Tardajos, gemalt ... |
Noch einmal zurück nach 2024 ...
Was macht eigentlich Jürgen Sattler? Unser mittlerweile bestens bekannter ehemaliger Kapitän der "pacifico" und inzwischen "Kapitän der Landstraße" sowie des LERRYmobils hatte in seinem letzten Beitrag bei uns seinen nun wohl portugiesischen Lieblingsort Praia da Vieira noch einmal näher vorgestellt. Dabei wurde auch deutlich, wie man dort in angenehmster Atmosphäre in der Regel einen Jahreswechsel begehen kann.
Dennoch waren das nicht seine letzten Aktivitäten im Jahr 2024:
Zu diesen teilte uns Jürgen im letzten September bereits mit, dass
er schon bald wieder aufbrechen würde: Anfang September ginge es
wieder los und nach ein paar Verabredungen in Mittewest-Deutschland
ab Oktober runter nach Frankreich. Später dann über Spanien
zurück nach Portugal, wo schließlich seine neue Freundin auf ihn
warte. Und die haben wir vielleicht schon, wenn uns nicht alles
täuscht, irgendwie kennengelernt, oder? Sollte das etwa die
uns bereits bekannte "Fee von Praia da Vieira" sein ..?
Übrigens: Jürgen hat bei uns vor fast einem Jahrzehnt auch einen
Arikel über den Besuch in einer
niederländischen Werft verfasst, der uns erst in der letzten
Ausgabe zu einem neuen Bericht aus dem Modellkeller animiert hat:
Nämlich den über die Irrfahrt unseres
"historischen Seglers" BATAVO!
Aber kehren wir noch einmal zurück ins Vorjahr und den damaligen Oktober: Jürgen ist wieder "on the road" und auf dem Weg Richtung Süden!
Mein Weg mit dem LERRY führt mich weiter nach Süden: Inzwischen
ist der Oktober 2024 gekommen. Es wird kälter. Über die
französischen Landstraßen fahre ich weiter Richtung Südwesten. Die
Stadt Troyes habe ich südlich passiert. Danach ging es
weiter nach Bourges und später östlich an Limoges vorbei. Was mir wirklich
Sorgen macht, ist das Wetter: Gewaltige Regenmengen werden
für
Südwestfrankreich gemeldet.
Heute, am 16. Oktober, erreiche ich schließlich den kleinen Ort Azerat. Hier in diesem Ort treffe ich fast auf ein solches Regengebiet und einen Sturm.
Mit dem LERRY befinde ich mich in etwa bei dem im Bild
gekennzeichneten grünen Punkt Azerat, als die Unwetter loslegen: Der rote Punkt auf der Karte
wäre eigentlich mein nächstes Ziel. Dort befindet sich zur Zeit ein heftiges Sturmgebiet. Etwas nördlich von mir regnet es in riesigem
Ausmaß: Teilweise bis zu 600 Liter Wasser pro Quadratmeter kommen
von oben. Und ich bin mit dem LERRY genau dazwischen ...
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Azerat ist eine kleine französische Gemeinde. Der Ort liegt etwa 40 km östlich der Stadt Perigeux. Hier in Azerat im Departement Dordogne leben etwa 450 Einwohner. Das Rathaus ist gleich am Stellplatz des LERRY, ein Briefkasten nimmt dankbar die täglichen 5 Euro Standgebühr auf. Es ist alles vorhanden, um mit dem LERRY hier ein paar Tage zu verbringen. Vielleicht ein anderes Mal, der Herbst ist hier überall, dazu der Regen aus dem Norden und der Wind aus dem Süden. Wegen des Wetters bleibe ich zwangsläufig einen Tag länger: Nördlich von mir gehen die Hochwasserfluten durch die Orte, südlich von mir tobt sich ein Sturmausläufer aus. Ich habe zufällig einen ziemlich sicheren Platz gefunden ...
Am Freitag, den 18. Oktober 2024, fahre ich ganz früh weiter zum
französischen Ort Mugron: Ich muss einen Waschtag einlegen,
die
letzte Waschmaschine habe ich vor 4 Wochen gesehen. Direkt beim
Supermarkt Carrefour in Mugron steht auf dem Parkplatz ein großer
Waschmaschinen- und Trocknerautomat: Man kann fast davor parken.
Nebenbei mache ich noch einen schönen Einkauf. Leider wurde der
winzige Stellplatz in Mugron für Wohnmobile geschlossen. So muss ich nach
der großen Wäsche noch weiter. Etwa 20 km östlich der Stadt gibt es
den Ort Hagetmau: Mit einem Stellplatz
auf einem ehemaligen
Parkplatz.
Es gibt sogar eine Stromsäule. Die Gemeinde zeigt allerdings sehr deutlich,
dass der Stromanschluss hier nicht genutzt werden soll: Dazu hat sie einen Strompreis von 3
Euro pro Stunde festgelegt, was 72 Euro pro Tag bedeutet. Ich sehe mir die anderen Wohnmobile an: Die
Gemeinde hat richtig geplant, niemand benutzt diese Stromanschlüsse.
Das muss man sich einmal vorstellen: Die Stromsäule wurde
gekauft und freigeschaltet, aber kein normaler Mensch wird die
Anschlüsse nutzen. Das ist Verwaltung in Perfektion ..!
Am Morgen des 20. Oktobers mache ich mich mit dem LERRYmobil wieder auf den Weg nach Westen: Heute will ich einen kleinen spanischen Ort etwas westlich von Burgos erreichen. Ich bin ganz früh unterwegs, es ist Sonntag. Da Menschen an Sonntagen gerne einmal länger schlafen, will ich nun durch die Städte Bayonne, Biarritz und Donostia – San Sebastian fahren. Am Sonntagmorgen herrscht da nicht der chronische Stau der Wochentage ...
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Ich bin von Hagetmau aus noch nicht lange unterwegs und habe gerade
den kleinen französischen Ort Orthez hinter mir gelassen. Plötzlich
sehe ich den Schaltknopf des LERRY mit Schwung an mir vorbei in
den hinteren Teil des LERRY fliegen. Das ist sehr ungewöhnlich und
sicher nicht richtig! Ich habe jetzt nur noch einen Metallstab zum
Schalten ...
Ich halte an, um alle Teile wieder zusammenzusuchen: Der
Schaltknopf ist innen gebrochen und die eingebaute Feder zum
Schalten in den Rückwärtsgang hat ihn durch das Auto fliegen lassen.
Mit etwas Papier um die Metallstange der Schaltung kann ich den
Knopf wieder ganz gut an seinem Platz befestigen. Die Sperre zum
ungewollten Schalten in den Rückwärtsgang fehlt jetzt allerdings. Also
aufpassen! So fahre ich erst einmal weiter ...
Ab Donostia – San Sebastian wartet die Schnellstraße auf uns: Es geht weiter in südwestlicher Richtung, vorbei an Vitoria-Gasteiz und Miranda. Burgos umfahre ich nördlich. Am frühen Nachmittag erreiche ich mein Ziel: Den kleinen Ort Tardajos, etwa 15 km westlich von Burgos. Das Wetter ist sehr gut, von neuen Regenfluten und Stürmen ist zur Zeit nichts zu bemerken.
Tardajos hat eine ungewöhnliche Lage: Obwohl der Ort nur wenig von der großen Stadt Burgos entfernt liegt, finde ich hier keine Spuren einer Stadt. Alles ist so ruhig, wie man es in einem kleinen Ort erwartet, die Zeit der Touristen ist in diesem Jahr vorbei.
Der Ort liegt an der Kreuzung zweier wichtiger Handelsrouten aus der Römerzeit. Die Geschichte der kleinen Stadt geht bis in die Zeit 800 vor Christus zurück, sie entstand einmal aus Siedlungen. Auch der französische Jakobsweg durchquert die kleine Stadt mit ihren rund 800 Einwohnern. Im Sommer ist dann auch der Tourismus entsprechend groß. Die letzte Nacht war mit 14°C noch verhältnismäßig warm, trotzdem erwartet mich am Morgen ein leichter Dunst. Ich mache mich zunächst einmal auf den Weg in die Vergangenheit dieser Stadt ...
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Tardajos war einmal von einer Mauer umgeben, nur der Ortskern hat noch das mittelalterliche Flair vergangener Zeiten. Die Durchreise von Menschen sehr vieler Nationen ist hier kein Problem, der Ort hat sich optimal an die aus allen Ländern kommenden Pilger des Jakobsweges und die Touristen angepasst. Ganz modern hat sich Tardajos über einen QR-Code mit dem Internet vernetzt: In 10 Sprachen kann sich der Besucher über alles und alle Möglichkeiten hier informieren.
In der Zeit vor 1749 hatte Tardajos einmal drei Kirchen, ab jenem Jahr wurde die Stadt dann religiös zweigeteilt: Jeder Teil hatte fortan seine eigene Kirche. Ein Ortsteil die Kirche der Jungfrau Maria, der andere Teil die Kirche der heiligen Magdalena. Von den Kirchen ist heute nur noch die der Jungfrau Maria erhalten, die "Iglesia de Santa Maria". Die "Kraft" des religiösen Glaubens macht mich manchmal doch sehr nachdenklich ...
Noch etwas anderes hat mich nach Tardajos kommen lassen: Der spanische Street-Art Künstler und Grafiker Christian Sasa, der aus dieser Stadt stammt. Er ist in Spanien für seine Wandgemälde berühmt. Ich begebe mich deshalb in seinem Heimatort auf Spurensuche: Dabei bringt mich meine Neugier in einen Park, den "Parque Padres Paúles". Das bedeutet in etwa "Park von Paules Eltern". Wer nun Paules oder seine Eltern waren oder sind, konnte ich nicht herausfinden.
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Der Park selbst wurde zwischen alten Mauern im Jahr 2021 eingerichtet: Er ist mit allem versehen, was man für einen kleinen Spaziergang oder ein Picknick mit der Familie benötigt. Es gibt sogar einen kleinen Brunnen mit Trinkwasser. Mir fallen die vielen kleinen Pilze und Käfer auf. Sie sind aus Beton gefertigt und nicht zum Spielen gedacht. Dazu finden sich Sitzbänke für ganze Familien. Ein einzelner Sitz aus Holz ist für den gedacht, der einmal alles um sich herum in Ruhe aufnehmen will. Hier soll aber auch ein Gemälde von Christian Sasa zu finden sein.
Am Ende des kleinen Parks erwarten mich dann zwei große Gemälde an zwei Wänden des Hauses: Sie sind wirklich groß und sehr detailliert gemalt. Diese beiden Gemälde sind eine Würdigung der Frau im ländlichen Bereich und ihr arbeitsreiches Leben. Von der Kindheit bis ins hohe Alter ...
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Der Street-Art Künstler ist von seinem Heimatort Tardajos aus durch ganz Spanien unterwegs: In verschiedenen Städten finden sich von ihm äußerst beeindruckende Graffiti Gemälde. Dabei ist der Künstler nicht auf ein bestimmtes Motiv festgelegt. Seine Bilder kommen aus allen Bereichen. Mensch und Natur spielen wohl aber eine Hauptrolle. In jedem Bild findet sich eine Botschaft, auf die er mit seinen Gemälden aufmerksam machen will. Im Internet lassen sich viele seiner Gemälde finden.
Für den LERRY und mich geht es bald weiter: Immer weiter nach Südwesten ...
© 2024 Jürgen Sattler
Anm. der Red.: Weitere Beiträge von Jürgen Sattler finden sich in unserer Autorenübersicht!