Der neue Ofen ...

Hier also das Ergebnis von gut zwei Monaten Basteln, mein neuer Zeltofen, vom besagten Bekannten schon liebevoll "The Tube" getauft. Etwas über 9 l Volumen, 4 Liter mehr als mein altes Modell, aber bei fast dem gleichen Gewicht. Außenlänge 32 cm, Durchmesser 22 cm. Gewicht 3,8 Kg. Komplett zerlegbar, natürlich ohne Werkzeug. Kann zu einer Einheit 16 cm x 30 cm und die beiden Teller oder völlig in Einzelteilen verstaut werden. Die Tür für das Feuerungsloch ist verglast und man kann das Feuer sehen, was (a) sehr schön ist und (b) ermöglicht zu erkennen, wann es Zeit ist, Holz nachzulegen ...

Da ich kein Ultraleicht Fanatiker bin und das Gewicht, soweit ich es absehen konnte, durchaus im Rahmen bleiben würde, hatte ich mich entschlossen, den Ofen komplett aus Edelstahl zu bauen und das viel teurere Titan zu vergessen. Verwendung fanden dann zwei Edelstahl Essteller eines bekannten Herstellers für Camping Zubehör, 80 cm x 30 cm Federstahl Folie 0,2 mm dick aus Edelstahl für den Korpus in der gleichen Güte wie die 3 m x 30 cm 0,1 mm Folie für das Ofenrohr. Bestellt bei einer Firma für Präzisionsfolien in Süddeutschland.

Dazu 6 dünnwandige Stahlrohrringe, so genannte "Schaumspeisenringe". Fünf Stück, um das gewickelte Ofenrohr zusammen zu halten und einer als Adapter am Ofen zur Aufnahme des Ofenrohres. Dazu zwei verstellbare Tortenringe zur Stabilisierung des Ofenkorpus und ein paar Stücke 4 mm Gewindestange. Das Fußteil eines meiner Hobo Modelle fand hier eine passende Verwendung auch als Unterteil. Beim Durchforsten der Ressourcen der besagten Küchenabteilung des schwedischen Möbelhauses fielen mir Dessertschalen und ein Besteckkorb ins Auge, die sich in meiner Vorstellung wunderbar zu einem Isolator verbinden ließen. Zusammen mit zwei weiteren Schaumspeisenringen fügte ich später die Teile zu einem Gebilde zusammen, das über das Rauchrohr geschoben als Wärmeisolator dient. Um diesen Isolator herum wird der Zeltstoff gezogen und somit die Ofenrohrdurchführung abgedichtet.

Die beiden Tortenringe halten das gerollte Folienrohr des Ofenkörpers stramm zusammen. Ich habe sie an den Griffen mit einer starken Zugfeder versehen und sie verhindern so zuverlässig, dass sich die Folie aufrollt. Die Gewindestangen habe ich aus optisch-ästhetischen Gründen ins Ofeninnere verlegt und mir somit gleichzeitig Auflagen geschaffen, auf die ein Brennrost unten und ein Flammschild oben (zum Schutz der Folie) aufgelegt werden können.

Das Feuer brennt so nicht direkt auf der Folie wie beim Vorbild, sondern auf einem Rost, der Luftzufuhr von unten hat. Mit den Gewindestangen werden die beiden Teller gegeneinander fest gegen die Enden der gerollten Folie gezogen und stabilisieren so den Ofenkörper. Da man die Stangen so nicht sieht, schaut der Ofen auch meiner Meinung nach viel besser aus. Nicht so "fieselich" halt ...

Der Brennrost ist ein Stück passend gekantetes Edelstahllochblech mit einem Lochmaß von 8 mm, der Flammschild mit Löchern von 1,5 mm Durchmesser. Beides Bleche aus der Abfalltonne meines geduldigen Schlossers. An dieser Stelle mein Dank an den guten Mann. Er erfüllt mir seit Jahren alle meine Sonderwünsche: Sei es nun ein spezielles Untergestell für mein Dachzelt oder eben rechtwinklige Bögen. Auch wenn es manchmal nicht leicht ist zu vermitteln was in meinem Kopf so herumgeht, er hat mich noch nie enttäuscht ...

Ich habe dem Frontteller zwei Flanschringe um die Feuerungsöffnung herum spendiert, die habe ich mir aus 1,5 mm V2A lasern lassen. Das versteift den Teller und gab mir die Möglichkeit, eine richtige Tür (auch gelasert) einzubauen. Und was fürs Auge, mit Glaseinsatz. Verwendung fand hier ein Stück flaches feuerfestes Glas aus der Abfallkiste eines Glasbläsers.

Das Ofenrohr wollte ich nicht wie beim Vorbild einfach durch ein Loch in der Folie anschließen und so habe ich auf den hinteren Teller auch einen Flansch zur Verstärkung der 6 cm Auslassöffnung aufgepunktet. Da wird dann ein Auslassbogen mittels Bajonettverbindung angesetzt. Der Bogen ist aus 1,5 mm V2A Rohr gefertigt und enthält auch eine Regelklappe sowie am oberen Ende ein austauschbares Funkensieb. Das sollte, da noch im Bereich großer Hitze, nicht zubacken, sondern sich immer freibrennen. Am oberen Ende dann als Anschluss für das Folienrohr wieder einer der Schaumspeisenringe - herrliches Wort ..!

Als Unterteil hatte ich zuerst eine andere Lösung, die war mir aber letztlich zu instabil: Ich hatte aus meiner Hobobauzeit noch ein Fußkreuz über. Das habe ich dann vorne und hinten mit je zwei Rändelschrauben an den Tellern befestigt, und damit es auch in der Längsachse stabil wird, an den Seiten mit je einer Gewindestange fixiert. Der ganze Ofen ist absolut fest und fühlt sich nicht an wie aus hauchdünner Folie gebaut.

Noch ein paar Details, falls sich jemand an den Nachbau machen möchte: Die Flanschringe sind immer beidseitig auf die Teller punktgeschweißt (angepunktet). Das geht schnell und bedeutet deutlich weniger Arbeit als verschrauben. Machen lassen kann man sich das in jeder halbwegs gut ausgestatten Blechnerei/Schlosserei. Will / muss man schrauben, sollte man sich sehr flachköpfige Senkkopfschrauben besorgen und den äußeren Ring passend ansenken. Die Tür schließt sonst nicht dicht (was aber bei gutem Zug in Richtung Ofenrückseite auch nicht soo ein Problem sein sollte ...).

Da ich die vier M4 Gewindestangen, die die beiden Teller gegen die Folie ziehen, nicht auf Vorder- und Rückseite mit Flügelschrauben sichern wollte (der kleine Ästhet in mir wollte eine schöne Front ohne groß vorstehende Schrauben), habe ich mir vier kleine Zylinder 8 mm x 12 mm mit Durchgangsgewinde M4 aus Edelstahl gedreht. Die Seite, die ins Ofeninnere zeigt, wurde auf dem ganzen Durchmesser angesenkt, so dass ein kleiner Trichter entsteht.

Diese Zylinderchen wurden dann von innen auf den Teller geschraubt. Von außen sieht man, dass es flache Imbus Rundkopfschrauben sind, mit denen die Zylinder festgeschraubt sind. Die bleiben mit den Zylindern immer montiert. In den rückwärtigen Teller wurden vier 4,1 mm Durchgangslöcher gebohrt. Man kann nun, wenn man die Folie auf das nötige Maß aufgezogen hat (stabilisiert wird das durch die Tortenringe), die beiden Teller aufsetzen und fixieren.

Von hinten die Gewindestangen durchschieben und mit der Hand in den Ofen fassen: Die Öffnung hat einen Durchmesser von 10 cm. Die Gewindestangen mit Hilfe des kleinen Trichters ins Gewinde einschrauben und ein paar Gänge eindrehen. Da man ja nicht um die Ecke schauen kann, helfen die Trichter beim blinden fummeln im Ofeninneren, die Stangen zu zentrieren. Dann am hinteren Ende eine kleine U-Scheibe und eine Flügelmutter aufschrauben. Wenn alle vier montiert sind, langsam und gleichmäßig nachspannen und zuletzt die Tortenringe stramm zusammenziehen sowie die Federn einhängen. Der Korpus ist jetzt unglaublich fest! Die Folie wird durch das Anziehen gegen die Rundung der Teller gedrückt und liegt dicht an. Die dann darüber liegenden Tortenringe fixieren und dichten noch einmal zusätzlich.

 Als Verschluss für die Ofenklappe habe ich einen Messing Kugelschnäpper aus dem Möbelbau genommen. Der besteht komplett aus Metall (Messing, Stahlfedern und Stahlkugeln). Die Klappe habe ich so befestigt, dass sie an der Seite, an der das Scharnier angepunktet ist, nicht völlig auf dem Rahmen aufliegt. Es bleibt ein Spalt von etwa 0,5 mm. Idee und Wunsch waren dabei, dass die dort einströmende Luft einen Spülluftschleier über das Glas der Tür legt und es so vor dem zukokeln schützt. Dieses hat sich halbwegs bestätigt. Für die unter der Tür angebrachten Luftlöcher, die unter dem Brennrost münden, habe ich erst einmal keine Schieber zur Luftregulierung vorgesehen.

Brennrost und Flammschild sind eine Idee von mir, die nicht zwingend zum Betrieb nötig sind. Der unterlüftete Rost sorgt aber für eine wesentlich bessere Verbrennung, als wenn das Holz direkt auf der Ofeninnenseite läge. Das Holz verbrennt auf diese Weise zu feinster Asche und man kommt geschätzt so 2-3 Tage aus, bevor man die Asche unter dem Rost ausleeren muss.

Der Flammschild schützt die Folie vor zu intensivem Flammenkontakt und verhindert, dass die Ofenaußenseite glüht. Aber Angst, dass die Folie durchglüht, muss man auch nicht haben: Mit einem Holzfeuer erreicht man nicht die Temperaturen, die Edelstahl in Bedrängnis bringt ...

Die Auslassrohrverbindung ist so realisiert, dass im Flansch auf der Ofenrückseite rechts und links des Durchgangsloches je eine M4 Schraube mit Zylinderkopf eingeschraubt ist, die etwa in der Dicke des Flansches vorsteht, also 1,5 mm. Die beiden aufeinander liegenden Flansche mitsamt dem Teller ergeben etwa 3,5 mm Wandstärke - genug, um ein halbwegs sicheres Gewinde einzuschneiden. Von innen sind die Schrauben mit Muttern gekontert.

Der dritte Flanschring, den ich habe lasern lassen, bekam an die gleiche Stelle zwei Löcher im Durchmesser der Schraubenköpfe. Davon ausgehend im Halbrund je einen 1,5 cm langen Schlitz in Stärke der Schraube, also 4 mm + 0,1 mm. Dieser Flansch wurde dann mit Laschen an das Rohr angepunktet. Normales direktes Anschweißen hätte den aus ja nur 1,5 mm Blech gefertigten Flanschring verzogen, womit er sicher nicht dicht auf dem Ofenflansch aufgelegen hätte. Der Auslassbogen wird nun eine Vierteldrehung versetzt aufsteckt und nach Einfädeln der Schraubenköpfe gerade gedreht - also wie ein Bajonettverschluss. So sitzt das Rohr fest und sicher, Planflansch auf Planflansch dicht am Ofen angeschlossen ...

Da ich eigentlich nie im Zelt koche (dafür nutze ich immer meinen Hobo), habe ich eine Kochmöglichkeit auf dem Zeltofen erst einmal nicht vorgesehen. Die breiten Tellerränder lassen aber Platz, an der oberen Rundung zwei zusätzliche M 4 Gewindestangen anzubringen. So könnte dann eine Stellfläche entstehen, auf der man z.B. einen Wasserkessel platzieren und somit Wasser erwärmen / kochen kann. Die Wärmeübertragung durch den nur schmalen Kontakt zur Ofenrundung plus Strahlungswärme dürfte aber nicht so prickelnd sein. Das müsste man austesten.

So, das war es mal wieder im Großen und Ganzen: Man braucht eigentlich nur etwas Fantasie, ein paar gute Bohrer und eine Metallsäge. Schrauben, Muttern, U-Scheiben, Gewindestangen, Scharnier und Schnäpperverschluss, bis auf letzteren alles aus V2A und aus einem gut sortierten Baumarkt. Die Flansche und die verglaste Tür sind Kür, es geht auch ohne, wie man am US Vorbild sehen kann. Tortenringe, Schaumspeisenringe vom Discounter oder Großhandel. Die Zugfedern bekommt man auf Länge im Metallwarenfachhandel mit gut sortierter Schrauben- und Kleinteileabteilung ...

Ach ja, das 10 cm Loch im vorderen Teller und das 6 cm Loch im Rückwandteller habe ich mit einem Rekordlocher gemacht. Das ist eine Schraubstanze wie sie ein Installateur auch benutzt, um Löcher in die Edelstahlfläche einer Spüle zu machen. Ich fand so Werkzeuge in passender Größe zum Glück in der firmeneigenen Schlosserei. Man kann aber auch mal in einer Schlosserei nachfragen. Das sind drei Minuten Arbeit und sollte mit einem Obolus in die Kaffeekasse erledigt sein. Sägen oder bohren und feilen funktioniert bei dem dünnen Edelstahl der Teller eher nicht. Oder man könnte auch einmal in einem Betrieb für Laser- oder Wasserstrahlschneiden anfragen.

Die Kosten für den Ofen lagen zusammen etwa bei 160 Euro, was ein guter Preis in Anbetracht vom Ergebnis ist. Käufliche Öfen sind deutlich teurer und nicht immer schöner ...

Im Juni dieses Jahres war der dann Ofen fertig und bei den anschließenden Brenntests zeigte sich, dass alles so funktioniert wie geplant und erhofft: Der Ofen zieht gut und die Regelklappe im Auslassbogen sorgt dafür, dass die Verbrennung ausreichend gebremst wird und das Holz nicht zu schnell verbrennt. Die Glasscheibe in der Klappe beschlägt kurzfristig, aber nach ein paar Minuten ist die Sicht auf die Flammen frei und bleibt es auch. Erst nach längerem Betrieb verschmutzt die Scheibe ein wenig. Das lässt sich aber leicht mit einem Wisch entfernen.

Das Funkensieb und die Verwirbelung in dem rechtwinkligen Auslassbogen sorgen dafür, dass keine Funken aus dem Ofen entweichen. Während der Brenntests mit verschiedenen Holzsorten unterschiedlicher Feuchte kamen jedenfalls keinerlei Funken aus dem Kamin. Das Holz verbrennt tatsächlich zu feinster Asche, die durch den Brennrost fällt und sehr wenig Raum einnimmt ...

Die Wärmeabstrahlung des Ofens und des Ofenrohres, das ja schließlich fast 2,60 Meter auch durch das Zeltinnere führt, ist gut. Die Außenseite des Isolators, der in ca. 2,60 Meter Höhe auf dem Rohr steckt, war auch nach 2 Stunden Brennbetrieb nur handwarm. Die Zelthaut wird es danken!

Was nun noch fehlt, ist der ultimative Test unter winterlichen Bedingungen. Das wird dann beim nächsten Winter Tippi Lager im Februar 2011 nachgeholt - Bericht folgt selbstverständlich!

Und mit diesem Ofen werden dann wohl meine pyromanischen Basteleien endgültig beendet sein ...   Anm. der Red.:   


© 2010 Bernd van Ooy (Lodjur)  


Und noch eine Anm. der Red.: Wie schon im Jahr 2008 festgestellt, gibt es inzwischen bereits so viele Beiträge von unserem Autor Bernd van Ooy, dass wir Google bemühen müssen in unserem eigenen Magazin. Hier also für alle Interessenten einen Überblick über weitere Beiträge von Bernd!