Wieder mal in der D-Day Region und weiter zur Fähre ...

Sonntag, 14.08.2016: Wir wollen an diesem Tag nur knapp 350 km fahren - inzwischen haben uns auch die bei jeder Frankreich-Fahrt heißgeliebten Mautstationen wieder eingeholt. Unsere klare Strategie dabei: Falls möglich, grundsätzlich nur eine Einfahrt nehmen, wo keine Barzahlung möglich ist und keine ausländischen Touristen ewig lang in ihren Münzen kramen und alles aufhalten können. An solchen Einfahrten heißt es dann blitzschnell die Kreditkarte zücken, eine Quittung ziehen und sehr oft dann in Rekordzeit wieder weiterfahren - so lässt sich französisches "Mauten" zumindest in Sachen "Fahrthindernis" noch leidlich ertragen ...

Auf unserer Fahrt gen Westen zum geplanten Zielort Martragny verlassen wir nun die Zentren bedeutender Schlachten von WK1, die wir uns bei der Rückreise in Verdun nochmals in Erinnerung bringen wollen. Nun aber nähern wir uns denen des WK2 und die D-Day Region liegt mal wieder vor uns. Als wir noch wenige Monate zuvor genau an dieser Stelle zum letzten Mal waren, hätten wir seinerzeit bei der AIDA-Tauffahrt nicht gedacht, dass wir bereits ein Vierteljahr später genau hier erneut sein würden. 

Pont de Normandie: Fahrt über die Brücke des Wahnsinns ... Weltkriegsschauplätze sind nahe ...

So aber wartet jetzt und diesmal auch "richtig" die Brücke des Wahnsinns auf uns: Die Pont de Normandie muss wieder überquert werden und das hat es heute in sich. Der Stau auf der mehrere Kilometer langen Brücke ist bereits von Weitem sichtbar und vor den Mautstationen, bei denen "natürlich" ein zusätzlicher Brücken-Wegzoll zu entrichten ist, spielen sich wüste Szenen ab. Die Einfahrten unterscheiden sich selbstverständlich wie üblich nicht nur durch die möglichen Zahlungsarten, sondern auch durch die unterschiedlichen Höhenbeschränkungen - glückliches Frankreich! Da wird es wirklich höchste Zeit, dass die Deutschen auch in diesem "erfreulichen" Bereich so schnell wie möglich nachziehen ...

Eine der Szenen bietet sich uns unmittelbar vor der Einfahrt, die wir selbstverständlich angesteuert haben, weil hier keine Barzahlungen möglich sind und wohl wegen recht intern wirkender Beschilderung nur die kürzeste Schlange wartet. Tatsächlich ein Franzose (!) steht aber ausgerechnet hier falsch und will offenbar anders zahlen. Konsequenz: Er beginnt, sich mit seinem Fahrzeug von dieser Stelle aus quer durch alle anderen Warteschlangen vorzuarbeiten, bis er sich schließlich langsam der gewünschten Einfahrt nähert ...

Wir schaffen es schließlich trotz allem Chaos ganz bequem durch den Hindernisparcour und fahren weiter gen Westen - unser heutiges Camp soll - ganz standesgemäß - ein Schloss sein, auch wenn es letztlich nur eine Rasenfläche in der Nähe davor wird - was soll´s!

Das Camping Château de Martragny ist recht weitläufig und wir ergattern noch einen ganz erträglichen und leicht schattigen, wieder durch Hecken abgetrennten Stellplatz. Schräg gegenüber bekommen wir schon kurz nach unserer Ankunft tatsächlich etwas zum Sehen und zum Staunen: Einen echten britischen "Glamper" bei der Arbeit!

Bei seinem schneeweißen Zugfahrzeug handelt es sich selbstverständlich um einen luxuriösen Range Rover, der einen ebenso schneeweißen luxuriösen und zugleich riesigen Wohnwagen zieht. Dieser wird natürlich aufwändig per Fernsteuerung auf seinen Stellplatz neben den Rover rangiert. Beide Teile sind offenbar so brandneu, dass der Fahrer das Ganze wohl noch nicht oft vorher gemacht hat, was man auch bei der ganzen Show bemerkt. Doch irgendwann hat er es tatsächlich mit größtmöglichem Bohei geschafft und für uns ist die Vorstellung echten Campings leider beendet - wir müssen uns wohl oder übel wieder anderen Dingen am Platz widmen!

Am Schlossrestaurant Der Schlossherr hier lässt campen ... Ohne Zweifel: Schöne Lage! Auch Campinggäste können nebenan schwimmen ...
Willkommen in der D-Day Region! Kommt da heute noch ein Kunde ..? Der Explorer-Schlossplatz ... Ein Glamper hat eingeparkt ...

Das Schloss liegt schon recht beeindruckend und auch der Campingbetrieb zu seinem Unterhalt ist recht rege. Wir besuchen das Restaurant des Camps und können dabei sogar einen Weinverkäufer beobachten, der (nicht allzu erfolgreich) versucht, Flaschen aus seinem neben sich aufgebauten Angebot an den Mann oder die Frau zu bringen.

Im Schloss-Shop merkt man ebenfalls wieder recht deutlich, dass wir hier nicht weit weg sind vom Landungsplatz der Alliierten in der Normandie: Überall ist Literatur und Bildmaterial zum D-Day im Angebot, mit dem an den so berühmten Juni 1944 erinnert wird.

Nach dem Abendessen und gutem französischen Wein wird es wieder mal ziemlich spät am Explorer und die Vorfreude und Spannung steigt: Morgen geht es schließlich nach Cherbourg und damit zur Fähre, die uns nach langer Zeit endlich mal wieder nach Irland bringen soll!


Pause im Schatten vor der Ankunft empfehlenswert ...Montag, 15.08.2016: Auf zur Fähre! Ungefähr läppische 110 km sind es nur noch bis dahin und unser Schiff, die Oscar Wilde, wird erst um 18:00 Uhr ablegen - also mehr Zeit als genug! Da wir allerdings dazu neigen, aus Sicherheitsgründen immer etwas Zeit zuzugeben, brechen wir natürlich viel zu früh in Martragny auf - unterwegs eine Pause einlegen geht immer, sagen wir uns.

So fahren und fahren wir auf der E46 dahin, allerdings ein geeigneter Pausenstop scheint sich nirgendwo zu bieten. Kurz vor dem Ziel verlieren wir schließlich die Nerven und verlassen die Autobahn an einer Ausfahrt, neben der sich ein leicht bewaldetes Gelände befindet. Um nicht allzu lange in glühender Sonne in der Warteschlange vor der Fähre zu stehen, machen wir hier nun noch einen ausgiebigen Halt, bevor wir schließlich zum letzten Rest des Weges nach Cherbourg aufbrechen.

Vor der Oscar Wilde haben sich bereits die erwarteten Schlangen gebildet, in die wir uns einreihen. Die Zeit vergeht bei Gesprächen mit netten "Schlangennachbarn", die sich alle als erwartungsvoll Gleichgesinnte auf den Weg nach Irland machen wollen ...

Mit Gleichgesinnten in der Warteschlange ... Die Fähre wartet ... Einfahrt in die Oscar Wilde ... Trotz Einweiser gut angekommen ..;-))
Bald geht´s endlich wieder raus auf See ... Anblicke für den Hafen-Fan ... Nachbarn: Die Barfleur ...

Trotz eines hektischen und wild sinnlos herumgestikulierenden Einweisers an Bord der Fähre finden wir relativ problemlos einen Platz direkt an der Schiffswand und können nach oben zur Kabine und weiter an Deck steigen.

Auch hier bieten sich für Hafenbegeisterte heute die erwarteten Anblicke: Fähren der Brittany Ferries wie die Barfleur sind zu sehen, bunte Kräne und Hafenanlagen erfreuen das Auge des Passagiers. Schon bald wird es 18:00 Uhr sein und wir legen erstmals nach vielen Jahren auf dem Seeweg ab Richtung Irland - was wird uns dort wohl diesmal erwarten ..? 


© 2017 J. de Haas