Das Zelt muss drauf

Soweit so gut, aber leider noch nicht fertig: Während am alten Hänger das Zelt nur so weit zu ziehen war, bis es den Deckel frei gab, musste es nun komplett runter vom Deckel.

Das ging aber nur, wenn - befestigt an der Hänger Vorderwand -, ein kurzes Stück weiterer Schiene die hinteren Träger des Zeltes aufnehmen kann. Nur so kommt der Deckel frei und lässt sich öffnen. Diese Halterung musste ich zuerst konstruieren und dann bauen lassen. Die Konstruktion habe ich zweiteilig ausgelegt, das Unterteil wird dauerhaft an der Vorderwand angeschraubt, und nur wenn der Einsatz des Zeltes geplant ist, werden die Oberteile mit den Schienenstücken aufgesetzt und verschraubt. Da ich kein technischer Zeichner bin und auch keine Lust hatte, mit dem Schlosser über meine Zeichenfähigkeiten zu diskutieren, fertigte ich nach der wohl nur für mich lesbaren Entwurfsskizze ein 1:1-Modell aus Holz an, das er dann in zweifacher Ausfertigung nachbauen konnte (unten links).

Nach elender Wartezeit hatte der Schlosser dann endlich auch die Verwandlung von Holz in Metall geschafft: Nun wurde noch einmal nachgemessen und dann die Rohlinge probeweise montiert, alles passte. Puhh!

Konstruktionsskizze zum anfassen ... Aus Holz wurde Metall ...

Leider war ich im Vorfeld etwas zu schnell vorgegangen: Die schon montierten Rangiergriffe waren nun überflüssig, die fest angeschraubten Unterteile der Halterung übernehmen diese Funktion gleich mit. Also die Griffe wieder ab- und an die Rückseite des Hängers angeschraubt ...

Wieder alles demontiert wurde nach dem endgültigen Versäubern und Schleifen die Halterungen mit Hammerit Metallschutzlack gestrichen und dann endgültig angeschraubt. Um seitliche Kräfte zu kompensieren habe ich die beiden Schienenträger noch miteinander verstrebt (Bilder unten).

Es ist ja eine alte Weisheit, dass Umbau und oder Erweiterungen oft mehr Arbeit machen als ein kompletter Neubau. Das zeigte sich auch hier wieder: Ändert man irgendwo ein Maß, zieht dies das Nachbearbeiten an anderen Stellen nach sich. Der neue Hänger ist ja nicht nur länger und breiter als der alte, sondern auch insgesamt höher. Dadurch, dass das Zelt nun auch noch auf dem Deckel steht, erhöht sich das zusätzlich. So passten die zwei Stützen, die den vorderen Teil des Zeltes tragen, wenn es vom Deckel gezogen ist, in der Höhe auch nicht mehr. Die Anpassung war aber durch Austausch der mittleren 75 cm langen Trägerrohre gegen zwei mit einem Meter Länge relativ einfach.

Ich hatte Glück, in der Grabbelkiste beim Schlosser fanden sich zwei passende Rohrreste aus Edelstahl, die mir dann auch auf die richtige Länge gekürzt wurden und preiswert den Besitzer wechselten. Und das Nachbessern ging dann an der Tarpplane weiter: Hänger länger, da passten natürlich auch die Ösen in der Plane nicht mehr. Das war aber durch einfaches Setzen einer zusätzlichen Öse zu korrigieren. Zum Glück war die Plane von Anfang an etwas zu lang und hatte vorher an einer Seite einen Überstand, der die nun benötigte Länge hergab. Da stand er nun, und zumindest Rost wird den Hänger nicht mehr gefährden ...

Anpassen der vorderen Schienenträger ... Lackiert und fertig montiert, passt genau

Ich hatte auch überlegt, die Beine des Schiebegestells zu kürzen, um den Schwerpunkt tiefer zu legen. Aber zwei Argumente hielten mich erst einmal davon ab: Zum Einen, dass das nun etwas höher stehende Zelt den Hängerdeckel soweit frei lässt, dass man ihn gut als Ablage, quasi als Stehtisch, nutzen kann. Zum Anderen, ganz pragmatisch, das Einkürzen würde noch einiges mehr an Arbeit verursachen und dann auch noch weitere Schweiß- und Lackierarbeiten nötig machen.

Nicht jede Nacht wird das Zelt zwangsläufig vom Deckel gezogen. Bei Übernachtungen während der Fahrt bleibt das Zelt einfach auf dem Deckel montiert. Es funktioniert ja durchaus geplant auch so. Für diesen Fall habe ich dann die wichtigsten Utensilien zum einfachen Kochen und Wechselwäsche im Fahrzeug. Sobald dann längeres Stehen angesagt ist, wandert alles wieder in den Hänger.

"Pausenkoffer" für unterwegs ...

Dafür habe ich mir inzwischen als Neuerung - zugehörig zum Campanhänger - zwei "Pausenkoffer" eingerichtet, die dann zuerst im Zugfahrzeug mitgeführt werden. Der eine enthält alles was man braucht, um sich unterwegs einen Kaffee oder Tee zu kochen. Inhalt ist ein einfacher Gaskartuschenkocher, Wasserkessel, Tassen, Löffel, Zucker, Kaffeeweißer, Tee und Kaffee. Der andere enthält einen Klapphobo, einen Trangia Spiritusbrenner und 300 ml Spiritus, eine Klappmuurikka (finnische Grillpfanne), Besteck, Pfeffer und Salz, Pappteller und eine Küchenrolle. Damit kann man sich gut ein paar Eier in die Pfanne hauen oder ein Stück Fleisch oder Würstchen braten ...

Je nachdem, wo man bei einer Pause steht, kann man den Gaskocher oder rustikaler und mit mehr Power, den Hobokocher mit Holz oder auch alternativ mit Spirituseinsatz benutzen. Dieses Set lässt sich natürlich auch gut nutzen, wenn man ohne Hänger unterwegs ist und steht das Jahr über komplett bestückt in einem Regal in der Garage und ist bei Bedarf mit einem Griff im Auto ... (unten links). 

Die Pausenkoffer ... Fertig und abfahrbereit ...

Sollte sich der höhere Schwerpunkt doch als problematisch erweisen, kann ich die Gestellhöhe immer noch anpassen. Da das Zelt aber nur 48 Kg wiegt, erwarte ich keine Probleme (oben rechts).  

Fahrwerk und Beleuchtung

Das Fahrwerk des alten Hängers war ohne Zweifel besser, Einzelradaufhängung an V-Schwingen mit Stoßdämpfern. Der neue hat eine Torsionsgummifederachse. Den Unterschied konnte ich auf der Überführungsfahrt aus der Schweiz mit dem noch leeren Hänger deutlich spüren. Zum Glück können an den modernen Alkoachsen ohne Schweißarbeiten durch Stecken, Klemmen und Schrauben Stoßdämpfer relativ einfach und preiswert nachgerüstet werden. Das ist vor der nächsten Langstreckentour nach Skandinavien ebenfalls noch auf dem Plan. Dann bekommt der Hänger schließlich auch die Tempo-100-Genehmigung, die ich beim alten Hänger doch vermisst hatte ...

Als ich vor 8 Jahren den ersten Campanhänger gebaut hatte, war ich noch nicht vom Starklichtlampenvirus befallen. Inzwischen aber sammele ich diese Lampen und alte Sturmlaternen und nutze sie auch bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Und wo kann man sie besser einsetzen als beim Camping?

 Was also lag näher, als für den neuen Hänger auch gleich Halterungen zu konstruieren, um solche Lampen vernünftig zu befestigen? So baute ich sofort zwei rundum an der Hängerwand ansteckbare Halterungen mit Lampengalgen. Man kann die Lampen so aufhängen, dass die "Küche" und der Bereich vor dem Hänger gut beleuchtet ist. Die Stangen sind teilbar und so kann man sie auch verlängern und die Lampen höher hängen und damit den Lagerplatz großflächiger beleuchten.

Küche mit Starklicht ... Lagerbeleuchtung ...

Und da ich gerade bei Beleuchtung bin, innen am Hängerdeckel habe ich über der linken Seite, wo Ausrüstung und Klamotten lagern, eine dreistrahlige Batterie LED-Lampe angebracht, die manuell zu schalten ist. Auf der rechten Seite über der "Küche" und Nahrungsmittelkiste ist eine zweistrahlige Leuchte montiert, die sich auf Annäherung automatisch einschaltet und die, sobald sich niemand mehr im Sensorbereich befindet, nach einiger Zeit selbständig verlöscht.

In den Stauboxen ist auch je eine manuell schaltbare LED-Leuchte montiert. Sie kann auch so geschaltet werden, dass sich die Beleuchtung mit dem Anheben des Deckels einschaltet. So ist es möglich, auch in den Tiefen der Boxen noch etwas zu finden ...

Neue Touren können kommen ...

Endlich fertig: Deckel geht auf und das Zelt steht sicher ...Und so steht er nun da, auch das Zelt steht stabil und der Deckel kann geöffnet werden. Es kann wieder losgehen!

Der Umbau hatte nun doch etwas länger gedauert als ich erwartet hatte, dafür sollte jetzt aber Ruhe sein und die nächsten wenigstens 8 Jahre bringen dann hoffentlich keine Überraschungen - zumindest mit diesem Teil!


© 2015 Bernd van Ooy (Lodjur)


Anm. der Red.: Weitere Beiträge von Bernd finden sich in unserer Autorenübersicht!