NOMADIC: Zubringerschiff der TITANIC ...

Das weltletzte Schiff der White Star Line

Die letzte: SS Nomadic ...

Vorwort

Die SS NOMADIC wurde im Jahr 1910 von der White Star Line beschafft, um als Zubringer- und Arbeitsschiff (Tender) für ein Trio großer Ozeandampfer zu dienen - so auch für die unglückselige TITANIC sowie die OLYMPIC und die BRITANNIC -, die alle zu groß waren, um im Hafen von Cherbourg  in Frankreich anlegen zu können.

Zubringerschiff unterwegs zum Ziel ...NOMADIC und ein weiteres ähnliches Schiff transportierten Passagiere, ihr Gepäck, die Post und Vorräte zu und von den Schiffen, wenn sie ein paar Meilen vor der Küste ankerten.

All diese Passagierdampfer und auch der andere Zubringer, der sie einst versorgte, sind längst Vergangenheit. Lediglich die NOMADIC existiert heute noch als einziger erhaltener Dampfer der White Star Line nach fast einem Jahrhundert, in dem sie in verschiedenster Form nützliche Dienste leistete.

Sie kehrte im Jahr 2006 an ihren Entstehungsort zurück und wurde anschließend akribisch restauriert, um sie wieder ihrer ursprünglichen Ausstattung anzunähern.

Dauerhaft angedockt liegt sie heutzutage in Belfast, Nordirland, und ist dort Zeuge der Schiffsbaukunst vom Anfang des 20. Jahrhunderts, nun wieder für alle zu sehen und zu bewundern ...

Design & Konstruktion

Die NOMADIC ist rund 70 Meter lang, gut 11 Meter breit und hatte bei ihrer Fertigstellung im Jahr 1911 eine Wasserverdrängung von 1.273 BRT. Sie hat einen genieteten Stahlrumpf und konnte voll beladen mehr als 1.000 Passagiere befördern.

Kiellegung 1910 ...Große Lounges dominierten ihre beiden Passagierdecks. Das Schiff war aufgeteilt in getrennte Bereiche für Passagiere der ersten und zweiten Klasse sowie einen kleinen Bereich achtern auf dem untersten Deck für Passagiere der dritten Klasse.

Aufgrund ihrer Aufgabe als Zubringerschiff war das Komfortangebot für die Passagiere allerdings nur minimal.

Dennoch aber waren die Räumlichkeiten für die Passagiere besser ausgestattet als auf anderen Zubringerschiffen jener Zeit. Die NOMADIC präsentierte sich mit gepolsterten Bänken, Springbrunnen aus Porzellan, geräumigen Toiletten und einer Büfett-Bar. Holzverkleidungen waren überall zu finden, wobei die der ersten Klasse kunstvoller waren als die der anderen Bereiche. 

Die NOMADIC verfügte über zwei Kohlekessel und zwei Verbunddampfmaschinen. Ihre Höchstgeschwindigkeit lag bei 12 Knoten (22 km/h). Zu ihrer Reichweite wurden keine Daten veröffentlicht.

Die Kiellegung des Schiffes erfolgte Ende 1910 auf einer kleinen, abfallenden Helling, die an den Bereich angrenzte, wo auch die drei Ozeandampfer der White Star Line bei der Harland und Wolff Werft in Belfast gebaut wurden. Vom Stapel gelassen wurde es am 25. April 1911 und etwas mehr als einen Monat später ausgeliefert.

Obwohl sie im Vereinigten Königreich für eine inländische Schifffahrtsgesellschaft gebaut worden war, wurde die NOMADIC zunächst in französischen Gewässern und von einer französische Besatzung betrieben. Tiefgangmarkierungen waren sowohl nach dem Imperial Standard als auch nach dem metrischen System auf jeweils gegenüberliegenden Seiten ihres Rumpfes angebracht.

Ursprüngliche Aufgaben

Die NOMADIC legte erstmals am 03. Juni 1911 in ihrem Heimathafen Cherbourg an, um dort als Zubringerschiff für die White Star Line eingesetzt zu werden. Zunächst arbeitete sie für die RMS OLYMPIC und später auch die RMS TITANIC - für diese allerdings nur ein einziges Mal. Die Bilder unten aus der Zeit zeigen, wie sie Passagiere von einem Ozeandampfer übernimmt, anschließend unterwegs ist in französischen Küstengewässern und schließlich die Passagiere in Cherbourg wieder absetzt. 

Abholung beim Ozeandampfer ... Fahrt durch französische Küstengewässer ...

... und Absetzen der Passagiere in Cherbourg

Am 10. April 1912 beförderte sie 274 Passagiere vom Hafen Cherbourg zur RMS TITANIC, von wo aus sie zur verhängnisvollen Jungfernfahrt des zum Untergang verurteilten Schiffes aufbrachen. Eine dieser Passagiere war die amerikanische Millionärin Margaret Brown.

Sie überlebte die Katastrophe, wurde später als Heldin bezeichnet und berühmt als "die unsinkbare Molly Brown" - ein Spitzname, der später zum Titel sowohl eines Musicals als auch dem eines Films über ihr Leben wurde ...


© 2015-2019 Bill Lee, Deutsche Übersetzung: Explorer Magazin