Ausrüstung, Kleidung, Zubehör

Die lange Vorbereitungszeit von einem Jahr war sehr vorteilhaft, konnte ich mich doch in Ruhe mit allen Detailfragen der Reise beschäftigen ...

Wathose

Einige Überlegungen wert sind die vielen Flussdurchfahrten, die einen in Island erwarten. In verschiedenen Reiseberichten hatte ich gelesen, dass die Motorradfahrer, die aus Platz- und Gewichtsgründen auf Wathosen verzichteten, das alle sehr bereut hatten.

Die Ausrüstung muss stimmen hier vor Ort ...Ich entschied mich also für folgende Lösung: Ich kaufte eine Wathose aus atmungsaktiven Material mit angeformten Neoprensocken zum Preis von DM 179,- (bei Fisherman´s Partner). Dazu ein paar billige Endurostiefel, 1,5 Nummern größer. Billig deshalb, weil hier mehr Kunststoff verarbeitet ist anstelle von Leder und das natürlich schneller trocknet. Auch das Innenfutter war Textilgewebe, das ebenfalls schneller trocknet als ein Endurostiefel, der innen mit Leder gefüttert ist.

Dazu kaufte ich mir ein paar Goretex-Socken, die ich anziehen wollte, falls es ausnahmsweise keine Flussdurchfahrten geben sollte und ich nicht in die kalten nassen Stiefel einsteigen wollte.

Es gibt natürlich noch Alternativen. Folgende Lösungen bieten sich an:

  • Lösung 1:
  • Wathose aus Nylongewebe mit angeformten Gummistiefeln für max. DM 90,-. Vorteil: billig. Nachteil: schwer, platzraubend, ungenügender Fußschutz bei Stürzen, schweißtreibend, da man sich nicht ständig umziehen wird.
  • Lösung 2 (meine Lösung):
  • Wathose aus atmungsaktivem Gewebe mit angeformten Neoprensocken ab DM 179,-. Vorteil: leicht, auch als Regenhose verwendbar, zusammen mit Endurostiefel sicher bei Stürzen. Nachteil: zusätzlich werden Endurostiefel fällig, ein bis eineinhalb Nummern größer, zusätzliche Ausgabe für Goretex-Socken.
  • Lösung 3:
  • Goretex-Strümpfe. Vorteil: leicht, dicht, häufiges Umziehen entfällt, die Ausgaben für eine Wathose und größere Endurostiefel entfallen und man kann seine alten, eingefahrenen Stiefel benutzen. Nachteil: Wattiefe ist auf Strumpfhöhe beschränkt.

Heute würde ich mich für Lösung 3 - Goretex-Strümpfe entscheiden, die auch nicht viel teurer als die Socken sind. Eine Bemerkung zum "Klima" in den Goretex-Socken: Ich war überrascht, wie angenehm es darin war. Zusammen mit den modernen Funktionssocken, wie man diese auch in Goretex-Wanderschuhen trägt, war der Tragekomfort warm und trocken - und das in klatschnassen und kalten Endurostiefeln.

Helm

Lange überlegt habe ich bei der Helmauswahl. Fahre ich mit meinem Crosshelm oder mit dem Integralhelm. Letztendlich habe ich mich für den offenen Crosshelm entschieden, wohl deshalb, weil es besonders warm war, als ich von zu hause wegfuhr. Ich habe diese Entscheidung nicht bereut. Im Gegenteil, es waren manche Etappen doch etwas anstrengend, da steckt man im luftigen Crosshelm auch sicherer - sind doch die ausgeatmete Luft und der Augenschutz völlig getrennt. Ein angelaufenes Visier gibt es dann nicht. Das Fahren mit offenen Visier am Integralhelm birgt enorme Gefahren, wenn der Wind Sand in die Augen treibt oder evtl. Gegenverkehr naht. Im Crosshelm hat man immer die Crossbrille vor Augen und kann Frischluft atmen ohne Ende. Wenn es etwas frischer war, benutzte ich eine besonders warme Kopfhaube.

Wer aber die Ringstraße und die üblichen Hochlandstraßen befährt, ist mit einem geschlossenen Integralhelm bestimmt besser dran - und wärmer.

Zelt

Zum Zelt gibt es die unterschiedlichsten Ansichten. Wer sich auf so eine Reise begibt, hat meistens langjährige Campererfahrung, seine eigenen Vorstellungen und eine vorhandene Ausrüstung. Ich selbst benutze seit Jahren ein kleines 2 Mann-Zelt: Sierra Leone von Salewa, das ich bei Regen auch so abbauen kann, dass das Innenzelt nicht nass wird. Hierzu muss nur die Zeltboden-Unterlage ebenfalls Löcher an den Ecken haben, damit das Überzelt allein steht. Als Zeltboden-Unterlage kommt bei dem Untergrund in Island eigentlich nur eine gewebeverstärkte Kunststofffolie in Frage. Das Material ist auch nicht schwerer als bei der Originalunterlage, nur billiger und fester.

Ein 2 Mann-Zelt ist nur wenig schwerer als ein 1-Mann-Zelt, hat aber den Vorteil des enormen Platzes. Man fühlt sich besonders als Motorradfahrer hier wohler, hat man doch einen Haufen Sachen zum Lüften, sortieren usw.  

Gute Zeltnägel sind besonders wichtig in Island. Die billigen Alu-Nägel gehen bestimmt in die Knie. Ich benutzte die besten (und leider auch teuersten), die ich bekommen konnte. Easton Magnesium-Alu-Nagel zu DM 60,- für 10 Stück. Trotz des geringen Gewichts von nur 14 Gramm ist für die kein Untergrund zu steinig. Sehr gern habe ich auch in der freien "Prärie" übernachtet, was außerhalb der Naturparks nicht verboten ist.

Mücken

Irgendwo habe ich gelesen, dass es Mücken nur am Myvatn (dem Mückensee) geben soll. Das stimmt aber nicht. Überall, wo es Wasser gibt, gibt es auch Mücken. Nur sind das schlechte Flieger und wenn der Wind geht, sitzen sie versteckt am Boden. Wenn es aber windstill ist, dann ...

Zeltaufbau bei vielen Mücken: Man legt das geschlossene Zelt am Boden aus, öffnet den Reißverschluss ein Stückchen, stopft alles hinein, was man braucht und baut dann erst auf. Man sollte also schon ein dünnes Moskitonetz dabei haben, was man über den Kopf stülpt, wenn es unerträglich wird. Gestochen wurde ich nicht einmal, es war nur sehr unangenehm, da sie in alle Körperöffnungen dringen. Sogar in den Luftfilter im Motorrad mussten sie reinkriechen, was ich immer im durchsichtigen Schlauch sehen konnte. Aber meistens geht mindestens ein leichter Wind und dann hat man seine Ruhe.Gepäckoptimierung ist angesagt ...

Kocher

Als besonders leichten Kocher verwende ich den Benzinkocher MSR-Whisperlight. Benzin hat man immer dabei. Als Tankflasche genügt die kleine 0,3 l - Flasche völlig, wenn man als Motorradfahrer Gewicht und Platz optimieren will. Besonders wichtig ist in Island der perfekte Windschutz. Hier verwendete ich das Trangia-System, wie im Katalog von Lauche und Maas beschrieben. Wer seinen Gaskocher mitnehmen will: Die Steckdorn-Kartuschen und die CV 270/470 Kartuschen habe ich öfter in den Geschäften gesehen.

Handy

Heute würde ich es nicht mehr mitnehmen, da es im Hochland sowieso nicht geht. Es funktioniert nur in wenigen Ortschaften entlang der Küste (Empfangsbereiche siehe unter den Links) und dort gibt es auch öffentliche Telefone. Das gilt natürlich nur für Motorradfahrer, die ihr Gepäck optimieren müssen. Wer trotzdem nicht aufs Handy verzichten will, sollte das Ladegerät nicht vergessen. Sonst geht’s wie bei mir: Als ich das Handy das erste Mal in Island aus dem Schlafsack pellte, war das arme Ding mindestens 3 Tage auf Netzsuche. Den Rest kann man sich denken, es war nur noch Ballast. Strom zum Laden gibt es auf jedem Campingplatz oder in den besseren Unterkünften. Ich habe die gleichen Steckdosen gesehen, wie wir sie in D auch haben.

Gepäckoptimierung

Jedes Kilogramm wiegt im Gelände mindestens doppelt. Es ist nicht einfach, viele Dinge zu hause zu lassen, die man vielleicht doch brauchen könnte.

Nicht mitnehmen würde ich heute: Zeltleuchte (in einem Land wo es nachts nicht dunkel wird), Taschenlampe (wie vor), kürzeres Ritzel, Wathose (bessere Lösung siehe oben), Notfallrationen, einen zweiten Topf mit Wasserkessel (weil ein Topf reicht), diverse Ersatzwäsche, Angel (ich habe keinen einzigen Fisch gesehen und hatte auch keine Zeit), einen Teleskop-Wanderstock zum Ablaufen der Furten (man kann auch ohne ablaufen, bzw. da man selten da raus kommt, wo man es geplant hat, nutzt es auch nichts, wenn man vorher alle Steine sondiert hat).

Gut und praktisch: Faltschüssel für die Wäsche, leichte Wäscheklammern, winzige Fingerlampe (von Touratech), Viskosehandtuch (sehr leicht und schnelltrocknend).


© 2001 Hans-Jürgen Weise