Abstecher in die östlichen Landesteile

Östliche Landesteile ...Tiflis steht heute nicht auf dem Programm, sondern vielmehr ein Abstecher in die Steppengegend südöstlich davon, nahe der Grenze zu Aserbaijan.

Dort steht in absoluter Einsamkeit ein altes Kloster von besonderer kirchenhistorischer und heute touristischer Bedeutung: Dawit Garedscha (blaue Linie auf der Karte).

Die Gegend ist geologisch sehr interessant und wirkt überaus pittoresk: In einem weiten Schwemmland eines früher gigantschen Gebirgsflusses, der sich erst mühsam und gewaltig durch das enge Tal von Tiflis hat durchquetschen müssen und danach ein breites Mäantertal zur Ablage seiner enormen Kieslast gefunden hatte, besteht heute wegen der wasserdurchlässigen Sandschichten eine Trockenheit, die höheren Baumbewuchs verhindert und dem Auge freie Sicht gewährt auf eindrucksvolle tektonische Verwerfungen.

Man kann die Kräfte der Erdbewegungen fast sehen, so deutlich sind die geologischen Schichten. Und mitten drin steht die kleine Klosteranlage mit Wurzeln aus dem sechsten Jahrhundert, also 550 n.Chr. In der Blütezeit bis zum 13. Jahrhundert lebten hier mehrere hundert Mönche, vorwiegend in den Höhlen am Felshang.

Anfahrt am Salzsee vorbei ... Tektonische Verwerfungen sind freigewaschen Die kleine Klosteranlage in der Einsamkeit ...

Das Klostermuseum selbst ist verständlicherweise wieder gesperrt für Hunde, aber der Spaziergang zu den vielen Höhlen ist frei und dort sind neben dem einmaligen Landschaftsblick auch noch Reste der alten Fresken zu besichtigen, die allerdings nicht geschützt werden und von den Proleten aller Länder beschädigt und beschmiert wurden. Einer hat sogar seinen Namen mitten in die Darstellung gekritzelt: Depp steht da geschrieben ...

Der bayrische Kulturattaché in Lederhose beim Aufstieg zu den Höhlen ...

Höhlen am Fuß der Felswand ... mit Resten alter Fresken - und Autogrammen von Proleten!

Unseren nächsten Nachtplatz finden wir mitten in dieser Grassteppe und hier fühlen wir uns wirklich fast wie in der Mongolei des kleinen Mannes. Ein letzter gemeinsamer Abend mit Anschauen der Filme und Bilder der heutigen Etappe, Abendessen und langsamem Ausklingen des Tages - wie immer ohne Lagerfeuer. Das hat sich so ergeben, weil keiner von uns ein ausgesprochener Pyromane ist und der Luxus der Wohnmobile ein Feuer als Energiequelle entbehrlich macht.

Am nächsten Morgen nach mühsamem Wecken der Lebensgeister und gemütlichem Frühstück trennen sich unsere Wege und führen zu verschiedenen Zielen: Ein Team steuert schon den Heimweg an, um für einen Schlenker durch die Türkei ausreichend Zeit zu haben, und das zweite Team hat nach hinten noch eine Woche mehr Zeit als wir und plant deshalb etwas anderes ...

Endlich in der Mongolei angekommen ... ;-)) Letzter gemeinsamer Abend ... ... und wieder geweckte Lebensgeister

Hans, Martin und ich bleiben zusammen und fahren in Richtung Lagodekhi Nationalpark, einem bewaldeten Ausläufer der etwas niedrigeren östlichen Kaukasuskette (siehe rote Linie auf der Karte oben).

Die Waypoints führen uns zu allen wichtigen Zielen auf dem Weg dorthin und gegen Mittag landen wir in einer Kleinstadt hoch oben auf einem Bergrücken, über die wir uns vorher noch nicht richtig informiert hatten.

Die Stadt heißt Sighnagi und wir sehen sofort, dass wir fast durch Zufall an einem touristischen Hotspot gelandet sind: Wunderschön gelegen mit Ausblicken in die Ebene darunter, gepflegte Häuser, die fast an eine Stadt in der Toskana erinnern und neben der alten Stadtmauer auch mehrere Kirchtürme. Nicht zu verschweigen natürlich die anderen Attribute eines Toristenzentrums: Verkehr mit kleinen und großen Reisebussen, Gastronomie an allen Ecken und ein quirliges Treiben auf den Straßen. Im Führer lesen wir dann, dass die Stadt nur 2.000 Einwohner hat - ich hätte mehr als das dreifache geschätzt - und erst etwa 300 Jahre alt ist. Im Jahr 2007 haben das Land Georgien und zahlreiche internationale Geldgeber Unsummen in eine aufwendige Restaurierung gesteckt und damit ein touristisches Kleinod geschaffen.

Sighnagi liegt hoch über der Ebene ... Ansprechendes Kleinstadtbild ...

Wir beobachten einen Autokorso mit Brautpaar und Gästen, die direkt vor uns aussteigen und die Treppe zu einer kleinen Kirche hochgehen. Frech, wie er ist, mischt sich Hans mit seiner dicken Spiegelreflexkamera mitten unter die Hochzeitsgesellschaft und mimt den Hoffotografen. Er wird etwas irritiert, aber durchaus freundlich geduldet und darf sogar das Brautpaar portraitieren.

Wir verlassen das schöne Städchen Sighnagi, kurven die Serpentinen ins Alasanital hinunter und fahren weiter, unspektakulär bis in den äußersten Nordosten von Georgien, nach Lagodekhi. Laut einem Reisebericht im Netz soll das wieder ein touristisch gut frequentierter Ort sein, was wir aber an dem Tag unseres Besuches wirklich nicht bestätigen können.

Unser schönster Nachtplatz (N 41.831668, O 46.21739)Neben einer passablen Einkaufsmöglichkeit bietet sich uns eher ein langweiliges Bild. Aber wir wollen ja ohnehin in den Nationalpark mit den Steinböcken und finden dort in der Einsamkeit einen wunderschönen Nachtplatz am Ninoskhevi Fluss: Mit Bademöglichkeit für Herr und Hund, schöne Blicke auf die Ausläufer der Kaukasuskette, hinter der schon das wilde Dagestan beginnt und einer netten Tierbeobachtung auf der gegenüberliegenden Uferseite.

Der Pirol ist ein amselgroßer, auffällig gelb mit schwarz gefärbter Vogel mit flötendem, sehr charakteristischem Gesang, klingend wie "vogel bülov", der sich akkustisch gut orten lässt. Aber man kann es kaum glauben: Er ist außerordentlich schwer zu sehen trotz oder gerade wegen seiner hellgelben Signalfarbe.

Martin hält mit seinem Teleobjektiv einfach in die Richtung des Gesangs und drückt mehrmals ab. Eine Aufnahme ist ein Treffer, was aber auch erst am Bildschirm mit starker Vergrößerung erkennbar wird. So ähnlich werden heute viele Vogelaufnahmen und speziell die im Flug gemacht: teure Spitzenkameras mit schnellen Serien von Blindschüssen.

Auf meinem abendlichen Dogwalk mitten in der Natur treffe ich einen Bauern, der mir stolz seine Pfirsichbäume und Marillenpflanzung zeigt. Ich hatte sie wegen des vielen Unkrauts und der ungeordneten Pflanzweise für Wildwüchse gehalten, aber er weist auf die fast zugewachsene Umzäunung hin und schwärmt von den guten Früchten. Wir kommen ein wenig ins Gespräch, da er recht gut englisch spricht und in Wirklichkeit kein Bauer, sondern der Dorfschullehrer ist, der hier sein "Gütle" pflegt. Jedenfalls freut er sich, dass wir ein schönes Plätzchen gefunden haben und dass es uns in seinem Land so gut gefällt.

Auf der Rückfahrt zur Hauptstraße nehmen wir den kürzeren Weg zu dem kleinen Straßendorf, wo der Schullehrer wohnt und kommen prompt in Schwierigkeiten: Wir haben schon vorher in vielen Orten die abenteuerliche Verlegung der Wasser- und Gasrohre am Straßenrand bestaunt, aber nun sind die Rohre auch für uns ein ernstes Hindernis ... 

Gasrohrleitungen sind nicht zu übersehen 285 cm passen noch gut durch, 315 cm leider nicht mehr ...

Wir kommen ja aus dem Hinterland in den Ort und müssen unter den Rohren durch, um auf die Straße zu kommen. Mein Bremach ist 2,85 m hoch, Hans´ Alkoven sogar 3,15 m. Die Durchfahrtshöhe liegt irgendwo dazwischen und Luftablassen reicht beim Auto von Hans bei weitem nicht. Also doch gut, wenn man unter 3 Meter Höhe bleiben kann ...


© 2014 Sepp Reithmeier