Samstag, 14.05.2005: Abfahrt in Röhrmoos, 07:50 Uhr

Entschädigung: Campingplatz am See ...Die Strecke zieht sich - Ankunft in Annecy ca. 650 km und 10 Stunden später. Hinter der schweizerischen Grenze sind wir in Frankreich erst einmal falsch gefahren: Die Hinweise nach Annecy über die Autobahn schicken uns in weitem Bogen zu unserem Ziel. Das Ergebnis: Ca. 15-20 km Umweg und gut acht Euro Autobahnmaut zu viel bezahlt. Doch dafür entschädigt uns dann der traumhafte Campingplatz am See mit seiner Ruhe und dem grandiosen Panorama ... 

Pfingstsonntag, 15.05.2005

Noch um 6 Uhr morgens prasselt der Regen auf das Wohnwagendach - ob es wohl mit unserer geplanten Denzeltour etwas wird? Gegen 8:30 Uhr stehen wir auf: Die Sonne scheint und es hat bereits 12°C. Unser Ziel ist eine Hochstraße aus dem neu gekauften Denzel: Die Route de Montagne liegt auf halbem Weg zwischen Annecy und Albertville

Wir finden auf Anhieb den Abzweig, und zwar bereits vor der Ortschaft Ugine, die uns Denzel empfiehlt. Auf schmaler Asphaltstraße gewinnen wir schnell an Höhe. Nach der letzten Ortschaft (Mont Dessus) bringt uns ein Schild etwas ins Rätseln: Ein echtes Fahrverbot können wir trotz entsprechender Hinweise und vorhandener Französischkenntnisse jedoch nicht erkennen. Ein paar Kilometer weiter treffen wir bei einem Aussichtsplatz auf einen Bauern und seinen Sohn - sie grüßen freundlich zurück und unser schlechtes Gewissen ist wie weggeblasen. 

Leider erfahren wir von den beiden auch, dass die Schotterstrecke zum Col d'Aravis wegen Schnee noch nicht befahrbar ist. Die Aussicht auf die Bergwelt rundherum bis hin zum schnee- und leider auch wolkenbedeckten Montblanc ist grandios. Mit jedem Höhenmeter wächst unsere Begeisterung für diese Bergstrecke. Direkt über uns, an den senkrechten Felswänden, beobachten wir, wie ein Gleitschirmflieger immer wieder hinter Wolkenfetzen verschwindet und nahe an der Wand versucht, in Aufwinden an Höhe zu gewinnen ...

Schotterstrecke zum Col d'Aravis noch nicht befahrbar ... Gleitschirmflieger hinter Wolkenfetzen ...

Nach 37 Serpentinen letztendlich am Col de l'Appertaz angekommen, beobachten wir diesmal direkt zwei Gleitschirmpiloten, die zu landen versuchen. Einer der beiden, mit Tandembesatzung, kommt kurz hinter der Passhöhe herunter. Der Zweite kommt kaum mehr von der Felswand weg und schreckt dabei eine Gams auf, die bergab hinter einen Felsen flüchtet. Ein paar Höhenmeter unter uns landet der Pilot schließlich auf der Schotterstraße, die weiter zum Col d'Aravis führt. Nachdem der Gleitschirmflieger seinen Schirm unter den Arm gepackt hat, rollen wir die Schotterstraße hinunter.

Wir wollen doch sehen, wie weit man fahren kann, bis der Schnee uns die Weiterfahrt versperrt. Knapp einen Kilometer weit kommen wir, als uns kurz hinter einer Linkskurve die weiße Pracht den Weg versperrt: Als der Bauer von "la neige" sprach, konnte ich mir noch nicht so recht vorstellen, wie diese Wegsperren aussehen könnten. Nun weiß ich es: In der Rinne, durch die der Weg führt, liegen über der Straße noch gut 3-4 Meter Schnee. Dieser Schnee ist so stark verpresst und mit Geröll durchsetzt, dass es sicher noch Wochen dauern wird, bis hier nach Beseitigung der Steine und Felsbrocken wieder durchgefahren werden kann. Wir wenden und fahren wieder ein Stück zurück zu einer Alm: Vor einem grandiosen Panorama machen wir erst einmal ausgiebig Brotzeit und beobachten dabei Murmeltiere ...

Das wird noch Wochen dauern ... Wir beobachten Murmeltiere ... Auf dem Weg nach Ugine ...

Der Rückweg verläuft vom Col de l'Appertaz nach Süden über die Strecke nach Hery, die auch Denzel als Asphaltalternative beschreibt. Bereits hinter der ersten Kurve müssen wir mit Schwung durch Schlamm und Schnee - ein letzter Gruß des schneereichen Winters. Ein kurzer Abstecher auf einer weiteren Schotterstrecke endet vor zwei Verbotsschildern, die jetzt eindeutig die Weiterfahrt nur für Land- und Forstwirtschaft erlauben. Der Rest der Abfahrt ist fahrerisch eindeutig leichter als die Westrampe und wir erreichen problemlos Ugine. Die von Denzel genannte Bahnstrecke samt Bahnhof ist verschwunden und in Richtung Annecy teilweise in einen Rad- und Skaterweg umgebaut, der heute am Pfingstsonntag gut befahren ist. 

In Albertville ...Wir beschließen noch einen Abstecher nach Albertville zu machen: Die Stadt der Winterolympiade 1992 kann man einfach nicht links liegen lassen. Wir parken direkt vor einem neoklassizistischen Bauwerk, das wohl anlässlich der Olympiade gebaut wurde. Mich erinnert der Baustil dagegen eher an Bauten, die in Deutschland in den 30er und Anfang der 40er Jahre errichtet wurden. 

Die Altstadt ist eher unspektakulär und unser Stadtrundgang ist bald zu Ende ...

Pfingstmontag, 16.05.2005

Bereits in der Nacht fängt es an zu regnen. Als wir gegen 8:30 Uhr aus dem Wohnwagen schauen, ist rundherum alles in Wolken gehüllt, die bis auf den Boden hängen, die Temperatur beträgt 12°C. Im Stau der Westalpen ist nicht damit zu rechnen, dass es heute noch besser wird. Am späten Vormittag fahren wir gut angefeuchtet vom Platz: Unser Ziel ist Clermont Ferrand

Bereits weit vor Lyon reißt die Wolkendecke auf und im weiteren Verlauf der Fahrt zeigt unser Außenthermometer schon 20°C. Der Campingplatz in Royat, einem Vorort von Clermont, will regelrecht erkämpft werden. Auf engen Sträßchen zwängen wir unser Gespann mitten im Berufsverkehr den Berg hinauf. Als wir unseren Wohnwagen auf den Stellplatz bugsieren, holt uns das Wetter wieder ein: Ein Gewitter mitsamt Starkregen und leichtem Hagel geht auf uns nieder und wir verabschieden uns davon, heute Abend noch in Clermont zum Essen zu gehen. Der Temperatursturz beträgt über 12°C und wir sind gespannt, was uns wettertechnisch morgen erwartet ...

Dienstag, 17.05.2005

Die Nacht war kalt (7,5°C) und ruhig. Ein penetranter Kuckuck weckt mich um 6 Uhr und ich merke wie mein Schädel brummt. Das Wetter geht wohl auch hier nicht spurlos an mir vorüber ...

Nach dem Frühstück mit ausgezeichneten Baguettes und Croissants, die wir gestern Abend an der Rezeption bestellt hatten, machen wir uns gegen 11 Uhr auf die Suche nach einem Supermarkt. In Clermont finden wir bald einen mittelgroßen Intermarché, der uns alles an Vorräten bietet, was wir brauchen - sogar meinen geliebten bretonischen Whisky gibt es hier.

Nachmittags starten wir zum Puy de Dome, dem großen Vulkankegel, dem die ganze Region ihren Namen verdankt. Die Mautstraße, die auch öfter als Tour de France Etappenziel dient, führt auf 4,1 km Länge wie eine Spirale auf dem Vulkan, der von einer großen Sendeanlage gekrönt ist. Oben hat es 8°C und es weht ein kräftiger Wind, der immer wieder nasskalte Wolkenfetzen auf uns herunter drückt ... 

Am Puy de Dome Ein Flugpionier ... Aussicht bis nach Clermont ... ...

Die Aussicht ist nicht die beste, aber wir können die Kette der anderen Vulkane erkennen und sehen bis nach Clermont hinunter. Auf der Rückseite (wo ist auf einem kegelförmigen Berg eigentlich die Rückseite ..? ) finden sich Reste eines Merkurtempels, der von den Römern dort oben errichtet wurde. Fotografisch fasziniert mich jedoch am meisten ein Denkmal zu Ehren eines Flugpioniers, der hier einst einen Überflug gewagt hat ... 

Gut durchgefroren besuchen wir noch die kleine Ausstellung im Gipfelrestaurant und fahren dann - nicht ohne noch ein paar Vulkansteine mitzunehmen - nach Clermont zur Stadtbesichtigung. Die Spitzen der Kathedrale sind immer wieder kurz zu sehen, und so finden wir ohne Probleme den Weg auf den Altstadthügel. Vom Puy de Dome aus gesehen meint man, dass Clermont in einer Ebene liegt. Die Kathedrale steht jedoch auf einer Anhöhe, an deren Flanken sich nach allen Seiten die Altstadt mit ihren Gassen ausbreitet. Erwartet man hier meist altehrwürdiges Gemäuer, wird man doch in kleinen Nebengässchen von bunter Graffitikunst überrascht, die man hier eigentlich nicht erwartet hätte ...

In der Altstadt von Clermont ... ... findet man Graffitikunst ...

Ein Spezialgeschäft für Messer, mit Marken wie Laguiole und Thiers, zieht mich magisch an. Schließlich muss ein Messer aus Thiers mit Rosenholzschalen zusammen mit mir wieder aus dem Laden. Kein billiges Souvenir, aber ein schönes und praktisches!

Die weitere Tour durch die Altstadt ist geprägt vom Gejammer der Kinder, wann wir endlich in die Creperie zum Abendessen gehen. Als wir gegen 18:30 Uhr dann endlich dort ankommen, sind wir anfangs die einzigen Gäste im alten Gemäuer der Creperie 1513. Die Crepes schmecken ausgezeichnet und der normannische Cidre tut sein Übriges dazu, dass der Tag ruhig ausklingt.

Zurück am Campingplatz bauen wir noch schnell das Vordach ab: Morgen soll es weiter Richtung Dordogne gehen ...