20. - 22. November 2008: Ekaterinburg - Tyumen

Zwei Städte - zwei erfolgreiche Tage! Über Nacht, kurz nach unserer Ankunft in Ekatarinburg, hat es zum ersten Mal leicht geschneit: Als wir morgens aus den Hotelfenstern auf die Autos schauten, war alles mit einer dünnen Schneeschicht bedeckt. Leider waren die Temperaturen nicht tief genug, um die leichte Zuckerschicht zu erhalten. Schade! Stattdessen war ganz Ekatarinburg innerhalb weniger Minuten mit einer dicken braunen Schlammschicht bedeckt. Kurze Zeit später, die wenigen Kilometer vom Hotel bis zur Technischen Hochschule waren weit genug, hatten auch F1 und F2 eine zentimeterdicke Schlammpackung aufgelegt. Die Autos sahen aus wie nach härtestem Offroad-Einsatz ...

In Ekatarinburg waren wir von der Generalkonsulin und der Technischen Hochschule eingeladen, unser Projekt zu präsentieren. Wir wurden vom Hochschulpräsidenten persönlich begrüßt und über die Technische Hochschule mit ihren 43.000 Studenten informiert. Zur Expeditionspräsentation, die hervorragend vom Konsulat vorbereitet wurde, waren sowohl Studenten als auch Pressevertreter, vor allem aber zahlreiche TV-Teams mit Kameras, anwesend. Der Erfolg dieser Veranstaltung hat sich entsprechend direkt bemerkbar gemacht: Wir waren die Attraktion der Hauptnachrichten um 20 Uhr im zweiten russischen TV-Kanal! Neben Aufnahmen von Jeeps und Trailern waren auch Interviews mit Matthias und Evgeny zu sehen. Seither sind wir in ganz Russland bekannt!

In einem entspannten Tagestrip haben wir die 350 Kilometer von Ekatarinburg nach Tyumen zurückgelegt, wo wir von der Stadtgrenze direkt zum größten Chrysler-Center Eurasiens begleitet wurden. Nachdem unsere Autos schon für die Werkstatteinfahrt in Ekatarinburg zu hoch waren, sollten wir jetzt hier zum Check in die Werkstatt fahren. Eine Aktion, die in Sekundenschnelle die Nerven aller Beteiligten blank legte. Matthias hatte noch nicht einmal Zeit, die anwesenden Chrysler-Vertreter zu begrüßen. Stattdessen kam ein Wachmann in Uniform und machte uns lautstark klar, dass wir mit unseren Gespannen dort sofort verschwinden sollten.

Währenddessen hatten sich unsere russischen Mitfahrer bereits mit den Werkstattmitarbeitern verständigt und legten los ...

Evgeny vollführte mit dem F2-Gespann auf dem Hof ein Wendemanöver, das den Trailer ins Schlingern brachte und bugsierte den Jeep mit einem Journalisten auf der Motorhaube in die Werkhalle. Gleichzeitig begannen bereits zwei Chrysler-Mitarbeiterinnen damit, unsere vollständig verdreckten Autos zu waschen, und wir mussten unser Gepäck für die Hotelübernachtung entladen. Hektik brach aus, Matthias wurde laut.

Diese Ankunft an der Werkstatt hatte uns deutlich gezeigt, was Expedition heißt: Obwohl alles bestens geplant und vorbereitet ist, müssen wir alle jederzeit mit unvorhersehbaren Situationen rechnen, die von dem gesamten Team höchste Konzentration und Kooperation verlangen. Die so entstehende Anspannung kann sich dann, wenn es zusätzlich auch noch hektisch wird, schon mal lautstark entladen. Aber kein Sturm ohne darauf folgende Ruhe: Das Treffen mit örtlichen Pressevertretern im Chrysler-Center fand in ausgesprochen freundschaftlich-entspannter Atmosphäre statt. Die Journalisten waren extrem interessiert und die drei Vertreter von Automobil-Zeitschriften, die derzeit mit uns unterwegs sind, haben sich super in unser Team eingegliedert. Erstmalig hat nicht nur Matthias allein die Story der Expedition erläutert. Er wurde sowohl bei der Übersetzung als auch bei der Darstellung der Expedition tatkräftig von den drei mitreisenden russischen Pressevertretern unterstützt.

Am Sonntagmorgen sind wir früh in Tyumen aufgebrochen. Unser Weg führte uns weitere rund 650 Kilometer nach Osten - dabei schien uns die Sonne von Omsk entgegen und hat uns den Weg zum nächsten Etappenziel gewiesen. Diesem hellen Licht sind wir gerne gefolgt ...

24. November 2008: Die Sonne von Omsk

Wir haben uns bei unserer Abfahrt aus Tyumen nicht getäuscht: Die Sonne, die uns aus Omsk entgegen schien, war ein gutes Zeichen. Gleich morgens haben Joachim und die russischen Journalisten zahlreiche Foto-Stopps eingelegt. Nicht nur, dass das Licht der aufgehenden Sonne die Landschaft extrem malerisch beschienen hat, sondern wir sind auch noch erstmalig offroad unterwegs gewesen. Eine Vollsperrung der Hauptstraße hat uns diesen Ausflug beschert.

Nachdem Matthias und Evgeny mit Autos samt Hängern ein spektakuläres Wendemanöver auf der an dieser Stelle schmalen Straße vollbracht haben, sind wir auf einer Piste durch kleine Dörfchen, Wald und mitten durch die braune Tundra gefahren. Wir waren zwar früh aufgebrochen, hatten aber nach diesem schönen, aber auch zeitraubenden Umweg den Verdacht, dass wir bis weit in die Nacht hinein unterwegs sein würden. Auf Wunsch unserer mitreisenden Journalisten sind wir kurze Zeit darauf für eine Mittagspause in einem Gasthaus eingekehrt - eine Pause, die unseren Verdacht zur Gewissheit werden ließ.

Frisch gestärkt, bester Laune und bei strahlendem Sonnenschein sind wir danach wieder in die Autos gesprungen und haben ein kleines Wunder vollbracht: Die Kilometer bis Omsk schmolzen nur so dahin und trotz wirklich schlechter Straßen, insbesondere auf der ersten Hälfte der Strecke, sind wir zum allerersten Mal weit vor der auf dem Tourplan ausgewiesenen Zeit in Omsk eingetroffen. Fahrer, Stimmung und Landschaft waren so toll, dass diese 650 Kilometer eine unserer bislang schönsten Etappen waren ...

Dank des Einsatzes, der Spontanität und der Hilfsbereitschaft des Vizekonsuls war trotz unserer unerwarteten vorzeitigen Ankunft in Omsk alles bestens für uns vorbereitet: Wir wurden an der Stadtgrenze herzlich begrüßt und zum Hotel eskortiert. Sogar an unsere Gespanne war gedacht: Ohne lange Verhandlungen konnten wir die Fahrzeuge auf einem abgeschlossenen und bewachten Parkplatz direkt am Hotel abstellen. Das hatte es unterwegs auch noch nicht so oft gegeben! Keine zwei Stunden nach Überfahrung der Stadtgrenze saß das Team bei einem späten und verdienten Abendessen zusammen.

Die Pressekonferenz bei Chrysler Omsk stand erst für 17 Uhr auf dem Programm - entsprechend konnte jeder den Montag auf andere Art nutzen: Astrid und Jockel haben Bilder und Texte in die Heimat geschickt, Matthias hat einen Bürotag eingelegt, Evgeny hat sich ausgeschlafen. Einige von uns haben das Angebot einer persönlichen Omsk-Führung durch den netten Vizekonsul angenommen. Dieser Ausflug in die Stadt hat sich richtig gelohnt! Omsk ist wunderschön. Zum Teil haben sich hier Petersburger Architekten ausgetobt - entsprechend malerisch ist das Stadtbild dieser 1,2 Millionen Einwohner Metropole.

Wir haben viel über die "weiße Hauptstadt Sibiriens" und ihre Geschichte gelernt. Höhepunkt war der Besuch der Omsker Kirche, neben der Basilica am roten Platz in Moskau und der Petersburger Kathedrale eine der drei schönsten Kirchen in Russland. Mit vielen Fotos und neuen Eindrücken - von den ersten Plattenbauten in Omsk bis zur alten Tartarenfestung, der Gründungsstelle der Stadt im Jahr 1716 - sind wir ins Hotel zurückgekehrt ...

Als wir später zur Projektpräsentation aufbrechen wollten, erwartete uns bereits das erste Kamerateam direkt am Hotelparkplatz. Nach Interview und Aufnahmen kamen wir entsprechend verspätet in der Jeep-Repräsentanz an. Nichtsdestotrotz wurden wir auch hier herzlichst begrüßt. Da sich das offene deutsch-englisch-russisch-sprachige Gespräch, das zum großen Teil von den mitreisenden Journalisten geführt wurde, ja schon in Tyumen bewährt hatte, schlug Matthias erneut diese Form zur Präsentation unseres Projekts vor. In sehr entspannter, fröhlicher Atmosphäre entwickelte sich zwischen Pressevertretern, Autohaus-Leitung und Expeditionsteam ein angeregtes Gespräch, das bei einem üppigen Büffet fortgesetzt wurde. Selten sind wir so gastfreundlich und herzlich und mit so großem Interesse aufgenommen worden.

Omsk war wirklich ein tolles Etappenziel! Wir freuen uns, dass wir hier gewesen sind und diese neuen Kontakte gewonnen haben!

25. - 28. November 2008: Novosibirsk

Busy in Sibiriens Hauptstadt: Von vornherein war Novosibirsk als Etappenziel mit mehrtägigem Aufenthalt im Expeditionsplan eingetragen. Der Grund: Hier sollen unsere Gespanne für die Kälte umgerüstet werden. Alle Reifen, auf den Fahrzeugen, den Trailern und die Ersatzreifen müssen mit Spikes versehen werden. Und die Motoren und Getriebe erhalten einen Kälteschutz aus Filz. Basis dieser Planung war die Annahme, dass wir es tatsächlich spätestens ab Novosibirsk mit sibirischen Temperaturen zu tun kriegen.

Doch noch immer zeigen die Thermometer Temperaturen um die null Grad. Das Chrysler-Center Novosibirsk ist vor dem Altaigebirge, in dem wir dann wirklich auf Schnee treffen werden, die letzte Gelegenheit für diesen zwingend erforderlichen Kälteumbau. Entsprechend stecken wir im Augenblick trotz der außergewöhnlich hohen Außentemperaturen mitten in den Umbauarbeiten. Wir haben von verschiedenen Russen gehört, dass die Natur sich mit der langen Periode sehr milder Temperaturen auf einen extrem kalten Winter vorbereitet ...

Nachdem wir zunächst mit Schwierigkeiten in der Werkstatt gerechnet hatten - erneut war die Einfahrt zu niedrig für unsere Dachaufbauten - klappte alles zu unserer höchsten Zufriedenheit. Die Werkstatt wurde eigens für unsere beiden Fahrzeuge umgestaltet, die gesamte Mechanikermannschaft steht für die Arbeiten an unseren Gespannen parat. In einer Spezialwerkstatt arbeiten mehrere Menschen daran, unsere Reifen zu bespiken. Der erste Satz ist bereits fertig mit Spikes versehen schon wieder bei Chrysler zur Montage eingetroffen. Evgeny, der durch seine eigenen Fahrzeuge reichlich Erfahrung mit dem Kälteschutz von Motoren hat, unterstützt jetzt das Werkstattteam beim Einwickeln der Autos. Matthias konnte sogar zwischendurch mit dem ersten Gespann zum Waschen fahren, so dass wir uns endlich auch farblich wieder als Expeditions-Team vom restlichen Verkehr abheben. Trotz aller Hilfsbereitschaft und wirklich konzentrierter Arbeit hier im Chrysler-Center befürchtet Matthias dennoch, dass uns eine lange Arbeits-Nacht bevorsteht, um die Autos vollständig fertig zu machen.

Neben den Kälteumbauten in der Werkstatt waren die Präsentation unseres Projekts an der Technischen Universität und der persönliche Kontakt zum deutschen Generalkonsulat wichtige Aspekte für unseren längeren Stopp in Novosibirsk. Zunächst wurden wir in das Konsulat eingeladen. Dort konnten wir alle Menschen kennen lernen, die mit der Unterstützung unserer Expedition betraut sind. Seither freuen wir uns ganz besonders, dass wir dieses starke Team aus dem Konsulat tatsächlich bis zur Überfahrung der Beringstraße hinter uns haben.

Am darauf folgenden Tag wurde diesem positiven Eindruck aus Werkstatt und Generalkonsulat mit der Pressekonferenz an der Technischen Hochschule eine Krone aufgesetzt! Die Veranstaltung war von Anfang bis Ende geprägt durch die professionelle, intensive und erfolgreiche Zusammenarbeit von Konsulat, Universität und DAAD. Räumlich, technisch und auch hinsichtlich der Ankündigung wurde hier ganze Arbeit geleistet - alles war bestens vorbereitet und entsprechend wurde die Projektpräsentation zu einem vollen Erfolg. Nachdem wir vom Direktor empfangen und über die Hochschule informiert wurden und uns in einem kurzen Gespräch über das Thema "erneuerbare Energien"  ausgetauscht hatten, wurden wir beim Eintritt in den Festsaal von der Menge der Zuhörer und anwesenden TV-Teams überwältigt.

Der Saal war bis auf den letzten Platz besetzt, weitere Interessierte standen in den Gängen und an der rückwärtigen Wand. Matthias hatte sich in der Vorstellung des Projekts sehr kurz gefasst und zu Recht auf das große Interesse und entsprechende Fragen aus dem Auditorium gesetzt. Zwischen Ko-Rektor, Generalkonsul und Matthias auf dem Podium und Studenten und Journalisten im Auditorium entwickelte sich ein angeregtes Gespräch rund um unsere Autos, die Expedition und über erneuerbare Energien, den Zukunftsmarkt Russlands ...

Anschließend gab es erstmalig einen weiteren Programmpunkt, eine Einladung zu Tee und Gebäck, die wir natürlich gerne angenommen haben. Nach diesen beiden Treffen mit Konsulat und Universität meinte Matthias, dass wir ganz entspannt einen weiteren Jeep allein nur mit den vielen interessierten und hilfsbereiten Mitarbeiterinnen aus beiden Stellen auf die Expedition hätten mitnehmen können.

Unser nächstes Ziel liegt 900 Kilometer entfernt - es ist die russisch-mongolische Grenze. Schon jetzt sitzt Matthias wann immer es geht im Chrysler Showroom und bereitet mit Hilfe einer Dolmetscherin telefonisch unsere Grenzüberfahrt vor ...


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