Von Valparaiso in Richtung Norden, 16.09. - 25.09.2008

Auf nach Norden!Gut 900 km sind wir inzwischen gefahren und haben faszinierende Eindrücke der Landschaft gewonnen. Die Weite hier ist unermesslich und muss einfach "erfahren" werden.

150 km nördlich von Santiago finden wir einen Campingplatz, der abseits der Panamericana, der "Traumstraße der Welt", nur über eine steile Piste zu erreichen ist. Ein fantastischer Platz erwartet uns: Drei Tage lang genießen wir Sonne, Meeresrauschen und backen Brot in unserem gusseisernen Dutch Oven.

Passo del Agua Negra, 4.779 m hoch, er weckt unsere Begehrlichkeiten. Es liegt noch viel Schnee auf den Bergen, denn der chilenische Frühling hat gerade erst begonnen. Wir verlassen die Küste und bald fahren wir nur noch auf zum Teil abenteuerlichen Pisten. Die Ortschaften bestehen oft nur aus einfachen Holzhütten und die Menschen leben für unsere Verhältnisse auf einfachstem Niveau. Gleichwohl reagieren sie freundlich und offen auf unser Grüßen und so fühlen wir uns immer sicher. 

Die Piste erweckt manchmal den Eindruck, als ob der Weg hinter der nächsten Biegung zu Ende ist, aber sie ist offiziell in den Karten verzeichnet und führt uns auf eine erste kleinere Passhöhe, wo wir auf 2.200 m mit 360° Bergpanoramasicht übernachten. Nachts erleben wir unseren ersten Sternenhimmel dieser Reise ohne jegliches Fremdlicht. In dieser Gegend gibt eine Reihe von Observatorien, da die Luft absolut klar und der Himmel meist frei von Wolken ist. Die Sternenpracht ist einfach überwältigend ...

Die Weiterfahrt am folgenden Morgen ist stellenweise wie die Fahrt durch einen Palmengarten: Die Steppe blüht, da es seit Jahren erstmals wieder hier in der Winterzeit geregnet hat. 

Der Passo del Agua Negra verbindet Chile mit Argentinien; die Zollgrenze befindet sich bereits im Tal auf 2.000 m und wir müssen hier unsere Pässe abgeben, da wir nicht vorhaben, Chile zu verlassen ...

Drei Tage Sonne und Meeresrauschen ... blühende Steppe ... ... und Landschaft satt ...
Piste bereits geräumt ... Beeindruckende Aussichten ...

Die Piste führt uns bis auf 3.200 m: Bis hierher wurde diese bereits von Schnee und Geröll geräumt. Die Befahrbarkeit der letzten paar Kilometer war etwas anspruchsvoller, da die Erdpiste noch weich und schlammig und der nötige Vortrieb nur mit Geländeuntersetzung und Allrad zu erreichen ist. Bis zur Passhöhe sind noch weitere 1.500 Höhenmeter zu überwinden.

Die umliegenden Berge gehen bis auf 6.200 m hoch. Wir suchen uns einen windgeschützten Übernachtungsplatz an dem noch zugefrorenen Bergsee, morgens zeigt das Thermometer gerade mal 0° C im Auto an, die Standheizung hat, wie erwartet, in diesen Höhen ihren Betrieb eingestellt und uns deshalb frühzeitig in die Schlafsäcke geschickt. Wir warten mit dem Aufstehen, bis die Sonne über den Bergspitzen aufgegangen ist. Aus Sicherheitsgründen hatten wir das Trinkwasser aus unserem Außentank abgelassen und am Tag zuvor dem Diesel Fließmittel gegen Versulzen beigemischt. Winterdiesel ist in diesen Ländern nicht bekannt. Somit springt unser Auto, wenn auch anfangs spotzend, wieder gut an.

Unser nächstes Reiseziel ist der Naturpark Pinguino de Humboldt (3 Inseln, ca. 120 km nördlich von La Serena). Vom kleinen Hafenort Punta Choros fahren wir mit einem Boot zu diesen Inseln und können Seelöwen, Pinguine, Kormorane sowie Pelikane aus direkter Nähe beobachten. Leider zeigen sich keine Delfine, obwohl sich hier eine der drei weltweit einzigen Delfinkolonien befinden soll ...

Mit dem Boot zu den Inseln ...

Seelöwen und ... Pinguine ...

Zum Nationalpark "Pan des Azucar", 26.09. - 04.10.2008

Nach einigen Tagen der Ruhe am Meer führt uns die Panamericana rasch weiter in den Norden: Das Land ist inzwischen zu einer weiten Steinwüste geworden, die einzige Abwechslung bieten gut ausgebaute Pisten, die links und rechts der Straße zu Minen abgehen, manche Abraumhalden sind hunderte von Metern hoch.

Südlich von Copiapó finden wir einen ruhigen Übernachtsplatz in einem einigermaßen windgeschützten Seitental ...

Salzsee auf 3.800 m Höhe ...

"windgeschützter Stellplatz" ... Piste auf dem Altiplano ...

Die folgenden vier Tage fahren wir wieder in Richtung Anden. Um uns langsam an die Höhe zu gewöhnen, legen wir auf 2.800 m und 3.600 m Höhe weitere Übernachtungsstopps ein.

Mit Hilfe der Untersetzung hat der Motor noch die nötige Kraft, um am Folgetag die 3,5 to Gesamtgewicht auf die Passhöhe von 4.200 m zu bringen. 400 m unter uns ist zum ersten Mal die Hochebene des Altiplano mit seinen Salzseen. Die umliegenden Berge erreichen Höhen von bis zu 6.800 m und bilden hierzu eine grandiose Kulisse. Leider stürmt es mit geschätzten 8-9 Windstärken; das aufrechte Gehen fällt schwer.

Zum Glück flaut der Wind nachts ab und wir finden im Windschatten eines Felsens einigermaßen geschützt auf 3.800 m unseren nächsten Übernachtsplatz. Sobald die Sonne verschwunden ist, wird es bitterkalt hier. Alle verfügbaren Felle und Decken müssen als Nachtlager herhalten; die Schlafsäcke alleine reichen nicht mehr. Am frühen Morgen messen wir im Auto -8°C, der wärmste Platz war offensichtlich in der Kühlbox gewesen. Die Wasservorräte im Auto sind eingefroren, leicht durchgekühlt erwarten wir den Sonnenaufgang. Innerhalb von 15 Minuten steigt die Temperatur im Hubdach auf angenehme 15°C und bald ist die kalte, zum Teil durchwachte Nacht vergessen ...

Reizvoll wäre sicher die Weiterfahrt zum Paso de San Francisco (Grenzübergang nach Argentinien) mit einer Höhe von 4.750 m gewesen, aber die Aussicht auf eine Nacht in dieser Höhe wäre nicht so verlockend gewesen, auch die dortige heiße Quelle von 34°C konnte uns nicht überzeugen. So fahren wir auf guten Pisten (dank der Minenindustrie) zu einem über 30 km langen Salzsee, wo wir in den Ruinen einer alten Fabrik auf 3.400 m eine weitere kalte Nacht verbringen.

Damit ist unser Bedarf an Kälte erst einmal gedeckt und wir streben wieder dem Meer entgegen: Der Nationalpark (P.N.) "Pan des Azucar" ist unser nächstes Ziel für die kommenden drei Tage ...

Alte Boraxfabrik, die etwas Windschutz bot ... Abfahrt zum Meer, Höhenunterschied hier 1.000 m ...
Viele Menschen leben in einfachen Verhältnissen ... Versorgung der Minenindustrie mit Chemikalien, deren Reste oftmals in Bergflüssen zu finden sind. Die Endstation dieses Zuges liegt bei 3.500 m

Endlich wieder ein Stellplatz am Meer ...