Suunto Vector:

Neuer Prozessor, neue Ergebnisse ..?


Bereits Anfang September 00 erhielten wir zum Thema Suunto Vector die folgende Mail von Tobias Einsele:

Hallo Explorer Team,

auch ich gehörte zu denen, die eine Suunto Vector mit der fehlerhaft implementierten Höhenformel erwischt hatten. Nachdem diese Tatsache durch einen Test sehr ähnlich Eurem verifiziert war, schickte ich meine Vector samt entsprechendem Begleitschreiben zu Suunto ein und bekam nach erfreulich kurzer Wartezeit von etwa zwei Wochen eine neue zugeschickt. So weit so gut.

Natürlich brannte ich darauf auszuprobieren, wie sich die neue in der Praxis verhalten würde und machte bei meiner nächsten Bergtour die Probe aufs Exempel.

Der Höhenmeßfehler betrug nach einem Aufstieg von ca. 600 m moderate 20 m, doch wurde ich bezüglich des "Luftdrucks reduziert auf Meereshöhe'' aufs Neue unangenehm überrascht: Wurden mir auf meiner Ausgangshöhe von ca. 900 m nach Einstellung der Referenzhöhe 1016 hPa als Luftdruck auf Meereshöhe angzeigt, waren es ca. 3h später auf ca. 1500 m nach erneuter Einstellung der Referenzhöhe 1022 hPa. Eine signifikante Wetteränderung gab es keine; auch war die zurückgelegte Entfernung relativ klein. Als ich zwei Stunden später dann wieder zurück am Ausgangspunkt war, wurden mir nach Einstellung der Referenzhöhe wieder 1016 hPa angezeigt. Ferner sei angemerkt, daß die Uhr nicht am Handgelenk, sondern außen am Rucksack befestigt getragen wurde, um eine Verfälschung der gemessenen Temperatur auf ein Minimum zu reduzieren.

Fazit: Trotz Austauschs ist immer noch etwas faul!


Soweit so gut, oder auch nicht. Nun mussten auch wir aktiv werden, mit dem mittlerweile eingetroffenen Suunto Vector (mit neuem Prozessor!) einige Versuche starten und die Ergebnisse mit dem anderen, bisher nicht eingesandten Gerät vergleichen. Als erstes brachten wir die unterschiedlichen Höhenformeln auf einen neuen Höhenformel-Rechner, den wir hiermit allgemein zur Verfügung stellen und der Ergebnisse analog der Gebräuchlichen Höhenformeln liefert (Danke nochmal für die Zusammenstellung, Tobias!).

Für die Messreihe, für die wir allerdings nicht das Haus verließen, sondern nur den Kühlschrank bemühten, konnten wir Höhen zwischen 200 m und 960 m einstellen. Genaue Ergebnisse, die in allen Fällen auf die Verwendung einer unserer aufgeführten Formeln hinwiesen, konnten dabei nicht erzielt werden (Ausnahme: unser "alter" Vector rechnet recht zuverlässig immer ein Ergebnis in der Nähe der Variante 1 aus, wie schon früher festgestellt).

Unsere Messreihe im einzelnen:

Höhe (m) Umgebungsluftdruck (mbar) Temperatur (°C) Sea Level (mbar), Ergebnis
Suunto Vector (alt)
Sea Level (mbar), Ergebnis
Suunto Vector (neu)
200 959 23 982 ./.
200 960 4 984 982
200 958 23 ./. 982
955 960 4 1071 1074
965 958 23 ./. 1074
965 959 23 1071 ./.

Der neue Vector dagegen lieferte bei uns Ergebnisse, die noch am ehesten in der Nähe von Formel Variante 2a liegen, wenngleich auch nur recht ungenau, also der internationalen Höhenformel (nicht temperaturkorrigiert) entsprechen.

Um die tatsächlich verwendete Formel zu ermitteln, müsste es entweder eine Auskunft von Suunto geben (aber dann wäre das alles ja nicht mehr spannend), oder aber unsere Leser und Suunto-Besitzer müssen weiter forschen. Also: Bei nächster Gelegenheit mal wieder auf die Zugspitze und uns alle gemessenen Werte und mögliche Ergebnisse mitteilen -

In diesem Sinne: Viel Spaß bei der Forschung!


Nachtrag:

Ebenfalls von Tobias Einsele kommt noch eine abschließende Betrachtung nach Durchführung unserer obigen Messreihe - den hier geäußerten Feststellungen können wir uns nur anschließen:

... bin mir übrigens mittlerweile ziemlich sicher, daß - wie bereits vermutet - von Suunto die Variante 2a verwendet wird.

Hierfür sprechen zwei Gründe:

  • Die Vector ist für das Handgelenk konzipiert, hätte also niemals eine Chance, die wahre Lufttemperatur zu ermitteln, auf die man bei allen anderen Varianten angewiesen ist.
  • Im Rahmen der obigen kleinen Meßreihe wird die Temperatur um 19K verändert, ohne daß dies Auswirkungen auf den Luftdruck reduziert auf Meereshöhe gehabt hätte. Das ist nur möglich, wenn dieser Parameter in der Formel nicht auftaucht.

Konsequenz:

Weicht die Temperatur auf Meereshöhe von der Normtemperatur von 288 Grad Kelvin = 15 Grad Celsius ab, liefert die Vector nach wie vor falsche Werte für den auf Meereshöhe reduzierten Luftdruck: Bei einer Temperatur auf Meereshöhe größer 288K, wird ein zu großer Luftdruck reduziert auf Meereshöhe angezeigt; ist die Temperatur auf Meereshöhe kleiner 288K, liefert der Luftdruck reduziert auf Meereshöhe einen zu kleinen Wert. (Also, an einem eisigen Wintertag rauf auf die Zugspitze und überprüfen :-))

Nochmal zur Genauigkeit der Ergebnisse: Es kann sein, daß der Mikrocontroller auf der Vector so klein ist, daß er die nichtlineare Berechnungsvorschrift der Variante 2a nicht direkt ausführen kann, sondern abschnittsweise linear approximieren muß. Dies führt natürlich zu einem Verlust an Genauigkeit.

Fragt sich jetzt natürlich noch, was Suunto mit der Aussage "temperaturkompensierter Höhenmesser'' meint. Nun, ich vermute, die Temperaturkompensation bezieht sich hier ausschließlich auf den Drucksensor selbst. Damit dieser nämlich bei identischem Umgebungsdruck, aber unterschiedlicher (Sensor-)Temperatur tatsächlich dasselbe anzeigt, ist eine solche Kompensation erforderlich. Diese Art der Kompensation ist dann auch nicht mehr auf die Lufttemperatur, sondern auf die Sensortemperatur, also die am Handgelenk herrschende und auch problemlos zu messende Temperatur, angewiesen.

Fazit:

Ich denke, wir müssen uns wohl mit der immer noch fehlerhaften Anzeige des Luftdrucks reduziert auf Meereshöhe abfinden. Sofern der oben angesprochene Approximationsfehler sich in Grenzen hält, kann auch Suunto kein weiterer Vorwurf gemacht werden, da es schlichtweg nicht möglich ist, ein so nah am Körper getragenes Gerät mit größerer Genauigkeit auszustatten. Als Trost bleibt, daß - kleiner Approximationsfehler vorausgesetzt - es der viel teurere Thommen Classic auch nicht besser kann ...

Viele Grüße
Tobias Einsele

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Dipl.-Ing. Tobias Einsele
Institute for Real-Time Computer Systems (RCS)
Technische Universität München, D-80290 München


Suunto und kein Ende: Zu diesem Thema erhalten wir laufend weitere Mails, von denen wir hier einige unter Suunto-Leserbriefe zusammenfassen!