Ankunft auf der Insel
Nach der Landung auf dem Flughafen Keflavik gegen 23 Uhr Ortszeit steht mein "Hotel auf Unimog-Fahrgestell" schon auf dem Parkplatz: Mit den großen 14.00 R20 Reifen (Anmerkung für Unimogfans: Das geht nur mit den schweren Achsen!) habe ich Martins Mog bisher noch nicht gesehen und bin deshalb gewaltig beeindruckt von diesem Monster.
Furten, nun könnt ihr kommen! Ich selbst war bisher noch
nie auf dieser Insel, ganz im Gegensatz zu Martin, der im Jahr 2008 mit einem
Citroen Jumper 4x4 schon einmal 3 Wochen lang hier herumfahren konnte.
Er kennt sich noch recht gut aus und hat sich auch
navigationstechnisch bestens vorbereitet mit einem passenden Island
Offroad-Reiseführer
und mehreren GPS-elektronischen "Spielsachen" ...
![]()
Trotzdem wird unser erster Tag ein typischer
Touritag sein, ein Abklappern der Highlights im sogenannten Golden
Circle, alles nicht weit von der Hauptstadt Reykjavik entfernt. Drei
der bekanntesten Ziele dort sind: Thingvellir, wo man die
Bruchspalte zwischen europäischem und amerikanischem Kontinent
besondes gut sehen und erahnen kann.
Außerdem war (und ist z.T. noch) der Ort Schauplatz wichtiger Versammlungen des isländischen Parlaments, also des ältesten Parlaments der Erde, wenn man so will. Dann folgt der derzeit größte Geysir auf Island, der Strokkur Geysir und selbstverständlich noch der bekannte Wasserfall Gullfoss, meiner Schätzung nach der zweitgrößte seiner Art in Island.
Der Geysir wird
in Wikipedia noch beschrieben als zuverlässig alle 10 Minuten
ausbrechende Wasserfontäne. Nur uns zuliebe hat er seinen Rhythmus
geändert und ist nicht ganz regelmäßig, dafür aber alle 1-2 Minuten
ausgebrochen. Bei nur zwei Wochen Islandtrip hätten wir auch nicht die
Zeit gehabt, länger zu warten. Nett vom Geysir, nicht wahr ..?
![]()
|
|
Wir übernachten auf einem Campingplatz mit Blick auf die Geysirfontänen in der Ferne und genießen die gemütliche Atmosphäre und das Bier beim Abendessen (Anm. der Red.: Auch das Explorer Team war vor ziemlich genau 20 Jahren erstmalig dort: Am "Geysir Camping" bei unserer Tour Island 1995). Dort treffen wir einen Toyotafahrer, der die letzten Tage schon einige Hochlandpisten unter die Räder genommen hat und über teilweise hohe Restschneedecken und unüberwindliche Passagen berichtet. Vom Wirt hören wir, das vergangene Frühjahr sei sehr schneereich gewesen und der Juli ausgesprochen kalt. So konnte die Schneedecke im Hochland noch nicht abtauen und viele Pisten, die sonst längst frei wären, seien noch unbefahrbar. Kaum zu glauben, bei uns in Bayern leiden Mensch und Natur gerade unter der Rekordhitze! Wir werden sehen ...
Erster Weg ins südliche Hochland
Natürlich geht dieser nach Landmannalaugar, einem großen Rast- und Campingplatz am Fuße einer Lavazunge. Die meisten Hochlandbesucher kommen irgendwann einmal hier vorbei. Für Wanderer beginnt oder endet dort ein wichtiger Trail, man kann Proviant einkaufen und kommt gut hin mit dem Hochlandbus.
Und last but not least gibt es einen sehr bekannten
Hotpot, also eine heiße Quelle zum Baden. Martin nennt
Landmannalaugar "Campingplatz mit Fußbodenheizung". Aber später
erfahren wir von einer jungen französischen Anhalterin, dass er
damit nicht recht hat: Mit Sommerschlafsack (schließlich ist es Ende
Juli) kann man dort im Zelt eine sehr, sehr kalte Nacht verbringen.
Auf dem Weg dorthin über die F225 fährt man an zwei Leckerbissen vorbei, die wir gene mitnehmen wollen: zuerst die nordwestliche Auffahrt zum Sattel der Hekla, von dem noch eine kurze Stichstraße und danach ein Fußweg zum Gipfel führt. Die Hekla, auch Tor zur Hölle genannt, ist der aktivste und gefährlichste Vulkan Islands und vom etwa 10-jährigen Ausbruchsrhythmus her wäre nun nach 15 Jahren die nächste aktive Phase längst fällig.
Hekla hat die böse Angewohnheit,
ohne vorherige Ankündigung beim isländischen Vulkanamt innerhalb von
1-2 Stunden heftig auszubrechen. Deshalb wird von der Besteigung
eher abgeraten und auf die Notfallsignale hingewiesen: Nach dem
ersten Erdbeben wird an alle Handys der Region eine SMS-Warnung
geschickt. Man sollte sein Mobiltelefon also tunlichst eingeschaltet
am Körper haben ...
Uns zeigt Hekla die kalte Schulter. Aber immer noch besser als das heiße Herz. Noch deutlich vor dem Erreichen des Sattels versperrt uns ein schräg liegendes Schneefeld den Weg. Martin war vor 8 Jahren von der anderen Seite auf den Sattel gefahren und sein damaliger Begleiter mit dem Motorrad die Stichstraße hoch gekrochen. Heute kommen wir da gar nicht erst hin.
Unser zweites Bonbon ist eine
nummernlose Piste mit dem Namen Hrafntinnusker, die im Prinzip um
den Heklakegel herumleitet. Aber auch hier werden wir abgewiesen:
Die Piste ist noch nicht freigegeben. Heklas Werk, davon sind wir
überzeugt ...
![]()
Also fahren wir ohne weitere
Abstecher nach Landmannalaugar und freuen uns schon auf die letzte,
etwas tiefere Furt, die vom normalen PKW nicht mehr geschafft wird,
bei der derzeitigen Hochwasserlage schon gar nicht. Für unseren
Laster sind diese 50 cm Wassertiefe aber nur Pipifax.
Hier auf dem großen Gelände ist wirklich was los: Bestimmt 200-300 Besucher übernachten in Zelten, Fahrzeugen oder der Hütte.
Das Wetter ist durchwachsen, abwechselnd kalt mit heftigen Regenschauern, dann wieder windig, trocken und saukalt. In der geräumigen und überdachten Sanitäranlage treffen sich die Zelter und können endlich trocken stehen. In den kleinen Zelten der Wanderer kann man ja nur trocken liegen. Der Hotpot, eigentlich ein längerer Bach, ist bei diesem Wetter natürlich randvoll - mit warmem Wasser und mit Badenden.
Wir warten bis etwa 22 Uhr und suchen uns ein Plätzchen in der Lauga, es ist ja noch taghell. Das Wasser ist sehr unterschiedlich temperiert, denn vom Boden des warmen Baches sickert kaltes Wasser ein und vermischt sich langsam und ungleichmäßig. Interessant, aber ich hätte es lieber konstant warm. Da muss man nicht ständig nach der wärmsten Stelle suchen, zumal die meist schon von einem anderen Badenden besetzt ist. In unserer Rankingskala der schönsten Hotpots kommt dieser Bach deshalb und wegen des großen Andrangs nicht unter die ersten drei ...
Am nächsten Tag scheint anfangs die Sonne und wir machen eine etwa dreistündige Wanderung die 346 Höhenmeter des Hausbergs Blahnukur hoch, genießen den phantastischen Blick von oben auf die verschneiten Nachbargipfel und gehen den Grat auf der anderen Seite hinunter. Der Abstieg ist an einigen Stellen recht steil und rutschig und weniger Geübte sollten die Tour deshalb besser umgekehrt angehen, also gegen den Uhrzeigersinn. Das ist zwar anstrengender, aber sicherer ...
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
Unten angekommen, laufen wir mühsam über ein kompaktes Lavafeld, dann einen Pfad hoch zu einem Schwefelrauch ablassenden Spalt in der Erde und danach am Rand des Flusses zurück in die Ebene von Landmannalaugar. Eine schöne Tour und im Vergleich zu den Ganztagesetappen vieler junger Wanderer hier angenehm kurz ...
© 2015 Sepp Reithmeier




