Tag 6, Mittwoch: Marseille

Wieder liegen wir am Kai - heute planmäßig in Marseille. Kommando "Alle an Bord" gilt laut AIDA HEUTE bereits um 17:30 Uhr. Offenbar soll schon gegen 18:00 Uhr abgelegt werden, um die ca. 360 km bis Barcelona in erneuter Schleichfahrt schaffen zu können - ob man wirklich so früh heute Abend in Marseille weg kommt ..?

In der Ferne bereits erkennbar das Wahrzeichen Marseilles, die berühmte Basilika Notre-Dame de la Garde. Wir liegen am Pier 5 und dem Provence Cruise Terminal - vor der AIDAmar hat die MSC Poesia festgemacht, die mit ihren Gästen ebenfalls den heutigen Tag in Marseille zubringt und die wir auf unserer Tour nicht nur einmal treffen. Ebenfalls gegenüber wird gerade die Tanit gewartet, die Fähre der CTN "TUNISIA ferries", zu der auch die bei allen Afrika-Fahrern berühmte Carthage gehört. Die Wettervorschau auch heute bestens: leicht bewölkt, 22°C, was will man mehr um diese Jahreszeit? Sonnenuntergang ist heute um 17:24 Uhr Ortszeit, also kurz bevor wir alle wieder an Bord sein sollen ...

Marseille: In der Ferne das Wahrzeichen der Stadt ... Einfahrt in den Hafen ... Die `Tanit´der CTN ...

Ausflüge kann man von hier aus etliche machen, darunter natürlich auch in die Provence. Aber nach Frankreich 2010 und auch der Rhône-Weintour erst im April dieses Jahres werden wir heute bestimmt nicht nochmals dorthin fahren, auch wenn z.B. der Pont du Gard und andere Rhône-Schätze sicher immer wieder eine Reise wert sind ...

Wir werden also heute lediglich nach Marseille fahren, und da man es dabei auch einmal gemütlich haben kann, wird die Bustour "Marseille klassisch" erst gegen Mittag starten: Um 13:15 Uhr ist der Treffpunkt im Theatrium auf Deck 9 anzusteuern und um 17:30 Uhr ist der Ausflug dann zu Ende - gleichzeitig mit "Alle an Bord". Dass es heute in "gefährliche" Gefilde geht, zeigt schon der Hinweis in unserem Tagesblättchen mit den "Tipps für Ihren sicheren Landgang": "Wir empfehlen Ihnen, Wertsachen an Bord zu lassen, nur kleine Geldbeträge mitzunehmen und Ihre Geldbörsen und Handtaschen gut im Blick zu behalten. Präsentieren Sie Kameras, Geld und teure Schmuckstücke nicht zu offensichtlich ..." Offenbar gab es gute Gründe, Orte wie den heutigen in der Vergangenheit nur großräumig zu umfahren, außer der Verkehrssituation hier - da wir aber leider überhaupt keine teuren Schmuckstücke besitzen, sollten wir den "Landgang" trotz allem irgendwie überstehen können ...

Alltag herrscht auch heute vormittag auf dem Schiff: Während draußen vor unserem Kabinenbalkon an einem Rettungsboot der AIDAmar gearbeitet wird, proben im Theatrium schon wieder die Artisten für die morgige Abend-Show. Wir genießen den freien Vormittag an Bord. Bei einem Rundgang über das Pooldeck hören wir eine Durchsage von Kapitän Cramer: Niemand solle sich erschrecken, wenn gleich ein Passagier-Dummy am Schiff vorbei treiben würde, man plane eine Seenot-Rettungsübung ...

Wieder mal in der Nähe: Die`MSC Poesia´... Arbeiten am Rettungsboot ...
... und Proben für eine Abendveranstaltung ... Missglückter Versuch einer Seebestattung ..?

Es gibt für uns nur einen Ort, wo man diese Übung heute morgen am besten verfolgen kann: auf unserem Kabinen-Balkon, der hervorragende Sicht auf den treibenden Dummy erlaubt. Das Alarmsignal ist schon lange ertönt, als wir endlich in die Kabine gehastet kommen: Draußen treibt aber immer noch ganz einsam der Dummy, weit und breit sind keine Retter in Sicht. Suchen die etwa noch nach passender Bekleidung ..?

Nach endlos erscheinender Zeit wird schließlich das in Richtung Bug befindliche Schlauchboot auf unserer Steuerbordbordseite zu Wasser gelassen: Als über Bord gegangener Passagier würde man sich schon fragen, warum die drei Herren wohl bis jetzt gebraucht haben, aber wenn man ihre Anzüge sieht, ahnt man, dass die Anprobe schon ihre Zeit braucht. Aber den Rest will man als Passagier wohl noch viel weniger erleben: Kaum ist das Boot im ruhigen Fahrwasser des Marseiller Hafens zu Wasser gelassen, beginnt es wild zu kreisen und kracht wieder gegen die Bordwand, da der "Steuermann" so etwas wohl vorher noch nie gemacht hat. Man kommt nicht umhin, darüber nachzudenken, ob es sich hier wohl eher um den gescheiterten Versuch einer Seebestattung handelt, als das Manöver seinen Fortgang nimmt.

Im "Großkreis" nähert sich das Schlauchboot schließlich dem Dummy, der nun zunächst unter dem Boot ertränkt und dann gequetscht wird: Unter Wildwasserfahrern nennt man das "Eskimotierrolle", was die Retter hier mit dem Dummy praktizieren, bevor sie sich weiter der Schiffswand nähern. Irgendwann wird der "Gerettete" rein- und wieder rausgehievt und verschwindet schließlich im Schiff. Die Retter rotieren mitsamt ihrem Schlauchboot wieder zurück ... Fragen stellen sich uns nun auf unserem Beobachter-Balkon: Wie wäre so ein Manöver wohl auf offener See bei heftigem Seegang abgelaufen? Wer hätte die Retter wieder gerettet? Und warum hat der Kapitän die "Retter" wieder so schnell zurückbeordert, statt sie noch ein Viertelstündchen im Marseiller Hafen mit ihrem Gefährt üben zu lassen? Doch nicht etwa wegen der Zuschauer, oder ..?  

Es wird schließlich Mittag und wir steigen in unseren Bus. Der wird uns nun mitten durch das Verkehrsgewirr von Europas Kulturhauptstadt 2013 bringen: Natürlich halten wir vor der Festung und ehemaligen Gefängnisinsel Château d´If , auf der einst Alexandre Dumas seinen berühmten Graf von Monte Christo ansiedelte. Vorbei an diversen anderen Sehenswürdigkeiten wie z.B. der Kathedrale Sainte-Marie-Majeure geht es bis hinauf zum schon erwähnten Wahrzeichen der Stadt. Die Basilika Notre-Dame de la Garde, die als "Beobachtungsposten" in über 150 m Höhe über der Stadt thront und von der man eine grandiose Aussicht auf Marseille und seinen Hafen hat. Seit Jahrhunderten genutzt als Wachposten und militärischer Standort ist sie natürlich auch als Kirche und als Wallfahrtsort bekannt: Die in der Basilika hängenden Votivgaben, zumeist Schiffsmodelle, zeugen von ihrer langen Geschichte als Wallfahrtsort der Seeleute.

Vorbei an der Kathedrale Sainte-Marie-Majeure ... Europas Kulturhauptstadt 2013 lässt grüßen ... Der Anblick lohnt die gefährliche Straßenüberquerung ... ;-))
Kriegerdenkmal mit Blick auf die Gefängnisinsel ... Hier hauste der Graf von Monte Christo: Gefängnisinsel Château d´If ...
Ausblick: AIDAmar Suchbild 1 ...
Ausblick: AIDAmar Suchbild 2 ...
Basilika Notre-Dame de la Garde ...
Schiffsmodelle als Votivgaben ...
Prächtig: Das Innere der Basilika ...

Aufgrund eines Missverständnisses sind wir diesmal der Grund für eine viertelstündige Verzögerung der Busabfahrt - in Anbetracht der grandiosen Aussicht will uns hier allerdings heute niemand teeren und federn. Es geht zurück durch die Stadt, wo wir bereits kurz danach im Stau der Rush hour endgültig steckenbleiben - auf einer Straße, die rechts und links in einer Weise zugeparkt ist, dass man sich nicht vorstellen kann, dass hier irgend jemand irgend wann tatsächlich wieder ausparken kann - wie schaffen das wohl die Franzosen bei jeweils rund 5 cm Abstand zur vorderen und hinteren Stoßstange des Parknachbarn ..?

Auf der Rückfahrt beginnt es zu dunkeln und uns beschäftigt die Frage, wie lange die AIDAmar wohl auf uns warten wird. Die heutige Reiseleiterin aus dem Clubteam des Schiffes beruhigt: Ohne sie würde das Schiff bestimmt nicht ablegen. Aber ohne uns auch nicht ..?

Berühmter Seifenort ... In Hafennähe ...
Kleiner Stau ... ... und großer Stau: Großräumiges Umfahren angeraten ...
Aufbau Riesenrad kommt voran ... Am Palais Longchamp ... Letzter Blick auf das Wahrzeichen ...

Wir erreichen die Anlegestelle der AIDAmar wenige Minuten vor "Alles an Bord": Vor dem Schiff sind einige Stände aufgebaut, hier kann man unter anderem die berühmten Marseiller Seifen kaufen, die wir unterwegs schon in Läden mit Aufschriften wie "La Savonnerie Marseillaise" gesehen hatten. Schnell werden noch einige Stücke eingekauft, die Hände am Schiffseingang desinfiziert, die Bordkarten einmal geprüft und einmal gescannt und schon umgibt uns wieder die Schiffsatmosphäre: Hier scheint wohl auch heute das Lächeln zu Hause zu sein ...

Wieder beim Lächeln zu Hause ... Die Abendveranstaltungen warten ...

Der Abend wird noch viel bereithalten: Nach dem Abendessen warten die Shows und im überfüllten Brauhaus wird später "Champions League: Borussia Dortmund - FC Arsenal" gegeben - offenbar eine Veranstaltung, die die Massen anzieht und die, wie man weiß, Dortmund mit 0:1 verlieren wird. mehr Freude haben sicherlich die Teilnehmer einer exklusiven Veranstaltung, die beim Ablegen in Marseille beginnt: Unter dem Titel "Rossini einmal anders" wird ein exklusiver Genuss angeboten, bei Abendstimmung in der "Anytime Bar" auf Deck 12 können die Gäste hier das Ablegemanöver im Hafen von Marseille beobachten und anschließend im Gourmet-Restaurant das Vielgänge-Menü genießen. 

Wir verzichten auf das 42,50 EUR pro Person Event, da wir den Abend anders gestalten wollen - schließlich wird hier für jeden etwas geboten und auch so ein 0:1 kann durchaus seine Reize haben, oder ..?


© 2014 J. de Haas