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Krimkhanat

Von Jalta aus ging es über eine kleine Straße Richtung Bachtschyssaraj, der früheren Hauptstadt des Khanats der Krim. Die schlechte Straße schlängelt sich den Pass hinauf und ist für LKW und Bus gesperrt. Unterwegs machten wir noch einmal Halt, da es einen Hinweis auf einen Bergsee gab, den wir mühsam über steile Pfade auch zu Fuß erklimmen konnten.

Schließlich erreichten wir den rund 1.300 Meter hohen Pass, dahinter befindet sich eine Hochebene und es gibt eine kleine, noch schlechtere Straße zur alten Seilbahn, die hinunter nach Alupka führt (Bild unten links), aber leider schon seit über einem Jahr außer Betrieb ist. Siehe dazu auch mein Video. Auf dem Platz davor befanden sich einige Händler, die heißen Tee, Felle und andere Souvenirs anboten.

Die Straße führt ein kurzes Stück entlang der Hochebene, bis sie sich wieder ins Tal kräuselt. Parallel dazu wurde an einer neuen Straße gebaut, die weiter entlang der Hochebene verläuft. Danach folgte noch eine ca. 30 km lange tote Straße mit vielen Löchern und Steinbrocken, ab Sokolyne war dann plötzlich alles neu mit Bushaltestellen und Bürgersteigen, ebenfalls neuen Gebäuden und Märkten.

Im Dorf Holubynka trafen wir einen Tataren im Supermarkt: Auf  die derzeitige Situation angesprochen, meinte er, das Leben sei jetzt sehr gut unter den Russen im Vergleich zur Zeit unter der Ukraine. 

Alte Seilbahn hinunter nach Alupka Im Restaurant von Bachtschyssaraj ...

Schließlich am Abend angekommen in Bachtschyssaraj, suchten wir uns eine Pension zum Übernachten und gingen anschließend noch in ein großes Restaurant, muslimisch wie in Marokko, ganz ohne Alkohol ...

19. Okt.: Am Morgen ging ich ein wenig dort spazieren, ich war 2011 bei meiner ersten Krimreise auch in Bachtschyssaraj, dem alten Palastsitz des Krimkhanats, das halbwegs selbstständig über 300 Jahre bestand, was bei der wechselhaften Geschichte der Krim einen langen Zeitraum darstellt. Was die aber jetzt da an Infrastruktur aufgebaut haben, ist unglaublich im Vergleich zu 2011!

Neben dem neu gebauten Park wurde ein Phantasieland für Kinder aufgebaut, wo gerade eine Schulklasse Einlass suchte.  Der Eintrittspreis kann sich allerdings sehen lassen, er liegt zwischen 7 und 10 Euro ... Auch alle Moscheen wurden erneuert, so als wenn man plakativ zeigen wollte, dass man die tatarische Minderheit mit allen Mitteln unterstützt.

Khan-Palast (1) Khan-Palast (2) Khan-Palast (3) Khan-Palast (4)

Später fuhren wir weiter zur Krim-Hauptstadt Simferopol, im Vorort haben wir noch zwei Reifen aufziehen lassen. Der Arbeiter dort war Krimtatare, wie es ihm so geht fragten wir, leben und arbeiten war die Antwort, um Politik kümmere er sich nicht ...

Rückweg über Donezk und Luhansk

Nun ging es zurück, zunächst wieder Richtung Berdjansk: Erneut eine Kontrolle an der ehemaligen Grenze Krim-Ukraine. "Touristen"? fragte der Posten, ja sagte ich, er schüttelte zweifelnd den Kopf, als wenn er sagen wollte, völlig unverständlich. Es war mittlerweile schon dunkel, nach etwa drei weiteren schnellen Kontrollpunkten, wo nur Martin als Fahrer seinen russischen Pass vorzeigen musste, wurden wir gleich durchgewunken.

Später wurden wir bei 120 km/h von einem Sattelschlepper überholt. In Berdjansk kamen wir dann kurz nach 22 Uhr an und haben wieder Zimmer für 15 Euro genommen in derselben Unterkunft wie schon am 08. Oktober bei der Hinfahrt.

Berdjansk: Das Riesenrad war im Sommer wirklich in Betrieb ...20. Okt.: Wir gingen noch ein wenig durch die Stadt und an der Uferpromenade spazieren, das Riesenrad war im Sommer wirklich in Betrieb, wie ich auf Nachfragen herausfinden konnte.

Am Morgen sprach ich mit einem jungen Mann aus Moskau, der jetzt in Berdjansk studierte. Er war vorher Barkeeper in Moskau und konnte jetzt kostenlos in Neu-Russland studieren. In Moskau war es ihm zu teuer, er stammte aber auch aus Berdjansk und arbeitete nebenbei in der Unterkunft. Dorthin kämen meist Soldaten, die morgens an die Front fahren und abends wieder in der Unterkunft übernachten würden. Drei Soldaten fragten uns, woher wir kämen, ich erklärte es ihnen und fragte zurück, ob sie denn keine Angst an der Front hätten: Ach was, sie lachten, stiegen in ihr Auto und fuhren davon an die Front ...

Unser Rückweg führte nun nach Donezk von Mariupol aus über eine Autobahn, am alten Grenzverlauf sah man noch zahlreiche zerschossene Gebäude. Donezk, eine depressive Stadt, ziemlich leer, die meisten Läden verbarrikadiert, im Hintergrund der Geschützdonner der Kämpfe ganz in der Nähe von Awdijiwka ...

Donezk: Metro ...Die ehemalige Metro haben wir dann aber auch noch besucht, sie wurde in der Zwischenzeit umgetauft in Mana und war zwar in Betrieb, hatte aber nur eine etwas karge Auswahl ...

Neben dem schmuddeligen, abgewracktem und halbzerstörten Erscheinungsbild der Stadt gab es aber Schönheitssalons und ein paar edle Restaurants. In eines davon wollten wir gehen, aber es sei alles besetzt und reserviert, sagt man uns. Wir trafen zwei Frauen vor dem Eingang, sie vermuteten, wir hätten wohl was falsch verstanden. Eine von ihnen, Jennija, konnte halbwegs Englisch und meinte, wir gehen zusammen rein und klären das.

Sie erhielten aber dieselbe Information und da kamen sie auf den gastfreundlichen Gedanken, dass an ihrem Tisch ja noch zwei Plätze frei wären. Also setzten wir uns dazu und begannen ein interessantes Gespräch. Jennija hatte zwei Pässe, ukrainisch und russisch, war etwa knapp 40 Jahre alt, in Donezk geboren und hatte dort auch immer in der Nähe gelebt. Ich fragte sie, wie denn das ganze Problem hier angefangen hätte?

Sie arbeitete im April 2014 in einer Hühnerfabrik, als ihr Vorgesetzter eines Tages mitteilte, sie wäre gekündigt, wie viele andere auch. Sie bekam eine Abfindung und von ihrem Direktor - der gute Beziehungen zur ukrainischen Regierung hatte, wie sie erst später erfuhr - den Rat, sie solle baldigst besser nach Russland auswandern und sich dort Arbeit suchen. Da sie jetzt frei war, entschied sie sich gleich am nächsten Tag nach Jalta in Urlaub zu fahren. Nach einigen Tagen erfuhr sie dort im Internet, dass Donezk und ihr Wohnort in der Umgebung beschossen wurde, fassungslos starrte sie damals die Bilder an. Später kehrte sie zurück und lebte bis heute im Kriegszustand. Im Zentrum wurde nicht so viel bombardiert, aber die Umgebungssiedlungen wurden ähnlich wie Mariupol zerstört ...

Im Vergleich zu Mariupol, meinte sie aber, wäre dort nur ein paar Monate Krieg gewesen, aber hier wäre Krieg seit 9 Jahren. Die Leute hätten davor vielleicht ihr armes, aber geregeltes Leben mit überschaubarer Zukunft gehabt, doch jetzt würden sie immer orientierungsloser. Aber wer ist denn schuld an dieser Situation oder dass die Probleme begannen, fragte ich: Amerika, war ihre klare Antwort, was hätte denn Putin von Donezk, außer Problemen und Wiederaufbauarbeit ..? Und wie soll es weitergehen? Keine Ahnung, meinte sie ...

Sie arbeitete in einem Schönheitssalon mit medizinischen Eingriffen, ihre Freundin, die kein Englisch konnte, war ausgebildete Dermatologin. Ihre Mutter war Ukrainerin, ihr Vater Jude aus Tel Aviv, aber schon ein Jahr nach ihrer Geburt geschieden und er pflegte auch keinen Kontakt zu ihr. Sie war ebenfalls schon mal in Israel, fand die Menschen dort aber unsympathisch und ignorant. Doch irgendwie fühlte sie sich durch ihre genetische Mischung nirgendwo am richtigen Platz.

Donezk: Edel-Restaurant ...Wenn sie mal nach Alt-Russland fahren wollte, z.B. nach Sotschi, dann würden die Kontrollen zum Festland nerven, mit zwei Kindern und einer Freundin würde es Stunden dauern, sie würden ausgefragt, ob sie Soldaten wären, und das mit den zwei Kindern dabei, das wäre völlig bescheuert ...

Im Restaurant sagte man uns, bitte keine Videos machen, kein WhatsApp usw., da so Ziele anvisiert werden könnten ...

Die Stadt war zwar nicht so zerbombt und zerstört wie Mariupol, aber halb verlassen, verwahrlost und kaum mit Zeichen von Wiederaufbau, gewissermaßen eine Geisterstadt ...

Nachfrage im Parkhotel Radisson: Übernachtung 60 Euro, für so eine heruntergekommene Stadt eigentlich immer noch zu teuer, und auch dort hielt sich der Betrieb in Grenzen. Daneben ein gigantisches ungenutztes Gebäude einer ehemaligen ukrainischen Bank. So haben wir schließlich im Fahrzeug übernachtet bei ständigem Gebombe und Geschepper neben dem großen, halbleeren administrativen Verwaltungsgebäude des Oblast ...

21. Okt.: Am nächsten Morgen fuhren wir zum Bahnhof, wo sich auch der Markt befindet. Er bot ein trauriges Bild, neben den Markthallenruinen kleine Stände, gedrückte Stimmung, begleitet vom andauernden Wummern der Geschütze Richtung Awdijiwka. Der Bahnhof selbst: Ein Endzeitszenario, wie es kein Science Fiction Film besser bieten könnte ...

Donezk: Bahnhof
Donezk: Markt (1) Donezk: Seelentröster Alkohol ..? Donezk: Markt (2)

Im Vergleich zu Mariupol wirkt die Stadt wie eine Endstation des Lebens im Krieg: Kein Aufbau, halbzerfallene und teilzerstörte Gebäude. Der Bahnhof wurde 2012 neu erbaut und sieht mittlerweile so aus wie auf den Bildern ersichtlich. In einer kleinen Trinkhalle in der Nähe, mit Fassbier und Sandsäcken neben dem Eingang, habe ich mir morgens gleich zwei Halbe gegönnt, in dieser Stadt konnte man sich eigentlich nur noch besinnungslos betrinken ...

Danach suchte Martin sein verlorenes Taschenmesser und vermutete schließlich, dass Janatul es bei der ehemaligen Metro mitsamt den Resten der dort gekauften Melone in den Mülleimer geworfen hätte. Also zurück zur Metro Mana, die Sicherheitsleute befragt, Anrufe wurden getätigt, die Leiterin kam herbei, aber man konnte nur die Reste der Melone finden, nicht aber das Taschenmesser.

In dieser Zeit sprach ich mit einem einfachen Arbeiter dort, er bekam umgerechnet rund 220 Euro im Monat, war Ukrainer mit ukrainischem und russischem Pass. Er meinte, bis 2013 wäre das Leben in Donezk gut gewesen, danach wäre aber alles schlechter geworden, die meisten Zechen schlossen. Warum er nicht nach Westeuropa flieht? Er meinte, das ginge nur über Russland, und er hätte Angst, sich nach "Alt-Russland" zu begeben ...

Karte Donezk ...Wir wollten nun weiter Richtung Luhansk und so fragten wir diverse Leute nach dem besten Weg. Sie wollten uns allerdings in alle möglichen Richtungen schicken, bis ich letztlich begann, Martin mit meinem Tablet und dem blauen Punkt darauf auf dem direkten Weg zur Ausfallstraße nach Luhansk zu dirigieren. Beim andauernden Bomben-, Raketen- und sonstigem Militär-Gewummer vergaß ich dabei ganz, dass wir uns in unmittelbarer Nähe von Awdijiwka befanden ...

Straße E50 ...Wir fuhren über ein paar Nebenstraßen und dann unbefestigte Wege nach Jassynuwata. Dort tankten wir noch, da die Tankanzeige fast schon auf Reserve stand und ich der Meinung war, wenn wir uns schon so nah in Frontnähe aufhielten, sollte man wenigstens genügend Sprit für eine schnelle Flucht haben.

Das Schießen wurde immer lauter und Martin wollte schon umdrehen, aber ich war  der Meinung, solange noch Zivilfahrzeuge unterwegs wären, könnten wir ruhig weiterfahren. Es waren laut Karte noch etwa drei Kilometer bis zur großen Ausfallstraße E50. Die erreichten wir dann auch, aber die linke Richtung war zerstört, die rechte wegen Panzersperren nicht befahrbar. Wir drehten um und sahen einen Militärposten in der Sonne sitzen, den fragten wir, wie man auf die Hauptstraße nach Luhansk käme. Er meinte, noch ca. 1,5 km den Feldweg neben der Hauptstraße fahren und dann könnte man auf die Hauptausfallstraße kommen. Derweil hörte ich schon in der näheren Umgebung Maschinengewehre rattern ...

Luhansk war sehr schön hergerichtet, aber dennoch eine langweilige Stadt. Wir gaben den ursprünglichen Plan auf, dort zu übernachten und fuhren weiter bis zur Kontroll-Übergangsstelle Krasna Taliwska. Bis dahin war ich schon etwas betrunken, hatte mich ins Auto gelegt, bis Martin mich zum "Ausreiseverhör" weckte, was aber ziemlich kurz verlief ...

Luhansk: Langweiliges Stadtbild ..? Luhansk: Lounge Bar ...

22. Okt.: Weitere Rückreise: Wieder über Kursk und Briansk nach Smolensk, wo wir morgens ankamen, dort noch den Kreml besichtigten und ich lesen konnte, dass die Polen einst auch mal Moskau und Smolensk eingenommen hatten ...

Abends bin ich dann von Smolensk aus im Schneeregen wie schon am 03. Oktober wieder bis an die russisch-lettische Grenze nach Terehova gefahren. Nur 7 Autos waren diesmal vor uns, darunter auch zwei ukrainische Fahrzeuge, aber auch diesmal nach zwei Stunden keine Veränderung. Dann legten wir uns etwas schlafen. Ich ging später danach kurz zum russischen Posten, einer netten junge Frau, und meinte, das sei ein ganz schöner Scheiß (Bardags) mit der russischen Grenzabfertigung, deshalb würde ich morgen zu Fuß über die Grenze gehen, da man offenbar kaum gewillt sei, Autos abzufertigen ...

23. Okt.: Ich brach so gegen 8 Uhr morgens zu Fuß auf, passierte unglaublicherweise schon nach 20 Minuten die russische Seite und hatte danach auch in 10 Minuten die lettische Kontrolle hinter mir. Und wie der Zufall manchmal die Dinge funktionieren lässt, fuhr der einzige Bus von der Grenze nach Rezekne um 9:20 Uhr. So war ich um 16 Uhr in Riga und um 22 Uhr in Piltene, alles mit öffentlichen Verkehrsmitteln.

Fazit

Als jemand, der nun schon seit 20 Jahren in Lettland lebt, relativ gut lettisch spricht, aber nur fragmentarische Russisch-Kenntnisse hat, ist es mir in einigen Vierteln Lettlands mit lettischer Sprache schwer ergangen, so z.B. im Moskauer Viertel in Riga. Es leben in Lettland sehr gemischte Kulturen, vor allem Letten und Russen, teilweise gemeinsam, teilweise getthoisiert (z.B. inKarosta), doch halbwegs friedlich zusammen.

Dieselbe Sachlage bestand in der Ukraine bis 2014, dann begann der ethnische Zwist. Wer und warum daran mitgeholfen hat, können wir späteren Geschichtsschreibern und Geheimdiensten überlassen. Die einfachen Menschen diesseits und jenseits der ukrainischen und russischen Seite wollen einfach nur leben und der dauernden Bedrohung ausweichen. Die Liberalität in der Ukraine bezüglich auch dort schon ansässigen Russen tendiert gegen Null, wenn man mal Städte wie Odessa mit mehrheitlich russischer Bevölkerung ausnimmt.

In "Neu-Russland" und in DPR (Volksrepublik Donezk) und LPR (Volksrepublik Luhansk) habe ich das ähnlich gesehen. Da mittlerweile viele Ukrainer und Russen aus ihren angestammten Gebieten geflohen sind, wird es sehr schwer werden, mehrheitlich ukrainisch oder russisch besiedelte Gebiete zu befrieden. Je länger der Krieg dort andauert, umso mehr werden sich die ethnischen Fronten verhärten. Und das kann nicht im Interesse Russlands sein, wie ich glaube bemerkt zu haben. Was die ukrainische Seite betrifft, da habe ich gewisse Zweifel ...

Abzeichen aus russischem Militarialaden, gedacht um es an die Uniform zu heften ...Infrastrukturell hat Russland immens viel in den neuen Gebieten geleistet, aber auch Mariupol mit der einen Hand zerstört und muss es nun mit der anderen Hand wieder aufbauen.

Die Ukraine hat, wie ich auf meinen mehreren Reisen feststellen konnte, in den östlichen Teil nichts investiert. Desto mehr Russland in den neu besetzten Gebieten nun investiert, umso weniger wird sie diese wieder zurückgeben. Andererseits stimmt der Asow-Wall auf der Krim bedenklich, Russland befürchtet wohl eventuell doch, dass Neu-Russland, die andere Seite der Küste, wieder fallen könnte, und deshalb investiert man gewaltig in diesen Wall.

Dass die Ukraine die besetzten Gebiete zurückerobern kann, halte ich für sehr zweifelhaft in Anbetracht der russischen Materialschlacht, der Ukraine gehen schlicht und ergreifend die Männer aus, und wer soll dann die Waffen bedienen, wenn sie denn überhaupt in genügender Menge bereitgestellt werden? Etwa Nato Soldaten ..?

Was in Russland ständig überbetont, verherrlicht und wie eine Leier den Menschen eingetrichtert wird, ist die Erinnerung an an den Sieg mit Stalin im Großen Vaterländischen Krieg. Deshalb wurden auch die alten Hammer- und Sichel-Embleme erneuert, die in vielen Städten ins Auge fallen. Hier sieht man auch in diesem Zusammenhang, so z.B. in Jalta, wie die Zarenzeit wieder restauriert und hochgehalten wird, dass dem heutigen Russland die eigene politische Stellung auf der Erde selbst nicht klar zu sein scheint. Sie versuchen, alle historischen Vorgänge als Weg zum "richtigen" Russland zu interpretieren, so als wenn es einen fehlerlosen Staat gäbe ...

Zusammen mit dem neu entfachten Israelkrieg steuern wir auf das zu, was August Strindberg einmal in dem Science Fiction Roman Insel der Seligen schrieb: " ... am Schluss waren die Menschen zur Einsicht gekommen, dass nur noch eine Generalsprengung der Erde die einzige Lösung sei ..."

Da werde ich leider für Einige etwas zu philosophisch, aber der Gedanke, wir könnten eine perfekte, sich unendlich vermehrende, ausbreitende, aussaugende menschliche Gesellschaft erhalten, noch dazu "friedlich" und "gerecht" wie in Orwells Phantasien, und daraus die Politik gestalten, ist wohl abwegig: Schöne neue Welt, aber nur noch für Wenige ...


© 2023 Michael Gallmeister, Lett-landweit


Hinweis: Weitere Beiträge im Explorer Magazin von Michael finden sich in unserer Autorenübersicht!


Anm. u. Nachtrag d. Red., Februar / März ´24: Hintergründe eines "Angriffskriegs" ...

Immer wieder fragte Michael in seinem obigen Bericht Menschen sowohl aus "Alt"- wie auch "Neu"-Russland nach den Hintergründen des Krieges, "wer denn schuld an dieser Situation sei oder dass die Probleme begannen" ... und die Antworten waren verschieden, wenn es denn überhaupt Antworten waren, die der Fragestellung gerecht wurden bei einem Konflikt, dessen Hintergründe und Entstehungsursachen bis ins Jahr 2014 und davor zurückreichen.

Wer kreist hier wen ein ..? (Bild: Elon Musk, X (Twitter)Und so wundert es nicht, wenn auch die Redaktion nach den Hintergründen des sogenannten "Angriffskriegs" fragt, wie dieser in den Mainstream-Medien unablässig und gebetsmühlenartig genannt wird.

Speziell zu diesem Begriff äußert sich auch der Autor Manfred Kleine-Hartlage in seinem aktuellen Buch "BRD-Sprech" wie folgt: "Die Medien des Establishments sind offenbar außerstande, irgendeinen Aspekt des Ukrainekonflikts zu behandeln, ohne das Wort "Anfgriffskrieg" zu gebrauchen, einen typischen BRD-Ohrwurm. Da dieser Ohrwurm bei früheren Kriegen nicht zum Einsatz kam, fragt man sich, wozu er gut sein soll. ... Ohrwürmer stumpfen den kritischen Verstand des Lesers oder Zuschauers ab, bis er die angebotene Lesart schon aus Erschöpfung übernimmt. ... Für die (wirtschaftlich, strategisch, politisch, ideologisch und propagandistisch) stärkere Seite ist es immer möglich, die schwächere so in die Enge zu treiben, dass sie zu einer Flucht nach vorn getrieben wird, durch sie sich optisch ins Unrecht setzt. Russland hat kein Problem mit der Ukraine, sondern mit den USA und im Verhältnis zu diesen ist es die deutlich schwächere Macht, die sich zudem einer systematischen Einkreisungspolitik ausgesetzt sieht ..."

Bei diesen Worten denkt man gleich auch an eine bemerkenswerte Verballhornung, die Elon Musk auf X, einst Twitter, in Sachen Iran als Grafik online stellte (Bild rechts) - und die zeigt nämlich eine ganz besondere "Realität", die man sich im Sinne der Mainstream-Logik oder politisch installierter Märchenonkel*Innen sicher auch so erklären kann:

Mit Hilfe der Grafik versteht man gut, was die USA dort sofort feststellten: Die Iraner haben ihr Land auffällig dicht an US-Stützpunkte gelegt, was beweist, dass der Iran offenbar kriegerisch unterwegs ist und einen Konflikt provozieren will. Wie man hört, treiben auch andere Länder, darunter natürlich Russland, ein ähnlich perfides Spiel: Auch die haben ihr Territorium ausgerechnet mitten zwischen vielen US-Stützpunkten ausgebreitet - klar also, warum die USA vorsichtig geworden sind und sich künftig noch mehr als bisher bemühen müssen, für den Weltfrieden zu sorgen, trotz oder wegen dieser eindeutig feindlichen Aktivitäten um sie herum ...

Wer und was steckt wirklich dahinter ..?Eine der übelsten Machenschaften insbesondere von Russland konnte man neulich auch in einem anderen Bereich sehen: Kriegslüstern wie die Russen sind, legten sie eine gefährliche Ölpipeline ausgerechnet in ein Gebiet, wo auch amerikanische Sportsegler und Sporttaucher ihrem Hobby nachgehen. Nur einem glücklichen Zufall ist es zu verdanken, dass keiner dieser Sportler verletzt wurde, als die Russen wohl in böser Absicht eine ihrer eigenen Leitungen mitten im Freizeit- und Sportlerparadies Ostsee sprengten - vermutlich wohl ebenfalls eher eine gewollte Provokation als ein Unglücksfall mitten in diesem Erholungsgebiet ..!

Doch zurück zur "anderen" Realität:

Ein weiterer Kommentar zur obigen Glosse erscheint überflüssig, allerdings sollte man sich ernsthaft Gedanken machen zu den tatsächlichen Hintergründen eines Konfliktes, den man hier u.a. zum Anlass nahm, unser Land zusätzlich mit Ukrainern zu fluten, die eigene Wirtschaft und Energieversorgung vorsätzlich zu schädigen und Steuermilliarden nicht wie bei der Corona-Inszenierung zugunsten der Pharmaindustrie, sondern diesmal als maßgebliche Kriegstreiber zugunsten der profitierenden Waffenindustrie zu versenken - alles zum Nachteil der hiesigen Bevölkerung.

Die Ukraine MUSS gewinnen ..!?Und die inzwischen unverhüllte Kriegstreiberei durch NATO, EU und BRD-Regime wird aktuell insbesondere seit Februar 2024 erneut aggressiv angeheizt, indem Verhandlungswege ausgeschlossen werden durch Aussagen wie "Die Ukraine muss gewinnen" sowie durch offenbar vorhandene Bestrebungen, den Krieg in unverantwortlicher Art und Weise auf die EU auszudehnen. Parallel dazu läuft auch "Steadfast Defender 2024", das größte Manöver seit Ende des Kalten Krieges vor 35 Jahren. Dieses soll nicht nur drei Monate (!) dauern, sondern auch bis vor die Tore Russlands führen. Mit Provokationen und "False Flag"-Aktionen muss nun insgesamt gerechnet werden - wird hier von einer verbrecherischen Clique bewusst an der Schwelle zum Dritten Weltkrieg gezündelt, vielleicht noch bevor sich Machtverhältnisse in den USA verändern können?

In dieser Situation sollte man bestrebt sein, dazu nicht nur die offiziellen Mitteilungen und Mainstream-Medien wie etwa einen "Spiegel" oder andere zu konsumieren, sondern auch Alternativmedien wie z.B. den "Anti-Spiegel" - möglicherweise regt dabei ja auch dessen Beitrag zur Frage, worum es in der Ukraine wirklich geht, zum erweiterten Nachdenken an. Und wer dazu noch mehr wissen will, sollte auch zusätzlich noch einen genauen Blick auf das Tucker Carlson Interview mit Putin vom Februar 2024 werfen ...