Friedhof in den Wäldern

Eigentlich ist heute so etwas wie Sonntagsruhe angesagt, denn da wir am Vortag noch zur "Chinesin" weitergefahren sind, hat sich die heutige Strecke in unserem Roadbook auf nur etwas mehr als 50 km reduziert - geht doch!

Zuerst wollen wir auf unserem Weg aber noch Halt machen bei der Buller Gorge Hängebrücke, der mit 110 m längsten Brücke dieser Art in Neuseeland. Bei der Gelegenheit kann man sich hier auch noch den sogenannten "Bushline Walk" zu seltenen Bäumen gönnen, der angeblich in einer halben Stunde zu erledigen ist. Wir werden sehen!

Nach vergleichsweise kurzer Fahrt erreichen wir die "Swingbridge", eigentlich ein ganzes Freizeitgelände, das man nach Zahlung von einigen Euros besuchen kann. Als erstes steht natürlich die berühmte Hängebrücke auf dem Programm: Für den einen oder die andere vielleicht ein kleines Problem, auf dem tatsächlich leicht schwingenden Gebilde über den Abgrund mit Fluss darunter und hinüber auf die andere Seite zu gelangen, aber eigentlich ist das Ganze nicht wirklich so spektakulär wie vielleicht erwartet ...

Nahe Antarktis: Im "Adventure & Heritage-Park" ... Die "Swingbridge" wartet ... Nicht nur was für Schwindelfreie ...

Auf der anderen Seite angekommen kann man unterschiedlich lange Wanderungen durch teilweise etwas unwegsames Gelände machen. Man gelangt in diesem "Adventure & Heritage-Park" an das Ufer des Buller Flusses, wo beeindruckende Tafeln in großer Höhe auf viele Hochwasserphasen während der vergangenen Jahre aufmerksam machen. Auf diesem Fluss kann man auch mit einem Jetboot fahren, was aber nach unseren Erlebnissen in der Nähe der "Bridge to Nowhere" etwas albern wirken würde - "mehr" Jetboot als noch vor einigen Tagen bei Ben geht wirklich nicht ..!

So begnügen wir uns mit einem weiteren Fußmarsch durch den Park, der auch vorbeiführt an einer Bruchlinie, wo es in den letzten Jahrzehnten bereits mehrfach viele Tote durch Erdbeben gegeben hat - wieder einmal wird einem bewusst, dass wir uns hier in Neuseeland auf dem "Pazifischen Feuerring" befinden, der jederzeit für Vulkanausbrüche und Erdbeben gut ist. Was nicht unbedingt nur für die Nordinsel gilt, wo wir bereits die Gelegenheit zur Besichtigung von Vulkanen hatten, die in den letzten Jahrzehnten immer wieder aktiv waren.

Hier also die Erdbebenlinie, an der entlang ein mit Holzplanken ausgelegter Pfad führt, dem wir auf dem Rückweg zur Brücke folgen. Den erwähnten "seltenen" Baum ersparen wir uns, nachdem zwei Wanderer auf dem anspruchsvollen schmalen Weg entgegen kommen und berichten, dass am Ende des weiteren Anstiegs tatsächlich nur ein nicht besonders spektakulärer einzelner Baum auf uns warten würde.

Stattdessen kann man sich besser auf irgendeiner Bank wieder mal mit seinen zutraulichen Laufvogel-Lieblingen beschäftigen, die sich dem Spaziergänger bei Gelegenheit gern annähern ...

Beeindruckende Hochwasserstände ... Zurückgebliebenes Arbeitsgerät? Auf zu seltenen Bäumen!
Wieder viele Vogel-Lieblinge ... Neue Freundschaften werden geschlossen Und es gibt noch mehr davon ...
Entlang der Erdbeben-Bruchkante ... Viele Opfer in der Vergangenheit ... Ziplining angesagt! Offenbar spaßiger als die "Swingbridge"!

An der Swingbridge angekommen fällt schnell der spontane Entschluss, sich den Rückweg über die Brücke zu sparen und stattdessen die "Comet Line" zu nehmen, eine 160 m lange "Flying Fox"-Strecke, auch "Ziplining" genannt, auf der man allein oder zu zweit unter einem Drahtseil hängend ebenfalls den Buller Fluss überqueren kann.

Wir lassen uns anseilen, in schneller Fahrt schießt man nach unten, wo ein mehrstufiger Bremsmechanismus scheinbar erst im letzten Moment den am Seil Hängenden bremst. Kleine Schrecksekunde mit Schockmoment beim vorn am Seil Hängenden nach der Ankunft: Der hintere Sitz ist leer! Allerdings ist dem Entsetzten während der 160 kurzen Meter dabei irgendwie entgangen, dass man nicht im Tandem, sondern in zwei getrennten Sitzen hinunter geschickt wurde ...

Die Reise geht nach Verlassen des Freizeitparks weiter: Nur kurze Strecke bis zum Tagesziel, dem Lyell Camping Ground - Buller Gorge. Auch in dieser Region wurde einst Gold geschürft, wir befinden uns in der Nähe der alten Goldgräberstadt Lyell, vor uns beginnt die Old Ghost Road des Buller Districts.

Der dortige "Naturplatz" gehört zu denjenigen, wo man seine Übernachtungsgebühren in eine Box einwirft, eine Rezeption darf man hier nicht erwarten, dafür aber wieder ausreichende Wandermöglichkeiten. Auf einem zweistündigen Rundweg über 4 km kann man z.B. zu den Resten der ehemaligen Ansiedlung Gibbstown mit ihren Anlagen zur Goldgewinnung wandern.

Wir machen es uns bei der erneuten Wanderung heute etwas einfacher und bewegen uns lediglich in Richtung eines alten Friedhofs, der mitten im Wald liegt: Der "Lyell Cemetery" ist eine Begräbnisstätte, wo zwischen den Jahren 1870 und 1900 die Einwohner des Lyell Distrikts bestattet wurden. Aufgrund der unwegsamen Lage und der begrenzten Kapazität im Wald stoppte man aber offensichtlich dann später dieses Verfahren. Aufgrund von damals vielleicht zu hohen Kosten und auch wegen späterer Zerstörung durch Erdbeben haben nur einige der Gräber auch noch Grabsteine mit Hinweisen auf die dort Bestatteten, etliche Grabstätten sind verwildert und anonym ...

Camp mit "Naturplatz" ... Goldsucher-Geister in der Nähe? Nur kurze Wanderung geplant ...
Im Urwald unterwegs ... Wasserfall zum Verweilen ... Hunde müssen oben bleiben ... Erneuter Anstieg ...
Am alten Friedhof Nur wenige haben einen Grabstein ... Anonym und verwildert ... ... oder einfach gar nichts mehr ...

Neuer Reisebegleiter: Suunto Core

Wir treten den Rückweg zum Camp an, der tief durch die Urweltlandschaft der Region und vorbei an Wasserfällen, umgestürzten Bäumen und halbwegs durch Unwetter weggespülten Pfaden führt. Bei dieser Wanderung entsteht auch das Bild oben aus dem Testbericht zum neuen Suunto Core, der die Nachfolge unseres langjährigen Reisebegleiters Suunto Vector angetreten hat und bei diesem Neuseeland-Trip erstmalig auf Herz und Nieren getestet wurde - erfolgreich, wie man nicht nur bei diesem Trip feststellen kann!

Da wir uns heute mitten in der Wildnis befinden, wird wieder der "eigene Herd" mitsamt seiner einen Flamme bemüht für das Abendessen - als Gäste an diesem noch sonnigen Abend finden sich auch wieder die inzwischen schon vertrauen Sandflies ein. Die zu jagen unterhält beim Warten auf das Essen und die Jagdbeute beginnt langsam aber sicher gemeinsam mit den "Freiwilligen" die Eimerkerze zu füllen ...

Wildnis-Abendessen ... Nicht eingeladene Gäste ... 17. November: Kondensstreifen statt Sternschnuppen ...

Heute Abend ist also der berühmte 17. November von "Brokenwood" - aber das angebliche landesübliche "Auf-die-Lauer-legen" für Sternschnuppen erweist sich als wenig ergiebig - vielleicht ein wenig zum Trost zieht lediglich ein ungewöhnlich breiter Kondensstreifen langsam über unseren Camper hinweg - aber was soll´s, reicht für heute auch vollkommen!


© 2020 J. de Haas