjermundshamn Weg vorbei hinter dem tosenden Steinsdalsfossen ... Hardanger Fereisenter: Schöner Panoramablick über den Fjord
Norheimsund Badestrand: Nicht der Lago Maggiore im Hochsommer, sondern Norwegen Anfang Juni! Kostenloser halbstündiger Besuch der Norheimsund Werft ... Viele alte Schiffe vor der Werft ...

Tags darauf fahren wir südwestlich nach Rosendal, wo es ein kleines "Schloss" zu besichtigen gibt. Um der Tourischwemme aus der vor Anker liegenden AIDAcara zu entkommen, erkunden wir jedoch zuerst die tolle Landschaft, bevor wir uns um 15 Uhr mit der letzten Führung die kleine "Baroniet" von innen ansehen. Im Ort gibt es auch gute Einkaufsmöglichkeiten, um unsere Vorräte aufzufüllen. In der Nähe von unserem "Wonderful Place" gibt es nämlich nicht einmal einen Bäcker ...

Abends fährt die AIDAcara direkt an unserem Stellplatz vorbei, um den Wasserfall bei Sundal anzulaufen: Sie dreht hinten im Seitenarm und fährt dann wieder zurück. Das lässt sich alles am Tablet verfolgen: marinetraffic.com macht‘s möglich.

Nach einer sehr warmen und hellen Nacht geht es nun weiter nördlich nach Norheimsund auf die andere Seite des Fjords. Mit der Fähre setzen wir von Arsnes nach Gjermundshamn über und fahren dann weiter am Fjord entlang. Am Hardanger Feriesenter haben wir einen beeindruckenden Blick auf den gegenüberliegenden Gletscher. Am Nachmittag stehen dann der Steinsdalfossen (viele Touristen!) und ein Bummel durch Norheimsund auf dem Programm. Am städtischen Badestrand haben wir den Eindruck, als wären wir am Lago Maggiore und nicht in Norwegen. Die hiesige Schiffswerkstatt mit Museum erweist sich als echtes Erlebnis: Wir dürfen die letzte halbe Stunde vor der Schließung sogar kostenlos durch die Anlage schlendern. Die junge Frau an der Kasse kann sich ebenfalls noch lebhaft an den Besuch von Horst Lichter erinnern, sie wusste gar nicht, dass er in Deutschland so bekannt ist ...

Ausflug nach Bergen

Wohnmobilfahrer schütteln den Kopf, aber für uns passt es: Wir lassen den Wohnwagen in Norheimsund stehen und fahren in knapp eineinhalb Stunden über das Fjell nach Bergen. Kleiner Tipp für diesen Ort: Nicht auf die Preise schauen und lieber die schöne Stadt genießen! Wir nutzen ein Parkhaus, schlendern am Hafen vorbei und fahren direkt mit der Fløibanen zur schönsten Aussichtsplattform, die man sich denken kann. Danach stärken wir uns am Fischmarkt mit super leckeren Lachswraps und laufen am Hafen entlang zu den Kreuzfahrtanlegern. Zurück geht es durch den Bergenhus-Park zu den alten Holzhäusern in Bryggen. Am Abend sind wir wieder zurück in Norheimsund und genießen den Blick auf Fjord und Fjäll.

Zahnradbahn Fløibana: Genussvoller Blick aus der Höhe ... Gut 1.500 km zum Nordkap? Ohne uns! ;-)) Auf dem Fischmarkt ... ... leckere Brotzeiten ...
Bryggen "Skyline" ... Hafenblick Handelshäuser Cafés und Idylle ...

Das Bergen-Fazit: Uns hat es sehr gut gefallen! Irgendwie ist alles sehr touristisch, aber doch wieder extrem gelassen. Fischmarkt, Bryggen und Fløibanen müssen sein. Wer länger Zeit hat, sollte sich zusätzlich auch das eine oder andere Museum ansehen ...

Bootstour in den Fyksesund

Zu unserem Campingplatz gehört auch ein Bootsverleih und so starten wir am nächsten Vormittag nach gründlicher Einweisung und bei strahlendem Sonnenschein und Wind mit unserem 25 PS Boot in den Hardangerfjord, um von dort aus den Fyksesund zu erkunden. Am Ende dieses malerischen Fjords liegt eine kleine Siedlung, die nur per Boot zu erreichen ist. Durch die geschützte Lage ist das Wasser im Fyksesund anders als draußen im Hardangerfjord sehr ruhig und wir sind heute als Einzige dort unterwegs. Nach ein paar Fotostopps legen wir am Fjordende an und machen einen kleinen Landgang.

Im Hardangerfjord kämpfen wir gegen Wind und Wellen ... Nach Einfahrt in den Fyksesund ist es fast windstill Fyksesund Anlegestelle: Landgang am Ende des kleinen Fjords

Wieder zurück im großen Fjord versuchen wir erfolglos unser Angelglück im Windschatten einer kleinen Insel. Die Fahrt zum zweiten Angelplatz über freies Wasser bei starkem Wellengang und heftigem Wind ist kein Spaß: Irgendwie schaffen wir es doch auf die gegenüberliegende Seite und haben unser ersehntes Anglerglück. Ein 45 cm Pollack wird eingeholt und gleich im Boot ausgenommen. Nach fünfeinhalb Stunden Ausflug und einem schwierigen Anlegemanöver sind wir wieder zurück. Morgen gibt es einen Ruhetag ..!

Flåm

Am 07. Juni geht es weiter nach Flåm: Mittags steht unser Eriba schon auf dem sehr vollen Campingplatz. Auch hier hat die Hitzewelle zugeschlagen: Das Gras ist braun und der Boden knochentrocken. Zwei große Kreuzfahrtschiffe liegen vor Anker und entsprechend voll ist das Touristencenter. Wir wollen mit der berühmten Flåmsbana fahren, die vom Fjord bis Myrdal 866 Höhenmeter in einer Stunde überwindet, um den Anschluss an die Inlandsbahn zu ermöglichen.

Mit Blick auf Heerscharen von Chinesen entscheiden wir uns für die letzte Fahrt des Tages um 18:40 Uhr, wenn die Kreuzfahrer wieder auf ihrem Schiff sind. Wir nehmen uns Brotzeit mit und sind gemeinsam mit einer kleinen ukrainischen Reisegruppe sowie ein paar Einzelreisenden eine fast familiäre Zugbesatzung. Die Fahrt ist toll und das Fotolicht schlecht. Umso mehr sind wir begeistert, als wir im oberen Drittel der Strecke beim Stopp am berühmten Wasserfall mit einem prächtigen Regenbogen belohnt werden. Eine Stunde rauf aufs Fjell und eine Stunde runter: 1.100 Kronen für zwei Personen - man macht das ja nicht alle Tage!

Flåmsbana Logo Ein leerer Waggon: Nur bei der letzten Fahrt des Tages ...
Kreuzfahrtschiff im Hafen mit Heerscharen von Chinesen ... Man will nicht mehr weg vom offenen Zugfenster ... Zeitvertreib im Flåmsbana Museum
Stegastein Aurlandsvangen: Nichts für Menschen mit Höhenangst ... Wilde Landschaft: Gronafjellet Die Straße verliert sich in den Weiten des Fjells
Borgund Stabkirche mit angeschlossenem Museum Undredal Camping: Geheimtipp, dem Trubel in Flåm zu entkommen ... Undredal: Unesco-Weltkulturerbe und trotzdem abseits der Touristenströme ...

Am nächsten Tag fahren wir entsprechend Horst Lichters Empfehlung auf schmaler Straße steil bergauf zur Stegastein-Plattform, die einen herrlichen Ausblick auf den Auerlandsfjord bietet. Danach geht es über das sehenswerte Grønafjellet nach Lærdal und weiter nach Borgund zu einer alten Stabkirche, die uns sehr beeindruckt. Der Rückweg nach Flåm ist dann etwas Besonderes: Der mit 25 km längste Tunnel Norwegens bringt uns schnell wieder zurück auf den Campingplatz zu Kaffee und Kuchen.

Es ist noch lange hell und so erkunden wir vor dem Abendessen das malerische Undredal mit seiner kleinen Kirche. Das Abendlicht und die Ruhe in dem kleinen Ort, der zum Unesco-Kulturerbe zählt, fasziniert uns sehr und wir kaufen Ziegenkäse sowie ein kleines Ziegenfell als Mitbringsel. Den kleinen Campingplatz in Undredal kann man getrost als Geheimtipp bezeichnen: Wir haben selten etwas Entspannteres gesehen als diesen Ort ...


© 2020 Matthias Bernhard