13. Tag: Mo 02.08.99 22:17 04:21

Wir empfangen erstmals wieder drei FM-Sender am Morgen, weiter im Norden, wo Norwegen kaum 60 km breit ist, ist die Sender-Abdeckung gering, aber hier sind wir ja schon wieder recht "südlich" in diesem langgestreckten Land, fast 100 km breit ist Norwegen an dieser Stelle schon wieder ...

Derartige Längen- und Breitenbetrachtungen legen nahe, sich einmal die wichtigsten skandinavischen Länder in dieser Hinsicht zu betrachten: wir haben eine Tabelle erstellt und einiges ausgerechnet, was sich so zur Längen- und Breitenstatistik sagen lässt - wir waren selbst erstaunt nach der Erhebung!

Kennzahlen BesiedlungFinnland Schweden Norwegen Deutschland (zum Vergleich)
Fläche (in 1000 qkm) 338 450 324 357
Nord-Südausdehnung (in km Luftlinie Festland) 1170 1582 1692 852
Einwohnerzahl (in Mio) 5,0 8,8 4,4 82,0
Einwohner pro qkm 15 20 13 230

Relativierend muss man zu diesen Zahlen anmerken, dass z.B. bei Norwegen natürlich auch Gletscher mit zur Fläche zählen, solche, wie wir sie mit dem Svartisen und 96 dem Nigardsbreen besucht haben - Gebiete, in denen selbst der härteste Eigenheimler kein Reihenmittelhaus bauen würde. Auf der anderen Seite demonstrieren die Zahlen aber dennoch eindrucksvoll, warum es hier wie dort so gemütlich ist - und das nicht nur auf den Straßen! Immerhin kann man als Bewohner der "Besiedlungsstufe Rot" aber vielleicht beurteilen, wie es "Hennen in der Legebatterie" oder eher den "Ratten im Versuchskäfig" so gehen mag ...

"Nicht zum Aushalten!" Der Ausruf im Cockpit bezieht sich im Moment weniger auf die heimische Besiedlungsdichte als vielmehr die derzeitige Temperatur: Es ist höllisch heiß heute, die "Regen-Berliner" von gestern und heute morgen scheinen bereits wieder weit entfernt zu sein, wir werden am späteren Nachmittag gegen 17:50 Uhr noch 26° C im Schatten messen! Nach der wieder schönen Schlaglochnebenstrecke 273, die wir seit der E73 hinter Hattfjelldal benutzen, müssen wir irgendwann dann doch wieder auf die E6. Die ist bei den heutigen Temperaturen zwar äußerst ätzend, aber immerhin kommt man auf ihr gut voran. Wenn nur die Thermoklamotten nicht wären, die gewohnheitsmäßig am Fahrer sind und langsam aber sicher "festschwitzen": morgen wird alles anders!

Aber noch ist heute, noch ist es brütend, noch ist unverändert keiner der geplanten Campingplätze zu benutzen, da entweder doch nicht am See, nur besserer Hotelparkplatz oder einfach unschön irgendwo an der E6 gelegen - Finnland, du hast es "campingplatzmäßig" besser! Die Fahrerei auf der E6 macht heute eines überdeutlich: Die Tour Oslo-Nordkap auf dieser Straße muss höllisch sein - legt man die einigermaßen erzielbare Durchschnittsgeschwindigkeit zugrunde, kann man die bereits erwähnte Tour "Zum Nordkap in einer Woche" nur erneut als Wahnsinn bezeichnen, aber bestimmt nicht als Urlaub!

Wir brettern zwangsläufig weiter als geplant, als wir endlich bei Kvam am Snasavatnet nach längerer Irrfahrt ein für uns akzeptables Seecamp finden (Camp 10 N64°08.44633´ E01144.53793´).

Der Platz ist wesentlich teurer als alle anderen und es werden 15 kr zusätzlich fürs Duschen verlangt, aber wir haben heute keine Probleme, unseren "E6-Pflichtzuschlag" zu zahlen - immerhin können wir hier wieder unser Schlauchboot zu Wasser lassen!

... das norwegische Bier schmeckt zwar nicht ... ... aber immerhin kann man es am See trinken ...

... einsame Privat-Insel eines norwegischen Robinsons ...

Wir verbringen einige angenehme Stunden bei strahlendem Sonnenschein auf dem See und können zwei offensichtlich private Inseln erforschen. Die Insel-Eigner scheinen jedoch nur auf einer Insel zu Hause zu sein - erst als wir wieder davon rudern, bemerken wir zwei Nackte, die sich eilig in ihre Badetücher hüllen ...

Als wir mit unserem Boot wieder am Campingplatz anlegen, erwartet uns eine Überraschung. Es ist mittlerweile nach 20:00 Uhr abends - früheste Gelegenheit für echte Nordkap-Rennstreckler, mal Pause zu machen! Quer vor dem Redaktionsfahrzeug stehen zwei Womos aus Südtirol - wir sind begeistert!

Eine Riesenmenge von Leuten ist mit unglaublichen Aktivitäten befasst, es wird wie wild gegrillt, Riesengasflaschen nur für die Grills sind ausgeladen und angeschlossen, unzählige Kartoffeln in Folie sind bereits auf dem Grill und es herrscht ein Riesenpalaver - offensichtlich ein Trupp in "Nordkap-Anfahrtsstimmung!"

Unsere Mienen hellen sich wieder auf, als die Truppe, offensichtlich doch ins Nachdenken wegen ihres Stellplatzes gekommen, einen Abgesandten zu uns schickt: Sie hätten so viele frische Fische dabei, dass sie die selbst nicht alle essen könnten. Ob wir einen möchten?

Wir möchten. Die Makrele schmeckt ausgezeichnet, was der Berichterstatter auch der erfreuten Runde nebenan bestätigt - echtes "E6-Camping" ist so schlecht doch nicht, oder?


© 1999 J. de Haas