Die Geschichte einer Minicamp

von Karsten Klein


(11/11) Zum Verkauf steht unser Wohnaufbau für einen Nissan Navara D40.

Der Aufbau passt auf alle Navara D40, ist voll isoliert und ausgebaut. Wohnaufbau wurde für die Nutzung von vier Personen ausgebaut, zwei Erwachsene und zwei Kinder. Bett im Alkoven ist 1,63 m breit und bis 2,10 m lang (für 2-3 Erwachsene), Bett in der Sitzgruppe ist 1,05 m breit und 1,63 lang (für 2 Kinder). Aufbau bietet einen Stauraum von ca. 450l + Platz für ein Porta Potti und eine Waeco CF40 Kompressorkühlbox. An den Seiten und am begehbaren Dach wurde ein Airline Schienensystem angebracht. Polster sind mit blauem Mikrofaser Stoff bezogen und über einen Klettverschluss abnehmbar. Das Regalsystem wurde aus Item-Aluprofil gebaut, das jederzeit wieder geändert werden kann. Stauboxen und Außenanbauten sowie ein neues Porta Potti und die Waecobox können gegen Aufpreis miterworben werden.

Der Preis für den Wohnaufbau beträgt 5.800,- EUR. Standort ist 89362 Offingen.

Nachtrag zum Angebot: Wir hatten angemerkt, dass von Lesern Hinweise auf einen Verkauf des Aufbaus kamen. Dies hat aufgrund unseres "Kommentars" der Käufer in der Zwischenzeit bestätigt - wie er uns mitteilte, wollte er dem Verkäufer nicht vorgreifen.

Übrigens: Siehe zu derartigen Ortec-Aufbauten auch unseren Beitrag über "Knut´s Wohnkiste" etc.


Vorbemerkung der Red.: Die obige Anzeige im Bazar brachte uns eine Mail von Karsten Klein im Jahr 2011:

Hallo Redaktion,

ich melde mich aufgrund des Kommentars zur Anzeige der Ortec Minicamp bei euch im Bazar. Ich bin der Käufer, möchte aber mit der Bekanntgabe als Verkauft nicht dem Verkäufer vorgreifen. Dieser befindet sich meines Wissens in Urlaub und hatte mit einem Erscheinen der Anzeige erst im September gerechnet. Deshalb wird auch noch keine Verkauft-Benachrichtigung zu euch gelangt sein. Das war sozusagen ein Verkauf in letzter Minute vor dem Urlaub. Der Verkäufer war sehr verblüfft, dass so schnell jemand geantwortet hat.

Wenn ich die Kabine abgeholt und auf meinem Navara montiert habe, gebe ich euch gerne unter der Rubrik "Was ist daraus geworden" Bescheid. Wird allerdings noch etwas dauern.

Viele Grüße
Karsten

Und Karsten hielt Wort: Im September 2012 erhielten wir seine Geschichte  ...


Warum eine Wohnkabine?

2010 sind wir wieder mal für ein paar Tage in den österreichischen Klettersteigen unterwegs: Die Plätze bieten sich zum bleiben an, aber nur mit Auto unterwegs wird sich auf die Suche nach einer Pension gemacht. Natürlich findet genau an diesem Wochenende ein internationales Mountainbike-Rennen statt und die Pensionssuche gestaltet sich schwierig ...

Der Entschluss wird gefasst: Wir brauchen ein Wohnmobil. Als überzeugte Nicht-Camper wollen wir 3-Zimmer, Küche, Bad auf vier Rädern, denn etwas Komfort braucht der Mensch.

Wir fangen an, uns etwas mit dem Thema zu beschäftigen und sichten die einschlägigen Quellen nach brauchbaren Angeboten: Die Ernüchterung folgt auf dem Fuße, denn etwas Vernünftiges für überschaubares Budget ist nicht wirklich zu bekommen. Des weiteren kommt die Überlegung, dass es irgendwie unpraktisch ist, ein viertes Fahrzeug zu unterhalten (ein Stadtflitzer, ein Pickup und ein Motorrad sind schon vorhanden). Inspektionen, TÜV, Versicherungen nur dafür, dass wir mal zwei, drei Tage unterwegs sein wollen? Zudem sind die meisten Wohnmobile nicht gerade übermotorisiert und die schönen Stellen sind damit auch nicht immer zu erreichen.

Wir schauen also, was es für Alternativen gibt und finden heraus, dass es ja auch Wohnkabinen gibt. Der Pickup ist eh da, also was wollen wir mehr? Wir stoßen auf das Forum des Wohnkabinen-Magazins und lesen alles, was uns unter die Finger kommt. Die Auswahl an Kabinen mit Dusche für einen Doppelkabiner ist auch nicht gerade üppig und wenn wir noch halbwegs Offroad-tauglich bleiben wollen, scheidet so etwas großes wie Bimobil und Tischer aus. Dazu kommt, dass die Möblierung dieser Kabinen nicht unseren Geschmack trifft ...

Anprobe ... ... geglückt!

Die ursprünglichen Anforderungen werden nach und nach zurecht gestutzt, nachdem die Erfahrungen von Kabinen- und Wohnmobilbesitzern zeigen, dass die integrierte Dusche eher nicht praxistauglich ist. Wir entdecken Expeditionskabinen wie Exkab, Geocar/Geocamper, x-vision-x und beschließen, dass wir dies haben wollen. Es werden Angebote eingeholt und ehe wir uns versehen, sind wir bei der Größenordnung > 23.000 EUR. Eine Menge Geld dafür, dass wir nicht wissen, ob uns dieses Konzept überhaupt zusagt.

2011 besuchen wir die Abenteuer Allrad in Bad Kissingen, um mal Kabinen in echt anzuschauen. Wir bekommen von Mitgliedern des Forums das Angebot, eine Exkab auf dem Campground zu besichtigen, welches wir auch dankend annehmen. Wir sprechen also mit den Besitzerinnen einer Exkab 2, welche nach ihren Wünschen eingerichtet wurde und diese trifft auch voll unseren Geschmack.

Passt auf den Doppelkabiner wie angegossen ...Nach dem Besuch steht fest, wir brauchen eine Exkab 1S. Bleiben aber immer noch die recht hohen Anschaffungskosten und langen Lieferzeiten. Etwas Gebrauchtes muss her, um das Konzept zu testen und Erfahrung zu sammeln, ohne gleich zuviel Geld zu versenken.

Wir werden auf den Bazar des Explorer Magazins aufmerksam und ab da wird jeden Tag geschaut, was es so neues gibt. Die meisten Angebote sind eher im Norden von Deutschland angesiedelt, so dass ein kurzfristiger Besichtigungstermin nicht möglich ist. Die interessanten Angebote sind auch sehr schnell nicht mehr zu haben.

Wie auch immer, eines Tages erscheint beim Refresh des Bazars die Kabine "Ortec Minicamp" für einen attraktiven Preis, geographisch auch noch günstig gelegen. Wir rufen sofort den Besitzer an und teilen ihm mit, dass er seine Kabine als gekauft ansehen kann. Der Besitzer ist sehr überrascht, denkt er doch, dass die Anzeige erst nach seinem Urlaub im September erscheint.

Wir werden darauf aufmerksam gemacht, dass es sich bei der Kabine nicht im eine "Kabine", sondern um ein "Hardtop" handelt. Nach kurzer Überlegung wird kurzfristig ein Termin ausgemacht, bei dem wir uns auch prompt handelseinig werden. Wir sind jetzt die Besitzer einer "Wohnkabine"!

Anpassen an die eigenen Bedürfnisse

Die Abholung erfolgt jedoch erst im Winter, da der neue Pickup erst ab da geliefert wird und wir in den alten nicht mehr die notwendigen Löcher für die Befestigung bohren wollen. Der Vorbesitzer hatte die rohe "Ortec Minicamp" direkt bei Ortec gekauft, selber isoliert und sinnvoll ausgebaut. Als Isolation wurde 3 cm xtreme-Isolator verwendet und die Möblierung erfolgte mit Aluprofilen von item24.de und Schichtholzplatten. Zweckmäßig, aber nicht unbedingt unseren Geschmack treffend.

Im Frühjahr 2012 starten also einige Maßnahmen, um die Kabine an unsere Bedürfnisse anzupassen: Als Fußboden besorgen wir eine wasserfest verleimte Schichtholzplatte, welche mit PVC im Holzbohlen-Design verziert wird. Die Trennwände unterhalb der Sitzbänke sind mit weißem Pressholz und Aluprofilen gebaut und werden durch neue Bretter ersetzt, da die Maße nicht ganz auf das zu verwendende Zubehör passen. Die Holzbretter der Regale und Sitzbänke werden mit braunem Kunstleder bezogen, da einfacher sauber zu halten und schicker anzuschauen.

Die 5 cm Schaumstoffmatratze stellt sich nach dem Probeliegen als zu dünn heraus und wird durch eine 10 cm Latexmatratze von Ikea ersetzt (160 x 200 cm). Mit einem elektrischen Brotmesser lässt sich diese hervorragend zerschneiden. Die Bezüge der Matratze und Sitzpolster werden aus beigem Microfaserstoff neu gemacht.

Als Kühlbox kommt eine Waeco CF40, als Toilette ein Porta Potti Excellence zum Einsatz. Ein kleines rundes Edelstahlwaschbecken soll ein Mindestmaß an Komfort bieten. Die Wasserversorgung wird mit einem 20l Wasserkanister, Tauchpumpe und mobiler Dusche realisiert. Als Beleuchtung dienen kleine, batteriebetriebene LED-Lampen von Osram. In dieser Saison war noch kein Batteriewechsel notwendig ...

Regal rechts: Edelstahlwaschbecken und unten ein Porta Potti ... Regal links: Darunter die Kühlbox ...

Der Vorbesitzer hat den Strom für die Kühlbox von der Autobatterie bezogen, was uns aber irgendwie zu unsicher ist. Die Vorstellung, irgendwann ohne Strom in der Pampa zu stehen legt den Entschluss nahe, eine Bordbatterie einzusetzen. Geladen wird diese während der Fahrt mit einem B2B-Lader (Ladebooster) VCC-1212 von Votronic.

Nachdem in der Kabine nicht großartig gekocht werden soll, wird nur ein Gaskocher Primus etaPower ef besorgt, der dort aufgebaut wird, wo er gerade benötigt wird. Als Schubladen in den Regalen werden handelsübliche Klappboxen eingesetzt, welche es in jedem größeren Supermarkt gibt. Gesichert gegen Rausfallen wird das Ganze mit Riemen. Rechts, links und am Heck der Kabine sind Kederschienen mit Sika geklebt worden, die je nach Bedarf ein 3x3 m Tarp mit angenähter Kederleiste aufnehmen können.

Die Aufteilung ist wie folgt: Unter der rechten Sitzbank ist die Strom- und Wasserversorgung und etwas Platz für Werkzeug, Grillkohle und Kleinkram wie Küchenrollen und Toilettenpapier untergebracht. Unter der linken Sitzbank befinden sich zwei Campingstühle, ein Alu-Tisch, die Auffahrkeile, Zeltstangen, Tarp und ein Klappgrill, sowie ein 220 V Ladegerät, falls mal externer Strom vorhanden ist. Rechts unter dem Regal ist das Porta Potti, unter dem linken Regal die Kühlbox. Jeweils eine Klappbox pro Person (zwei Erwachsene, ein Kind), eine Klappbox für Heizung, Kocher und Gaskartusche und eine Klappbox für Küchenzubehör sind in den Regalen untergebracht.

Ladebooster VCC-1212 von Votronic Selbstgebautes Gestell für das Winter-Parking ...

Um den Wasservorrat zu erweitern, kommen bei Bedarf bis zu drei Wassersäcke a 20 l der Schweizer Armee mit an Bord. Diese sind nahezu unzerstörbar und für kleines Geld im Internet zu haben. Geheizt wird bei Bedarf mit einer Heatbox 2000. Diese ist aber nicht für den unbeaufsichtigten Einsatz gedacht und erzeugt zudem auch recht viel Kondenswasser. Wirklich nötig war der Einsatz glücklicherweise dieses Jahr noch nicht. Sicherheitshalber ist auch ein CO-Melder in der Kabine, der beim Kochen von 1,5 l Wasser in der Kabine anschlägt, wenn die Fenster nicht weit genug offen sind. Gas verbrennen in einer Kabine ist also nicht zu unterschätzen, auch wenn reichlich Airtex am Dach verbaut ist. Alle möglichen Adapter erlauben den beliebigen Einsatz von allen möglichen Gaskartuschen-Systemen. D.h. sowohl die Schraub-, Stech- und Campgaz können verwendet werden. Auch eine normale 3, 5 oder 11 kg Gasflasche ist möglich.

Außen an der Kabine ist rechts und links jeweils ein Waffleboard angebracht, welches sich auch hervorragend als Ablage für die Outdoorküche und als Fußboden vor dem Einstieg oder zum Duschen eignet. Die oben erwähnten Wassersäcke sind auch top als Solardusche zu gebrauchen. Ein paar Stunden in der Sonne und man hat richtig heißes Wasser ...

Rechts und links jeweils ein Waffleboard ...Wie bewährt sich das alles in der Praxis? Bereits nach dem erste Einsatz der Kabine (noch unter kontrollierten Bedingungen sicherheitshalber auf einem Campingplatz) steht fest: Das ist genau das richtige für uns. Manche der oben genannten Modifikationen sind natürlich erst so nach und nach entstanden, basierend auf den gemachten Erfahrungen.

Für zwei Personen ist die Kabine top. Auch mit ausgezogenem Bett ist unter diesem noch genug Platz, um das Porta Potti zu nutzen oder die Kühlbox rauszuholen. Zu dritt wird es zugegebenermaßen etwas enger, da dann die Sitzbänke und der Tisch als zusätzliches Bett mit 160x100 cm herhalten müssen und den Raum sehr einschränken. Man muss sich schon koordinieren, wer wann wo in der Kabine ist. Aber mit der Zeit spielt sich das ein ...

Trotz des Airtex-Stoffs im Dach ist es in der Kabine um einiges wärmer als draußen. Werden die Fenster im Dachstoff geöffnet, entsteht ein angenehmer Durchzug und das morgendliche Kondenswasser hält sich sehr in Grenzen.

Da bei einem Doppelkabiner die Ladefläche eher klein ist (ca. 150 x 150 cm), verschafft einem die Hardtoplösung etwas mehr Stauraum, da die Ladefläche voll nutzbar bleibt. Nachteil ist, dass die Kabine nicht mal eben schnell runtergenommen ist.

Der Verbrauch steigt durch die Kabine um ca. 1-2 l. Man kann sagen, dass pro 10 km/h über 100 etwa 1 l mehr Verbrauch entsteht. Möglicherweise lässt sich das mit einem Spoiler einschränken. Das Fahrverhalten ist nur unwesentlich anders als ohne Kabine. Im Gelände wird die Kabine nicht bemerkt. Bei bestimmten Autobahnabschnitten schaukelt sich die Kabine auf. Glücklicherweise sind diese Abschnitte sehr selten.

Die Kabine ist dieses Jahr von April bis Ende Oktober montiert und wird dann mit Hilfe eines selbst gebauten Gestells von der Ladefläche gehoben und in der Garage geparkt.

Was ist verbesserungswürdig?

Da wir mit kleinem Kind unterwegs sind und die Kabine am liebsten auch im Winter verwenden würden, wäre eine Heizung nicht schlecht. Die Webasto Airtop 2000 ist ins Auge gefasst worden. Mal schauen ...

Der Tisch ist zu groß. Hier muss eine andere Lösung her, noch dazu, wo dieser fast nur als Bett verwendet wird. Die Überlegung geht momentan dahin, dass es eine kleine halbrunde Platte zum abklappen wird und für das Bett nur ein kleineres Brett, das bei Nichtgebrauch unter der Matratze geparkt wird.

Eine Heckmarkise bei schlechtem Wetter ist sehr von Vorteil. Hier gibt es auch schon die ersten Selbstbau-Ideen, welche aber noch etwas reifen müssen. Am Heck muss eine große Kiste montiert werden, in welcher nasses und/oder dreckiges Zeug untergebracht werden kann. Wenn man die Kabine auch mal ohne das Dach aufzuklappen nutzen könnte um unauffälliger zu stehen, dann wäre das sehr praktisch. Dies wird aber mit dieser Kabine nicht machbar sein.

Erfolgreicher Einsatz im Offroad-Training ... ... und auch beim geruhsamen Camping ...

Fazit:

Das Experiment "Wohnkabine" war ein voller Erfolg. Jetzt wird weiterhin Erfahrung gesammelt, die dann in eine möglicherweise neue Kabine einfließen wird. Wer seine Kabine sowieso immer montiert lassen möchte, sollte sich die Hardtopvariante wirklich einmal überlegen ...

Und: Bei Fragen, fragen!

Viele Grüße
Karsten


Schnell ändern sich die Zeiten ...Nachtrag, Juni ´13: Fortsetzung folgt (nicht mehr) ...

Wir waren doch recht erstaunt, als wir nur wenige Monate nach Veröffentlichung dieser Story die oben beschriebene Kombination schon wieder bei mobile.de vorfanden: Insgesamt nun allerdings bereits zum stolzen Verhandlungsbasis-Preis von 39.500,- EUR. So schnell kann es gehen - na dann viel Erfolg mit dem Verkauf und vor allem der Kombination weiter gute Fahrt ..!