Vorbereitungen einer geschichtsträchtigen Verteidigung

Kurz nach dem hinterhältigen Angriff auf Pearl Harbor am 07. Dezember 1941 kam es zu weiteren japanischen Angriffen auf amerikanische Basen im Bereich der gesamten Philippinen. Obwohl zahlenmäßig sowie in der Bewaffnung stark unterlegen und von Verstärkung und Nachschub abgeschnitten, schafften es auf sich gestellte amerikanische und philippinische Truppeneinheiten, den wiederholten japanischen Angriffen nahezu sechs Monate standzuhalten.

Die beeindruckende Geschichte der mutigen Verteidigung von Bataan und Corregidor ist so oft erzählt worden, dass sie hier nicht wiederholt werden muss. Jedoch ist die herausragende Rolle, die Fort Drum bei diesem Erfolg spielte, allzu oft unbeachtet geblieben.

Stellungen in der Bucht von ManilaBereits kurz nach dem besagten 07. Dezember wurden die hölzernen Aufbauten auf dem obersten "Deck" des Forts ziemlich unspektakulär über Bord geworfen. Dies brachte ein uneingeschränktes Schussfeld in alle Richtungen für die übereinander liegenden Türme der 35-Zentimeter Geschütze, die eine Drehrichtung von 360° ermöglichten.

Zwei vorhandene 7-Zentimer Luftabwehrkanonen, die auf dem Oberdeck des Forts montiert waren, wurden durch mehrere Kaliber-50 Maschinengewehre ergänzt. Diese wurden ebenfalls als Luftabwehrwaffen für erforderlich gehalten und auch zur Abwehr möglicher Versuche, das Fort vom Wasser aus zu erstürmen.

Die normale Besatzung des Forts vom 59ten Küstenartillerie-Battalion wurde durch einige US Marines,  philippinische Aufklärer sowie zivile Spezialisten verstärkt, die bei der Verteidigung des Forts unterstützen sollten. Auf dem Höhepunkt der Verteidigungsanstrengungen waren insgesamt 240 Männer im Innern der Anlage zusammengepfercht.

Am 29. Dezember 1941 wurden die ersten von vielen Bomberattacken auf Corregidor geflogen, die größte der vier Inseln. Anfang Januar 1942 erfolgte der erste Luftangriff auf Fort Drum durch die japanische Luftwaffe. Die Beschädigungen durch diesen Angriff waren unbedeutend und folgenlos.

Einen Monat später wurden Artillerieeinheiten der Kaiserlichen Japanischen Armee auf die benachbarte Halbinsel Cavite verlegt (siehe Plan oben rechts) und begannen mit dem Beschuss des "Steinernen Schlachtschiffs". Die wesentlich größeren Geschütze des Forts antworteten sofort und drängten ihrerseits den Feind zurück.

Weitere Angriffe im März des Jahres 1942 brachten einige Beschädigungen am "Ausguck-Mast" des Forts mit sich sowie unbedeutende Absplitterungen einiger Stellen der Betonhülle.

Eine Laune der Natur

Anfang Mai 1942, nach der Eroberung von Bataan, bereiteten die japanischen Truppen die Invasion von Corregidor vor unter Einsatz von amphibischen Landungsbooten. Als Antwort darauf feuerten die großen Geschütze von Fort Drum über hundert Salven der 35-Zentimeter Geschosse auf feindliche Positionen auf Bataan und die mit Soldaten gefüllten Landungsboote.

Munitionsdepot Fort DrumDies war nur möglich aufgrund einer ungewöhnlichen Situation, die sich in dem Munitionslager des Forts ergeben hatte. Zu Beginn des Beschusses kam es zum Ausfall der Abluftventilatoren des Forts. Als Folge davon stieg die Temperatur im Munitionsdepot (Bild links) durch die Hitze der Dieselgeneratoren und das wiederholte Feuern der 35-Zentimer Geschütze auf mehr als 100°F an (ca. 40°C).

Diese Bedingungen erwiesen sich als gewaltiger Vorteil: Durch die Verwendung des überhitzten Schießpulvers ergab sich als Konsequenz eine erhöhte Geschwindigkeit des Mündungsfeuers, was wiederum zu einer vergrößerten Reichweite der 35-Zentimeter Geschütze über ihre üblichen rund 17 km hinaus führte. Die feindlichen Stellungen auf Bataan waren gut 20 km vom "Steinernen Schlachtschiff" entfernt. Doch der vergrößerte Aktionsradius durch das überhitzte Schießpulver ermöglichte den Kanonieren des Forts diese Stellungen wiederholt zu treffen.

Über 100 Salven der 35-Zentimer Kanonen erfolgten und halfen dabei, mehrere Angriffe auf Corregidor erheblich zu schwächen, wobei etliche Landungsboote versenkt und mehr als 3.000 feindliche Soldaten ums Leben kamen ...

Not macht erfinderisch

Nachdem japanische Truppen die Hafenverteidigungsstellungen in der Bucht von Manila eingeschlossen hatten, wurde der Nachschub an Munition, Treibstoff, Lebensmitteln und Wasser für Fort Drum nahezu unmöglich. Ab und zu konnten noch unter dem Schutz vollkommener Dunkelheit kleine Boote von Corregidor zu diesem Zweck losgeschickt werden. Häufiger jedoch scheiterten diese Aktionen entweder oder aber genügten nicht den Anforderungen der Besatzung des Forts.

Typisch für das, was während derartiger Belagerungszustände erforderlich ist, war der erste Schritt, Anzahl und Größe der Mahlzeiten zu verringern, um länger mit den verfügbaren Vorräten auszukommen. Glücklicherweise befanden sich im Inneren des "Steinernen Schlachtschiffs" zusätzliche Lebensmittelvorräte, die dort auch in Friedenszeiten für lange Schlechtwetterperioden vorgehalten wurden. Diese Vorräte, "Taifun-Ration" genannt, bestanden aus Mahlzeiten für 30 Tage und 200 Mann Besatzung.

Wassertank auf dem OberdeckZur weiteren Improvisation gezwungen, kamen die Männer schließlich noch auf eine interessante, wenn nicht geradezu geniale Lösung. Frischwasser war eines ihrer größten Bedürfnisse. Obwohl es einen kleinen Verdampfer und Wassertanks aus Metall im Inneren des "Steinernen Schlachtschiffs" gab, hatte sich das bereits vor dem Krieg als unzureichend für den Normalbetrieb des Forts herausgestellt.

Während der 1920er Jahre waren auf dem Oberdeck zwei große Tanks mit hölzernen Dauben und Bandeisen aus Metall errichtet worden, in der Nähe des "Hecks" vom "Steinernen Schlachtschiff" (einer davon ist durch einen Pfeil in der Skizze rechts gekennzeichnet).

Vor den ersten japanischen Angriffen hatten Soldaten des Forts einen der Tanks demontiert und im Maschinenraum wieder aufgebaut. Der andere Tank wurde offenbar später entweder über Bord geworfen oder aber durch feindlichen Beschuss zerstört.

Als die Wasserversorgung in Gefahr geriet, weil der Feind begann, den Nachschub zu unterbrechen, hatte jemand die großartige Idee, die Kapazität der Wasservorräte des Forts dadurch zu erhöhen, dass man leere 35-Zentimeter Granathülsen verwendete. In Friedenszeiten wurden üblicherweise leere Hülsen wieder an Land geschickt, um sie dort erneut aufzufüllen. Als das nicht länger möglich war, verwendeten die Soldaten auf Fort Drum die leeren Hülsen dazu, zusätzliche Frischwasservorräte anzulegen, sobald dieses möglich war. Mehrere hundert Hülsen wurden so verwendet, jede fasste rund 190 Liter. 

Sogar die Versorgung mit amerikanischen Flaggen war während der Belagerung unterbrochen, da feindliches Feuer jede Flagge, die über dem Fort flatterte, entweder zerfetzte oder aber in Brand setzte. Die "Stars and Stripes" wurden deshalb per Hand auf eine Metallplatte gemalt und diese dann als Provisorium gehisst ...

Die Verteidigungsstellungen in der Bucht von Manila waren miteinander durch Untersee-Telefonkabel verbunden, diese wurden jedoch gelegentlich beschädigt und unbrauchbar gemacht durch Tonnen von Kampfmitteln, die auf die Forts abgefeuert oder abgeworfen wurden. Kurzwellenfunk und Signallampen waren nützlich als Ersatz, konnten aber durch den Feind abgehört oder gestört werden.

Wieder einmal löste jemand auf geniale Weise auch dieses Problem: Eine Signallampe wurde in einer der 15-Zentimeter Kanonen auf der nach Corregidor gerichteten Seite von Fort Drum befestigt. Mit dieser Kanone wurde dann auf die Signal-Empfangsstation der größeren Insel gezielt und es wurden Nachrichten gesendet, die nicht gestört werden konnten.

Die letzten Tage der Verteidigung

Nach wiederholten Versuchen, Corregidor in der Nacht des 05. Mai 1942 zu erstürmen, brachten es die japanischen Streitkräfte schließlich fertig, trotz schwerer Verluste am nächsten Morgen einen Brückenkopf auf der befestigten Insel zu errichten.

Als danach japanische Infanterie mit Landungsbooten von Bataan dorthin gebracht wurde, erteilte der kommandierende Offizier von Corregidor an Fort Drum den Befehl, diese Einheiten unter Beschuss zu nehmen. Auf die Mitteilung, dass dichter Rauch und Dunst den Feind verdecken würde, antwortete der Offizier: "Dann feuert irgendwo hinein in diesen Rauch, irgendwo zwischen uns und Bataan; ihr könnt sie nicht verfehlen!"

Beide 35-Zentimeter Geschütztürme von Fort Drum begannen daraufhin zu feuern und erhielten die Nachricht, dass Landungsboote getroffen wurden - und die Aufforderung: "Weiter so!"

Und das machten sie auch bis 11:40 Uhr an diesem Morgen. Um diese Zeit hatten es allerdings bereits ausreichend viele Japaner geschafft, auf Corregidor an Land zu gehen und die letzten verzweifelt verteidigten Stellungen anzugreifen und die Verletzten einzukreisen, die auf der Insel hilflos in einem provisorischen Feldlazarett lagen.

Widerstrebend gab General Jonathan M. Wainwright am 06. Mai 1942 den Befehl an alle amerikanischen Truppen im Bereich der Bucht von Manila, am Mittag zu kapitulieren, um der völligen Vernichtung zu entgehen.

Als die Besatzung von Fort Drum von diesem Befehl erfuhr, wollte sie eigentlich weiterkämpfen, da ihre stark gepanzerten Geschütztürme unbeschädigt geblieben waren. Jedoch mussten Befehle, auch wenn sie ganz und gar unpassend erschienen, trotz allem befolgt werden ...

"Aus" für Fort Drum ...Vor der Kapitulation machten die Verteidiger von Fort Drum all ihre Waffen unbrauchbar. Sie zerstörten auch die Feuerleiteinrichtung der Kanonen, die diesel-elektrischen Generatoren und fluteten die Munitionskammern mit Seewasser.

Genau zu Mittag an diesem Tag wurde die provisorische amerikanische Flagge über Fort Drum eingeholt. Obwohl mehr als tausendmal getroffen, hatte die Besatzung des Forts lediglich 5 Verletzte und keinen einzigen Toten in diesen ersten Monaten des Jahres 1942 zu beklagen.

Von den 240 Männern, die an diesem Tag in Gefangenschaft gerieten, sind jedoch nur 28 bekannt, die den Krieg überlebt haben ...

Die 35-Zentimeter Kanonen des "Steinernen Schlachtschiffs" waren niemals außer Betrieb und beschossen noch japanische Stellungen auf Bataan bis fünf Minuten vor dem Zeitpunkt der Kapitulation. Sie waren die letzten großkalibrigen Geschütze der vier befestigten Inseln, die dazu noch in der Lage waren.

Das Geschützrohr nur einer der 15-Zentimeter Kanonen wurde zweimal getroffen und dabei so stark verbeult, dass damit anschließend nicht mehr geschossen werden konnte. Die Luftabwehrgeschütze hielten feindliche Sturzkampfbomber jedoch davon ab, viele Angriffe aus geringer Höhe zu machen. Bombardements des Forts aus großer Höhe erwiesen sich als nicht effektiv. Nur zwei der Hunderte abgeworfener Bomben trafen tatsächlich das Fort und diese verursachten keine wesentlichen Beschädigungen. Am allerletzten Tag der Belagerung wurde noch ein japanischer Sturzkampfbomber abgeschossen, der einzige derartige Sieg der Luftabwehr, der überhaupt von den Verteidigern des Forts erzielt wurde.

Das Fort verlor etliche Dezimeter seiner Betonoberfläche an manchen Stellen, hauptsächlich durch direkte Treffer japanischer Artilleriegranaten. Aber das Innere des Forts wurde niemals durch feindlichen Angriff beschädigt. Im Ergebnis blieb Fort Drum voll funktionsfähig, obwohl es mehr als 5 Monate lang feindlichen Kriegsschiffen erfolgreich die Hafeneinfahrt verwehrte.

Die Befreiung von Fort Drum

Die Japaner besetzten in der Folge das Fort, waren allerdings niemals in der Lage, die massiven Beschädigungen zu reparieren, die von den amerikanischen Verteidigern hinterlassen  worden waren.

Im Oktober 1944 wurde die MUSASHI, eines der beiden von den Japanern gebauten Superschlachtschiffen, in der Nähe der Philippinen durch ein Geschwader amerikanischer Träger-gestützter Flugzeuge versenkt. Einige der Überlebenden der Besatzung wurden in die Bucht von Manila verlegt, um die Einheiten zu verstärken, die einen Angriff der Alliierten abwehren sollten.

Eine Ironie der Geschichte wollte es, dass 65 Crewmitglieder des Schlachtschiffs MUSASHI auf das "Steinerne Schlachtschiff" verlegt wurden. Allerdings verfügten diese lediglich über Handfeuerwaffen, um ihr neu erobertes "Schlachtschiff" zu verteidigen.

Amerikanische Rückeroberung ...Als die amerikanischen Truppen zurückkehrten, um die Philippinen zu befreien, geriet Fort Drum erneut unter Beschuss. Diesmal erwies es sich nahezu genau so unverwundbar gegen amerikanische Kampfmittel wie  bereits gegen japanische Waffen.

Die letzte der vier zurückzuerobernden Inseln bot mit ihrer Katakombenstruktur eine starke Verteidigungsstellung für die fanatischen Japaner, die dort stationiert waren und sich weigerten aufzugeben. Aufgrund dieses Sachverhalts mussten heftigste taktische Maßnahmen ergriffen werden ...

Ein amerikanisches Landungsboot, das mit einer Rampe ausgestattet worden war, von der aus man das Oberdeck von Fort Drum erreichen konnte, setzte einen Zug von Grenadieren ab, die das von vielen Kämpfen gezeichnete Deck absicherte (Bild links), während ein zweiter Zug mit Sprengungsexperten Öl und Sprengsätze in die Ventilationsschächte einbrachte. Danach wurde den Japanern eine letzte Chance gegeben, zu kapitulieren ...

Die Explosion von Fort DrumJedoch weigerten sich die japanischen Seeleute, die sich unten versteckt hielten nach wie vor, heraus zu kommen und sich zu ergeben. Die Amerikaner blockierten daraufhin die Zugänge zum Innern des Forts und zogen ab zu ihrem Landungsfahrzeug. Nachdem sie einen Sicherheitsabstand zwischen sich und das Fort gebracht hatten, wurden die Sprengsätze gezündet.

Eine gewaltige Explosion folgte (Bild rechts), begleitet von einem rasenden Feuer, das mehrere Tage im Innern des "Steinernen Schlachtschiffs" wütete. Es gab keine Überlebenden unter den 65 Japanern. Der Krieg ist die Hölle ...

Aber selbst dieses katastrophale Geschehen konnte die komplette Struktur des Bauwerks nicht zerstören, ebenso wenig wie wie die 35-Zentimeter Geschütztürme. Die Innenräume des Forts waren allerdings unreparierbar beschädigt und so erfolgten keine Versuche, sie wiederherzustellen.

Neue Entwicklungen der Kriegstechnik hatten solche Anlagen zum Schutz von Häfen mittlerweile überflüssig gemacht. So kommt es, dass stattdessen der einzige Nutzen heutzutage darin liegt, als Navigationshilfe zu dienen ...

Der stille Wächter

In den 1970er Jahren wurde Metallschrott aus dem Inneren der Anlage entfernt, aber die großkalibrigen Kanonen waren zu schwer und schwierig zu beseitigen. Diesbezügliche Versuche haben eines der langen Kanonenrohre seltsam schief und verbogen zurückgelassen.

Den Launen von Mutter Natur und Vater Neptun überlassen, hat Fort Drum als stiller Wächter an der Einmündung der Bucht von Manila hartnäckig die letzten Jahrzehnte überdauert.

Heutzutage sind die einzigen menschlichen Besucher von Fort Drum, die vorsichtig durch dessen ramponierte und vom Wetter verschlissenen Sicherheitsschleusen ins Innere vordringen, zumeist Neugierige und Freizeithistoriker.

Passagiere und Crews vorbeifahrender Schiffe sind oft verwundert beim Anblick dieser aufgelassenen und seit langem schutzlosen Anlage. Nur wenige wissen oder können sich überhaupt vorstellen, dass dies hier einst das einzige unsinkbare "Steinerne Schlachtschiff" der Welt war. Fort Drum ist in diesem Sinne sowohl einzigartig als auch von historischer Bedeutung. Deshalb muss seine Geschichte von Zeit zu Zeit wieder einmal erzählt werden. Was wir hiermit getan haben ...

Viele Treffer: Reste der 15-Zentimeter Kasematten Die 35-Zentimeter Kanonen heute Zugang für Freizeithistoriker ...

Letzter Gruß ..? 


© 2017 Bill Lee, Deutsche Übersetzung: Explorer Magazin


Anm. der Red.: Weitere Beiträge von Bill Lee finden sich in unserer Autorenübersicht