So, 06.05.01: Auf dem Klettersteig ...

Schon wieder 7:30 Uhr: Erneut gutes Frühstücksbuffet am Camp, wieder sehr bemüht die Wirtsleute der Gaststätte, die freundliche Dame von gestern erinnert sich heute morgen bei jedem, ob er am Vortag Tee oder Kaffee hatte - was will man mehr ..?

Ein Held vom Klettersteig - wie Reinhold Messner ohne Sauerstoff ...Das Wetter könnte heute morgen kaum schlechter sein: Die Berge gegenüber sind von dichten Wolken verhüllt, es regnet leicht - alles in allem keine optimalen Voraussetzungen für unseren heutigen Ausflug auf den Klettersteig, wie es scheint. Wir verlassen das Camp und parken den Explorer in der Nähe des "Platschnass-Stadels", wo heute morgen Näheres zum Klettersteig zu erfahren sein soll.

Wieder ist eine (diesmal halbstündige) Autofahrt erforderlich, denn der Klettersteig liegt bei der Ortschaft Oberried - erneut werden Fahrgemeinschaften gebildet, als mitgeteilt wird, dass sich das Wetter am Zielort bessert.

Diesmal geht es im Konvoi Richtung Oberried - ein Oudoor-Wochenende mit nun schon etlichen Fahrkilometern! Aber offenbar kann man nicht alles, was so an Gelände bei faszinatour benötigt wird, direkt in Haiming vor der Haustür haben ...

Kaum ausgestiegen, wird bereits die Ausrüstung ausgegeben: Helm und ein Gurtgeschirr, das uns sehr an die Hundegeschirre unserer Husky-Freunde erinnert, dann aber doch leichter angelegt werden kann, wenn auch mit Hilfe unserer drei Guides, die den Aufstieg begleiten werden ...

Gut 10 Personen sowie die Guides machen sich auf den Weg zum Klettersteig: Wir wollen zum Jubiläums-Klettersteig am Lehner Wasserfall, einem Klettersteig, der als schönster von Tirol gilt und auf dem es 180 Meter hinauf geht - beim Anmarsch zu Fuß beginnt man sich bereits vor dem Fußpunkt des Klettersteigs zu fragen, ob man hier heute morgen wirklich richtig ist ...

Über eine schmale Brücke nähert sich unser Team dem Klettersteig: Er wirkt von unten mehr als beeindruckend, zumal es direkt vom Start weg senkrecht hoch geht, und danach?

Die Guides stellen die Regeln klar: Von den 2 Karabinerhaken muss immer mindestens einer am Drahtseil entlang des Klettersteigs befestigt sein, wer dabei erwischt wird, dass beide zur gleichen Zeit gelöst sind, soll mindestens einen Kasten Bier ausgeben müssen, falls nichts schlimmeres danach passiert ...

Und dann kommt für die Ersten der Gruppe der Einstieg - er ist so "haarig" (vermutlich absichtlich zum Abschrecken!), dass zwei Teilnehmerinnen zurück bleiben, eine davon ist bereits 2-3 Meter hoch, als sie wieder umdreht. Sicherlich eine mutige Entscheidung, die den einen oder anderen nachdenklich macht: Da wir unsere Kamera auf Rat eines Guide zurück gelassen haben, kann man sich nicht einmal damit heraus reden, jetzt von unten nur noch Bilder machen zu wollen ...

Doch dann geht es Schlag auf Schlag. Wenn man erst einmal den Anfang hinter sich gebracht hat, ist in Hinblick auf den "inneren Schweinehund" bereits das Schwierigste geschafft - Umkehren geht von da an eigentlich kaum noch!

Der Anmarsch zum Klettersteig ... Kerstin auf dem Weg nach oben ...
Verdammt senkrecht gehts da hoch! Christoph bei der Anseil-Vorführung ...

Und so nimmt die Strecke die Wand hinauf ihren Verlauf, sie ist doch länger, als man so denkt, und hinter jeder Ecke geht´s erst mal unaufhörlich weiter - gut, dass es zwischendurch den wunderbaren Ausblick auf den Wasserfall gibt. Und da rächt es sich dann, wenn man die Kamera zurück gelassen hat ... 

Während auch der Blick des Teleobjektivs von unten zeigt, wo wir gerade herum klettern, geht doch nichts über die direkte Perspektive vom Klettersteig aus: An dieser Stelle unseren herzlichen Dank an Christoph und Kerstin, die ihr Versprechen gehalten haben und uns die "Actionfotos" von "unserem" Klettersteig zur Verfügung gestellt haben! 

Blick von unten: Das Tele machts möglich - wo krabbeln sie denn?

Nur noch 50 Meter??

Oben angekommen muss man mich erst überreden, den Karabinerhaken vom Drahtseil zu lösen: Nicht dass ausgerechnet hier noch ein Kasten Bier fällig wird! Aber nein, wir sind wirklich angekommen, das Drahtseilende liegt oben auf dem Hang.

Vom Guide persönlich mit Handschlag beglückwünscht fühlt man sich gleich wie ein "echter" Gipfelstürmer: Der Eintrag ins Gipfelbuch mit Namen, Datum und natürlich Internet-Adresse macht noch einmal soviel Spaß. 

Auch die vielfältigen Arrangements für die Gipfelfotos sind einfach nötig, schließlich muss so eine bergsteigerische Spitzenleistung doch honoriert werden. Immerhin alles ohne Sauerstoff!

Äußerst zufrieden mit unserer heutigen Leistung sammeln wir uns wieder zum Abstieg: Sollte etwa noch jemand auf die Nase fallen, als es, ohne angeseilt zu sein, wieder zu Tale geht? In der Tat ist es auf dem Weg runter echt rutschig, allerdings stellt er für die gipfelerprobte Crew kein ernsthaftes Hindernis dar ...

Wir erreichen wieder unser "Fahrgemeinschafts-Vehikel" und machen uns auf die erneute Rückfahrt nach Haiming - wie viele Kilometer haben wir hier in der Umgebung eigentlich in den letzten Tagen gemacht?

Noch ein letztes Mal geht es zum Mittagessen ins "Platschnass-Stadel". Als die gepfefferte Rechnung für ein paar Spaghetti kommt, erinnern wir uns schlagartig wieder: Fast hätten wir vergessen, dass es ab heute Mittag wieder kostenpflichtig ist - die Vollpension der letzten Tage gehört ab sofort wieder der Vergangenheit an ...

Geschafft: (Fast) alle sind oben angekommen!Wir besteigen das Redaktionsfahrzeug und nehmen wieder Kurs auf München. Eine insgesamt gelungene Veranstaltung, wir bereuen nicht, hier gewesen zu sein. Die erste "Hausmesse" von Süd-West war sicher auch so eine Art Generalprobe, Wiederholungen sind vermutlich nicht ausgeschlossen.

Sicher könnte man in Zukunft noch das ein oder andere verbessern, so wäre es z.B. nett gewesen, die kleine Messe der Hersteller zu verlängern, die aber bereits am Samstag wieder abgebaut war. Allein in unserer Umgebung fanden sich etliche Interessenten, die sogar ein Zelt oder einen Schlafsack direkt vom Fleck weg gekauft hätten - allerdings war da kein Verkäufer mehr da ...

Auch die vielfältigen Wege zwischen den Standorten könnte man vielleicht reduzieren bei entsprechender Vorauswahl oder aber auch das Camping verstärken: Warum nicht einmal alle im Camp z.B. auf dem Schalklhof? Peter würde sich wahrscheinlich bedanken, aber uns hätte es bestimmt Spaß gemacht ...

Auch die Organisation der Veranstaltungen wäre neben dem schon Erwähnten möglicherweise zu verbessern gewesen: Schließlich hatten wir eine Aktivität im Hochseilgarten nur deshalb ausgelassen, weil dieser angeblich abgesagt war - die volle "Action" dort einen Tag später bewies allerdings das Gegenteil. Den Adventure Parcours hätten wir nach den zu hörenden Kommentaren nicht unbedingt haben müssen: "Angeseilt im Wald spazieren gehen" war die nette Beschreibung eines Teilnehmers, der Süd-West-Manager schaute natürlich pflichtschuldigst entsetzt, als er das hörte ...

Insgesamt aber eine positive Veranstaltung, die Lust auf eine Wiederholung macht. Es bleibt der Eindruck, dass man "da" mal wieder hin fahren kann - warum nicht vielleicht mal zu einem viertägigen Wildniskurs bei Peter ..?


© 2001 J. de Haas, Bilder Klettersteig: Christoph Blasius, Kerstin Schwarz