Letzte Feinheiten

Jetzt blieb noch der Deckel: Durch die Rundung war es für mich unmöglich, den Deckel mit Riffelblech zu verkleiden, auch die Kosten für eine so große Platte wären heftig, vom Gewicht ganz abgesehen. Was also tun? Der Zufall kam mir zu Hilfe, ich fand beim Stöbern im Internet eine Gummimatte mit einer ähnlichen Riffelmusterung wie die Alubleche, schwarz und 3 mm dick. Eigentlich ein Bodenbelag und somit wohl auch für meine Belange strapazierfähig genug.

Nachdem ich den Deckel gereinigt, leicht angeschliffen und entfettet hatte, klebte ich diese Matte mit Kontaktkleber vollflächig auf den Deckel auf. Gummi ließ sich natürlich viel einfacher der gewölbten Kontur nachführen. Damit die Ränder der geklebten Matte sich nicht ablösen konnten, schraubte ich mit 3 mm Imbusschrauben auf alle umlaufenden Kanten einen 15 mm breiten Streifen aus Aluminiumflachprofil auf.

Das gab dem Ganzen einen technischen Touch und sah auch gut aus. Die Kombination von glänzendem Aluminium mit dem mattschwarzen Gummi und dem schwarzen Rahmen des Hängers sah richtig edel aus!

Ich hatte ursprünglich geplant, noch eine kleine Motorradbatterie in den Hänger einzubauen, sie sollte während der Fahrt aufgeladen werden und bei Bedarf das Zelt und den Hänger mit Strom für Licht versorgen. Dazu sollte in die Hängervorderwand und in den Boden des Zeltes je eine 12 Volt Steckdose eingebaut werden. Man bräuchte also nur wenn nötig ein entsprechendes Verbindungskabel einstecken.

Inzwischen aber ist die LED Lichttechnik sehr preiswert geworden: Ich fand batteriebetriebene LED Leuchten, die sowohl zur Beleuchtung im Zelt als auch im Hänger genutzt werden können. Sie waren mit knapp 3 Euro (!) pro Stück unglaublich günstig und die Leuchtdauer mit einer Batterieladung liegt bei über 50 Stunden. Wozu sich also eine säuregefüllte Bleibatterie mit der entsprechenden Verkabelung und Schaltung antun, wenn es viel preiswerter auch kabellos geht?

Für die Tarpstangen habe ich zwei Halterungen gebaut, die aus einem massiven Stück Aluminium bestehen. Darin ist je eine Bohrung, ein Sackloch von 22 mm, das in einem bestimmten Winkel sowohl nach hinten als auch etwas seitlich verläuft. Im rechten Winkel dazu zwei 8 mm Bohrungen zum Anschrauben an den Hänger. Die zweiteiligen (15mm/20 mm) Tarpstangen, die im unteren Teil einen Durchmesser von 15 mm haben, bekamen am unteren Ende eine 12 cm lange Hülse aus Aluminium aufgesteckt und verklebt. Diese hat einen Außendurchmesser von 21,9 mm und passt "saugend" in die Bohrung in der Halterung. Zum Aufbauen des Tarps steckt man nun je eine Stange in die Halterung an der Vorderseite des Hängers und eine an die Rückseite an der Heckklappe. 

Die gewünschte Länge der Stange lässt sich mit einer Klemmschraube einstellen. Nun muss noch einfach das Tarp eingehängt und nach vorne über den Hänger hinweg mit zwei weiteren Stangen am Boden abgespannt werden. Da die ersten Stangen schräg nach hinten und etwas seitlich stehen, kann man bei windstillem und trockenem Wetter auf eine Abspannung dieser Stangen verzichten. Bleibt man länger stehen und es droht Regen oder Wind, können und sollten diese Stangen auch mit je einer Abspannschnur gesichert werden. 

Das Gewicht eines sich vielleicht bildenden Wassersacks sollte man nicht unterschätzen: Auf jeden Fall ist es besser, das Tarp gleich so schräg zu montieren, dass sich gar kein Wasser ansammeln kann. Da diese Stangen ja schon fest stehen, geht das auch problemlos alleine. 

Das aufgebaute Tarp liegt eng an der dem Hänger zugewandten Seite des Zeltes an.  Sollte eventueller Regen nicht gerade waagrecht fallen, kann man durch das vorstehende Überdach des Zeltes geschützt, trockenen Fußes das Zelt verlassen und ist mit einem Schritt nach links von der Leiter sofort unter dem Tarp. Bei der von mir verwendeten Plane mit 3 x 4 Metern hat man nun eine überdachte Fläche neben dem Hänger von 2,20 m mal 3 m. Das bietet genug Platz, um einen Campingtisch und 2-3 Stühle trocken bzw. vor der Sonne geschützt unterstellen zu können ...

Der Aufbau des Zeltes dauert - von einer Person gemacht - unter 10 Minuten, hier kommt als großer Vorteil die niedrige Aufbauhöhe des Zeltes zur Geltung. Damit erreicht man zwar noch nicht die Aufbauzeiten eines OZtents, aber man kommt an alle Verschlüsse und Spannriemen der Abdeckhaube problemlos heran und muss sich nicht, wie bei der Montage auf dem Autodach, irgendwie hoch hangeln. Zu zweit geht es deutlich schneller. Das Aufstellen des Tarps dauert dann auch nur noch ein paar Minuten und alles ist dicht. Bei moderatem Regen kann man so auch den Hängerdeckel offen stehen lassen. Baut man das Zelt für die schnelle Übernachtung auf, ohne es vom Deckel zu schieben, ist es auch von einer Person in weniger als 5 Minuten fertig gestellt. 

Von der Gummimatte war auch noch ein genügend großes Reststück über, und ich konnte so noch den Hängerboden damit auslegen. Die vor längerer Zeit schon gebaute Reserverad-Halterung habe ich nicht mehr angebracht: Ich hatte in all den Jahren noch nie eine Reifenpanne am Hänger, ich denke das Risiko kann ich eingehen und mir so das schwere Ersatzrad sparen. Ersatzweise kamen 2 Dosen ReifenPilot in die abschließbare Box, die ich anstelle der Reifenhalterung an die Vorderwand des Hängers gebaut habe.

Eine leichte und doch stabile Werkzeugkiste aus Edelstahlprofilblech und Kunststoff, die im richtigen Moment beim Discounter im Angebot war, bot sich da an. Hier finden auch Kleinteile wie Ersatz-Befestigungsschrauben für die Haltekonstruktion, ein paar Meter Seil, Schmierstoff, ein kleines Beil, Gummihammer und Arbeits-Handschuhe sowie die Häringe und Abspannleinen für das Tarp und den Rahmen einen Platz. Außerdem noch die Unterlegplatten gegen das Einsinken der Stützen, die ich aus Riffelblechresten geschnitten habe.

An die Außenkanten der Vorderwand, rechts und links neben die Box, schraubte ich noch je eine zusätzliche Absetzstütze, um den Hänger im Campingbetrieb zu stabilisieren. Eigentlich wollte ich mir diese Stützen ja ersparen, aber der einzige Halt den der Hänger dann unter der Last des Zeltes mit Inhalt hätte, wäre nur das Stützrad ...

Zuletzt habe ich dann noch eine Kocherhalterung, die ich auch schon vor Jahren gebaut hatte, und die schon am alten Hänger angebracht war, wieder an den "neuen" Hänger montiert. Diese ist zerlegbar und kann mit zwei Handgriffen in den außen an der Hängerwand angeschraubten Edelstahlrahmen eingehängt werden. Sie ist passend für einen Coleman 2-Flammen Benzinkocher. Auch wenn ich am liebsten mit und auf meinem "Luchsfeuer" Hoboofen koche, manchmal verbieten die Umstände aber offenes Feuer. Da hilft dann der leistungsstarke Benzinkocher. 

Allerdings, wenn ich den Hobo mit einem Spiritusbrennereinsatz nutze, kann ich auch für den Hoboofen die Kocherhalterung benutzen. So ist auch (m)ein morgendlicher Toast gesichert ...

Wird das Zelt nicht gebraucht, kann man es mit Gestell einfach vom Hänger ziehen bzw. abheben. Ich lagere es in der Garage senkrecht auf zwei alten Reifen stehend an der Wand. Damit es nicht umfallen kann, ist es mit einem Spanngurt gesichert. Das Abnehmen oder Aufsetzen auf die Tragschienen geht zu zweit in ein bis zwei Minuten, alleine schaffe ich es aber auch, das dauert halt etwas länger.

Ich könnte noch vieles schreiben, um alle die kleineren aber notwendigen Sachen zu beschreiben, die außer dem eigentlichen Umbau noch anfielen. Vieles ergab sich erst im Zuge der Arbeiten und so musste einiges auch improvisiert werden. Neue Schlösser für den Deckel hier, noch etwas lackieren da, hier noch eine Dichtung und und und … Irgendwie nimmt das alles kein Ende ...

Ganz zuletzt gefiel mir der verzinkte Tragrahmen nun doch nicht wirklich mehr: Ich strich ihn mit Zinkgrundierung und lackierte den Rahmen dann mit der Spezialfarbe "Hammerit" in Hammerschlag schwarz, mit der auch die Lampenbügel und die Deichsel des Hängers gestrichen waren. Nun passte das auch farblich viel besser!

Vorläufiges Fazit

Alles zusammen hat mich diese Aktion etwa 1.400 Euro gekostet: Eine akzeptable Summe, wie ich finde, und wenn man bedenkt, dass ich nun sowohl einen komplett restaurierten Lasthänger als auch ein Wohnmobil der besonderen Art mein Eigen nenne. Die eigene Arbeitzeit ist natürlich wie immer bei solchen Projekten nicht mitgerechnet. Ich wage schon gar nicht, die wirklichen Arbeitsstunden zu zählen. Wie ich mich so kenne, fällt mir aber sicher noch die eine oder andere "Kleinigkeit" ein, die ich am Hänger noch verbessern kann. Viel mehr sollte es aber wirklich nicht mehr werden, der Hänger soll auch immer noch seinen Dienst als normaler Lasttransporter tun. Wobei, im neuen Gewande ist er schon fast zu schade dafür ...


© 2007 Bernd van Ooy (Lodjur)


1. Nachtrag, Juni ´07: Funktionstest erfolgreich

Wir erhielten eine Mail von Bernd nach dem ersten Härtetest seiner neuen Konstruktion. Und wie es aussieht, hat sie diesen Test bestens bestanden - wir gratulieren zum Erfolg! 

Hallo Jürgen,

so, nun habe ich den Härtetest bestanden. 5 Tage mit meinen Camper- und Paddelkumpeln habe ich ohne die geringste Kritik überstanden . Im Gegenteil, die waren schlichtweg platt: Wenn es so aufgebaut ist, sieht das richtig filigran aus. Als ob das Zelt nur an "Siemens Lufthaken" hängen würde. Auf den ersten Blick registriert man das Untergestell gar nicht. Alles hat bestens funktioniert und es ist stabil und überhaupt nicht wackelig. Auf- und Abbau ist nun mit etwas Übung in 10 Minuten erledigt. Ich war immer schneller als meine Freunde mit ihren Wohnmobilen. Bis die alles eingetütet hatten und die Markisen eingekurbelt waren, hing mein Hänger schon am Bulli meines Freundes, mit dem ich zusammen gefahren bin.

Lustig waren die Gaffer, die in respektvollem Abstand herumschlichen und sich alles von allen Seiten anschauten. Keiner hat sich getraut, mal zu fragen. Gut so, das hätte länger dauern können ... .

CU Bernd

Filigranes Gebilde ... ... scheint an "Lufthaken" zu schweben ...

Kleines Zusatzgepäck ...


2. Nachtrag, Juli ´15: Der nächste Neuanfang

Acht Jahre lang war unser Autor Bernd van Ooy ein sehr zufriedener Nutzer seiner Anhängerkonstruktion - bis schließlich im Jahr 2015 ein weiterer Neuanfang nötig war. Denn schließlich gilt immer noch die alte Regel: "Rust never sleeps"!

Weitere Beiträge von Bernd finden sich in unserer Autorenübersicht!