Weiter nach Monasterboice

Die Straße nach Norden erweist sich als äußerst schlüpfrig. Die Rabenkrähen warten dennoch mit ihrem Abheben von der Straße, bis man sie fast auf die Motorhaube genommen hat. Der Berichterstatter denkt an frühere Reisen nach Irland, bei der bei einem Überholmanöver auf irischen Straßen ein Schaf überfahren wurde - noch nach vielen Jahren etwas, was man sich nur schwer verzeihen kann, auch wenn es erklärlich ist, wie es damals passierte!

Am Tall Cross von Monasterboice ...Wir fahren weiter nach Norden Richtung Drogheda. Was weiß der Dumont-Reiseführer zu unserer Fahrt: "Meath war seit frühester Zeit Kernland der Insel. Der eilige Reisende, der in einem oder zwei Tagen, von Dublin aus, wenigstens einen Teil von dem erleben will, was "Irland" bedeutet, hat hier alles beisammen: Uralte Hünengräber, stille Abteien und wuchtige Normannentore".

Dahinter liegt allerdings County Louth, wo unser erstes heutiges Ziel wartet. Nicht weit von Drogheda entfernt ist Monasterboice, die Heimat des Muiredach-Kreuzes. Mal sehen, wie der winterliche Churchyard auf uns wirkt, das Hochkreuz, wegen dem wir eigentlich hierher gekommen sind, wird kaum zu übersehen sein.

Wir erreichen den Abzweig nach Monasterboice, im Gegensatz zur Anreise vor vielen Jahren muß man diesmal ein kurzes Stück Autobahn an dieser Stelle verlassen - Irland, was ist aus dir geworden?

Auf der Abfahrt erweist sich die Straße wegen Schneematsch als rutschig, eine Bremsprobe läßt den Automatik-Corolla wegrutschen und der Fahrer sitzt "ohnmächtig" dabei - ohne Kupplung kann man seine gesamten Schleuder- und Rutschtechniken einfach vergessen und nur fahren wie jeder andere auch - ein einschneidendes Erlebnis!

Ganz anders als in der Erinnerung an die letzte Reise nach Monasterboice in den 70ern taucht rechts auf einem Hügel plötzlich der Rundturm auf (N53°46.642´ W006°25.037´) - die schneegezuckerte Landschaft schafft völlig andere Eindrücke als die der "Grünen Insel", die man von früheren Sommerreisen her kennt!

Was weiß der neueste Dumont-Führer zu dieser Anlage: "Das Kloster Monasterboice, eines der hochberühmten Zentren irischer Gelehrsamkeit, wurde 521  ... gegründet und existierte über die Wikinger-Eroberungen hinaus bis 1122. Heute ist die Stätte bis auf das einsame Häuschen des Verwalters, der den Schlüssel für den Turm hat, verlassen inmitten der sanft gewellten Wiesenlandschaft. Vor der Westseite der in Ruinen gefallenen Nordkirche erhebt sich der 1097 mitsamt der Klosterbibliothek ausgebrannte Rundturm, den man heute wieder besteigen kann. Neben dem Muiredach-Kreuz, dem Höhepunkt der Hochkreuzkunst, steht das sog. Tall Cross, ebenfalls aus dem frühen 10. Jahrhundert stammend, doch stärker verwittert."

Völlig allein sind wir wieder mal bei einem der sicherlich im Sommer meistbesuchten Touristenziele: eine ganz eigenartige Stimmung liegt über den zum Teil schneebedeckten meterhohen Hochkreuzen, die wir schon in unserem Fotobeitrag vorgestellt haben - damals aufgenommen bei unseren ersten Reisen auf die Insel und so unverändert wie seit Jahrhunderten!

Die Wächter vom Rundturm ...

Das 5,40 m hohe Muiredach Kreuz, schneebedeckt ...

Eiskalt fegt es bei schönstem Sonnenschein über die Klosterruine und die meterhohen Kreuze Muiredach- und Tall Cross, nur der Bauer der benachbarten Farm erzeugt mit seinem Trecker eine Geräuschkulisse - wirklich einsam ist es hier im Winter!


© Text/Bilder 1999 J. de Haas