Ins Museum und die Grube ...

Longyearbyen und Umgebung Zwei Hauptpunkte stehen für heute auf dem Programm: Zunächst - natürlich - ein oder zwei "normale" Museumsbesuche in Longyearbyen und später dann noch der Aufenthalt in einem ganz besonderen: Wir haben hier einen Besuch gebucht in der nahe beim Flughafen gelegenen Gruve 3, dem erst im Vorjahr eröffneten neuen Bergbaumuseum (Karte rechts).

Zuerst machen wir uns aber auf den kurzen Weg zum an der Longyearbyen-Bucht gelegenen Svalbardmuseum, das als nördlichstes Museum der Welt gilt. Was die beiden anderen Museen dazu meinen, die wir heute noch aufsuchen wollen, ist allerdings nicht bekannt ...

Der Weg vom Svalbard Hotell führt durch die kurze Fußgängerzone des Ortes hinunter Richtung Bucht, wo sich ein gigantisches Panorama auftut: Die hinter der Bucht gelegene gewaltige Bergkette befindet sich heute teils in Wolken, teils sind aber auch schneebedeckte Hänge darunter erkennbar, weiter vorn vor der Bucht reihen sich malerisch wie Spielzeuge ganze Ketten kleiner Häuser auf.

Lange kann man sich hier in alle Richtungen umschauen und dabei kaum sattsehen an dem, was sich hier alles bietet: Von einzelnen Schiffen in der nahen Bucht angefangen bis hin zu Longyearbyens alten Seilbahnsystemen für den einstigen Kohletransport ergibt sich insgesamt fast schon ein klein wenig surreales 360°-Panorama ...

Großartiges Panorama ... Im Svalbardmuseum

Polarfuchs

Wir erreichen dann doch schließlich das nahe Svalbardmuseum, in dem am heutigen 28.07. zu unserem Leidwesen gerade auch zig Passagiere des Hapag Lloyd "Expeditionsschiffs" MS Hanseatic eingetroffen sind. Die sind vorher natürlich auch bereits an den nördlicheren Inseln Svalbards vorbeigefahren, bis sie nun hier in Longyearbyen Station machen, wie sie einem Vortragenden im Museum erklären - alles gut betuchte Kreuzfahrtpassagiere, sicherlich deutlich über AIDA-Level!

Wir haben genau wie diese Museumsbesucher am Eingang unsere erste Gastbürgerpflicht hinter uns gebracht: Hier können die Besucher sogar ihre Schuhe anbehalten, wenn sie entsprechende Überzüge darüber anbringen, die am Eingang erhältlich sind - für uns eine neue Variante des allgegenwärtigen "Schuhthemas" ...

Gemeinsam mit den Kreuzfahrern durchstreifen wir nun das Museum, wobei wir ab und zu in den Genuss eines teilweise mitgehörten deutschen Vortrags einer Führerin der Hanseatic-Gruppe kommen und uns auf diese Weise an manchen Ecken kostenlos weiterbilden lassen können.

Im Ausstellungsraum des Museums gibt es zu verschiedenen Themenbereichen wie z.B. Landeskunde, Jagd und Fallenstellen oder auch Geologie und Bergbau eine Vielzahl von Informationen und Ausstellungsstücke. Die reichen - natürlich - von einem ausgestopften Eisbären und anderen hier lebenden Tieren über zugehörige Fallen bis hin zur Figur eines im niedrigen Stollen hiesiger Gruben liegenden Minenarbeiters - letzteres ein Vorgefühl auf das, was uns in Gruve 3 erwarten wird ...

Volles Tierprogramm Vögel bei der Arbeit Eisbär immer und überall Winterlicher Polarfuchs bei der Jagd
Infos zur Andrée Expedition Nobile und Amundsen waren hier Moderne Forscher Minenarbeit im Liegen
Deutsche Kanonen vor Spitzbergen ... ... und deutsches Flugzeugwrack Deutscher Herr im Haus?

Informationen zu historischen wie aktuellen Forschern hier in der Arktis sind ebenfalls zu finden: So z.B. zur tragisch verlaufenden Andrée-Expedition oder zu den Exkursionen von Amundsen und Nobile. Ebenfalls vorhanden sind - wieder mal - Zeugnisse der dunklen deutschen Vergangenheit: Selbstverständlich erfolgten auch hier in arktischen Regionen deutsche Kriegsaktivitäten in den Jahren 1940-1945. Unter anderem werden wir in den nächsten Tagen die Wrackreste eines hier erwähnten deutschen Flugzeugs aus diesen Zeiten aufsuchen, doch dazu später mehr.

Wir entfernen die Überzüge unserer Schuhe und machen uns auf zum nahen nächsten Museum, dem Airshipmuseum, das sich auf seiner Webseite und auf dem Gebäude als "North Pole Expedition Museum" bezeichnet.

Warum das Museum so heißt, erfährt man spätestens, wenn man dessen Ausstellungsstücke und Informationen sieht. Es handelt sich hier um drei Luftschiffe, die von Spitzbergen aus in Richtung Nordpol gestartet sind: So die Polarexpedition von Walter Wellmann mit seinem Luftschiff America Anfang des Zwanzigstens Jahrhunderts. Dann die Expedition von Amundsen mit der von Umberto Nobile konstruierten Norge im Jahr 1926 und schließlich die Expedition der ebenfalls von Nobile gebauten Italia im Jahr 1928 sowie folgender Such- und Rettungsexpeditionen ...

Am Airshipmuseum Zahlen auch mit EUR Wellmanns Beiboot Blick ins Museum

Die Ausstellung zeigt originale Filmausschnitte, Fotos, Pressetexte, Modelle, Kleidung und vieles mehr. Als wir diesmal nach Schuhwechsel mit eigenen Schlappen das Museum betreten, klärt uns der Mann an der Kasse darüber auf, dass man hier nicht fotografieren darf. Selbstverständlich würde man nichts blitzen, wird erklärt und will das auch demonstrieren: Ein greller Blitz erhellt dabei den Vorraum bei falscher Kameraeinstellung, ein sehr überzeugender Beweis!

Natürlich ist die Kamera schnell umgestellt und das nächste blitzlose Foto soll den Mann am Einlass nun endgültig überzeugen - der grient nur und weist auf Urheberrechte hin, die hier gewahrt werden müssten und deshalb dürften wir auch ohne Blitz nicht fotografieren. Wir versprechen das zähneknirschend und belassen es bei einigen wenigen Schnappschüssen, während wir durch die wirklich interessante Ausstellung "schlappen" ...

Das nächste Museum ist nun schon etwas ganz besonderes: Es wurde erst im Vorjahr eröffnet und wir werden zu diesem Besuch auch vom Hotel abgeholt: Zur großen Freude fährt dort ein Fahrzeug vor, das groß die Aufschrift "BASECAMP EXPLORER" trägt - wäre wirklich nicht nötig gewesen, liebe Veranstalter, extra für uns hier eine Außenstelle des "wahren" Explorer Magazins zu errichten und uns derart passend im "eigenen" Fahrzeug zum Ziel zu bringen!

Ankunft bei Gruve 3 Ausblick auf Hafen und Flughafen

Wer will sich umziehen?

Viel Knopf, viel Schaltpult

Das Bergbaumuseum "Gruve 3" wurde bereits vor einigen Jahren vom norwegischen Montankonzern Store Norske auf dem Gelände der ehemaligen Kohlenmine Gruve 3 geplant und ist der Geschichte des norwegischen Bergbaus auf Spitzbergen gewidmet. Die 1996 stillgelegte Grube sollte ursprünglich aufwändig als ein "Erlebnisbergwerk" saniert und hergerichtet werden, was jedoch aus Budgetgründen schnell wieder auf ein Minimum reduziert wurde.

Mit Hilfe öffentlicher Geldgeber wurden nun inzwischen Teile der Außengebäude erneuert, das ehemalige Grubeninventar der Mine dokumentiert und es wurden auch - für uns heute wichtig - erste abgesicherte Besucherpfade auf dem Grubenareal angelegt, wo geführte Besuchertouren durch Betriebsräume der Mine gebucht werden können.

Bereits seit 1916 ist die Store Norske Spitzbergen Kulkompani auf Spitzbergen aktiv und Deutschland wurde in der Zwischenzeit Hauptabnehmer der Kohlen aus den Minen von Store Norske. Wie wir noch während des Aufenthaltes erfahren werden, sind diese Kohlen auch besonders wichtig für die Fertigung bei - BMW! Die meisten ehemaligen Gruben wurden mittlerweile allerdings stillgelegt. Nur die überall zu sehenden Seilbahnsysteme für Verteilung und Transport bis zum Hafengelände zeugen heute noch von der langen Tradition.

Wir kommen am ehemaligen Werksgelände der Gruve 3 an, wo man von oben aus einen wunderbaren Blick auf die vorgelagerte Bucht und den unter uns liegenden Flughafen und das Hafengelände hat. Eine kurze Information zur Geschichte der Grube gibt es zum Einstieg, bevor wir uns in die ehemaligen Betriebsräume begeben, wo vieles so wirkt, als sei es erst gestern verlassen worden. Auch wenn man den Exponaten anmerkt, dass ihre beste Zeit bereits Jahrzehnte zurückliegt ...

Lage der Grube wird erklärt Besucherin beim Basecamp Explorer Infos vor dem Rundgang

Mehr scherzhaft wird uns freigestellt, sich mit den an der Wand hängenden Monturen der ehemaligen Kumpels zünftig einzukleiden, worauf aber alle Teilnehmer gerne verzichen und sich mit dem zwingenden Helm samt darauf befindlicher "Grubenlampe" begnügen.

Der längere Rundgang führt über die bereits erwähnten Besucherpfade durch dunkle und wenig einladend wirkende ehemalige Stollen und Räume des Betriebsgeländes. Mehr als deutlich wird dabei, welche "unmenschlichen" Arbeitsbedingungen hier eigentlich vorherrschten, wenn man die alten Gerätschaften und Räumlichkeiten auf sich wirken lässt - bis hin zur liegenden Tätigkeit beim Kohleabbau in extrem niedrigen Seitenstollen des Bergwerks.

Nur zum Teil ist das Gelände derzeit begehbar, mit leichtem Gruseln erreicht man das Ende des Besucherpfades, hinter dem nur noch Nachtschwärze und bizarre Stützkonstruktionen endloser weiterer Stollen liegen, in die man hier und heute ohne weitere Vorbereitungen wohl auch kaum vordringen wollte ...

Unterschiedliche Stützen Arbeit dort nur im Liegen möglich Kleiner Einhandbohrer ... ;-)) Etwas für Hobby-Lokführer
Die Loren stehen noch ... Fahrbereit ..? Eher nicht mehr einsatzfähig Dahinter nur noch ewiges Schwarz ...
Schweres Gerät ... Gemütlicher Arbeitsplatz ... Noch heute Blues-Veranstaltungsort
Die Grubenfeuerwehr ... ... mit beachtlichem Bullenfänger

Unsere Exkursion in die Unterwelt von Spitzbergen endet in einem großen, kalten und gewöhnungsbedürftigen Aufenthaltsraum, in dem auch heute noch ganz besondere Aktivitäten stattfinden: So wird genau hier im kommenden Oktober der traditionelle Dark Season Blues stattfinden, das nördlichste Blues-Festival der Welt zur Einleitung der dunklen Jahreszeit ...

Voller Eindrücke machen wir uns wieder auf den Rückweg, nachdem unser Guide von Basecamp Explorer seinen Bus vor dem Svalbard Hotell gestoppt hat - dieser Aufenthalt auf der Insel hat was, so viel steht jetzt bereits fest ...


© 2017 J. de Haas