Kurzer Abstecher nach Tschechien ...

In den weißen Karpaten liegt die Grenze zu Südmähren in Tschechien. Eine Grenzstation, die erst nach dem Mauerfall wieder errichtet wurde, um dann nach dem Beitritt zum Schengenraum erneut verlassen zu werden.

Wir reisen ein in das tschechische Weinanbaugebiet, die Wettergötter verwöhnen uns wie so oft.

Wir rollen durch eine wunderhübsche Landschaft mit Feldern, Weinbergen und kleinen Dörfern, die jederzeit als Landschaftsvorlage für eine Modelleisenbahn dienen könnte.

Wer jedoch hier touristisch aufbereitete Weindörfer mit Buschenschank, Weinkellern oder ähnliches erwartet, muss auf die Suche gehen und wird erst südlich von Brno (Brünn) fündig. Die meisten Dörfer hier im Osten strahlen immer noch ihren sozialistisch zweckmäßigen und nüchternen Charme aus. Schon seit dem 14. Jahrhundert wird hier Wein angebaut und ein Weinbergrecht regelte den Weinbau der Region. Schwerpunktmäßig ist in dieser Gegend Weißwein anzutreffen, jedoch finden sich auch Sankt Laurent, Blaufränkisch, Zweigelt oder Cabernet Sauvignon  in den Weinbergen.

Dank der Messe f.re.e in München konnten wir bereits zu Hause diese Weine probieren, er handelte sich um solide süffige Tropfen, die wunderbar zur Brotzeit passen. Hier ist uns das Rotweinglück allerdings nicht ganz so hold und deshalb kann man nur empfehlen, sicherheitshalber auf Weißwein oder das saugute tschechische Bier auszuweichen.

Geschmückt wird die Weinberglandschaft durch Burgen, die auf eine lange bewegte Geschichte schließen lassen ...

Eine Grenzstation für nur wenige Jahre ... Landschaft satt ...

Fast allein auf einem riesigen Platz ...

Hier kann man sich kaum verlaufen ...

Unser Ziel ist der Ort Straznice, der damit wirbt, ein Zentrum des Weinanbaus zu sein. Es liegt mitten im Weinbaugebiet, aber es muss hier noch einiges an Entwicklungsarbeit geleistet werden, um aus dem Ort einen gemütlichen Weinort zu machen. Ein großer Campingplatz befindet sich nahe beim Skanzen, einem Schloss. In der Rezeption erwartet uns eine resolute Blondine, bei der man nicht so sicher sein kann, ob sie Rezeptionistin oder wachhabender Offizier ist (vermutlich ist sie beides! ).

Die Kommunikation erweist sich als schwierig, da wir kein Tschechisch können und sie nur einige Brocken "Ausländisch".  Die Zahlung stellt sich dann auch als schwierig heraus: Euros oder gar der Rest unserer polnischen Zlotys werden nicht angenommen, die Versorgung mit tschechischen Kronen war uns noch nicht möglich. Also müssen umgerechnet 7 EUR mit Kreditkarte bezahlt werden und wir staunen nicht schlecht, als die Rezeptionistin einen alten Imprinter hervorkramt - aus der Vergangenheit auch besser bekannt als "Ritschratsch-Gerät".

Ein Rundgang im Ort lohnt sich unbedingt: In einem kleinen Bootshafen können Rundfahrten gebucht werden. Man darf sich allerdings nicht wundern, hier gibt es auch rein weibliche Schiffsbesatzungen, die die Boote auf dem Fluss steuern ...

Am Skanzen ... Buntes Treiben am Fluss ...
Hübsche Häuser ... ... und Kirchen

Die alten Häuser sind schön hergerichtet und mit den hier üblichen Bemalungen rund um die Fenster verziert. Auch die Kirchen sind in bestem Zustand. Die Wegweisung durch den Ort ist perfekt. Man findet alles: Geldausgabeautomat, öffentliche Toiletten, Polizei, Bahnhof usw. Auf einer großen Landkarte kann man sich über die Region informieren und den Verlauf des Rotwein- und des Weißweinradweges verfolgen. Keine Frage für welchen Weg wir uns entscheiden würden ...

Was man jedoch vergebens sucht, sind kleine gemütliche Weinlokale. Nahe dem Skanzen befindet sich jedoch ein Museum mit Vinothek und einer gemütlichen Weinlaube: Hier kann man es gut aushalten, bekommt deftige tschechische Hausmannskost serviert, Wein oder auch frisch gezapftes Bier. Schnell kommen wir in ein Gespräch mit passionierten Radlern aus Prag, die hier einen Kurzurlaub verbringen und fließend Deutsch sprechen. Ein netter Abend klingt aus ...

Gemütliche Weinlaube mit deftiger Küche ... Burg mit Supermarkt ...

Wir brechen auf Richtung Österreich: Kurz vor der Grenze in Breclav sollen die restlichen Kronen in einem Supermarkt nahe der Burg auf den Kopf gehauen werden.

Huch, was für ein Schock: Seit Nida gibt es hier zum ersten Mal grünen Salat und das gleich in mehreren Sorten! Das Obst- und Gemüseregal, das in den vergangenen Wochen selten mehr als einen Meter Breite hatte, erstreckt sich hier in schier gigantischer Weite. Es gibt zig Sorten frisches Fleisch und Wurst und Käse. Man weiß gar nicht, wohin man zuerst schauen soll und es fällt schwer, sich auf wenige Dinge zu beschränken, denn die Kühlbox hat nur endliches Fassungsvermögen. Tschechien, wie schön kann so eine Gemüsetheke sein ..!


 © 2010 Text/Bilder Sixta Zerlauth