Stadt der Jungfrau - Besuch in Orléans

Heute geht der Ausflug per Regionalzug nach Orléans: Zwar gibt es da kein Schloss, aber immerhin eine der berühmtesten gotischen Kathedralen Frankreichs. Orléans blickt auf eine lange Geschichte zurück, schon die Römer siedelten hier und seitdem entwickelte sich der Ort immer weiter ...

Jeanne d'Arc als kriegerische Reiterin ... ... antikes Karussel am Place Martroi

Berühmt ist Orléans aber wegen der Jungfrau Jean d'Arc, die im Hundertjährigen Krieg 1429 die Stadt von den englischen Besatzern befreite. Sie wurde im Jahr 1430 bei der Niederlage in der Schlacht von Compiègne gefangengenommen, an die Briten ausgeliefert und schließlich 1431 in Rouen als Hexe auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Ein Vierteljahrhundert später wurde das Urteil aufgehoben und sie wurde zur Märtyrerin erklärt, um dann im 20. Jhdt. schließlich selig und heilig gesprochen zu werden.

Es ist nur ein kurzer Weg vom Bahnhof zum Place du Martroi, der von einem Monument aus dem 19. Jhdt. mit Jeanne d'Arc als kriegerische Reiterin dominiert wird. Ein historisches Kinderkarussell und Wasserspiele dekorieren den Platz, der einst als Hinrichtungsstätte diente.

Nur wenige Minuten später erreicht man die Kathedrale Sainte-Croix d’Orléans, wobei man unbedingt den Weg durch die Rue Jeanne d'Arc wählen muss, denn dann nähert man sich der Kirche von vorn und hat stets das beeindruckende Frontportal vor sich. Der Platz vor der Kirche ist mit allerlei Brunnen und Skulpturen gestaltet ...

Durch die Rue Jeanne d'Arc zur Kathedrale ... Raumgefühl ohne Ende ...
Kreuzgewölbe satt ... ... auch für Modellbauer geeignet ...

Schon im 4. Jhdt. wurde hier erstmalig eine Kirche errichtet. Brände und Plünderungen erforderten, dass im 12. Jhdt. dann an der selben Stelle erneut eine Kirche im romanischen Stil entstand. Aber die Baumeister machten Fehler und bereits kurze Zeit später stürzte erneut ein Teil der Kirche ein. Eine Restaurierung erschien aussichtslos. Im 13. Jhdt. wurde schließlich nochmals ein Neubau der Kirche im gotischen Stil begonnen. Dieser Bau zog sich allerdings hin und erst im Jahr 1829, also 500 Jahre (!) nach Baubeginn wurde diese Kirche endlich fertiggestellt. Doch das Glück währte nicht lange, denn schon 25 Jahre später musste der Glockenturm wegen seiner Neigung abgerissen und neu aufgebaut werden ...

An der Behebung der Schäden aus dem Zweiten Weltkrieg wird heute noch gearbeitet. Die Kathedrale verbreitet innen ein unglaubliches Raumgefühl: Sie ist 140 m lang, 40 m breit und 32 m hoch, verfügt über fünf Kirchenschiffe und atemberaubende Kreuzgewölbe in den Decken. Auch für Modellliebhaber ist gesorgt, denn hier sind Modelle der Kathedrale aus Holz sowie deren Frontportal ausgestellt.

... der Brunnen vor der Kathedrale ... ... die Terrorismuswacht an der Loire ...
Wilde Loire an der Pont de Tourelles ... Warten auf wärmere Zeiten ...

Weiter geht es an die Loire, die hier so wunderschön naturbelassen an der Stadt vorbei fließt. Die lange Brücke (331 m) von Tourelles verbindet seit dem 12. Jhdt. die beiden Loireufer mit deren Befestigungen Châtelet und Fort von Tourelles.

Es ist Ende Oktober und das Wetter ist regnerisch, deshalb ist die Uferpromenade leer und die Ausflugsboote warten auf den kommenden Frühling. Wir finden am Ufer Symbole, die den Pilgern zeigen, dass sie sich hier auf dem Jakobsweg befinden.

Immer wieder sind Autos mit der Aufschrift Vigipirate Opération Sentinelle zu sehen: Diese Truppe - zum Großteil aus Soldaten bestehend - wird in Frankreich an sensiblen Orten eingesetzt zum Schutz vor terroristischen Anschlägen. Man weiß nicht so recht, ob man sich sicherer fühlen soll, weil die Wächter präsent sind, oder ob man eher beunruhigt sein sollte, da man den Ort hier offenbar als potentielles Terrorziel einstuft ...

Das Haus von Jeanne d'Arc und ein weiteres Fachwerkhaus ...

Der Tag in Orléans neigt sich dem Ende zu, wie genießen wieder, wie problemlos Nahverkehr in Frankreich funktioniert und nehmen den Zug zurück nach Blois. Diesmal haben wir weniger Glück mit der Restaurantwahl: Das Essen ist gerade noch akzeptabel, aber der Loire-Wein ist nahezu ungenießbar ...

Auf der Weinreise, die dann morgen beginnt, kann es also nur besser werden - Gerhild, wir kommen!


© 2019 Sixta Zerlauth