US Navy "History"

Epidemie auf See:          

USS LEVIATHAN  29.09. - 07.10.1918 

 

Auswirkungen einer Pandemie ...  

Die USS VATERLAND ...

Aktualisierte Vorbemerkung der Red., April 2020

Die weltweite Corona-Pandemie des Jahres 2020 legt einen Rückblick nahe: Solche Pandemien verbreiten immer Schrecken, tragen aber, wenn sie wirklich einschneidend sind, durchaus auch zu Umbrüchen in Staat und Gesellschaft bei. So kann man die mittelalterliche Pest als erste derartige Seuche sehen, die gegen Mitte des 14. Jahrhunderts begann, Europa in Angst und Schrecken vor dem "Schwarzen Tod" zu versetzen.

Nach dem Tod von rund 25 Millionen Menschen begann sich auch das jahrhundertelang festliegende Weltbild maßgeblich zu ändern, die bis dahin dominierenden kirchlichen Kräfte hatten die Katastrophe nicht abwenden können und es kam die Zeit der ersten Reformatoren.

Auch die weltweit grassierende Influenza-Pandemie "Spanische Grippe", die ab 1918 wieder erhebliche Veränderungen im Erscheinungsbild Europas verursachte, war eine ähnliche Heimsuchung: Bis zu geschätzten 50 Millionen Tote, somit ungefähr so viele wie später der Zweite Weltkrieg mit sich bringen sollte, und die mit der Seuche verbundenen Folgen führten ebenfalls zu etlichen Umbrüchen in Politik und Gesellschaft. Bis heute ist nicht letztlich geklärt, ob und in welchem Umfang die Spanische Grippe mitentscheidend war für Ausgang und Ende des Ersten Weltkriegs.

Im unserem dritten Beitrag von Bill Lee zur Navy "History" geht es um den ehemals deutschen Passagierdampfer VATERLAND, der nach Beginn des Ersten Weltkriegs durch die USA beschlagnahmt und später in USS LEVIATHAN umbenannt wurde. Das im Beitrag aus Sicht des Schiffes als Epidemie an Bord bezeichnete katastrophale Geschehen ist heute als Teil der damaligen Pandemie zu sehen, die weltweite Ausbreitung fand.

USS LEVIATHAN: Umwandlung zum Truppentransporter ...Auf dieses Schiff stoßen wir indirekt auch noch an anderen Stellen im Explorer Magazin: Maßgeblich am Umbau der LEVIATHAN beteiligt war Francis Gibb, der spätere Konstrukteur der SS AMERICA und der SS UNITED STATES.

In Zeiten von Ebola und Corona sowie in Erinnerung an eine erste AIDA-Kreuzfahrt des Explorer Teams, bei der wir schon 2013 auf eine damals doch noch sehr ungewohnte Desinfektions-Kampagne an Bord stießen, erscheint der folgende Bericht über Zeiten der Spanischen Grippe wieder hoch aktuell. Und damit auch die Geschichte der USS LEVIATHAN sowie einer ihrer Fahrten gegen Ende des Ersten Weltkriegs, die dem Leser auch heute noch Schauer über den Rücken jagen kann ...  


Historische Fußnote ...

Der Erste Weltkrieg kostete schätzungsweise 16 Millionen Opfer. Die Grippeepidemie, die die Welt im Jahr 1918 ereilte, tötete weitere geschätzte 50 Millionen Menschen.

Im späten Frühling des Jahres 1918 trat die erste Welle dieser Erkrankung, die anfangs als "Dreitagefieber" eingestuft wurde, ohne jede Vorwarnung auf. Es liegen hierzu nur Berichte von wenigen Todesfällen vor. Die Kranken waren nach ein paar Tagen bereits wieder gesund.

Als die Krankheit dann im Herbst desselben Jahres erneut auftauchte, war die Lage bereits deutlich ernster: Etliche Opfer starben bereits innerhalb weniger Stunden nach den ersten Symptomen. Andere erlagen der Krankheit nach ein paar Tagen.

Die Seuche von 1918 machte keine großen Unterschiede: Sie grassierte überall an Land und sogar auf See. Junge Erwachsene, die normalerweise eher unempfindlich sind gegen derartige Infektionskrankheiten, waren mit am schlimmsten betroffen, darunter auch die Soldaten, die seinerzeit wie Sardinen an Bord der USS LEVIATHAN gepackt waren ...

Die USS LEVIATHAN

Bei diesem Schiff handelte es sich um den ursprünglich deutschen Transatlantikliner VATERLAND, der mit rund 290 Meter Länge und mehr als 30 Meter Breite eines der größten Schiffe der Welt war, als er im Jahr 1914 erstmalig als Passagierschiff zum Einsatz kam.  

Zu Beginn des Ersten Weltkrieges im August 1914 wurde das Schiff in Hoboken, New Jersey, aufgelegt und bei Kriegseintritt der Vereinigten Staaten von der US Navy beschlagnahmt. Neu ausgerüstet als Truppentransporter wurde das Schiff im Juli 1917 unter dem Namen USS VATERLAND in Dienst gestellt, allerdings bereits zwei Monate später in USS LEVIATHAN umbenannt.

Ende 1917 begann die LEVIATHAN Truppen nach Europa zu bringen: Manchmal transportierte sie dabei nicht weniger als 12.000 Soldaten zusätzlich zur Navy Crew von mehr als 2.000 Seeleuten. Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs hatte sie fast 120.000 Menschen an die Front in Europa befördert. Nach dem Waffenstillstand im November 1918 absolvierte sie neun weitere Atlantiküberquerungen, bei denen sie Tausende von verwundeten und erschöpften Veteranen heim nach Amerika brachte.

Transport wie Sardinen: Überfahrt mit tausenden Soldaten ... Nach dem Krieg wieder unterwegs als SS LEVIATHAN ...

In der Nachkriegszeit wurde sie erneut in einen Passagierdampfer umgebaut. Sie behielt dabei den Namen SS LEVIATHAN und fuhr nun wieder als Transatlantikliner, wenngleich auch unprofitabel, bis in die frühen 30er Jahre. Nachdem sie nochmals einige Jahre in Hoboken aufgelegt worden war, erfolgte schließlich im Jahre 1938 ihre Verschrottung.

Als das Schiff 1917 von einem luxuriösen Passagierschiff in einen Truppentransporter verwandelt wurde, baute man Aufenthaltsräume, Passagiersuiten und sogar einige Frachträume derart um, dass man einfache Kojenplätze für Tausende von Soldaten gewann. Darüber hinaus wurden umfangreiche Möglichkeiten an Bord geschaffen für eine große medizinische Abteilung.

Medizinische Abteilung und Ausstattung

Beim Umbau des großen deutschen Schiffs zu einem Truppentransporter im Juli 1917 wurde die elegante Halle des Erste Klasse Salons als Standort ausgewählt für den großen medizinischen Bereich. Der einst beliebte Treffpunkt für Passagiere erstreckte sich über mehr als 380 qm Deckfläche, dazu gehörte eine erhöhte Orchesterbühne und eine mit Verzierungen versehene gewölbte Saaldecke. Im Rahmen der Umbaumaßnahmen wurde der große Konzertflügel vom Schiff gebracht und die Bühne bis zur Ebene des Decks abgebaut.

Umwandlung von Luxussalons ... ... in Massen-Krankenlager ...

Nach der Entfernung der gesamten Einrichtung und Möbel der Salonhalle wurden eine medizinische und eine chirurgische Station eingerichtet sowie eine Quarantänestation. Insgesamt waren hier nun 182 Betten verfügbar. Im Bereich der Orchesterbühne wurden zwei OP-Räume und ein Raum zur Entkeimung eingerichtet. Ein Kranken-Sprechzimmer wurde vor diesem Lazarett-Trakt errichtet und im hinteren Teil eine große Bordapotheke. Auch angrenzende Räumlichkeiten wurden so umgebaut, dass zusätzliche Kapazitäten für medizinische Zwecke entstanden.

Die medizinische Abteilung des Schiffes verfügte ursprünglich über 5 Ärzte. Diese Zahl wurde zunächst auf 7 erhöht und schließlich auf 9, als sich dies später als erforderlich erwies. Dieses Ärzteteam wurde anfangs von 4 Apothekern und 130 Navy Sanitätern unterstützt.

Glücksfall für das Schiff: Navy Krankenschwestern an Bord ...Im Juli 1918 begann die LEVIATHAN damit, verwundete amerikanische Soldaten zurück nach Hause zu transportieren. Um sie entsprechend versorgen zu können, wurde das medizinische Personal des Schiffes zusätzlich durch Krankenschwestern der Navy verstärkt. Diese Frauen waren mit die ersten - falls nicht überhaupt die ersten - Mitglieder des Truppenteils der Navy Krankenschwestern, die an Bord eines Schiffes Dienst tun mussten, das sich regelmäßig im Kriegseinsatz befand. Ihr Einsatz auf der LEVIATHAN kam genau richtig zu einem Zeitpunkt, als es schließlich darum ging, den größten medizinischen Katastrophenfall auf dem Schiff zu bewältigen.

Bei ihren Einsätzen während des Krieges verliefen die meisten Transatlantikfahrten der LEVIATHAN vergleichsweise unspektakulär: Es gab Gefährdungen durch U-Boote, Stürme und Seekrankheit ... die auch durchlitten werden mussten von Hunderten, wenn nicht Tausenden von Landratten in Khakiuniform. Aber diese Art von Gefahren und Unannehmlichkeiten waren unbedeutend im Vergleich zu einer anderen Bedrohung, die noch vor Abfahrt des Schiffes nach Europa in Hoboken am 29. September 1918 auftauchte ...

Die Hinfahrt

Als sich die Tausende von Soldaten einschifften, gab es bereits beunruhigende Anzeichen von etwas, mit dem sie auf See konfrontiert werden würden: Etliche bereits kranke Männer, die sich am Pier aufgereiht hatten, um an Bord zu gehen, brachen plötzlich zusammen und mussten in ein Krankenhaus am Ort verlegt werden.

Beginn einer Höllenfahrt: Die USS LEVIATHAN verlässt den Hafen von New York ...Andere, die bereits an Bord gegangen waren, zeigten klassische - und sich rasend schnell verschlimmernde - Symptome einer Grippeerkrankung. Diese Soldaten wurden noch vor dem Auslaufen des Schiffes von Bord gebracht.

Zu Friedenszeiten hätten diese frühen Anzeichen einer drohenden Epidemie sicherlich dazu geführt, das Auslaufen des Schiffes zu verhindern. Aber es herrschte noch Krieg - und Befehle waren Befehle.

Als die LEVIATHAN den Hafen von New York inmitten von dichtem anderen Schiffsverkehr verließ, war der Himmel klar und die See ruhig.

Ihre Passagierliste enthielt über 8.100 Männer der US Army. Zusätzlich zu 260 Offizieren und 8.873 Soldaten waren unter den Militärpersonen an Bord des Schiffes auch - glücklicherweise, wie sich später herausstellen sollte -, zwei Sanitätseinheiten der Army mit mehreren Ärzten und 191 Krankenschwestern.

Das Schiff hatte bei dieser Fahrt 2.222 Besatzungsmitglieder, womit sich insgesamt rund 11.800 Personen dicht gepackt an Bord aufhielten. Diese hohe Zahl von Menschen an Bord auf vergleichsweise geringem Raum machte die rasende Ausbreitung der hochansteckenden Grippe leicht - und tödlich.

Wie viele vom an Bord befindlichen Militärpersonal und auch von der Navy Crew beim Auslaufen an diesem Tag bereits erste Symptome der Grippe zeigten, ist heute natürlich unbekannt. Aber schon kurz nach Verlassen des Hafens begannen bereits zahlreiche Menschen, sich im Lazarett krank zu melden. Am nächsten Morgen waren bereits sämtliche verfügbaren Betten im Schiffslazarett belegt.

Ein Besatzungsmitglied hatte sich bereits ebenfalls krank gemeldet und war unter Quarantäne gestellt worden, bevor das Schiff den Hafen verließ. Seine Grippeerkrankung führte zu einer Lungenentzündung und der Mann verstarb schon kurz danach am 30. September. In aller Eile wurden Vorkehrungen getroffen, 200 Passagiere einer Nachbarabteilung zu verlegen, um mehr Platz für das Schiffslazarett zu schaffen. Innerhalb weniger Stunden waren sämtliche Kojen dieser Abteilung mit schwer erkrankten Soldaten belegt. In einigen Fällen wurden sogar hilflose Männer gefunden, die auf den Decks des Schiffes lagen. Diese mussten von den Seeleuten einzeln ins Lazarett gebracht werden, wobei die Pflegekräfte der sich rasend schnell ausbreitenden Epidemie direkt ausgesetzt wurden.

Aufbau von Notfall-Krankenlagern ...Während der nächsten zwei Tage wurden weitere Bereiche des Schiffes in Krankenlager umgewandelt: Die bisherigen Bewohner wurden dabei in anderen, ebenfalls bereits voll belegten Truppenunterkünften zusammengepfercht. Diese Maßnahme brachte 878 zusätzliche Kojen für die schwer Erkrankten - und die Sterbenden ...

Da aber diese Abteilungen ursprünglich nicht für Patienten vorgesehen waren, erwiesen sich die obersten Kojen hier als zu hoch, um noch von den Krankenschwestern erreicht werden zu können. Die Hygienebedingungen in diesen Bereichen verschlechterten sich ebenfalls rapide. Auch in anderen Truppenunterkünften leistete das Zusammenwirken von ständigem Kontakt auf engstem Raum sowie unzureichender Belüftung einen wesentlichen Beitrag zur Verbreitung der tödlichen Krankheit.

So wurden ständig Soldaten gefunden, die bereits bewusstlos in ihren Kojen lagen und bewegungsunfähig oder in hilflosem Zustand waren. Ihre Kameraden schafften sie daraufhin ins Lazarett und setzten sich dabei ebenfalls der Ansteckung aus.

Medizinische Versorgungskrise mitten auf dem Ozean ...

Als das Schiff inzwischen mitten auf dem Ozean angekommen war, hatten sich die Bedingungen weiter wesentlich verschlechtert: Die Anzahl schwer Erkrankter konnte von der medizinischen Abteilung des Schiffes nicht mehr bewältigt werden. Am 01. Oktober organisierte der verantwortliche Offizier der mitreisenden Army-Sanitätseinheiten die Unterstützung der Navy-Mediziner an Bord - allerdings war er dann gezwungen, sich in seine Kabine zurückzuziehen, da ihn die Grippe selbst ebenfalls befallen hatte. 

Schutz vor gefährlicher Infektion ..?Das medizinische Personal des Schiffes konzentrierte seine Bemühungen hauptsächlich auf den Bereich des normalen Schiffslazaretts der LEVIATHAN und diejenigen, die seit Anbruch der Reise beeinträchtigt waren. Trotz der immerhin geringfügig möglichen Vorsichtsmaßnahmen wurden einige vom Personal ebenfalls von der Epidemie erfasst und mussten in ihren Quartieren versorgt werden. Es gab einfach keinen Platz mehr für sie im Lazarett des Schiffes.

Die Lage an Bord entwickelte sich noch übler, als plötzlich zusätzlich etliche Fälle von Mumps und Masern diagnostiziert wurden. Diese Patienten mussten noch von denjenigen mit der Grippeinfektion isoliert werden, andernfalls wäre ihr geschwächter Organismus sofort von der noch gefährlicheren Infektionskrankheit befallen worden.

Die Ärzte, Krankenschwestern und Sanitäter der Army widmeten sich den Hunderten von Soldaten, die krank in den provisorischen Quartieren lagen, die man für ihre Versorgung hergerichtet hatte. Einige dieser Betreuer wurden selbst infiziert und außer Gefecht gesetzt - sie mussten ebenfalls unter Quarantäne gestellt werden bis zur Ankunft des Schiffes im nächsten Hafen.

Diejenigen, die gesund blieben während der gesamten Quälerei, schafften dies irgendwie trotz ihrer unzähligen Arbeitsstunden. Einige schoben 24-Stunden Wachschichten, andere wiederum arbeiteten 48 Stunden. Soldaten wurden nun zwangsverpflichtet, bei der Reinigung der Lazaretträume zu helfen. Überwältigt von dem, was sie sahen, hörten und rochen, verschwanden jedoch viele von ihnen ganz bewusst bei der ersten Gelegenheit und ließen die bedrängten Krankenschwestern und Sanitäter allein zurück mit ihrer schmutzigen Arbeit.

Während der ersten vier Tage der Reise war der Atlantik ruhig. Aber am 04. Oktober wurde die See rau und das Schiff begann heftig zu rollen. Hunderte Soldaten, sowohl kranke als auch gesunde, wurden nun noch von Seekrankheit befallen.

Für all diese gab es nur wenig Erleichterung und diejenigen, die ans Bett gefesselt waren und nicht an die frische Luft konnten - oder an die Schiffsreling - litten am meisten.

Ankunft in Brest ...Viele der Grippekranken bekamen noch schwere Lungenentzündungen - und starben. Bevor man die Küste erreichte, wurden mindestens 2.000 Grippefälle diagnostiziert und an Bord der LEVIATHAN behandelt. Trotz der vereinten Anstrengungen der medizinischen Abteilungen beider Truppenteile waren schließlich fast 100 Tote das Ergebnis dieser Grippeepidemie.

Wenn ein Opfer für tot erklärt worden war, wurde es einbalsamiert und in einem Standardsarg der Navy untergebracht. Die Notwendigkeit, sich um die Lebenden zu kümmern und den Hafen so schnell wie möglich zu erreichen, verhinderte jegliche Form von Begräbniszeremonien auf See.

Am 07. Oktober 1918 schließlich erreichte die LEVIATHAN die Hafenstadt Brest in Frankreich. Bettlägrige Patienten wurden so schnell wie möglich von Bord gebracht, insgesamt 966.

Der tödliche Tribut

Der erste Tod eines Soldaten während der Überfahrt wurde am dritten Tag nach der Abfahrt aus Amerika verzeichnet. Während der letzten drei Tage auf See stieg die Anzahl der Todesfälle alarmierend in die Höhe. Am 05. Oktober waren zehn Todesfälle dokumentiert, am nächsten Tag schon 24 und am dritten Tag bereits 31. Hätte die Überfahrt noch etwas länger gedauert, kann sich jeder vorstellen, wie viele mehr arme kranke Seelen noch gefolgt wären.

Jedoch starben auch so noch 15 der LEVIATHAN-Passagiere am Tag nach der Ankunft des Schiffes im Hafen und ihrer Verlegung in ein nahes Krankenhaus. Die Gesamtzahl der Opfer dieser Überfahrt belief sich schließlich auf 99 Personen. Bei 96 von ihnen handelte es sich um Soldaten der Army und den übrigen drei um Mitglieder der Navy Crew.

56 der Grippeopfer wurden in Frankreich beigesetzt. Das Schiff brachte 33 Opfer zur Beerdigung zurück in die Vereinigten Staaten und sieben weitere erhielten eine Seebestattung. Die historischen Schiffsaufzeichnungen geben keinen Aufschluss darüber, warum und von wem diese Auswahl erfolgte.

Epilog

Falls es überhaupt einen Trost gibt in dieser düsteren Statistik, dann den, dass wenigstens niemand vom medizinischen Personal der Army oder des Schiffes bei dieser Überfahrt starb. Das kann als kleines Wunder angesehen werden in Anbetracht der Tatsache, wie sehr sie der gefährlichen Krankheit schier endlose Tage lang ausgesetzt waren.

Mitglieder der medizinischen Abteilung des Schiffes und andere Teile der Mannschaft, die sich die Grippe während der Überfahrt zugezogen hatten, blieben an Bord und wurden dort von ihren Kameraden behandelt, bis sie wieder an ihre Plätze zurückkehren konnten.

Erkrankte Mitglieder der beiden Sanitätseinheiten der Army wurden an Land in Krankenhäuser gebracht, gemeinsam mit Hunderten anderer Army Angehörigen, die behandelt werden mussten.

Sobald es den betroffenen Crew Mitgliedern wieder ausreichend gut genug ging, schlossen sie sich wieder den anderen bei der Desinfizierung des Schiffslazaretts und der Truppenunterkünfte an, die als Notlazarett verwendet worden waren. Diese beschwerliche Aufgabe beschäftigte sie noch tagelang.

Besatzungsfoto: Auch Krankenschwestern ganz vorne ...Die LEVIATHAN nahm ihren Betrieb wieder auf am 09. Oktober 1918 und kehrte nach New York zurück, um ihre Mission fortzusetzen, Tausende von Infanteristen an die Front nach Frankreich zu bringen - und im Anschluss wieder zurück. Das Schiff absolvierte noch 14 weitere Atlantiküberquerungen, bevor es außer Dienst gestellt wurde. Aber bei keiner der folgenden Reisen mussten die Männer und Frauen der LEVIATHAN Crew jemals wieder eine Epidemie solcher abenteuerlichen Ausmaße erleben.

Kurz vor der Außerdienststellung des Schiffes versammelte sich die gesamte Besatzung in Ausgangsuniform für ein Foto, was in jenen Tagen üblich war. Eher unüblich war dabei jedoch, dass man auf diesem Bild etliche Krankenschwestern in ihren gestärkten weißen Kitteln im Vordergrund der Gruppe stehen sieht - allerdings war dies wohl genau so angemessen wie ihre frühere Position ganz im Vordergrund bei der Sorge um die Kranken und Sterbenden während LEVIATHAN´s Epidemie auf See ...


© 2015-2020 Bill Lee, Deutsche Übersetzung: Explorer Magazin