Es stört mich nicht, wenn Sie rauchen ...

oder: Wie schützt man ein Atomkraftwerk vor Privatpiloten?     

Eine Umfrage bei:


Endlich Sicherheit!  

Wie in der Bundestagsdrucksache 520/1/06 vom 11.09.06 zur Luftsicherheits-Zuverlässigkeitsüberprüfungsverordnung (LuftSiZÜV) zu lesen war, wurde ein extrem gefährlicher Personenkreis in Deutschland erstmals genauer beschrieben, der offenbar von echten und offiziellen LuftSi-Experten einhellig ausgemacht worden war:

Nach einhelliger Expertenmeinung gehen die größten Gefahren von den Privatfliegern aus. Ihnen fehlt eine enge Bindung wie bei Berufsfliegern an ein Beschäftigungsunternehmen, das eine ständige und informelle Kontrolle nicht zuletzt aus Eigeninteresse an den Mitarbeitern ausübt. Hinzu kommt, dass Berufsflieger überwiegend auf Flughäfen präsent sind, die den höchsten Sicherheitsstandard bieten, während Freizeitpiloten regelmäßig von Luftlandeplätzen außerhalb der Stadt starten, deren Sicherheitsstandards mit denen auf Flugplätzen nicht annähernd zu vergleichen sind.

Die SZ berichtet ...Da wir nach Lektüre der Bundestagsdrucksache endlich wissen, warum eine "Zuverlässigkeitsprüfung" (ZÜP) für diesen Personenkreis dringend erforderlich ist, dessen Mitglieder manchmal sogar verdächtigerweise mit dem "Bauwagen" in die Sahara fahren, können wir uns nun beruhigt zurücklehnen: In diesem Lande wird wirklich alles Nötige für die Sicherheit getan!

Wundert es da, wenn nun auch die extrem gefährdeten Atomkraftwerke vor diesem Personenkreis besonders geschützt werden sollen? Wir meinen, nein - denn gerade da könnten sie jederzeit zuschlagen! 

Mögen sie noch so oft behaupten, dass sie mit ihren Segelflugzeugen und ihren manchmal nur zweisitzigen Hobbyfliegern weniger Schaden anrichten könnten als jeder Fahrer eines Klein-Lkw: Wir glauben ihnen das einfach nicht, denn kann ein Klein-Lkw etwa fliegen? Na also! Schließlich wissen wir und viele andere auch, dass Fliegen an sich schon suspekt und gefährlich ist (sind wir vielleicht Vögel?). Außerdem muss man dafür doch wohl viel Geld haben und wir mögen es schließlich alle nicht, wenn eine kleine reiche Minderheit unsere Luft verpestet und uns (allerdings vergeblich!) zu übertönen versucht, wenn wir gerade wieder mal am Samstagnachmittag in aller Ruhe den Rasen vor unserem Reihenmittelhaus mähen oder unseren anderen Hobbys nachgehen ...

Dennoch aber wollten wir völlig neutral und objektiv bleiben und eine genaue Untersuchung der Schutzmaßnahmen von Atomkraftwerken vor Privatfliegern durchführen. Diese Untersuchung sollte hohen Maßstäben genügen und nicht in die Gefahr geraten, wieder mal von Fliegern als schlampige Berichterstattung der Medien kritisiert zu werden, die von jeder Sachkenntnis ungetrübt ist.

Gefährlich: Privatflieger unterwegs ...Wir gingen bei unserer Prüfung davon aus, dass die zuständigen Ministerien wie immer genau und qualifiziert geprüft haben, wie man ein Atomkraftwerk am besten schützen kann - die nunmehr vorgesehenen Schutzmaßnahmen werden somit wohl die richtigen sein. 

Da man offenbar gemäß LuftSiG nicht alle Privatpiloten vorbeugend abschießen kann, die sich im Umkreis von 50 km von einem Atomkraftwerk aufhalten (was wahrscheinlich die sicherste Lösung wäre!), ist man auf eine andere hervorragende Idee gekommen: Im Fall einer verbotenen Annäherung von Flugzeugen wird nun roter Phosphorqualm aufsteigen, der im Rahmen eines weltweit einzigartigen Pilotprojektes zunächst den Reaktor Grohnde in Niedersachsen innerhalb weniger Sekunden vor den Augen des verblüfften Piloten verschwinden lassen wird - eine hochgradig innovative Lösung! Die noch rund ein Jahr zuvor geplante zusätzliche Störung von GPS-Signalen wurde offenbar in der Zwischenzeit wieder verworfen, weil wohl dabei ebenfalls in einem Umkreis von 50 km kein einziges Navigationsgerät mehr funktionieren würde ...

Unmittelbar nach Erscheinen des Artikels "Nebelwolke soll Atomkraftwerk vor Anschlägen schützen" in der Süddeutschen Zeitung vom 11./12.11.06 beschlossen wir deshalb, unsere Untersuchung in einem bekannten "Fliegerforum" durchzuführen: Wo sonst als bei Pilot & Flugzeug online hatte man die Möglichkeit, eine hohe Zahl von Privatpiloten und damit potentiellen Attentätern anzusprechen?

Zur Eröffnung unserer Untersuchung platzierten wir also den nachfolgenden Forumsbeitrag mit der Bitte um Antwort und ggf. weitere Erläuterungen ...        

Sehr geehrte Privatflieger!

Um der in diesem Forum oft geäußerten Meinung entgegen zu treten, dass die Medien unzureichend recherchieren, haben wir uns entschlossen, im Explorer Magazin eine Untersuchung durchzuführen, die sich auf exakte Fakten und wissenschaftliches Vorgehen stützen soll.

Anlass hierzu ist der Bericht der SZ vom 11./12.November 06 "Nebelwolke soll Atomkraftwerk vor Anschlägen schützen". Wie man weiß, ist nunmehr der Einsatz von Nebelwerfern beim Atomkraftwerk Grohnde vom Landesumweltministerium Hannover genehmigt worden. Sollte dort ein Flugzeug in die Verbotszone des Atomkraftwerks eindringen, hüllt sich der Reaktor innerhalb von Sekunden in eine rote Phosphorwolke.

Aufgrund der bekannten Tatsache, dass nach einhelliger Expertenmeinung die größten Gefahren von den Privatfliegern ausgehen, da ihnen eine enge Bindung wie bei Berufsfliegern an ein Beschäftigungsunternehmen fehlt, das eine ständige und informelle Kontrolle ausübt (Drs. 520/1/06, S. 3 oben des Deutschen Bundesrates, 825. Sitzung zu TOP 83), haben wir uns entschlossen, unsere Untersuchung an dieser Stelle durchzuführen.

Da man selten eine derart hohe Anzahl gefährlicher Privatpersonen und möglicher Terroristen in einem einzigen Forum ansprechen kann, möchten wir Sie bitten, sich zahlreich an unserer Befragung zu beteiligen, die wir auch in unserem Magazin veröffentlichen wollen.

Wir sind daran interessiert, die Wirksamkeit der oben angeführten Schutzmechanismen zu untersuchen und bitten Sie deshalb, Ihre voraussichtlichen Reaktionen auf mögliche Schutzmaßnahmen zu schildern, sofern Sie beabsichtigen, künftig in Verbotszonen von Atomkraftwerken einzudringen, um dort Ihren gefährlichen und gefährdenden Tätigkeiten nachzugehen. Sollte eine unserer Antworten nicht Ihre zu erwartende Reaktion wiedergeben, erläutern Sie doch bitte in Antwort F) (für die Allgemeinheit verständlich!) Ihre voraussichtliche Reaktion.

Wir bedanken uns bereits heute für Ihre Mitarbeit, mit der wir endlich eine fundiertere Berichterstattung der Medien einleiten wollen!

Mit besten (fliegerischen) Grüßen
Jürgen de Haas
Explorer Magazin

BEDROHUNGS- UND REAKTIONSSZENARIO:

Sie fliegen mit Ihrem Privatflugzeug unerlaubt in die Verbotszone des Atomkraftwerks Grohnde ein. Sie haben keinen Passagier und nur wenig Treibstoff an Bord, da Sie Ihre Maschine bis zum Heck mit Sprengstoff gefüllt haben, den Sie entweder nach Anleitungen aus dem Internet selbst angemischt oder bereits fertig fremdbezogen haben. Um das Flugzeug randvoll mit Sprengstoff zu füllen, haben Sie das Material bis zu den Instrumenten hoch aufgefüllt und sind auch deutlich überladen gestartet. Auf eine Beladungsrechnung haben Sie deshalb vorher verzichtet.

Sie fliegen unerlaubt in die Verbotszone ...

Nachdem Sie in die Verbotszone eingedrungen sind, bemerken Sie eine überraschende Verneblung des Atomkraftwerks, das ganz plötzlich in einer roten Wolke verschwindet. Welche der möglichen Reaktionen bevorzugen Sie in diesem Moment (bitte nur eine Antwort wählen, bzw. im Fall der Antwort F) näher erläutern!)

A) Sie erkennen, dass Ihr Angriffsversuch gescheitert ist. Da die Verneblung aus der Seekriegsführung kommt, wissen Sie, dass sich das Atomkraftwerk nun unerkannt im Schutze der Nebelwolke entfernen wird und Sie keine Chance haben, Ihr Vorhaben umzusetzen. Sie drehen aus der Verbotszone ab und versuchen an Ihrem Hobbyflughafen unauffällig, den Sprengstoff wieder aus Ihrer Maschine zu schaufeln.

B) Sie sind verunsichert, da Sie VFR-Pilot sind und keine Umkehrkurve beherrschen. Sie drehen sofort ab und verhalten sich ansonsten nach der Landung wie unter A).

C) Sie sind verunsichert wie unter B), aber Sie drehen nicht ab. Da Sie keine Umkehrkurve beherrschen, verlieren Sie nach kurzer Zeit die Orientierung, geraten ins Trudeln und stürzen auf der Wiese vor dem Kraftwerk ab. Noch im Grab ärgern Sie sich über die Berichterstattung, die die Richtigkeit der Schutzmaßnahmen von Grohnde nun als bewiesen ansieht.

D) Sie sind IFR-Flieger und Wolken gewohnt. Allerdings sind Sie Nichtraucher und hassen den roten Phosphorqualm sofort. Zwar handeln Sie als toleranter Privatpilot gewöhnlich nach der Devise "Es stört mich nicht, wenn Sie rauchen, aber es stört mich auch nicht, wenn Sie brennen", doch nun sehen Sie eine Toleranzgrenze überschritten. Sie fliegen eine Umkehrkurve und verhalten sich nach der Landung wie unter A).

E) Sie sind IFR-Flieger und Wolken gewohnt. Sie sind Raucher und haben ein GPS an Bord und haben bereits Wochen vor Ihrem minutiös geplanten Anschlag die genauen Koordinaten des Kraftwerks mittels OZIEXPLORER, FUGAWI oder ähnlicher Software in Ihr GPS geladen. Sie fliegen ungerührt durch die roten Phosphorwolken, bedauern lediglich, dass Sie diese Marke nicht schon vorher geraucht haben und bohren sich - ein letztes Mal lachend bei diesem Gedanken - mitsamt Ihrem Privatflugzeug in das Atomkraftwerk. Ihr Sprengstoff reißt ein Loch in den Kühlturm und noch im Grab ärgern Sie sich über die Berichterstattung, die die Richtigkeit der Schutzmaßnahmen von Grohnde nun als bewiesen ansieht.

F) Sie sind VFR- oder IFR-Pilot, haben ein GPS an Bord oder auch keines und reagieren insgesamt völlig unvorhersehbar für Planer von Pilotprojekten in Umweltministerien. Sie haben allerdings eine große Hochachtung vor Bürokraten im Allgemeinen und Luftfahrtbürokraten im Besonderen und wollen diese deshalb auch nicht enttäuschen. Die Katastrophe steht oder fällt mit Ihrem Erfindungsreichtum. Wir sind gespannt!


Nun, wir wollen es nicht verhehlen: Wir waren enttäuscht - fast niemand der potentiellen Täter in der Teilnehmerschar des Forums von Pilot und Flugzeug outete sich in der von uns gestarteten Umfrage. Waren die meisten überrascht davon, dass wir ihre Pläne kannten? Hatten sie etwa Angst vor den Sicherheitsbehörden und behaupteten deshalb sogar in einzelnen Postings, auf so eine Idee käme niemand aus ihren Kreisen? Wir müssen leider annehmen, dass sie uns täuschen wollten, da wir nicht davon ausgehen können, dass unsere Sicherheits- und Umweltbehörden hier ein Humbug-Szenario aufgebaut haben, bei dem Bürokraten lediglich ihre Existenzberechtigung nachweisen wollten. 

Wo einerseits schon seit Jahren (wie man weiß) eine Sicherheit sogar bei Abstürzen von Linienfliegern direkt über Atomkraftwerken besteht, muss man wohl zu Recht Schlimmes befürchten, wenn sich ein solches Kraftwerk nun innerhalb von Sekunden überraschend einnebeln und vielleicht sogar aus dem Staub machen soll. Was also wird hier tatsächlich gespielt?

Sie werden uns nicht täuschen ..!Wir geben zu, wir arbeiten noch an der Lösung. Da wir einfach nicht glauben können, dass sich kaum potentielle Terroristen in einem ganzen Forum von Sportfliegern befinden (wenn das so wäre, warum sollte es dann wohl eine ZÜP geben?!), wird die schweigende Mehrheit wohl lediglich versuchen, uns zu täuschen. Sicherlich ein guter Grund dafür, vielleicht alle Privatflieger in diesem Land vorsorglich in die künftige Anti-Terror-Datei aufzunehmen!

Einen potentiellen Attentäter konnten wir allerdings zum Reden bringen, auch wenn der nun negative Auswirkungen auf seine Zuverlässigkeitsprüfung befürchtet. Jan B., seines Zeichens Chefredakteur von Pilot und Flugzeug, präsentierte DIE geniale und überzeugende Lösung: Er würde in Abwandlung unserer Lösung A) ganz einfach warten, bis sich das Atomkraftwerk im Schutze der Phosphorwolke aus dem Staub gemacht hat. Zum einen wären die Verneblungsvorräte vermutlich bald erschöpft. Zum anderen wäre (nach seinen Erfahrungen mit Luftfahrtbehörden) die durch Verordnung entstehende "amtliche" Verbotszone wohl nicht in der Lage, mit gleicher Geschwindigkeit dem davon eilenden AKW zu folgen. Und damit wäre - nur wenig später - das AKW an seinem neuen Standort ohne Verneblung und ohne Verbotszone ihm praktisch schutzlos ausgeliefert. Wir meinen: Eine geniale Lösung dieses offensichtlich brandgefährlichen Mannes! 

Und mit dem Schließen dieser von uns aufgedeckten Sicherheitslücke werden die (hier vermutlich mitlesenden!) Sicherheitsbehörden nun wohl lange beschäftigt sein. Aber warum sollen wir mit unseren Steuern (inkl. 19% MwSt. und halbiertem Sparerfreibetrag) nicht mal wieder eine gute Sache fördern und für die Sicherheit von Behördenarbeitsplätzen sorgen ..?


Nachtrag, Mai ´07: Mehr dazu ...

Auf Uhlhorn´s Homepage - der Autor ist selbst Pilot - findet sich u.a. auch ein interessanter Beitrag zum Thema  


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