Verladung in Hamburg, 15.08.2008

Der Container steht schon parat und mit 1 bar Luftdruck passt das Auto exakt unter dem Türrahmen durch. Schnell ist das Fahrzeug im Container verzurrt. Zum Luftauffüllen wird der Container kurzerhand per Stapler zum Schlauch gefahren, rasch ist auch dies erledigt. Der Container wird verplombt und nach 45 Minuten erhalten wir die Verladepapiere. Wir sind erstaunt, wie schnell und reibungslos dies alles abgewickelt wird.  

Die erste Etappe ist geschafft und es ist ein befremdendes Gefühl, das Auto in einem Container zu wissen und diesen erst wieder in Valparaiso zu öffnen ... 

Passt! Auf Wiedersehen in Valparaiso!

Den restlichen Tag verbringen wir mit einer Stadtbesichtigung und beschließen den Tag mit einer Hafenrundfahrt. Die verbleibenden Tage werden wir brauchen, um die persönlichen Dinge zu Hause zu organisieren, damit für 4 Monate alles Wichtige geregelt ist.

Am 10.09.08 wird unser Flug von Frankfurt via Sao Paulo nach Santiago gehen ...

Flug - erster Tag in Valparaiso, 12.09.2008

Vor 4 Wochen war die Abgabe zur Verschiffung und ich dachte mir damals, das Auto ist jetzt weg, jetzt kannst du in Ruhe die restlichen Kleinigkeiten erledigen sowie jeden Tag die Spanischkenntnisse verbessern und es etwas ruhiger angehen lassen. Irgendwie kam alles anders ...

Bis 24 Stunden vor unserem Abflug deckt mich mein Arbeitgeber umfassend mit Arbeit ein und die "restlichen Kleinigkeiten" werden mit dem Näherkommen des Abflugtermins auch nicht weniger. Die letzten Tage waren irgendwie hektisch, aber 2 Stunden vor Abfahrt der S-Bahn sind dann die Rucksäcke schließlich gepackt und der Rest ist organisiert. 

Mit dem ICE geht es nach Frankfurt, etwas Aufregung gibt es beim Check-In (Sonny´s Flug ist in unseren Unterlagen bis Santiago gebucht, was aber die Fluggesellschaft nicht wusste ...). Um 22:30 Uhr hebt der Airbus A340 ab und startet in die Nacht hinein. Wir beide fragen uns, wer jetzt Reisefieber hat, wir schauen uns an; es hat uns bisher nicht erwischt. Dabei haben wir jetzt 4 Monate vor uns, nur eine grobe Reiseroute sowie Unwägbarkeiten und Überraschungen, die auf uns zukommen werden. Liegt es daran, dass wir seit eineinhalb Jahren diese Tour geplant und vorbereitet haben und dass es jetzt auf einmal soweit ist?

Über Brasilien nach Chile ... Spektakulär: Andenüberquerung ...

Anflug auf Santiago de Chile ...

Mit diesen Gedanken schlafen wir dank einer Schlaftablette im Flieger ein und wachen südlich des Äquators über Brasilien wieder auf. Den weiteren Reiseverlauf vom Einschalten des GPS Gerätes an via Sao Paulo und Santiago nach Valparaiso zeigt die Karte oben. Spektakuläre Bilder gibt es während der Andenüberquerung und des Landeanflugs auf Santiago. Der Aconcagua ist mit 6.962 m der höchste Berg Südamerikas, wir passieren ihn in ungefähr 80 km Entfernung .

Nach gut 31 Stunden Reisezeit mit S-Bahn, ICE, Flugzeug, Bus und 5 km Fußmarsch (freiwillig) vom Busbahnhof aus treffen wir in unserem Hostal "Villa Kunterbunt" ein. Nach einem Kaffee und einer Dusche rühren sich langsam wieder die Lebensgeister und wir können das so genannte Turmzimmer mit 360° Rundumsicht über den Hafen und die Stadt beziehen. Der Name des Hauses ist treffend, denn wir sind sofort integraler Bestandteil der Familie (einschließlich gemeinsamer Badbenutzung) ...

Valparaiso, 12.09. - 15.09.2008

Valparaiso steht auf der Liste des Weltkulturerbes. Zu Fuß starten wir unsere Erkundungen: Nichts erweckt den Eindruck einer herausgeputzten Stadt.

Valpo ist durch und durch eine Hafenstadt mit pulsierendem Leben; ärmliche Verhältnisse sehen wir an jeder Ecke. Von Luxus und Konsumrausch ist weit und breit nichts zu spüren; Zweckmäßigkeit ist angesagt: Viele Häuser sind einfach in Holzständerbauweise erstellt und mit Wellblechplatten verkleidet. Die Lage der Häuser und ihre Farbenpracht wirken jedoch für sich und lassen diese Stadt so typisch erscheinen ...

Schrägaufzüge zu den Hügeln ...

... mit Blick über die Stadt ...

Da sich die Berge direkt hinter dem Uferstreifen erheben, erstreckt sich ein Großteil der Stadt über die in Summe 45 Hügel, ein Teil davon ist durch Schrägaufzüge leicht zu erreichen. Diese abenteuerlichen Einrichtungen wurden um 1900 erbaut und sind seitdem nicht mehr erneuert worden. Wir sind jedes Mal froh, wenn die Fahrt wohlbehalten zu Ende ist: Unser deutscher TÜV hätte sicher seine wahre Freude an diesen technischen Einrichtungen der ersten Stunde der Mobilität ...  

Wir sitzen am Meer und schauen nach Norden: Rechter Hand, im Osten, ist die Sonne heute aufgegangen, links ist Westen, aber wieso steht die Sonne zur Mittagszeit im Norden? Haben wir die Himmelsrichtungen durcheinander gebracht? Das GPS bestätigt jedoch unsere Richtungen; wir wissen natürlich, dass wir auf der Südhalbkugel sind, trotzdem haben wir damit nicht gerechnet. Nach intensivem Nachdenken war es uns klar; wie ist es mit euch ..?

Am 14.09. vormittags läuft unser Schiff, die Torge S in den Hafen ein. Dank Google kannten wir die Form und Aufbauten des Schiffes bereits und können es so identifizieren. Irgendwo unter den vielen Kisten sollte unser Auto sein. Mit Enzo, dem Besitzer der Villa Kunterbunt, hatten wir vereinbart, dass er unser Auto aus dem Zoll holt. Er kennt die Abläufe im Hafen sowie die nötigen Formulare und Dokumente. Am 15.09. morgens sind wir mit ihm bei der Zollbehörde und nach einer halben Stunde haben wir bereits die befristete Einfuhrerlaubnis in den Händen. Jetzt noch schnell mit dem Bus in die Außenbezirke des Hafens, wo sich in einem Lager unser Container befinden soll. Wir sind frohen Mutes, vielleicht können wir ja heute Nachmittag bereits starten ...

Lage und Farbenpracht der Häuser wirken für sich ...

Ärmliche Verhältnisse an vielen Ecken ... ... unser Container-Schiff läuft ein ...

Am Eingang erhalten wir je einen weißen Sicherheitshelm, es könnte uns ja ein Container auf den Kopf fallen. Dann sucht ein Hafenarbeiter aus mehren Hundert Containern unseren heraus: Hier gibt es keine EDV-Unterstützung mehr wie beim Laden und Entladen der Schiffe, alles ist manuell. Ein großer Containerstapler hebt 3 andere weg und bringt unseren zum Öffnen zur Zollkontrolle. Die Plombe wird entfernt, die Tür geöffnet und wir finden unser Auto wohlbehalten vor. Schnell noch die Luft aus den Reifen, damit er wieder durch die Öffnung passt und dann rollt unser Fahrzeug aus der Kiste. Der Zoll prüft nur kurz die Fahrgestellnummer und das Kennzeichen, für unsere weiteren Mitbringsel (wie 5 kg Lavazza, Treckingmahlzeiten sowie ca. 15 kg Lebensmittel und Konserven für Enzo´s Frau Martina) hat er kein Interesse.

Wir sind noch gut in der Zeit, es ist ca. 12 Uhr. Die Bezahlung der Zollabwicklung war bereits von Deutschland aus erfolgt, dies ist jedoch der hiesigen Zollstelle nicht bekannt: Endlose Telefonate zwischen Enzo, der Spedition und der Zollstelle können diesen Sachverhalt nach einer guten Stunde klären. Enzo schickt uns zum Ausfahrtstor, wir sollen dort warten, er holt nur noch ein paar Stempel und Unterschriften. Nach einiger Zeit kommt er wieder und sagt, dass es Probleme mit dem Auto gibt, wir sollen zurück zu unserem Container fahren.

Des Rätsels Lösung kommt nach einer weiteren Stunde Fleißarbeit von Enzo: Wir haben den Container einen Tag zu früh öffnen lassen, der Toyo soll wieder in den Container und wir sollen ihn morgen abholen. Das Risiko ist uns klar: Jeder Hafenarbeiter in unserer Nähe kennt jetzt das Auto und den zugehörigen Container, nichts ist gesichert, weiterhin müsste das Auto wieder verzurrt werden, denn die Stapler gehen mit den Containern nicht gerade sanft um. Enzo geht erst mal kurz Mittag essen, um anschließend mit dem Vorschlag zu kommen, dass um 16:00 Uhr Schichtwechsel ist und er den Schichtführer gut kenne. Somit warten wir, lassen uns von jedem vorbeifahrenden LKW einstauben und verfolgen deren Laden und Entladen. Um 18:00 Uhr ist es soweit, Enzo konnte alles klären und erleichtert können wir das Gate passieren. 

Mit fließendem Spanisch hätten wir dies irgendwie in wesentlich längerer Zeit auch hinbekommen, aber mit meinen rudimentären Spanisch wären wir ohne das Engagement von Enzo verloren gewesen.

Morgen geht es los Richtung Norden!