Besuch:

Hawesko

Wein-Show 

München 2002 ...

Unterwegs mit der persönlichen Verkostungsmappe ...

Wir und eine "Wein Show"? Niemals! Außerdem hätte das nicht das Geringste mit "Outdoor" zu tun - oder etwa irgend wie doch? Aber andererseits ... Unsere neue Weinrubrik, dann die vielen Aussteller, die guten Weine - sollte man nicht vielleicht doch ausnahmsweise ..?

Gediegene Hotel-Atmosphäre so weit das Auge reicht ...Wie man sieht, eine ganze Reihe von Überlegungen gingen unserem Besuch voraus - bis endlich die Entscheidung fiel, die vom Hamburger Wein- und Sektkontor Hawesko angekündigte Veranstaltung doch zu besuchen - schließlich gehen wir ja auch zu Messen wie der C-B-R und was sonst als eine Weinmesse ist das schließlich?

Gesagt, getan! Die Einladung und die "persönliche Verkostungsmappe", die man zum verbilligten Eintrittspreis von 15,- Euro pro Person dann zugeschickt bekam, machte neugierig: Auch im letzten Jahr hätte die erste Internationale Wein Show in Wiesbaden, Berlin und Hamburg über 2.800 Messebesucher fasziniert, konnte man lesen. 

In diesem Jahr also die zweite Messe dieser Art, diesmal in Stuttgart und München. Angekündigt wurden über 90 renommierte Produzenten und Weingüter, die mehr als 280 Spitzenweine aus der Alten und Neuen Welt  persönlich präsentieren würden. Sowohl die Klassiker Europas als auch die Neuentdeckungen aus Übersee sollte man kennen lernen. Auch zwei Seminare würden die Messe begleiten: Während sich "Grand Cru´s vom südlichsten Zipfel Afrikas" noch ganz interessant anhörte, wäre wohl "Wein und Zigarren" wirklich nicht das Richtige für uns ... 

Am 16.11.2002 ist es dann soweit: Gegen 14:00 Uhr treffen wir im München Hilton ein - gediegenes Ambiente empfängt uns, das wirklich mit "Outdoor" oder gar denjenigen, die auf solche Weise unterwegs sind, nicht das Geringste zu tun hat. Dennoch: Wir kommen zum Eingang der Riesenhalle, die durch Zusammenlegung mehrerer abteilbarer Räume entstanden ist und nehmen gegen Pfand unsere Gläser in Empfang - mit diesen werden wir uns also von Stand zu Stand trinken, oder besser vielleicht doch nicht?

Eine irgend wie merkwürdige, gedämpfte Atmosphäre herrscht in dem großen Saal: Weiß gedeckte Tischreihen hintereinander bis zum Saalende, dazwischen bereits um diese Zeit viele Besucher, die alle diskutieren, Wein verkosten, ihre Gläser mit Wasser spülen, dazwischen das gereichte Brot nehmen - kurzum eine etwas bizarre Messe verglichen mit denen, die wir sonst so gewohnt sind.

Steter Tropfen ... ... in gedämpfter Ballsaalatmosphäre ...

Die Aussteller sind alle nebeneinander an den Tischreihen zu finden, gekennzeichnet durch Namensschilder und - natürlich - einer repräsentativen Auswahl an Flaschen ihres jeweiligen Weingutes.  

In Anbetracht der Fülle der Aussteller setzen wir uns erst einmal an den Rand des Saales und machen unseren persönlichen Besuchsplan anhand der "Verkostungsmappe": Österreich wollen wir besuchen, am bulgarischen Stand den "Zar Simeon" kosten, ferner soll Frankreich ein Schwerpunkt unseres Besuches werden. Da gerade Norditalien als erste Region in unserer neuen Rubrik bearbeitet wird, müssen wir natürlich auch dort vorbei, Spanien wollen (und können!) wir dagegen diesmal nicht besonders berücksichtigen. Aber da sind ja noch neue Hoffnungsträger aus Südamerika, also muss man natürlich auch noch zum Stand von Uruguay ...

Der Weinpegel steigt, wir verkosten hervorragende Tropfen - trotz Wasser und Brot zwischendurch muss sich natürlich auf diese Art und Weise jeder einzelne Rotwein gegen eine ganze Menge anderer Konkurrenten, darunter auch die besten, durchsetzen können - eine wirklich hervorragende Methode, die Weine zu testen, wie wir bald herausfinden.

Nachschub für alle, die wollen ... ... und die "erste deutsche Wein-Universität" ...

Nicht nur der Alkoholpegel steigt, sondern auch die Anzahl der Besucher - inzwischen gibt es vor etlichen Ständen ein dichtes Gedränge, was die Verkostung nicht gerade erleichtert. Allerdings hat sich die Stimmung nun - sicher auch durch die Wirkung der Testkandidaten - zu einer eigentümlichen Mischung verwoben aus der Wirkung der Saalatmosphäre, der vielen Besucher und der zu verkostenden Weine - ein Gesamtarrangement, das sicher noch lange in Erinnerung bleiben wird!

Einsatz mit beneidenswertem Engagement und großer Leidenschaft ...Eine Barolo trinkende SchickiMicki-Ansammlung vor einem Stand aus dem Piemont fällt ebenso auf wie allgemeine Kennermienen vor bestimmten französischen Ständen, an denen man besten Bordeaux oder Burgunder verkosten kann - nun ja, irgend wie müssen die Leute ja ihren Eintrittspreis "heraustrinken"! 

Aus der "Verkostungsmappe", in die wir auch buchhalterisch exakt unsere Testergebnisse eintragen, kann man auch alle wesentlichen Informationen zu den jeweiligen Anbietern entnehmen: So erfährt man z.B., dass Michele Chiarlo zu den "genialsten und innovativsten Weinerzeugern im Piemont" gehört und so hat er sich seit 1956 "unentwegt mit beneidenswertem Engagement und großer Leidenschaft für das Ansehen seiner Weine eingesetzt, und auch heute noch hält er unbeirrt an seinem Prinzip fest, dass Weinqualität nur im Rebberg entstehen kann und im Keller lediglich ihre Bestätigung erfährt. Der Einsatz modernster Technik wird bei Michele Chiarlo niemals dazu führen, dass Charakter und Terroir-Ausdruck der Weine verloren gehen."

Wir beenden unseren Besuch, indem wir nochmals einige österreichische Stände besuchen - nach Verkostung bester Weine der Welt fällt uns hier das Angebot vom Winzerkeller Neckenmarkt im Mittelburgenland auf: Ein Wein namens Fass III für nur 5,90 Euro, bestehend aus 80% Blaufränkischem und 20% Zweigelt, wie man uns mitteilt, kann sich hier noch gut durchsetzen. 

Wir beschließen nicht nur spontan, auch hiervon eine Kiste zu ordern, sondern auch die erste "Weintour" in der neuen Saison mitsamt Explorer und leichtem Gepäck ins Mittelburgenland zu machen: Unsere Leser dürfen gespannt sein auf den ersten Besuchsbericht aus Neckenmarkt, wo wir uns diesen Winzerkeller einmal näher ansehen werden!

Wir verlassen die Wein Show bestens gestimmt am späteren Nachmittag, nicht ohne noch einige Gewinngutscheine ausgefüllt zu haben, die zwar (wie üblich!) keine Gewinne bringen werden, aber wieder einige zusätzliche Emails - nun, denn, wer will böse sein, wenn sie gar von der "ersten deutschen Wein-Universität" kommen ..?


© 2003 J. de Haas