Dienstag, 11.07.06

(Wegstrecke: 10 km, Zeit unterwegs: 13 h)

Frühstück und Packen, anschließend Aufbruch gegen 10 Uhr - und natürlich setzt sich das Gestrüpp weiter fort. 

Trotzdem geht es jedoch einigermaßen gut voran und wir sind recht zuversichtlich, das Tal, in das wir abzweigen müssen, schon bald sehen zu können. Rasch vergeht die Zeit bis zur ersten Rast, diesmal mit Sockenwechsel und Brotzeit in Form von Nüssen und Riegeln.

Nach dieser Pause ändert sich erstmalig das Wetter: Es kommt Wind auf, und schon bald erleben wir die ersten Regenfälle auf unserer Wanderung. Nun, für uns kein Problem, wir packen nach einiger Zeit schließlich Regenhülle und Regenjacke aus und machen uns erneut auf den Weg. Meine Jacke scheint aber irgendwie ein Problem zu haben, sie saugt sich sofort mit Wasser voll: Na super, hoffentlich hat die nichts - wäre ziemlich übel in Anbetracht unserer "Reststrecke". Durch den Regen sind jedenfalls alle Socken nass und da wir keine Regenhosen anhaben, werden wir beide insgesamt ziemlich durchweicht.

Da das Gehen im Tal immer unangenehmer wird, beschließen wir, unser Glück in der Höhe zu versuchen ...

Wieder heißt es Packen ... ... und noch immer bestes Wetter ...
Die "Freunde" sind immer dabei ... Wir versuchen unser Glück in der Höhe ...

Wir steigen mehr oder weniger direkt auf und erreichen nach einiger Zeit ein Geröllfeld, an dem wir wieder einmal Halt machen und unsere Lage besprechen. Wir entscheiden uns zum Versuch, den Weg abzukürzen und über die Berge zu gehen. Nach einiger Zeit, als wir schließlich den Berg vor uns sehen den wir queren müssen, wird uns schlagartig klar, dass wir das nicht schaffen werden.

Da wir die von diesem Etappenabschnitt nur eine grobe Übersichtskarte besitzen, war es schwierig gewesen, den Anstieg der Berge abzuschätzen und prompt hatten wir uns verkalkuliert! Schweren Herzens müssen wir wieder tiefer ins Tal, auch um Wasser nachzufüllen und weiter im Wald gehen zu können.

Da wir unser Tagesziel immer noch erreichen wollen, beschließen wir, heute länger als geplant zu gehen. Bei einer weiteren Rast bemerke ich an meinem Rucksack, dass dessen Verstrebungsstange wieder heraus steht und meine Nähkünste bei der letzten Reparatur offensichtlich wohl doch nicht ganz ausreichend waren.

Als wir gegen 23 Uhr nach einer dreizehnstündigen Wanderung endlich am Ziel (Camp 3) ankommen, entfachen wir schnell ein Feuer und essen einen Grießbrei.

Schon kurz danach verschwinden wir um Mitternacht herum in unseren Zelten. Der ganze Tag war irgendwie nicht so verlaufen, wie wir uns das vorgestellt hatten und ich erwartete schon fast, dass noch mehr passieren würde - mit zwiespältigen Gefühlen schlafe ich schließlich ein, der morgige Tag wird sicher Klarheit bringen ...

Halt im Geröllfeld ... Den Berg werden wir nicht schaffen ...
Wieder durch´s Bachbett ... Angekommen in Camp 3 ...

Mittwoch, 12.07.06

(Wegstrecke: 10 km, Zeit unterwegs: 6 h)

Um 9 Uhr bin ich bereits raus aus dem Schlafsack und mache mich sofort daran, den Rucksack zu reparieren: Es dauert ungefähr eine Stunde, bis ich ein Stück Gewebeband mit dem kaputten Teil vernäht habe. Jetzt hoffe ich nur noch, dass nicht wieder etwas kaputt geht an der Stelle, doch irgendwie habe ich meine Zweifel, dass beide Seiten halten. Da wir aber nicht wirklich viel Zwirn mitgenommen haben, könnte das noch zu einem größeren Problem werden.

Nicht so tragisch sehe ich die Situation meines rechten Schuhs: Den habe ich mit einem Stück Gewebeband abgeklebt, um zu verhindern, dass er noch weiter reißt und sich die Verbindung zwischen GoreTex Membran und Schaftpolsterung löst. Nachdem das erledigt ist, geht es nach (leckeren! ) Haferflocken wieder weiter ins Tal hinein und Richtung Pass ...  

Weiter hinein ins Tal ...

In diesem Tal ist das Gehen eine wahre Freude - man kommt gut voran, die Linie ist fast gerade, die Sträucher sind meist niedrig und die Sicht ist hervorragend. Obwohl wir beide noch ziemlich geschwächt sind von der Vortagestour kommen wir zügig voran und schaffen in 6 Stunden eine Strecke, für die wir gewöhnlich eher 9 Stunden brauchen. Wären wir ausgeruhter, hätten wir das sicherlich noch steigern können, aber wir sind auch so zufrieden und dem Pass um ein gutes Stück näher gekommen.

Gegen 18:00 Uhr beschließen wir, dass es für heute genug ist und schlagen unser Lager (Camp 4) auf einer Art Insel auf. Zu Essen gibt es heute Abend Nudeln, die uns irgendwie etwas wenig vorkommen - es ist zwar eigentlich genug und auch die selbe Menge, mit der wir bei unseren Tests zuhause festgestellt hatten, dass wir beide mehr als satt wurden, aber hier könnte man doch noch etwas mehr vertragen - wen wundert es ..? Aber auf jeden Fall sind sie sehr lecker und als Nachspeise gibt es dann noch Milka Schokolade - ein wahrer Genuss in der abendlichen Landschaft um uns herum ...

Für morgen steht auf dem Programm, schon um 7:30 Uhr aufzustehen, um entweder einen kurzen gemütlichen Tag bis zum Pass zu haben oder, wenn wir sehen sollten, dass es machbar ist, ihn sogar zu überqueren und bereits ins nächste Tal abzusteigen - wir werden sehen ..! 

Das Gehen ist eine Freude ... Im Tal kommt man gut voran ...
Lager in Camp 4 auf einer Art Insel ... Die guten Nudeln wirken etwas wenig ...

© 2007 Richard Schuster