Noch mehr Bioweine ...

Nach einem ausgiebigen Frühstück, das ja für die Region gar nicht so typisch ist, machen wir uns auf zur Domaine Clos Naudin in Vouvray. Die Domaine gehört Philippe Foreau, einer Winzerlegende. Seit dem Jahr 1983 leitet er das Weingut, das sein Großvater 1923 gründete. Auch Philippe arbeitet nach biologischen Grundsätzen und baut nur Chenin Blanc an. Seine Weine reifen in alten 300 l Holzfässern, die nur zu 5% pro Jahr erneuert werden. Sein Name wird überall voll Ehrfurcht genannt, denn er gilt als sehr kompetenter Winzer, der Autorität ausstrahlt und mit Herzblut seine Weine produziert.

Bei Philippe Foreau ... ... weitläufige Keller voller Geheimnisse ...
Loire-Idylle mit Schloss ... ... der richtige Platz für ein Picknick ...

Überraschend schließt sich uns ein Sommelier-Pärchen aus Paris an. Der Besuch im Keller mit Verkostung ist allerdings wirklich eindrucksvoll: Philippe Foreau erzählt mitreißend von seinem Weingut, seinen Weinbergen und seinen Weinen. Er deutet an, dass die weitläufigen Keller so allerlei Schätze bergen. Da möchte man doch fast mal vergessen und eingeschlossen werden. Aber wir haben keine Chance  ...

Bester Stimmung geht es weiter in die Nähe von Château Montcontour, auch dieses Château ist eine Wein-Domaine. Am Ufer der Loire lädt uns Gerhild zu einem ihrer legendären Picknicke ein und wie immer, das Wetter macht mit. In schönster Sonne genießen wir allerlei Köstlichkeiten der Region. Eine kleine Ausnahme gibt es jedoch, statt eines Cremant der Loire kredenzt uns Gerhild als deutsche Champagnerbotschafterin einen Champagner "CH. L'Auche" zum Auftakt. Danach folgt ein Loirewein aus Vouvray, Les Girardieres 2015 von Bernard Fouquet. Der Blick auf die ruhig dahinfließende Loire macht das Glück perfekt!

Doch auch dieses wunderschöne Gelage muss irgendwann beendet werden, denn in der Domaine Huet in Montlouis wartet man bereits auf uns.

Die Domaine wurde 1928 von Victor Huet und seinem Sohn Gaston gegründet. Noël Pinguet, der Schwiegersohn von Gaston, führte das Weingut weiter, bis er es 2012 verließ. Noël Pinguet war einer der Vorreiter im biodynamischen Weinanbau, als man vor gut 25 Jahren hier damit begonnen hat. Gerüchteweise verließ Noël Pinguet die Domaine aufgrund von Differenzen mit den Besitzern Hwang, Geschäftsleuten aus New Jersey.

Wie schon in der vorher besuchten Domaine Clos Naudin wird auch hier ausschließlich Chenin Blanc angebaut. Das biodynamische Verfahren wird strikt befolgt und die Weine werden in Tuff-Höhlen bei konstanten 13°C gelagert, Überreste der Steinbrüche, aus denen man einst das Baumaterial für die Schlösser gewonnen hat. Domaine Huet ist bekannt für halbtrockene und süße Weißweine, die den Zusatz "Moelleux" tragen, was fruchtsüß bedeutet ...

... was blubbert da im Fässchen? Hefe, die Wein zum Cremant macht und immer bewegt werden muss ...
Was wurde hier verkostet?
Diesmal beginnen wir mit der Verkostung, bevor wir durch die weitläufigen Keller geführt werden. Überall hört man Blubbs, die Weine gären und wir dürfen auch unser Ohr mal direkt an das Spundloch eines Fasses halten und dem Most bei der Weinwerdung zuhören.

Eigentlich war heute ein Besuch von Schloss Chambord geplant, aber alle Teilnehmer kennen es bereits und da in der Nähe auch das Schloss Chenonceau liegt, übernehmen wir Teilnehmer die Programmhoheit und ändern die Planung. Gerhild macht mit, denn das bedeutet keinen Umweg und Chenonceau ist ebenfalls eine wunderschöne Anlage und hat dazu noch den Vorteil, dass dort Wein zur Verkostung angeboten wird.

Die Verkostung wird allerdings eine harte "touristische" Nummer, denn wir sind die letzten Tage dermaßen verwöhnt worden bei den renommiertesten Winzern der Loire, dass die hier angebotenen Weine kaum Begeisterung auslösen  können ...

Das Schloss wurde im 16. Jhdt. am Fluss Cher gebaut. Dabei wurden eine alte Burg und eine Mühle geopfert. Der Burgturm wurde umgebaut und steht allein am Zugang zum Schloss. Dieses wurde auf Pfeilern errichtet, die einst die Mühle abstützten.

Am monumentalen Portal findet sich wieder der Salamander - das Wappentier Franz I. -, der uns schon im Schloss Blois begegnete.

Chenonceau wurde von König Heinrich II seiner Geliebten Diane de Poitiers geschenkt, die allerdings nach seinem Tod von dessen Witwe Katharina von Medici verjagt wurde. Man kann Dianes Schlafzimmer, das grüne Kabinett von Katharina und den goldenen Salon von Franz I. besichtigen mit vielen Ausstattungsgegenständen der Rennaissance.

Eindruckvoll ist die schier endlose Galerie und die wundervolle Küche, die man gerne mal in Betrieb gesehen hätte.

So bemerkenswert die Treppen in Chambord und Blois sein mögen, auch hier gibt es eine Besonderheit, denn es findet sich eine der ersten geradläufigen Treppen mit Zwischenpodest, die in Frankreich nach italienischem Vorbild gebaut wurde.

Chenonceau mit altem Burgturm ... ... endlose Galerie mit Ausblick zur Cher ...
Voll ausgestattete Küche ... ... weitläufige Gärten ...

Unsere Zeit ist leider nur begrenzt und es zieht uns in die weitläufigen Gärten, denn das Wetter ist phantastisch.

Zurück in Tours machen wir uns auf in die Altstadt in das kleine rustikale Restaurant Dagobert, dem man von außen die überraschend vielfältige Weinkarte gar nicht zutraut. So findet der wundervolle Tag seinen krönenden Abschluss. Auf dem Rückweg nehmen wir in den Gassen einen typischen süßlichen Geruch war, der weder von Wein noch Bier stammt, sondern eher auf den Genuss von Marihuana zurückzuführen scheint ...

In Tours ist in der Nacht viel los und so müssen wir fast eine Stunde auf ein Taxi warten, aber Gerhild beschafft uns Craft-Bier aus einer nahegelegenen Kneipe, damit wir in der Zwischenzeit nicht verdursten ...

Chez Dagobert ... Was wurde hier verkostet?
Warten auf das Taxi ...


© 2020 Sixta Zerlauth