Einreise: Auf (fast) geradem Weg bis Elbasan ...

1. Tag: Regensburg - Split (Fr, 23.05. - Sa, 24.05. / 1075 km)

Abends geht es los: Wir wollen die erste Nacht durchfahren, um schon mal eine ganze Strecke weit zu kommen, während Christoph schläft. Weit kommen wir nicht ohne Probleme - bereits in Österreich geht der Lichtschalter vom Landy kaputt.

Lichtschalter: Anfälliges Teil beim Landy ...Ein anfälliges Teil bei Land Rover, das schon ein paar mal Probleme gemacht hat. Mitten in der Nacht bauen wir auf einem Rastplatz bei Taschenlampenlicht den Schalter aus und überbrücken die Kabel. Erfolgreich: Jetzt hängt der Schalter im Fußraum im Weg herum ...

Die Weiterfahrt nach Slowenien ist problemlos: Über Salzburg, Villach, Ljubljana, Nove Mesto geht es weiter nach Südosten - wir überqueren die Landesgrenze in Metlika und erreichen schließlich Karlovac in Kroatien. Der Verkehr ist gering. Wir kommen durch viele Ortschaften mit ausgebrannten oder auch verlassenen Häusern: Viele Einschusslöcher sind in den Fassaden sichtbar. Einige Häuser sind dagegen wieder ausgebessert, andere schon frisch gestrichen. Insgesamt doch sehr traurig, durch dieses Ex-Kriegsgebiet zu fahren und zu wissen, wie viel Leid über die Bevölkerung gekommen ist ...

Rund um die Plitvitzer-Seen werden viele Privatzimmer vermietet. Fast an jedem Haus ist ein Schild angebracht.

Die Fahrt geht weiter bis Split, bis ans Meer. Wir folgen der Küstenstraße in südöstlicher Richtung, der Verkehr hat jetzt deutlich zugenommen. Einige winzig kleine Campingplätze liegen direkt am Meer. Wegen Wind und kaltem Wasser gehen wir nicht zum Baden, sondern machen einen Strandspaziergang. Tintenfisch und Cevapcici stehen danach auf der Speisekarte, noch können wir hier alles in Euro bezahlen ...

2. Tag: Split - Dubrovnik (So, 25.05. / 210 km)

Wir fahren die Küstenstraße weiter nach Südosten, kommen durch unzählige malerische Ortschaften mit viel Fremdenverkehr. Auf den Bergen sehen wir Burgen, die von der langen Geschichte dieser Region erzählen. Unter uns liegen immer wieder Badebuchten, die zum Verweilen einladen. Ohne Wartezeit kommen wir über die Grenze nach Bosnien/Herzegowina. Nur ca. 10 km fährt man durch "BiH", dann ist man wieder in Kroatien. Wir finden einen kleinen netten Campingplatz, weit über dem Meer am Berg gelegen. Eine romantische Treppe führt zum Meer ...

3. Tag: Dubrovnik - Montenegro (Mo, 26.05. / 125 km)

Am Vormittag besichtigen wir Dubrovnik: Eine wunderschöne alte Stadt mit verwinkelten Gassen, Plätzen, Treppen und einer riesigen Burganlage. Vieles wird noch repariert, was im Krieg beschädigt wurde oder ausgebrannt ist ... 

Dubrovnik - die Perle der Adria ...

Über unzählige Stufen steigen wir wieder bergauf zu unserem außerhalb der Stadt geparkten Auto. Wir fahren die Küstenstraße weiter bis an die serbisch-montenegrinische Grenze: Außer unseren Medikamenten, die der Zoll in einer Schublade findet, interessiert den Beamten aus Montenegro nichts, was wir so alles dabei haben. 

Auch hier sind noch Campingplätze in der Straßenkarte vermerkt. Wir finden den ersten und schauen uns diesen Platz genauer an: Wir wollen mit Christoph ja auch gerne ans Meer und an den Strand. 

Leider ist der Platz seit Jahren nicht mehr gepflegt worden, alte Wohnwagen stehen, mit Blättern fast zugedeckt, herum und ein paar Arbeiter versuchen, alles wieder in Stand zu setzen. Die Sanitäranlagen sind kaputt und ekelhaft verschmutzt. Bei der Frage nach dem Preis für die Nacht haut es uns dann fast um: 16 EUR soll es kosten! Wir versuchen zu handeln, aber angeblich verlangt allein die Polizei 6 EUR für die Anmeldung. Viel zu teuer für diesen verfallenen Platz! Wir fahren weiter: Es gibt laut Karte noch einen anderen Campingplatz in der Nähe ...

Schildkröte an der Küste von Montenegro ...Die Hotels am Meer mit eigenem Strand sind mit überwiegend deutschen Urlaubern schon wieder sehr gut besucht und alles ist tip-top gepflegt.

Der nächste Platz einige km weiter schockiert uns dann nach genauerem Hinsehen noch mehr: Die Miet-Wohnwagen von früher sind geplündert und kaputt, alles ist demoliert, die Wege sind verfallen, die Gebäude vermutlich von Flüchtlingen belegt. 

Wir machen, das wir weg kommen, um bald einen passenden Platz für die Nacht zu finden. Einem Schild, das Privat-Zimmer anpreist, folgen wir und sind endlich erfolgreich: Wir dürfen vor dem Haus campieren, weil das einzige Zimmer bereits vermietet ist ...

4. Tag: Montenegro - Albanien (Skoder) (Di, 27.05. / 141 km)

Nun geht´s ins Landesinnere nach Podgorica. Wir fahren mit der Fähre über die Bucht von Kotor (überall können wir immer noch mit Euro bezahlen). Zigeuner betteln uns um Geld an. Wir wollen noch tanken und stellen fest, dass auch die Zapfsäulen in Euro ausgezeichnet sind: Haben sie hier wirklich noch eine eigene Währung?

Laut Straßenkarte müssen wir nach Osten abbiegen. Ohne Wegweiser "Albanien" fahren wir auf Vermutung in diese Richtung. Die Straße wird immer schmaler, links und rechts entlang blühen Hecken. Sind wir noch richtig oder ist das nur noch ein Feldweg? Es kommen uns einige albanische Pkw entgegen und so fahren wir weiter ...

An der Grenze angekommen müssen wir zuerst mit dem Fahrzeug durch ein Desinfektionsbad, das kostet 1 EUR. Pro Person verlangt Albanien für die Einreise 12 EUR, ein Visum ist nicht notwendig. Nach kurzer Zeit sind wir abgefertigt und können ohne Probleme einreisen. Unser erster Eindruck nach wenigen km: sehr schlechte Straßen, offenbar nur Mercedes-Fahrzeuge unterwegs, unzählige kaputte Autowracks am Straßenrand, schöne gepflegte Häuser und Gärten, unheimlich viele Bunker.

Wir wollen erst mal Mittagspause machen und fahren einen Feldweg entlang bis zum Shkodër-See.

Nachmittags erreichen wir dann Shkodër: Auf den ersten Blick eine nicht sehr schöne, ärmliche Stadt mit breiten, sehr schlechten Straßen, aber wenig Verkehr, viele geschlossenen (?) Geschäften, verfallenen Häusern. Wir besichtigen die Burg. Auch hier können wir wieder in Euro zahlen. Eine riesige Anlage: Im Restaurant haben wir einen tollen Ausblick auf die schöne Landschaft unter uns. Wir beschließen, am See entlang zu fahren und eine Möglichkeit zum Übernachten zu suchen ...

Riesige Anlage: Die Burg von Skoder ...

Die Straße zieht sich am Ufer entlang, immer wieder Restaurants und kleine Badestrände, aber keine Möglichkeit, das Auto parken zu können. Als wir schließlich umkehren wollen, stehen wir plötzlich vor einem Tor. Ein nettes Ehepaar öffnet uns: Wir sollen das Auto reinfahren und bei Ihnen übernachten!

Direkt am Seeufer stehen wir auf dem Kiesstrand. Wir dürften auch in einem Zimmer schlafen, die sie hier vermieten. Abends braten wir noch frische Fische am Lagerfeuer. Bis wir einschlafen hören wir die Frösche quaken. Der Muezzin weckt uns am frühen Morgen ...

5. Tag: Skoder-See (Mi, 28.05. / 0 km)

Wir beschließen kurzerhand, einen weiteren Tag an diesem wunderschönen Ort zu bleiben und zu faulenzen. Das Wetter ist heiß und so bauen wir das Sonnensegel auf und gehen zum Baden. Wir entdecken eine ganze Menge Schlangen im Wasser und wollen gar nicht mehr hinein gehen, aber angeblich sind die harmlos ..!

Idylle am Skoder-See ... ... mit gewöhnungsbedürftigen Schlangen ...

6. Tag: Kruja (Do, 29.05. / 95 km)

Weiter Richtung Tirana: Die Straße ist verheerend, viele Schlaglöcher, eigentlich eine einzige steinige, holprige Piste. Die Straße wird neu hergerichtet, das kann aber wohl noch dauern. Die neu geteerten Abschnitte sind nur kurz. Wir fahren nach Kruja und kommen an vielen Kalkbrennöfen vorbei. Unmengen Brennholz stapelt sich vor jedem Ofen. Wir wollen uns die Burg von Skanderbeg anschauen, dem Nationalhelden Albaniens. Unterhalb der Burg liegt der alte Basar mit schönen alten Holzhäuser. Thomas und Christoph lassen sich beim Bader die Haare schneiden für 2 Dollar ...

Landy auch in der Innenstadt sinnvoll ... :-)

Die Burg von Kruja ...

Auf dem Rückweg schauen wir uns einen der Brennöfen mal genauer an: Dieser Besitzer verheizt aber kein Holz, sondern wohl den Müll vom ganzen Dorf.

In einem kleinen Dorf nahe Fushe-Kruje fragen wir nach Übernachtungsmöglichkeiten. Die Dorfkinder sind begeistert über die Abwechslung und Christoph´s Wasserpistole. Ein norwegischer Missionar und sein albanischer Mitarbeiter Valter, ebenfalls Missionar, kommt zufällig vorbei und lädt uns für den nächsten Tag zu sich ein.

7. Tag: Tirana (Fr, 30.05. / 79 km)

Wir fahren in die Stadt, bis wir den Hauptplatz mit Oper, Skanderbeg-Denkmal und Moschee erreichen, suchen uns dann in einer Nebenstraße vor einem Café einen Parkplatz ...

In der City von Tirana ...

Von dort machen wir die Stadt unsicher: Rund 5 Stunden laufen wir einige Straßen und Sehenswürdigkeiten ab. Alles muss sich sehr verändert haben, unser Reiseführer aus der früheren Zeit beschreibt alles anders. Mädchen in den modischsten Klamotten, überall Boutiquen, ein jeder mit Handy, Pizzerias und Restaurants an jeder Ecke.

Abends fahren wir nach Fushe-Kruja zurück und rufen den albanischen Missionar an, der uns von dort abholt. Valters Haus liegt unterhalb der Berge. Direkt am Berg entspringt eine Schwefelquelle. Eine Höhle mit Fledermäusen und Tropfsteinen gehört auch noch zum Familienanwesen. Wir werden zu einem leckeren Abendessen mit Salat, Cevapcici, Joghurt und Gurken, Reis und Bohnensuppe im Kreise der ganzen Familie eingeladen. Valter meint, er hätte gestern Angst um uns gehabt, da er die Leute kennen würde und viele leider kriminell geworden wären. Uns ist nichts abhanden gekommen. Glück gehabt ?!

8. Tag: Tirana - Elbasan (Sa, 31.05. / 79 km)

Thomas schaut sich am Morgen die Höhle gemeinsam mit Valter genauer an. Valter bietet uns an, bei ihnen zu duschen, was wir gerne annehmen. Die Kinder verstehen sich trotz der verschiedenen Sprachen ausgezeichnet und spielen ausgelassen miteinander.

Wir nehmen Abschied und sind wieder unterwegs: Als wir eine Schlosserei entdecken, lassen wir uns kurz entschlossen ein Tischgestell bauen, da wir unseres zu Hause vergessen haben und nur in der Kabine den integrierten Tisch benutzen können. Als der Tisch nach 2 Stunden Arbeit fertig ist, wollen wir bezahlen. Doch das lässt der Meister nicht zu, schenkt uns das Tischgestell und lädt uns sogar noch zu einem Mokka ein.

In Tirana müssen wir einige Male nach dem richtigen Weg nach Elbasan fragen, da keine Beschilderung vorhanden ist. Die Strecke führt uns durch ein schönes Tal, über einen Bergpass mit Serpentinen, immer rauf und runter. Von einer Anhöhe aus sehen wir auf Elbasan hinunter und erblicken eine Menge verfallene und stillgelegte Metallfabriken ...

Soweit das Auge reicht: Stillgelegte Metallfabriken ...

Wo werden wir da wohl übernachten können? Wir fahren ein Stück Richtung Stadt und fragen bei einer Familie, die gerade an ihrem neuen Haus arbeitet. Wir werden durch das Haus geführt und dürfen bleiben: Wir bereiten für uns alle eine leckere Mahlzeit aus den 11 Eiern, die uns Valter´s Familie geschenkt hat. Abends zeigt uns Aphrodite, die Frau des Hauses, ihr Hochzeitsvideo: Eine ganz andere Feier als bei uns und die Braut hat hier wohl nichts zu lachen, da sie immer mit versteinertem Blick zu sehen ist ...


© Text/Bilder 2004 ASR