Großsegler "Rickmer Rickmers"

"Das schwimmende Wahrzeichen Hamburgs"


Wer z.B. bei einem Ausflug nach Hamburg einmal an den Landungsbrücken des Hamburger Hafens angekommen ist, kann neben dem Abfahrtspunkt der Abicht-Fahrgastschiffe gleich noch auf einen großen grünen Museums-Segler klettern: den im Jahr 1896 in Bremerhaven als "Vollschiff " aus Stahl gebauten Frachtensegler Rickmer Rickmers. Benannt nach dem jüngsten Enkel des Gründers der Rickmers Reederei, der auch als Galionsfigur am Bug des Seglers angebracht ist, wurde das 97 m lange und 12,20 m breite Schiff, das einst mit einer Segelfläche von rund 3.500 qm unterwegs war, aus einzelnen Stahlplatten zusammengenietet.

Eindrucksvoll bei Tag und Nacht: Die "Rickmer Rickmers" ...Der eindrucksvolle Großmast hat eine Höhe von 47 m über Kiel, der Segler ist ein Beispiel für einen seinerzeit gängigen Schiffstyp, der mit einer kleinen Besatzung vergleichsweise große Ladungen transportieren konnte. Fast 3.100 Tonnen Fracht konnte das Schiff verkraften, das 27 Jahre lang unterwegs war.

Natürlich weiß so ein Abicht-Käpt´n während der Vorbeifahrt am Segler auch dazu echte Schauergeschichten zu erzählen: Von eingelegtem Fleisch voller Maden, von Brackwasser und anderen Scheußlichkeiten, mit denen sich die gut 20 Besatzungsmitglieder an Bord herumschlagen mussten, für die es seinerzeit weder Urlaub noch sonstige Annehmlichkeiten gab während ihrer Fahrt.

Das Schaudern darüber ist beim Rundgang durch das Schiff deutlich geringer: Wenn man aus den Mannschaftsquartieren herüber zur Offiziersmesse kommt oder zur Kapitänskajüte und zum Navigations- und Funkraum, könnte man sich durchaus vorstellen, dass es eine spannende Seereise werden könnte ...

Die wechselvolle Geschichte des Seglers, der auch zwischenzeitlich im Besitz der portugiesischen Marine war, nahm eine positive Wendung, als 1983 der Verein "Windjammer für Hamburg e.V." mitteilte, dass er den Segler als Museumsschiff für den Hamburger Hafen zu restaurieren gedenke. Anlässlich des 794. Hafengeburtstags wurde das Schiff nach Hamburg geschleppt. Rund 50 freiwillige Helfer unterstützten fortan an vielen Wochenenden die Arbeiten der Werft.

Stahlplatten wurden sandgestrahlt und gestrichen und auch der Innenausbau wurde in Angriff genommen. Die Verlegung eines neuen Holzdecks erfolgte und auch die Takelage wurde vervollständigt. Eine der beiden Dieselmaschinen wurde instandgesetzt und die zweite durch eine Dampfmaschine ersetzt, um den heutigen Museumsbesuchern die drei Antriebsarten Wind, Dampf und Diesel des letzten Jahrhunderts vorführen zu können.

Vier Jahre später, im Herbst 1987, wurde die Rickmer Rickmers schließlich in eine neu gegründete Stiftung eingebracht, die keine öffentlichen Zuschüsse erhält. Hier kann man Fördermitglied werden und das Schiff ist seitdem am Fiete-Schmidt-Anlieger als Museumsschiff zu besichtigen und gilt mittlerweile als "Das schwimmende Wahrzeichen Hamburgs". Ein Bordrestaurant ermöglicht dem hungrigen und durstigen Touristen wohl heutzutage mehr Annehmlichkeiten, als sich die Besatzung des Schiffes seinerzeit je hätte vorstellen können ...


Mit einem Schreiber-Bogen war es nicht getan ...In Anbetracht der interessanten Geschichte des Großseglers und seiner Bedeutung als "schwimmendes Wahrzeichen Hamburgs" mussten wir den natürlich auch in unserem Modellkeller haben: Bevor wir das Schiff verließen, nahmen wir deshalb auch noch den dort angebotenen Schreiber Modelbaubogen 719 (6,5) im Maßstab 1:200 zum Großsegler Rickmer Rickmers mit.

Es sind zwar nur gut 6 Bögen, die dieses Kartonmodell hat, aber mit einer angegebenen Länge von 49 cm sollte es eigentlich ein ganz ordentliches Teil werden. Nun ja, zumindest der Bau wurde dann aber ein "ganz besonderes" Erlebnis, denn wie nur selten zuvor bei Modellen befand sich dieses eine Zeitlang in echter Gefahr, in der Mülltonne zu enden ...

Leider erwies sich der Bau des Schiffsrumpfes als schwierig und mangelnde Passgenauigkeit erschwerte die Arbeiten, wie die Bilder unten zeigen. An wem oder was lag es nun? Alle Spanten waren genau ausgeschnitten worden, aber von uns z.T. mit Karton verstärkt - möglicherweise ein Effekt, der hierbei nicht einkalkuliert wurde. Auf jeden Fall drohte das Modell letztlich furchtbar auszusehen und die Überlegung, es in die Tonne zu hauen, gewann Oberhand.

Doch dann meldete sich im letzten Moment der verletzte Stolz des Modellbauers: Vom Aue-Verlag, der auch den Schreiber-Shop betreibt, wurde ein weiterer Rickmer Rickmers Modellbaubogen geordert - wer wollte schon auf rund 15,- EUR + Versandkosten achten, wenn es um die Ehre geht ..?

Der zweite Bausatz konnte nun als Ersatzteillager und Reparaturwerkstatt herhalten - passende Stücke wurden in großem Umfang im Bereich des Rumpfes zur Ausbesserung verwendet und zu guter Letzt war das Modell einigermaßen ansehnlich, wie man erkennen kann. In Anbetracht der Papiermasten wurde auf eine vollständige Takelage verzichtet und nur die "Hauptseile" sorgen für einen einigermaßen realistischen Anblick.

Während die echte Rickmer Rickmers im Hamburger Hafen keine Segel mehr hat, wurde das Modell in der Version mit gerefften Segeln gebaut. So ist zumindest eine große Ähnlichkeit mit dem Hamburger Original gegeben. Auf jeden Fall aber hat es auch bei uns drei Masten - im Gegensatz zu dem Schiff, das wir im Miniatur Wunderland als Rickmer Rickmers glauben erkannt zu haben ...

Ach ja, eine erfreuliche Nachricht gibt es noch im Zusammenhang mit dem Bau dieses Modells: Der Verzicht auf unseren geliebten und aus dem Handel genommenen Kartonkleber Wiccoll ist mittlerweile besser zu verschmerzen - Kittifix von der Leipziger Möko-Klebstoff GmbH konnte sich in der Zwischenzeit ausreichend bewähren und erweist sich als sehr empfehlenswerter Wiccoll-Nachfolger!


Die Spanten sind fertig ... Verstärkung mit Pappe wirklich sinnvoll? Kurz vor der Tonne ... Heckbeplankung wieder entfernt ...
Passgenauigkeit ..? Rumpf und Bug lassen zu wünschen übrig ... Mit Hilfe eines Ersatzteil-Baubogens fertiggestellt ... Gegensatz zum Original: Gereffte Segel ...
Papiermasten mahnen zur Vorsicht ... Etliche Details an Bord ... Aufwändiger Bug ... Beiboote müssen sein ...

© 2014  J. de Haas