Pritz-Globetrottertreffen Tittling 2018

14.09. - 16.09.18


DAS Bayrische Globetrottertreffen zum Ausklang der Reisesaison ...

Im tiefen Bayrischen Wald gibt es einen fast schon mystischen Ort, an dem sich jedes Jahr Mitte September alle nicht auf Tour befindlichen bayrischen Reisefreaks (natürlich auch einige Preißn, Ösis und Eidgenossen) zu einem konspirativen Treffen versammeln.

Der Zeremonienmeister Horst Pritz hat nach Tittling geladen und Hunderte von Anhängern folgen seinem Ruf. Seit inzwischen 33 Jahren holen sich Weltreisende hier manche Inspiration und viele wichtige Informationen, um später auf Achse und auf sich allein angewiesen bestehen zu können. Beim Treffen 2018 durfte ich mit einigen anderen Bremach- und Ivecofahrern an diesem besonderen Ereignis teilnehmen und will nun darüber berichten ... (Anm. der Red.: Trotz anders anmutender Formulierung handelt es sich hier natürlich um ein für jeden offenes Globetrottertreffen! )

Um die Welt im "Rollenden Hotel" ... Überfüllter Parkplatz mit Museumsdorf dahinter ... Expeditionsmobile, vermutlich ehemaliger Rotelreisender .. ;-))

Schon vor langer Zeit haben sich die Veranstalter dieses Treffens mit einem anderen Großen der Reisewelt zusammengetan, mit der Georg Höltl GmbH, deren im Jahr 2016 verstorbener Gründer schon seit 70 Jahren besonders anpassungsfähige deutsche Reisebürger in die ganze Welt verschickte und dafür sogenannte rollende Hotels erfunden hat ...

Familie Höltl ist auch Betreiberin des Museumsdorfes Bayrischer Wald in Tittling und auf dem großen Parkplatz vor diesem Museum findet das jährliche Treffen statt. In diesem Jahr war mit knapp 180 Fahrzeugen eine bisher nie erreichte Präsenz an Globetrottern festzustellen. Einige mir namentlich bekannte Reisefreunde haben bei Rotel Tours angefangen und legten sich danach, quasi als Gegenausschlag des Pendels, einen großen Expeditionskasten zu. Versteht man das ..?

Das Museumsdorf und die angrenzende Gastronomie bieten Kultur und Komfort, wie man sie auf ähnlichen Treffen nicht überall findet. Das Museumsdorf birgt neben den gut erhaltenen oder restaurierten alten Höfen aus der Region auch eine kleine Sammlung alter sowie sehr alter  Motorfahrzeuge und ist einen ausführlichen Besuch in jedem Fall wert. Mein Leckerbissen: Ein Linienbus aus der Vorkriegszeit, mit dem die Gründer der Höltl GmbH früher die Pendler und Fahrschüler von Rappenhof über Tittling nach Passau transportierten ...

Gastronomie bietet Kultur und Komfort ... Für leibliches Wohl wird gesorgt ... Alter Linienbus von Höltl

Bremach- und Ivecofahrer unter sich ...

Seit etwa zwei Jahren gibt es eine langsam wachsende Gruppe von Besitzern der kleineren Allradwohnmobile wie Iveco und Bremach, die sich regelmäßig treffen. Wir handeln nach dem Motto: Wem ein Landrover zu klein und ein MAN zu groß ist, der landet fast automatisch bei Iveco oder Bremach, wenn er volle Geländetauglichkeit fordert.

Die Anforderungen an diese Größenklasse, ihre Vorteile und Nachteile diskutieren wir gerne in unserem lebendigen Viermalvier-Forum. Noch lieber allerdings besuchen wir lokale Treffen und haben dabei drei Formate für uns entdeckt: Das Därr-Treffen bei den Kamelen, das Pritz-Treffen beim Museumsdorf und ein kleineres fast privates Treffen an der Donau. Dazu kommen noch Veranstaltungen in kleineren Runden wie in Saverne und die geführte und kostenpflichtige Tour in der Lausitz. Und man will es kaum glauben: auch gemeinsame Reisen mit 2-4 Bremachs oder Ivecos werden unternommen ..!

In diesem Jahr also verabreden wir uns bereits im Forum und wissen schon genau, wer kommen wird. Die Erstankömmlinge werden gebeten, mindestens 15 Plätze frei zu halten. Dies erweist sich als sehr schwierig: Zu viele Teilnehmer sind schon am Donnerstag da, manche schon die ganze Woche und machen Urlaub im Bayrischen Wald. Es wird also knapp mit dem Platz, wir rücken nah zusammen und können trotzdem nicht allen unserer Freunde etwas frei halten. Aber wir sind keine Dogmatiker, können fünfe auch mal gerade sein lassen und haben auch andere Fahrzeugtypen unter uns, sogar einen "Kurzbesucher"-Explorer ... Und: Diesmal reicht es auch, einen Bremach in der Garage zu haben und stattdessen mit PKW und Dachzelt anzureisen wie Freund Roland samt Familie ...

Platzsparende Aufstellung Küsschen gefällig ..? Explorer unter Bremachs: Platzhalter für Reservierungen ..? ;-))

Programmpunkte

Das Treffen bietet neben endlosen Benzin- und Reisegesprächen auch einige hervorragende Bildvorträge am Abend. Obwohl es laut Horst Pritz der Anspruch der Veranstalter wäre, Beiträge aus den Reihen der Teilnehmer zu bringen und die Qualität der Darbietung nicht an die erste Stelle zu setzen, werden in diesem Jahr zwei wirklich professionelle Shows geboten. Am Freitagabend bringt Fritz Giessauf seinen Multi Media Vortrag "Afrika Hautnah" mit vielen Bildern und Filmsequenzen, unter anderem mit einigen spannenden Schlammpassagen seines alten Steyr während der Regenzeit. Am Samstag folgt eine Motorradreise von Franz Steindl durch Ecuador und Kolumbien. Auftakt am Freitag ist aber ein Beitrag von Wolfgang Maidlinger, einem regelmäßigen Teilnehmer des Treffens.

Dieser Bild- und Filmbericht ist technisch vielleicht nicht ganz so perfekt, hat aber ein exklusives Thema und besticht durch seine Einmaligkeit: Eine traditionelle Herero-Hochzeit mit einem ganz besonderen Hochzeiter im Jahr 2017. Der 85-jährige Bräutigam Mburumba Kerina ist ein sehr prominenter Mann in Namibia und hat den Namen des Staates, also das Wort NAMIBIA quasi erfunden. Es enthält die Anfangsbuchstaben der verschiedenen Stämme des früheren Deutsch-Südwestafrikas. Besondere Tragik dieser Hochzeit: Bereits kurz danach verstarb die Braut ...

Unterwegs zur Wiege der Menschheit ... Beeindruckender Multi Media Vortrag ... Pause muss sein bei langer Show ...

Den Nachteil dieser hochqualifizierten Beiträge haben wir mit Horst Pritz diskutiert, nämlich dass wir normale Reisende es kaum noch wagen, eigene Berichte in üblicherweise geringerer Performance darzubieten. Das soll aber nicht so sein, erfuhren wir. Jedenfalls einer der beiden Vortragstage sollte bei geringerem Anspruch tatsächlich Vortragsamateuren gewidmet sein. Gut, vielleicht bastelt der eine oder andere von uns doch einmal einen Bericht für das Treffen ...

Kleine Auslese

Tagsüber laufen wir auf dem Platz herum, schauen, was es hier so alles gibt und fachsimpeln über Fahrzeuge, deren Ausstattung, Reiseziele, Internetforen und vieles mehr. Mancher führt stolz seine Eigenausbauten vor und hat für Ratsuchende den einen oder anderen Tipp. Ein kleiner Flohmarkt mit aussortierter Expeditionsausrüstung ergänzt das Treffen und bietet so manches Schnäppchen.

Unser Ivecofreund Wolfgang demonstriert uns interessierten KFZ-Laien ein Hilfsmittel, mit dem man Bremsflüssigkeit wechseln oder entlüften kann ohne einen Helfer, der die Bremse treten müsste. Die Flüssigkeit wird an den vier Bremszylindern abgesaugt, vorne muss man nur dafür sorgen, dass der Vorratsbehälter nicht leer wird und wieder neue Luft eindringen könnte. Für einen Alleinfahrer ist das sicher ein nützliches Tool. Zumal es klein, leicht und sicher auch nicht teuer ist ...

Wolfgang und Bremsflüssigkeit ... Früh übt sich, wer ein guter Schlammfahrer werden will Steinpilze störten die Klettertouren ...

Die zukünftige Expeditionsgeneration ist natürlich auch zahlreich vertreten und übt schon einmal das Verhalten in Schlammpassagen. Und die Kletterfexe in der Bremachfraktion wollten im Bayrischen Wald ihrem Sport frönen, fanden aber alle Tritte und Griffe zugewachsen mit Pilzen aus Stein, Steinpilzen eben ... Aber selbst hier auf dem Platz werden hungrige Gourmets fündig: Schöne Parasol-Pilze warten nur darauf, in der Pfanne gebraten zu werden ...

Beim Rundgang über den Platz wundere ich mich über einige Fahrzeuge, so über den 6x6 Kat, ein riesiges und Sprit fressendes Monster mit fast winziger Wohnkabine. Ein Gegensatz zu unserem Konzept, bei allem Innenraumkomfort Größe und Gewicht des Fahrzeuges soweit möglich zu begrenzen. Und ich staune über die pfiffigen Lösungen, die mir Willi Enzinger, der Erfinder der "Dustdevil"-Kabinen, an seinem alten 75er Toyo vorführt: Sein Hochdachkonzept hat mich bereits vor 10 Jahren bei der Konstruktion meiner Kabine ganz wesentlich inspiriert. Warum er seine Firma mit bis zu 25 Angestellten damals vor etwa 10 Jahren dicht machte, konnte ich leider nicht herausbekommen.

Kabine wirkt klein auf Monstertruck ... Immer noch aktuell: Willi´s Toyotakabine ... Pfiffige Außenküche Auch nach über 10 Jahren noch gemütlicher Holzgeruch ...

Zusammenfassung

Trotz anfangs etwas Nässe von oben und von unten war es wieder ein gemütliches Treffen. Das Ambiente ist bekanntermaßen hervorragend, fast einmalig. Und wie alles was gut ist, geht es auch hier: Es spricht sich herum und motiviert jährlich mehr Reisende, dort vorbei zu schauen. Nächstes Jahr werden wir auch eine Woche vorher anreisen, um noch einen Platz zu bekommen. Und so wird dann das Pritz-Treffen wohl von Jahr zu Jahr inoffiziell verlängert - und wem es gar zu gut gefällt, der bleibt dann hier vielleicht zuletzt übers ganze Jahr ...


© 2018 Sepp Reithmeier, Bilder: Sepp Reithmeier, Martin Steininger, Museumsdorf, Explorer Magazin


Anm. der Red.: Weitere Beiträge von Sepp finden sich in unserer neuen Autorenübersicht, die wir ab sofort und künftig weiter vervollständigen werden!