Und die Erkenntnis ..?

Das Gefühl, welches ich ausdrücken möchte: Am Anfang gab es Raum, Zeit und Materie und Energie. Später wurden dies komplexe Strukturen, die Atome schufen, welche sich zu Molekülen zusammenschlossen. Diese wiederum wurden zu Organismen, und diese Oragnismen eines Tages zu einem Menschen, der Kulturen schafft und daraus entsteht Geschichte. In unserer gesamten Menschheitsgeschichte hatten wir laut Yuval Noah Harari drei große Revolutionen erlebt. Die kognitive, landwirtschaftliche und wissenschaftliche Revolution. Diese drei Revolutionen hatten und haben Konsequenzen für die Erde, für die Natur, für unsere Mitlebewesen und vor allem - für uns selbst. Während unserer gesamten Existenz schufen wir Räume für Konsequenzen, welche eine erstaunliche Tatsache mit sich brachten: Egal ob wir Bäume fällen, Tiere töten, Ozeane vergiften, alles mögliche bauen und immer weiter "wachsen" oder uns "entwickeln" und am Ende eine Atombombe auf andere Völker schmeißen, am Ende ... zerstören wir uns nur selber. Und dies habe ich in Tschernobyl mit eigenen Augen gesehen.

Viele Menschen behaupten, der Erde ginge es schlecht. Wir würden alle unter dem Klimawandel leiden, alle Tiere würden aussterben, der Erdboden würde irgendwann nichts mehr für unsere Ernte hergeben, die Gewässer seien verseucht und Tsunamis, Erdbeben und Wirbelstürme geben uns den Rest und wir tragen für dies alles die Schuld. Zu einem gewissen Teil stimmt dies ... Nun, einen Klimawandel gab es schon immer mal zwischendurch. Naturkatastrophen gab es auch schon immer und diese wird es auch weiter immer geben. Dass alle Tiere aussterben, der Boden für immer unfruchtbar bleibt und die Gewässer verseucht sein werden, halte ich für Unsinn. Warum?

Kunst und Schrecken war gestern - die Revolution heute heißt Natur ... Setzt einen Fuß auf den Boden von Tschernobyl oder schaut euch eine Dokumentation an! Als ich mitten in Prypjat stand und die Stille nach Abwesenheit der anderen Teilnehmer in mich kroch, hörte ich nur das leichte Rauschen des Windes, die Lieder der Vögel und fühlte diese unschlagbare natürliche Ruhe, das Gleichgewicht der Welt. Als wollte die Natur mir sagen: "Tja Kumpel, mich werdet ihr niemals besiegen."

31 Jahre sind vergangen, 31 lange Jahre! Das ist fast mein ganzes Leben. In dieser Zeit wuchsen nun die Bäume wieder durch den Asphalt. Pflanzen und Blumen schmücken die Flächen. Wölfe, Bären, Elche, Wildschweine, Vögel und Wildpferde - sie alle sind zurückgekommen. Überall gibt es Obst und Früchte im Überfluss. Die Gewässer sind voller Fische. Es ist wieder ein "Garten Eden" geworden mit nur einer Ausnahme: Man wird ihn nie wieder anfassen können! Nicht einen Apfel wie damals im Paradies, denn diesmal sind sie alle giftig und tödlich! Nie wieder wird der Mensch darauf Einfluss haben! Und das finde ich wunderbar ...

Ihr fragt euch, was nach uns kommt? Es ist anhand Tschernobyls ganz einfach: Nichts. Die Welt versetzt sich wieder in ihren Urzustand zurück. Wer immer noch den Glauben hat, der Mensch könne die Welt zerstören, liegt falsch. Wir Menschen werden diese Welt niemals zerstören können, denn wir zerstören nur uns selber.

Harari hatte also recht: Unsere drei Revolutionen brachten den Menschen an Spitze von etwas, wovon der Mensch meint, er sei der allmächtige Herrscher und würde die Welt dominieren. Und dabei steht hinter ihm eine viel größere Macht, eine viel größere Dominanz, eine weitaus komplexere Revolution, die leise lacht und nur drauf wartet, dass sie ihm genau das Gegenteil beweisen kann. Diese Revolution heißt Natur.

Idee für die Zukunft: Unser Alltag wird gesteuert von Atomenergie. Alles was wir täglich benutzen, hängt irgendwie damit zusammen. Egal ob Strom, Laptop oder Smartphone. Vielleicht ist es sinnvoll, einen größeren Fokus in den Schulen auf Atomenergie (Nutzen/Folgen) und die Geschichte von Tschernobyl und Fukushima zu lenken. Angesichts diverser Politiker der heutigen Zeit, die immer wieder Waffentests durchführen, Atombomben bauen oder mit einem derartigen Krieg drohen, könnte dieses Thema vielleicht eines Tages wichtiger werden, als der Zweite Weltkrieg ...


© 2018 Dennis Hartke



Anm. der Red.: Weitere Beiträge von Autor Dennis Hartke von travel to life in unserem Magazin:


Und noch ein Nachtrag: Mehr zur "History" des nuklearen Wahnsinns ...

Einige Jahre nach Ende des Zeiten Weltkriegs führte die Kommerzialisierung der Kernkraft dazu, dass eine Vielzahl möglicher Anwendungen für mobile Atomreaktoren ausgelotet wurden. Darunter waren auch Überlegungen hinsichtlich des Eisenbahnverkehrs und der Luftfahrt - wenn all diese Pläne Realität geworden wären, kann man sich vorstellen, wie die Story von Dennis heute erst aussehen würde ...